Theresia, von Doffy gemahlt, das gleich jedem, der hereintrit, Ehrfurcht einprägt. An dem Deckenstü- cke sind die herrlichsten Schildereien und Vergoldungen. An der Wand hängen wieder Tapeten aus der Spani- schen Geschichte, unter denen mir KarlsV.Abdankung am besten gefallen hat. Hinge das Stück unter den Gobelins-Tapeten in Paris, man würde es nicht un- terscheiden. Die Zeichnungen dazu sind alle von V. H. Jansens, und die Tapeten von Leyniers aus Brüs- sel. -- Karl sitzt, wie ein alter abgelebter Greis im Sorgstuhle, Philipp kniet vor ihm nieder und umfaßt des Vaters Füsse, ist furchtsam und ängstlich. Karl spricht mit ihm, das Gesicht druckt viel aus. Ein Edel- knabe kömmt von der Seite, und bringt aufm Küssen, Krone und Scepter, die dem alten Kaiser zu schwer wur- den etc.
La Cour de S. Alt. Das Schlos ist nicht gros, nicht hoch, hat aussen keine Baukunst, ist aber inwendig desto schöner. Es liegt auf der Montagne de la Cour. Unten an der Treppe steht ein Herkules von Alabaster, unter seinen Füssen liegen Schlangen, wilde Schweine etc. Er selber ist nackend; Bart, Haare, Füsse, Armmuskeln, Kleidung, die hinten herabhängt, die Keule, die Thiere etc. kurz, alles ist herrlich daran. In der Grille an der Treppe sind messingne stark vergol- dete Figuren von Thieren. Oben ist ein herrliches De- ckenstück, und an der Wand herum sieht man Blumen, Früchte, Aehren, Krebse etc. aus Stukko. Inwendig ist ein Chinesisches Zimmer, darin Stücke stehen, die 1000. Dukaten gekostet haben Kunstsachen aus El- fenbein etc. Buffets mit Malereien etc.
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Thereſia, von Doffy gemahlt, das gleich jedem, der hereintrit, Ehrfurcht einpraͤgt. An dem Deckenſtuͤ- cke ſind die herrlichſten Schildereien und Vergoldungen. An der Wand haͤngen wieder Tapeten aus der Spani- ſchen Geſchichte, unter denen mir KarlsV.Abdankung am beſten gefallen hat. Hinge das Stuͤck unter den Gobelins-Tapeten in Paris, man wuͤrde es nicht un- terſcheiden. Die Zeichnungen dazu ſind alle von V. H. Janſens, und die Tapeten von Leyniers aus Bruͤſ- ſel. — Karl ſitzt, wie ein alter abgelebter Greis im Sorgſtuhle, Philipp kniet vor ihm nieder und umfaßt des Vaters Fuͤſſe, iſt furchtſam und aͤngſtlich. Karl ſpricht mit ihm, das Geſicht druckt viel aus. Ein Edel- knabe koͤmmt von der Seite, und bringt aufm Kuͤſſen, Krone und Scepter, die dem alten Kaiſer zu ſchwer wur- den ꝛc.
La Cour de S. Alt. Das Schlos iſt nicht gros, nicht hoch, hat auſſen keine Baukunſt, iſt aber inwendig deſto ſchoͤner. Es liegt auf der Montagne de la Cour. Unten an der Treppe ſteht ein Herkules von Alabaſter, unter ſeinen Fuͤſſen liegen Schlangen, wilde Schweine ꝛc. Er ſelber iſt nackend; Bart, Haare, Fuͤſſe, Armmuſkeln, Kleidung, die hinten herabhaͤngt, die Keule, die Thiere ꝛc. kurz, alles iſt herrlich daran. In der Grille an der Treppe ſind meſſingne ſtark vergol- dete Figuren von Thieren. Oben iſt ein herrliches De- ckenſtuͤck, und an der Wand herum ſieht man Blumen, Fruͤchte, Aehren, Krebſe ꝛc. aus Stukko. Inwendig iſt ein Chineſiſches Zimmer, darin Stuͤcke ſtehen, die 1000. Dukaten gekoſtet haben Kunſtſachen aus El- fenbein ꝛc. Buffets mit Malereien ꝛc.
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Thereſia, von Doffy gemahlt, das gleich jedem, der
hereintrit, Ehrfurcht einpraͤgt. An dem Deckenſtuͤ-
cke ſind die herrlichſten Schildereien und Vergoldungen.
An der Wand haͤngen wieder Tapeten aus der Spani-
ſchen Geſchichte, unter denen mir Karls V. Abdankung
am beſten gefallen hat. Hinge das Stuͤck unter den
Gobelins-Tapeten in Paris, man wuͤrde es nicht un-
terſcheiden. Die Zeichnungen dazu ſind alle von V. H.
Janſens, und die Tapeten von Leyniers aus Bruͤſ-
ſel. — Karl ſitzt, wie ein alter abgelebter Greis im
Sorgſtuhle, Philipp kniet vor ihm nieder und umfaßt
des Vaters Fuͤſſe, iſt furchtſam und aͤngſtlich. Karl
ſpricht mit ihm, das Geſicht druckt viel aus. Ein Edel-
knabe koͤmmt von der Seite, und bringt aufm Kuͤſſen,
Krone und Scepter, die dem alten Kaiſer zu ſchwer wur-
den ꝛc.
La Cour de S. Alt. Das Schlos iſt nicht gros,
nicht hoch, hat auſſen keine Baukunſt, iſt aber inwendig
deſto ſchoͤner. Es liegt auf der Montagne de la
Cour. Unten an der Treppe ſteht ein Herkules von
Alabaſter, unter ſeinen Fuͤſſen liegen Schlangen, wilde
Schweine ꝛc. Er ſelber iſt nackend; Bart, Haare,
Fuͤſſe, Armmuſkeln, Kleidung, die hinten herabhaͤngt,
die Keule, die Thiere ꝛc. kurz, alles iſt herrlich daran.
In der Grille an der Treppe ſind meſſingne ſtark vergol-
dete Figuren von Thieren. Oben iſt ein herrliches De-
ckenſtuͤck, und an der Wand herum ſieht man Blumen,
Fruͤchte, Aehren, Krebſe ꝛc. aus Stukko. Inwendig
iſt ein Chineſiſches Zimmer, darin Stuͤcke ſtehen, die
1000. Dukaten gekoſtet haben Kunſtſachen aus El-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/457>, abgerufen am 25.11.2024.
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