gen beim Abschied von Paris lieber gehabt, als wenn ich noch einmahl ins Colise'e gegangen wäre!
In der Rue Montorgueil au Compas d'or ist das Bureau pour Chantilly. Man rechnet 10. Stunden dahin. Um 2. Uhr waren wir zu.
Chantilly. Die Gesellschaft war nicht für mich, ich hatte eine Menge Dinge im Kopfe, eine Diarrhoe im Un- terleibe, den Schnupfen in der Nase, und hatte mich, wie ich um 5. Uhr nach der Post ging, und man eben den Pari- serkoth aufrührte, noch zuletzt mit Kopfschmerzen erbrechen müssen. Das Regenwetter lies gegen Mittag nach, und in Chantilly empfand ich eine herrliche Witterung. Die Dörfer, durch die wir kamen, bedeuteten nichts, zu beiden Seiten lagen Frankreichs herrliche Fruchtfelder, zuweilen ein wenig junger Wald. Der Ort selber ist eine einzige lange, meist gradelaufende Strasse, mit Häu- sern auf beiden Seiten. Linker Hand liegt das Schlos mit den herrlichen Gärten des Prinzen von Conde', und dies sind auch hier die einzigen Merkwürdigkeiten. Der Ort ist übrigens wegen dieser Hofhaltung und der Nach- barschaft von Paris wohlhabender, als die andern fran- zösischen Dörfer, hat eine ungemein anmuthige Lage, und wegen der vielen Fremden eine Menge Wirthshäuser. Ich logirte a l'Ecu de France bei der Kirche. Ich eilte sogleich,
Le Jardin du Prince de Conde zu besehen. Bis- her hatt' ich ausser den unterirrdischen Alleen in den Champs Elisees, ausser den Kascaden in St. Clou, und ausser den vielen herrlichen Statüen im Park zu Ver- sailles nichts in Gärten gesehen, das mich sehr überrascht hätte, aber hier, -- ich muß es gestehen, -- sind die
Gärten
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gen beim Abſchied von Paris lieber gehabt, als wenn ich noch einmahl ins Coliſe’e gegangen waͤre!
In der Rue Montorgueil au Compas d’or iſt das Bureau pour Chantilly. Man rechnet 10. Stunden dahin. Um 2. Uhr waren wir zu.
Chantilly. Die Geſellſchaft war nicht fuͤr mich, ich hatte eine Menge Dinge im Kopfe, eine Diarrhoe im Un- terleibe, den Schnupfen in der Naſe, und hatte mich, wie ich um 5. Uhr nach der Poſt ging, und man eben den Pari- ſerkoth aufruͤhrte, noch zuletzt mit Kopfſchmerzen erbrechen muͤſſen. Das Regenwetter lies gegen Mittag nach, und in Chantilly empfand ich eine herrliche Witterung. Die Doͤrfer, durch die wir kamen, bedeuteten nichts, zu beiden Seiten lagen Frankreichs herrliche Fruchtfelder, zuweilen ein wenig junger Wald. Der Ort ſelber iſt eine einzige lange, meiſt gradelaufende Straſſe, mit Haͤu- ſern auf beiden Seiten. Linker Hand liegt das Schlos mit den herrlichen Gaͤrten des Prinzen von Conde’, und dies ſind auch hier die einzigen Merkwuͤrdigkeiten. Der Ort iſt uͤbrigens wegen dieſer Hofhaltung und der Nach- barſchaft von Paris wohlhabender, als die andern fran- zoͤſiſchen Doͤrfer, hat eine ungemein anmuthige Lage, und wegen der vielen Fremden eine Menge Wirthshaͤuſer. Ich logirte à l’Ecu de France bei der Kirche. Ich eilte ſogleich,
Le Jardin du Prince de Condé zu beſehen. Bis- her hatt’ ich auſſer den unterirrdiſchen Alleen in den Champs Eliſées, auſſer den Kaſcaden in St. Clou, und auſſer den vielen herrlichen Statuͤen im Park zu Ver- ſailles nichts in Gaͤrten geſehen, das mich ſehr uͤberraſcht haͤtte, aber hier, — ich muß es geſtehen, — ſind die
Gaͤrten
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gen beim Abſchied von Paris lieber gehabt, als wenn
ich noch einmahl ins Coliſe’e gegangen waͤre!
In der Rue Montorgueil au Compas d’or
iſt das Bureau pour Chantilly. Man rechnet 10.
Stunden dahin. Um 2. Uhr waren wir zu.
Chantilly. Die Geſellſchaft war nicht fuͤr mich, ich
hatte eine Menge Dinge im Kopfe, eine Diarrhoe im Un-
terleibe, den Schnupfen in der Naſe, und hatte mich, wie
ich um 5. Uhr nach der Poſt ging, und man eben den Pari-
ſerkoth aufruͤhrte, noch zuletzt mit Kopfſchmerzen erbrechen
muͤſſen. Das Regenwetter lies gegen Mittag nach, und
in Chantilly empfand ich eine herrliche Witterung.
Die Doͤrfer, durch die wir kamen, bedeuteten nichts, zu
beiden Seiten lagen Frankreichs herrliche Fruchtfelder,
zuweilen ein wenig junger Wald. Der Ort ſelber iſt
eine einzige lange, meiſt gradelaufende Straſſe, mit Haͤu-
ſern auf beiden Seiten. Linker Hand liegt das Schlos
mit den herrlichen Gaͤrten des Prinzen von Conde’, und
dies ſind auch hier die einzigen Merkwuͤrdigkeiten. Der
Ort iſt uͤbrigens wegen dieſer Hofhaltung und der Nach-
barſchaft von Paris wohlhabender, als die andern fran-
zoͤſiſchen Doͤrfer, hat eine ungemein anmuthige Lage, und
wegen der vielen Fremden eine Menge Wirthshaͤuſer.
Ich logirte à l’Ecu de France bei der Kirche. Ich
eilte ſogleich,
Le Jardin du Prince de Condé zu beſehen. Bis-
her hatt’ ich auſſer den unterirrdiſchen Alleen in den
Champs Eliſées, auſſer den Kaſcaden in St. Clou,
und auſſer den vielen herrlichen Statuͤen im Park zu Ver-
ſailles nichts in Gaͤrten geſehen, das mich ſehr uͤberraſcht
haͤtte, aber hier, — ich muß es geſtehen, — ſind die
Gaͤrten
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/381>, abgerufen am 25.11.2024.
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