L'Orangerie. Ein ganz herrliches Gebäude von Quadersteinen aufgeführt. Die Orangerie stand jetzt im Garten herum. Im Hause waren 24. Kreuz- stöcke, jeder hatte 8. Fenster und 8. kleine Läden, die im Winter mit eisernen Klammern und Stangen wohl ver- schlossen werden. Es sind viele Oefen darin mit langen Röhren, die endlich zu einer Scheibe hinausgehen. Fen- ster und Oefen sind alle auf einer Seite. Gegenüber sind viele eiserne Ringe an der Wand, die Bäume zu be- festigen. Ein ansehnlicher Vorrath von Rädern, Lei- tern, Walzen, Rollen, Schleifen etc. kurz, alles ist so wohl eingerichtet, wie in der Königl. zu Versailles. Oben sind Wohnungen, besonders ist da.
Le Cabinet d'armes. Es besteht aus etlichen Zimmern, voll alter Kürasse, Schwerter, Helme, Jagd- flinten. Panzer, alter Flinten, von verschiedenen Model- len, Jagdwerkzeugen der Wilden etc. Besonders waren merkwürdig: a) Ein Römischer Schild mit vielen Zeichnungen. b) Der Küras und Degen vom gros- sen Conde'.c) Der ritterliche Degen und Panzer von Heinrich dem 4ten. d) Der Degen vom Conne- table de Montmorency. e) Der Küras der Pucel- le d'Orleans. -- Das muß ein Mädchen mit Nerven und Muskeln gewesen seyn! Schämen müssen wir uns Männer- und Weiber, wenn wir das sehen! Wo sind unsre Kräfte! wo ist die Natur, wenns ehmals solche Menschen gab? f) Ein Modell vom Kriegsschiffe Bourbon, das, wo ich nicht irre, in Brest liegt. g) Ceremonienkleider; viele Edelsteine, emaillirte Steigbü- gel, ein kostbares Stück. h) Die Standarte, womit die Unterthanen die Gemahlin des Duc de Bourbon eingeholt haben.
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L’Orangerie. Ein ganz herrliches Gebaͤude von Quaderſteinen aufgefuͤhrt. Die Orangerie ſtand jetzt im Garten herum. Im Hauſe waren 24. Kreuz- ſtoͤcke, jeder hatte 8. Fenſter und 8. kleine Laͤden, die im Winter mit eiſernen Klammern und Stangen wohl ver- ſchloſſen werden. Es ſind viele Oefen darin mit langen Roͤhren, die endlich zu einer Scheibe hinausgehen. Fen- ſter und Oefen ſind alle auf einer Seite. Gegenuͤber ſind viele eiſerne Ringe an der Wand, die Baͤume zu be- feſtigen. Ein anſehnlicher Vorrath von Raͤdern, Lei- tern, Walzen, Rollen, Schleifen ꝛc. kurz, alles iſt ſo wohl eingerichtet, wie in der Koͤnigl. zu Verſailles. Oben ſind Wohnungen, beſonders iſt da.
Le Cabinet d’armes. Es beſteht aus etlichen Zimmern, voll alter Kuͤraſſe, Schwerter, Helme, Jagd- flinten. Panzer, alter Flinten, von verſchiedenen Model- len, Jagdwerkzeugen der Wilden ꝛc. Beſonders waren merkwuͤrdig: a) Ein Roͤmiſcher Schild mit vielen Zeichnungen. b) Der Kuͤras und Degen vom groſ- ſen Conde’.c) Der ritterliche Degen und Panzer von Heinrich dem 4ten. d) Der Degen vom Conne- table de Montmorency. e) Der Kuͤras der Pucel- le d’Orleans. — Das muß ein Maͤdchen mit Nerven und Muskeln geweſen ſeyn! Schaͤmen muͤſſen wir uns Maͤnner- und Weiber, wenn wir das ſehen! Wo ſind unſre Kraͤfte! wo iſt die Natur, wenns ehmals ſolche Menſchen gab? f) Ein Modell vom Kriegsſchiffe Bourbon, das, wo ich nicht irre, in Breſt liegt. g) Ceremonienkleider; viele Edelſteine, emaillirte Steigbuͤ- gel, ein koſtbares Stuͤck. h) Die Standarte, womit die Unterthanen die Gemahlin des Duc de Bourbon eingeholt haben.
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L’Orangerie. Ein ganz herrliches Gebaͤude
von Quaderſteinen aufgefuͤhrt. Die Orangerie ſtand
jetzt im Garten herum. Im Hauſe waren 24. Kreuz-
ſtoͤcke, jeder hatte 8. Fenſter und 8. kleine Laͤden, die im
Winter mit eiſernen Klammern und Stangen wohl ver-
ſchloſſen werden. Es ſind viele Oefen darin mit langen
Roͤhren, die endlich zu einer Scheibe hinausgehen. Fen-
ſter und Oefen ſind alle auf einer Seite. Gegenuͤber
ſind viele eiſerne Ringe an der Wand, die Baͤume zu be-
feſtigen. Ein anſehnlicher Vorrath von Raͤdern, Lei-
tern, Walzen, Rollen, Schleifen ꝛc. kurz, alles iſt ſo
wohl eingerichtet, wie in der Koͤnigl. zu Verſailles.
Oben ſind Wohnungen, beſonders iſt da.
Le Cabinet d’armes. Es beſteht aus etlichen
Zimmern, voll alter Kuͤraſſe, Schwerter, Helme, Jagd-
flinten. Panzer, alter Flinten, von verſchiedenen Model-
len, Jagdwerkzeugen der Wilden ꝛc. Beſonders waren
merkwuͤrdig: a) Ein Roͤmiſcher Schild mit vielen
Zeichnungen. b) Der Kuͤras und Degen vom groſ-
ſen Conde’. c) Der ritterliche Degen und Panzer von
Heinrich dem 4ten. d) Der Degen vom Conne-
table de Montmorency. e) Der Kuͤras der Pucel-
le d’Orleans. — Das muß ein Maͤdchen mit Nerven
und Muskeln geweſen ſeyn! Schaͤmen muͤſſen wir uns
Maͤnner- und Weiber, wenn wir das ſehen! Wo ſind
unſre Kraͤfte! wo iſt die Natur, wenns ehmals ſolche
Menſchen gab? f) Ein Modell vom Kriegsſchiffe
Bourbon, das, wo ich nicht irre, in Breſt liegt. g)
Ceremonienkleider; viele Edelſteine, emaillirte Steigbuͤ-
gel, ein koſtbares Stuͤck. h) Die Standarte, womit
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/401>, abgerufen am 25.11.2024.
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