besten ists, wenn man im Chor anfängt. Die Kirche hat übrigens, wie fast alle, die Form eines Kreuzes. Für die Stadt ist noch eine eigne Kirche, und eine eigne für das Dörfchen da.
Steigt man erst aus dem Chor durch grosse Treppen in die alte Kirche hinunter; so kömmt man in ein man- nichfaltiges, leeres, sehr kühles Gewölbe, worinnen noch der schlechte Stein zum hohen Altar und die Seiten-Ka- pellen sind. Auch ist ein Brunnen da, -- ein grosser Kasten, in dem alle Gebeine der Mönche dieser Abtei aufbewahrt werden, die im 11ten Jahrhunderte von den Gothen sollen umgebracht worden seyn, und jetzt als Märtyrer betrachtet werden. Auch ist ein Grab- mahl vom Grafen Egmont darin, der in Utrecht lebte und hier begraben ist. Jetzt dient diese alte Kirche nur zum Begräbnis der Mönche dieser Abtei.
Ueber dieses Gewölbe hat man denn vor 113. Jah- ren, eine solche ungeheure Masse aufgeführt, daß die Gewölber, die doch so dick und stark sind, sich gesenkt ha- ben. Man sieht es an einigen Säulen, daß nicht alles mehr wasserpaß ist. Man nennt es La Voute ecra- see oder les Colonnes fondues, ou abaissees. In- des hats keine Gefahr. Man kan aber daraus auf die Grösse der obern Kirche den Schlus machen. Der Chor ist so hoch, daß man 430. Stuffen in die alte Kir- che hinab zu gehen hat, und in die neue Kirche führt auch eine ungeheure grosse Treppe von schwarzem Mar- mor herab.
In diesem Chor ist nun der Hochaltar unbeschreib- lich schön, reich und prächtig. Oben geht die Gallerie,
die
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beſten iſts, wenn man im Chor anfaͤngt. Die Kirche hat uͤbrigens, wie faſt alle, die Form eines Kreuzes. Fuͤr die Stadt iſt noch eine eigne Kirche, und eine eigne fuͤr das Doͤrfchen da.
Steigt man erſt aus dem Chor durch groſſe Treppen in die alte Kirche hinunter; ſo koͤmmt man in ein man- nichfaltiges, leeres, ſehr kuͤhles Gewoͤlbe, worinnen noch der ſchlechte Stein zum hohen Altar und die Seiten-Ka- pellen ſind. Auch iſt ein Brunnen da, — ein groſſer Kaſten, in dem alle Gebeine der Moͤnche dieſer Abtei aufbewahrt werden, die im 11ten Jahrhunderte von den Gothen ſollen umgebracht worden ſeyn, und jetzt als Maͤrtyrer betrachtet werden. Auch iſt ein Grab- mahl vom Grafen Egmont darin, der in Utrecht lebte und hier begraben iſt. Jetzt dient dieſe alte Kirche nur zum Begraͤbnis der Moͤnche dieſer Abtei.
Ueber dieſes Gewoͤlbe hat man denn vor 113. Jah- ren, eine ſolche ungeheure Maſſe aufgefuͤhrt, daß die Gewoͤlber, die doch ſo dick und ſtark ſind, ſich geſenkt ha- ben. Man ſieht es an einigen Saͤulen, daß nicht alles mehr waſſerpaß iſt. Man nennt es La Voute ecra- ſée oder les Colonnes fondues, ou abaiſſées. In- des hats keine Gefahr. Man kan aber daraus auf die Groͤſſe der obern Kirche den Schlus machen. Der Chor iſt ſo hoch, daß man 430. Stuffen in die alte Kir- che hinab zu gehen hat, und in die neue Kirche fuͤhrt auch eine ungeheure groſſe Treppe von ſchwarzem Mar- mor herab.
In dieſem Chor iſt nun der Hochaltar unbeſchreib- lich ſchoͤn, reich und praͤchtig. Oben geht die Gallerie,
die
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beſten iſts, wenn man im Chor anfaͤngt. Die Kirche
hat uͤbrigens, wie faſt alle, die Form eines Kreuzes.
Fuͤr die Stadt iſt noch eine eigne Kirche, und eine eigne
fuͤr das Doͤrfchen da.
Steigt man erſt aus dem Chor durch groſſe Treppen
in die alte Kirche hinunter; ſo koͤmmt man in ein man-
nichfaltiges, leeres, ſehr kuͤhles Gewoͤlbe, worinnen noch
der ſchlechte Stein zum hohen Altar und die Seiten-Ka-
pellen ſind. Auch iſt ein Brunnen da, — ein groſſer
Kaſten, in dem alle Gebeine der Moͤnche dieſer Abtei
aufbewahrt werden, die im 11ten Jahrhunderte von
den Gothen ſollen umgebracht worden ſeyn, und jetzt
als Maͤrtyrer betrachtet werden. Auch iſt ein Grab-
mahl vom Grafen Egmont darin, der in Utrecht lebte
und hier begraben iſt. Jetzt dient dieſe alte Kirche nur
zum Begraͤbnis der Moͤnche dieſer Abtei.
Ueber dieſes Gewoͤlbe hat man denn vor 113. Jah-
ren, eine ſolche ungeheure Maſſe aufgefuͤhrt, daß die
Gewoͤlber, die doch ſo dick und ſtark ſind, ſich geſenkt ha-
ben. Man ſieht es an einigen Saͤulen, daß nicht alles
mehr waſſerpaß iſt. Man nennt es La Voute ecra-
ſée oder les Colonnes fondues, ou abaiſſées. In-
des hats keine Gefahr. Man kan aber daraus auf die
Groͤſſe der obern Kirche den Schlus machen. Der
Chor iſt ſo hoch, daß man 430. Stuffen in die alte Kir-
che hinab zu gehen hat, und in die neue Kirche fuͤhrt
auch eine ungeheure groſſe Treppe von ſchwarzem Mar-
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In dieſem Chor iſt nun der Hochaltar unbeſchreib-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/429>, abgerufen am 22.11.2024.
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