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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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Kräftige Suppen macht man so: Man nimt Brod
von 2/3 Weitzen- und 1/3 Roggenmehl, schneidet sehr dünne
Scheiben daraus, läßt sie auf dem Ofen gelinde rösten,
und kocht dann etliche davon mit der Brühe auf.

In Frankreich darf kein Güterwagen über 600.
Centner laden und nicht über 6. Pferde haben. Jeder
Huissier darf, wenn der Fuhrmann mehr Pferde hat,
sie ihm abspannen. Dadurch werden Brücken und
Wege geschont.

Strasburg ist der einzige Ort, wo die Komö-
dianten zur Beichte gehen.
Ils font les Pacques,
sagt man. An andern Orten lärmt die Geistlichkeit über
sie. Im Leben betet man sie an, und nach dem Tode
will man sie nicht begraben. In Holland sind sie
Handwerker, arbeiten am Tag, und spielen des Abends.

Der Luxus der Reichen bei Gastereien geht hier
erstaunlich weit. Zum Dessert werden Bestecke von
Vermeille servirt. Am Messer ist auch die Klinge
von Silber, und damit sie vom Obstschneiden nicht an-
läuft, vergoldet. Jedem Chapeau wird eine eigne
Bouteille fremder Wein in einem silbernen Gefäs hinge-
stellt, mit einem Korb voll Kelchgläßchen. Der starke
Kaffee der Franzosen kömt dann noch hintennach, und
ist wahres Gift.



Reise
B 2

Kraͤftige Suppen macht man ſo: Man nimt Brod
von ⅔ Weitzen- und ⅓ Roggenmehl, ſchneidet ſehr duͤnne
Scheiben daraus, laͤßt ſie auf dem Ofen gelinde roͤſten,
und kocht dann etliche davon mit der Bruͤhe auf.

In Frankreich darf kein Guͤterwagen uͤber 600.
Centner laden und nicht uͤber 6. Pferde haben. Jeder
Huiſſier darf, wenn der Fuhrmann mehr Pferde hat,
ſie ihm abſpannen. Dadurch werden Bruͤcken und
Wege geſchont.

Strasburg iſt der einzige Ort, wo die Komoͤ-
dianten zur Beichte gehen.
Ils font les Pacques,
ſagt man. An andern Orten laͤrmt die Geiſtlichkeit uͤber
ſie. Im Leben betet man ſie an, und nach dem Tode
will man ſie nicht begraben. In Holland ſind ſie
Handwerker, arbeiten am Tag, und ſpielen des Abends.

Der Luxus der Reichen bei Gaſtereien geht hier
erſtaunlich weit. Zum Deſſert werden Beſtecke von
Vermeille ſervirt. Am Meſſer iſt auch die Klinge
von Silber, und damit ſie vom Obſtſchneiden nicht an-
laͤuft, vergoldet. Jedem Chapeau wird eine eigne
Bouteille fremder Wein in einem ſilbernen Gefaͤs hinge-
ſtellt, mit einem Korb voll Kelchglaͤßchen. Der ſtarke
Kaffee der Franzoſen koͤmt dann noch hintennach, und
iſt wahres Gift.



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B 2
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[19/0043] Kraͤftige Suppen macht man ſo: Man nimt Brod von ⅔ Weitzen- und ⅓ Roggenmehl, ſchneidet ſehr duͤnne Scheiben daraus, laͤßt ſie auf dem Ofen gelinde roͤſten, und kocht dann etliche davon mit der Bruͤhe auf. In Frankreich darf kein Guͤterwagen uͤber 600. Centner laden und nicht uͤber 6. Pferde haben. Jeder Huiſſier darf, wenn der Fuhrmann mehr Pferde hat, ſie ihm abſpannen. Dadurch werden Bruͤcken und Wege geſchont. Strasburg iſt der einzige Ort, wo die Komoͤ- dianten zur Beichte gehen. Ils font les Pacques, ſagt man. An andern Orten laͤrmt die Geiſtlichkeit uͤber ſie. Im Leben betet man ſie an, und nach dem Tode will man ſie nicht begraben. In Holland ſind ſie Handwerker, arbeiten am Tag, und ſpielen des Abends. Der Luxus der Reichen bei Gaſtereien geht hier erſtaunlich weit. Zum Deſſert werden Beſtecke von Vermeille ſervirt. Am Meſſer iſt auch die Klinge von Silber, und damit ſie vom Obſtſchneiden nicht an- laͤuft, vergoldet. Jedem Chapeau wird eine eigne Bouteille fremder Wein in einem ſilbernen Gefaͤs hinge- ſtellt, mit einem Korb voll Kelchglaͤßchen. Der ſtarke Kaffee der Franzoſen koͤmt dann noch hintennach, und iſt wahres Gift. Reiſe B 2

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/43>, abgerufen am 24.11.2024.