Die Jakobskirche. Otto van Veen, Rubens Lehrmeister, hat hier über dem hohen Altar die Einse- tzung des heil. Abendmahls gemahlt. Nur das Stück möcht' ich alle Tage sehen! Unser Erlöser sitzt, wie ein respektirter, zärtlicher und geliebter Vater, der mit seinen Kindern von seinem Tode spricht, da, alles um ihn herum ist Ohr; einer sieht über den andern hin, um den Ausdruck, die Mine Jesu zu sehen etc. Kein Wun- der, daß ein so grosser Mann noch einen grössern Schü- ler hatte. -- Jakobs Enthauptung von M. de Vos, ist wegen der Menge der Figuren auch ein wahres Meisterstück. Rubens und seiner Familie Grab- mahl und Gemälde *) von ihm selber. Niemand hat mir noch etwas von seinem Karakter gesagt, aber das Gesicht, die Seele, die beiden Frauen, das Kind, wie viel verspricht nicht das alles! -- Willemsen's Sta- tue von Johannes in der Wüsten, ist so schön, als irgend eine in Frankreich. Der Kopf scheint zu leben, und hat einen edlen Karakter. In der
Jesuiterkirche waren ehemals auch herrliche Ge- mälde **), allein sie ist nach der Aufhebung des Ordens geschlossen, und alle schöne Stücke sind nach Wien***)
geschaft
*) In der Begräbniskapelle der Familie dieses berühm- ten Künstlers hinterm Chor der Kirche. Herausgeber.
**) Besonders zwei der allervorzüglichsten Stücke von Rubens: das eine stellt den heil. Ignatius vor, wie er einen Teufel austreibt, das andre, den heil. Xaver, wie er einen Todten auferweckt. Herausgeber.
***) Wo sie nun die Kaiserl. Gallerie verschönern. Herausgeber.
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Die Jakobskirche. Otto van Veen, Rubens Lehrmeiſter, hat hier uͤber dem hohen Altar die Einſe- tzung des heil. Abendmahls gemahlt. Nur das Stuͤck moͤcht’ ich alle Tage ſehen! Unſer Erloͤſer ſitzt, wie ein reſpektirter, zaͤrtlicher und geliebter Vater, der mit ſeinen Kindern von ſeinem Tode ſpricht, da, alles um ihn herum iſt Ohr; einer ſieht uͤber den andern hin, um den Ausdruck, die Mine Jeſu zu ſehen ꝛc. Kein Wun- der, daß ein ſo groſſer Mann noch einen groͤſſern Schuͤ- ler hatte. — Jakobs Enthauptung von M. de Vos, iſt wegen der Menge der Figuren auch ein wahres Meiſterſtuͤck. Rubens und ſeiner Familie Grab- mahl und Gemaͤlde *) von ihm ſelber. Niemand hat mir noch etwas von ſeinem Karakter geſagt, aber das Geſicht, die Seele, die beiden Frauen, das Kind, wie viel verſpricht nicht das alles! — Willemſen’s Sta- tue von Johannes in der Wuͤſten, iſt ſo ſchoͤn, als irgend eine in Frankreich. Der Kopf ſcheint zu leben, und hat einen edlen Karakter. In der
Jeſuiterkirche waren ehemals auch herrliche Ge- maͤlde **), allein ſie iſt nach der Aufhebung des Ordens geſchloſſen, und alle ſchoͤne Stuͤcke ſind nach Wien***)
geſchaft
*) In der Begraͤbniskapelle der Familie dieſes beruͤhm- ten Kuͤnſtlers hinterm Chor der Kirche. Herausgeber.
**) Beſonders zwei der allervorzuͤglichſten Stuͤcke von Rubens: das eine ſtellt den heil. Ignatius vor, wie er einen Teufel austreibt, das andre, den heil. Xaver, wie er einen Todten auferweckt. Herausgeber.
***) Wo ſie nun die Kaiſerl. Gallerie verſchoͤnern. Herausgeber.
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Die Jakobskirche. Otto van Veen, Rubens
Lehrmeiſter, hat hier uͤber dem hohen Altar die Einſe-
tzung des heil. Abendmahls gemahlt. Nur das
Stuͤck moͤcht’ ich alle Tage ſehen! Unſer Erloͤſer ſitzt, wie
ein reſpektirter, zaͤrtlicher und geliebter Vater, der mit
ſeinen Kindern von ſeinem Tode ſpricht, da, alles um
ihn herum iſt Ohr; einer ſieht uͤber den andern hin, um
den Ausdruck, die Mine Jeſu zu ſehen ꝛc. Kein Wun-
der, daß ein ſo groſſer Mann noch einen groͤſſern Schuͤ-
ler hatte. — Jakobs Enthauptung von M. de
Vos, iſt wegen der Menge der Figuren auch ein wahres
Meiſterſtuͤck. Rubens und ſeiner Familie Grab-
mahl und Gemaͤlde *) von ihm ſelber. Niemand hat
mir noch etwas von ſeinem Karakter geſagt, aber das
Geſicht, die Seele, die beiden Frauen, das Kind, wie
viel verſpricht nicht das alles! — Willemſen’s Sta-
tue von Johannes in der Wuͤſten, iſt ſo ſchoͤn, als
irgend eine in Frankreich. Der Kopf ſcheint zu leben,
und hat einen edlen Karakter. In der
Jeſuiterkirche waren ehemals auch herrliche Ge-
maͤlde **), allein ſie iſt nach der Aufhebung des Ordens
geſchloſſen, und alle ſchoͤne Stuͤcke ſind nach Wien ***)
geſchaft
*) In der Begraͤbniskapelle der Familie dieſes beruͤhm-
ten Kuͤnſtlers hinterm Chor der Kirche.
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**) Beſonders zwei der allervorzuͤglichſten Stuͤcke von
Rubens: das eine ſtellt den heil. Ignatius vor, wie
er einen Teufel austreibt, das andre, den heil. Xaver,
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***) Wo ſie nun die Kaiſerl. Gallerie verſchoͤnern.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/479>, abgerufen am 25.11.2024.
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