den Rest auf Morgen Abend ersparten. Er lud mich auf Morgen Nachmittag zum Kaffe ein, ich war aber schon zu Hr. Gerard zum Kaffe gebeten etc.
Bemerkungen.
Von der Lebensart der Leute in der Stadt hab' ich wenig oder nichts zu bemerken. Der ehrliche, gesetz- te, vernünftige Geist der Teutschen herrscht hier grösten- theils in Wohnungen, Kleidern und Speisen. Man ist höflich, ohne französische Windbeutelei, und aufgeweckt ohne Unsinn und Frivolität.
Den 22sten Jul.
Heute gleich am frühen Morgen besucht' ich
La Manufacture des Tapisseries de la Ville, um zu sehen, ob die Arbeit von der in den Gobelins zu Paris verschieden wäre, und fand, daß alles nur Basse Lice war, und bei weitem nicht die Menge von Klöppeln hatte, die man dort dazu braucht. Man bezahlt die Ar- beiter nach der Quadratelle. Sie können, je nachdem das Dessein leicht oder schwer ist, in einem Tage mehr machen, als an einem andern. Ich fand, daß sie sich hier nicht über einen Tisch legen, sondern auf sehr hohen Bänken vor dem Tische sitzen. Im Magazin waren viele schöne Stücke, man spannte etliche meinetwegen auf, ein Fleischer, der ein Schwein schlachtet, eine Magd, die eine Kuh melkt, Bäume, Viehheerden etc. Alles war sehr natürlich, nur waren die Farben nicht so einneh- mend, und die Wolle nicht so fein, wie an den Parisern. Hautelice und Seidentapeten sind gar keine da. Von da ging ich zu
An
den Reſt auf Morgen Abend erſparten. Er lud mich auf Morgen Nachmittag zum Kaffe ein, ich war aber ſchon zu Hr. Gerard zum Kaffe gebeten ꝛc.
Bemerkungen.
Von der Lebensart der Leute in der Stadt hab’ ich wenig oder nichts zu bemerken. Der ehrliche, geſetz- te, vernuͤnftige Geiſt der Teutſchen herrſcht hier groͤſten- theils in Wohnungen, Kleidern und Speiſen. Man iſt hoͤflich, ohne franzoͤſiſche Windbeutelei, und aufgeweckt ohne Unſinn und Frivolitaͤt.
Den 22ſten Jul.
Heute gleich am fruͤhen Morgen beſucht’ ich
La Manufacture des Tapiſſeries de la Ville, um zu ſehen, ob die Arbeit von der in den Gobelins zu Paris verſchieden waͤre, und fand, daß alles nur Baſſe Lice war, und bei weitem nicht die Menge von Kloͤppeln hatte, die man dort dazu braucht. Man bezahlt die Ar- beiter nach der Quadratelle. Sie koͤnnen, je nachdem das Deſſein leicht oder ſchwer iſt, in einem Tage mehr machen, als an einem andern. Ich fand, daß ſie ſich hier nicht uͤber einen Tiſch legen, ſondern auf ſehr hohen Baͤnken vor dem Tiſche ſitzen. Im Magazin waren viele ſchoͤne Stuͤcke, man ſpannte etliche meinetwegen auf, ein Fleiſcher, der ein Schwein ſchlachtet, eine Magd, die eine Kuh melkt, Baͤume, Viehheerden ꝛc. Alles war ſehr natuͤrlich, nur waren die Farben nicht ſo einneh- mend, und die Wolle nicht ſo fein, wie an den Pariſern. Hautelice und Seidentapeten ſind gar keine da. Von da ging ich zu
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den Reſt auf Morgen Abend erſparten. Er lud mich auf
Morgen Nachmittag zum Kaffe ein, ich war aber ſchon
zu Hr. Gerard zum Kaffe gebeten ꝛc.
Bemerkungen.
Von der Lebensart der Leute in der Stadt hab’
ich wenig oder nichts zu bemerken. Der ehrliche, geſetz-
te, vernuͤnftige Geiſt der Teutſchen herrſcht hier groͤſten-
theils in Wohnungen, Kleidern und Speiſen. Man
iſt hoͤflich, ohne franzoͤſiſche Windbeutelei, und aufgeweckt
ohne Unſinn und Frivolitaͤt.
Den 22ſten Jul.
Heute gleich am fruͤhen Morgen beſucht’ ich
La Manufacture des Tapiſſeries de la Ville,
um zu ſehen, ob die Arbeit von der in den Gobelins zu
Paris verſchieden waͤre, und fand, daß alles nur Baſſe
Lice war, und bei weitem nicht die Menge von Kloͤppeln
hatte, die man dort dazu braucht. Man bezahlt die Ar-
beiter nach der Quadratelle. Sie koͤnnen, je nachdem
das Deſſein leicht oder ſchwer iſt, in einem Tage mehr
machen, als an einem andern. Ich fand, daß ſie ſich
hier nicht uͤber einen Tiſch legen, ſondern auf ſehr hohen
Baͤnken vor dem Tiſche ſitzen. Im Magazin waren
viele ſchoͤne Stuͤcke, man ſpannte etliche meinetwegen auf,
ein Fleiſcher, der ein Schwein ſchlachtet, eine Magd,
die eine Kuh melkt, Baͤume, Viehheerden ꝛc. Alles
war ſehr natuͤrlich, nur waren die Farben nicht ſo einneh-
mend, und die Wolle nicht ſo fein, wie an den Pariſern.
Hautelice und Seidentapeten ſind gar keine da. Von
da ging ich zu
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/462>, abgerufen am 22.11.2024.
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