Partikuliers sind die Unternehmer davon. Das ganze Terrein in dieser Gegend hat die Natur in der Tiefe mit den kostbarsten Steinkohlen angefüllt, und oben sind die schönsten Fruchtselder und Wiesen. Vor der Porte a Mons haben andere Partikuliers auch zu graben ange- fangen; allein sie graben schon 8. Jahre ohne gute Koh- len zu finden, indes sind gute Anzeichen dazu da. Ehe man die guten Steinkohlen findet, trift man eine Art blaulichter Steine an, die man nicht zum Brennen brau- chen kan. In den Gruben, die schon lange angefangen sind, hat man schon so grosse weite Gänge getrieben, daß sie zum Theil bis unter die Stadt gehen. Die Arbeiter arbeiten allemahl nur 6. Stunden, dann fahren sie aus, und werden von andern abgelößt. Man unterscheidet die guten, grossen, und die kleinen, schlechten Steinkoh- len, und den Grus, oder das Pulver davon. Von jenen kostet der Elmer 22. Sous, von diesen nur 11. Sous.
Um die Steinkohlen zu Tage auszufördern, ist über den Gruben ein grosses Haus gebaut. Ueber der Oefnung ist eine Einfassung, wie an einem Brunnen. Der ganze übrige Theil des Hauses ist mit einer Maschine an- gefüllt, die von 3. Pferden getrieben wird. Ein grosses Rad treibt einige andre kleinere, an denen hängen an Seilen grosse Eimer in die Grube hinab. Indem der eine herauf kömmt, sinkt der andre. Unten sind Leute zum Einfüllen, und oben zum Ausleeren. Die Pferde gehen so lange, bis ein Eimer heraufkömmt, alsdann kan man sie durch einen eigenen Ton, an den die im Kreis gehenden Thiere gewöhnt sind, still stehen und wieder ge- hen machen. Die Grube, an der ich heute stand, war 110. Toisen tief, und doch währte es nicht lange, so kam
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Partikuliers ſind die Unternehmer davon. Das ganze Terrein in dieſer Gegend hat die Natur in der Tiefe mit den koſtbarſten Steinkohlen angefuͤllt, und oben ſind die ſchoͤnſten Fruchtſelder und Wieſen. Vor der Porte à Mons haben andere Partikuliers auch zu graben ange- fangen; allein ſie graben ſchon 8. Jahre ohne gute Koh- len zu finden, indes ſind gute Anzeichen dazu da. Ehe man die guten Steinkohlen findet, trift man eine Art blaulichter Steine an, die man nicht zum Brennen brau- chen kan. In den Gruben, die ſchon lange angefangen ſind, hat man ſchon ſo groſſe weite Gaͤnge getrieben, daß ſie zum Theil bis unter die Stadt gehen. Die Arbeiter arbeiten allemahl nur 6. Stunden, dann fahren ſie aus, und werden von andern abgeloͤßt. Man unterſcheidet die guten, groſſen, und die kleinen, ſchlechten Steinkoh- len, und den Grus, oder das Pulver davon. Von jenen koſtet der Elmer 22. Sous, von dieſen nur 11. Sous.
Um die Steinkohlen zu Tage auszufoͤrdern, iſt uͤber den Gruben ein groſſes Haus gebaut. Ueber der Oefnung iſt eine Einfaſſung, wie an einem Brunnen. Der ganze uͤbrige Theil des Hauſes iſt mit einer Maſchine an- gefuͤllt, die von 3. Pferden getrieben wird. Ein groſſes Rad treibt einige andre kleinere, an denen haͤngen an Seilen groſſe Eimer in die Grube hinab. Indem der eine herauf koͤmmt, ſinkt der andre. Unten ſind Leute zum Einfuͤllen, und oben zum Ausleeren. Die Pferde gehen ſo lange, bis ein Eimer heraufkoͤmmt, alsdann kan man ſie durch einen eigenen Ton, an den die im Kreis gehenden Thiere gewoͤhnt ſind, ſtill ſtehen und wieder ge- hen machen. Die Grube, an der ich heute ſtand, war 110. Toiſen tief, und doch waͤhrte es nicht lange, ſo kam
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Partikuliers ſind die Unternehmer davon. Das ganze
Terrein in dieſer Gegend hat die Natur in der Tiefe mit
den koſtbarſten Steinkohlen angefuͤllt, und oben ſind die
ſchoͤnſten Fruchtſelder und Wieſen. Vor der Porte à
Mons haben andere Partikuliers auch zu graben ange-
fangen; allein ſie graben ſchon 8. Jahre ohne gute Koh-
len zu finden, indes ſind gute Anzeichen dazu da. Ehe
man die guten Steinkohlen findet, trift man eine Art
blaulichter Steine an, die man nicht zum Brennen brau-
chen kan. In den Gruben, die ſchon lange angefangen
ſind, hat man ſchon ſo groſſe weite Gaͤnge getrieben, daß
ſie zum Theil bis unter die Stadt gehen. Die Arbeiter
arbeiten allemahl nur 6. Stunden, dann fahren ſie aus,
und werden von andern abgeloͤßt. Man unterſcheidet
die guten, groſſen, und die kleinen, ſchlechten Steinkoh-
len, und den Grus, oder das Pulver davon. Von jenen
koſtet der Elmer 22. Sous, von dieſen nur 11. Sous.
Um die Steinkohlen zu Tage auszufoͤrdern, iſt
uͤber den Gruben ein groſſes Haus gebaut. Ueber der
Oefnung iſt eine Einfaſſung, wie an einem Brunnen. Der
ganze uͤbrige Theil des Hauſes iſt mit einer Maſchine an-
gefuͤllt, die von 3. Pferden getrieben wird. Ein groſſes
Rad treibt einige andre kleinere, an denen haͤngen an
Seilen groſſe Eimer in die Grube hinab. Indem der
eine herauf koͤmmt, ſinkt der andre. Unten ſind Leute
zum Einfuͤllen, und oben zum Ausleeren. Die Pferde
gehen ſo lange, bis ein Eimer heraufkoͤmmt, alsdann kan
man ſie durch einen eigenen Ton, an den die im Kreis
gehenden Thiere gewoͤhnt ſind, ſtill ſtehen und wieder ge-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/417>, abgerufen am 22.11.2024.
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