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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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daß kein allgemeines Mittel gegen alle Insekten, zu hof-
fen ist. Daher braucht er weder Salmiak, noch Alaun,
noch sonst etwas, als bloßes Räuchern mit Schwefel.
Dazu hat er in seinem Hofe eine Art von Tonne (Boete),
wo er die meisten Vögel im November und December
hineinsetzt, und beräuchert, um die etwa aus Eiern aus-
geschlupften Larven zu tödten. Die Vögel sitzen meist
auf künstlich gemachten Bäumen mit Laub. Doch sind
-- vielleicht um der Schönheit willen -- einige in un-
natürlichen Stellungen aufgestellt, z. B. mit aufgesperr-
tem Schnabel, oder mit auseinandergebreiteten Flügeln.
Er braucht auch keine Gifte gegen die Insekten, weil er
so raisonnirt: die Insekten, die sich durch einen Säug-
rüssel nähren, könne man vielleicht durch tödtliche Flüssig-
keiten vergiften, aber nicht die, so sich durch Kinnladen
ernähren, denn dieser ihre Werkzeuge sind fein und subtil
genug, um die ihnen schädlichen Theilchen von den guten
zu unterscheiden, aber eben diese sind die Feinde der Vö-
gelkabinette. Die Namen der Vögel waren französisch,
so wie im Königl. Kabinet, nicht systematisch. Er kennt
Brisson, Edward, Catesby, Albinus, aber nicht
Linne', Klein etc. Ich fand bemerkenswürdig

1) Le Pigeon couronne de Banda. Dieser
Vogel hat wohl die gröste und höchste Hubel, die irgend
einer hat. Man bringt ihn von Banda, einer der
Molukken, aber er ist in Neuguinea zu Hause. 2)
Le Canard de Nankin, den Bomare in seinem Di-
ctionaire beschrieben hat. Das Männchen hat auf den
beiden Flügeln eine sonderbare Erhöhung, welche dem
Weibchen fehlet. 3) Le Mangeur de Ris; Cates-
by
hat ihn beschrieben. Die Spitzen der Schwanzfe-
dern sind Pikenförmig. 4) Le Canard de Louisia-

ne;
Y

daß kein allgemeines Mittel gegen alle Inſekten, zu hof-
fen iſt. Daher braucht er weder Salmiak, noch Alaun,
noch ſonſt etwas, als bloßes Raͤuchern mit Schwefel.
Dazu hat er in ſeinem Hofe eine Art von Tonne (Boete),
wo er die meiſten Voͤgel im November und December
hineinſetzt, und beraͤuchert, um die etwa aus Eiern aus-
geſchlupften Larven zu toͤdten. Die Voͤgel ſitzen meiſt
auf kuͤnſtlich gemachten Baͤumen mit Laub. Doch ſind
— vielleicht um der Schoͤnheit willen — einige in un-
natuͤrlichen Stellungen aufgeſtellt, z. B. mit aufgeſperr-
tem Schnabel, oder mit auseinandergebreiteten Fluͤgeln.
Er braucht auch keine Gifte gegen die Inſekten, weil er
ſo raiſonnirt: die Inſekten, die ſich durch einen Saͤug-
ruͤſſel naͤhren, koͤnne man vielleicht durch toͤdtliche Fluͤſſig-
keiten vergiften, aber nicht die, ſo ſich durch Kinnladen
ernaͤhren, denn dieſer ihre Werkzeuge ſind fein und ſubtil
genug, um die ihnen ſchaͤdlichen Theilchen von den guten
zu unterſcheiden, aber eben dieſe ſind die Feinde der Voͤ-
gelkabinette. Die Namen der Voͤgel waren franzoͤſiſch,
ſo wie im Koͤnigl. Kabinet, nicht ſyſtematiſch. Er kennt
Briſſon, Edward, Catesby, Albinus, aber nicht
Linne’, Klein ꝛc. Ich fand bemerkenswuͤrdig

1) Le Pigeon couronné de Banda. Dieſer
Vogel hat wohl die groͤſte und hoͤchſte Hubel, die irgend
einer hat. Man bringt ihn von Banda, einer der
Molukken, aber er iſt in Neuguinea zu Hauſe. 2)
Le Canard de Nankin, den Bomare in ſeinem Di-
ctionaire beſchrieben hat. Das Maͤnnchen hat auf den
beiden Fluͤgeln eine ſonderbare Erhoͤhung, welche dem
Weibchen fehlet. 3) Le Mangeur de Ris; Cates-
by
hat ihn beſchrieben. Die Spitzen der Schwanzfe-
dern ſind Pikenfoͤrmig. 4) Le Canard de Louiſia-

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[337/0361] daß kein allgemeines Mittel gegen alle Inſekten, zu hof- fen iſt. Daher braucht er weder Salmiak, noch Alaun, noch ſonſt etwas, als bloßes Raͤuchern mit Schwefel. Dazu hat er in ſeinem Hofe eine Art von Tonne (Boete), wo er die meiſten Voͤgel im November und December hineinſetzt, und beraͤuchert, um die etwa aus Eiern aus- geſchlupften Larven zu toͤdten. Die Voͤgel ſitzen meiſt auf kuͤnſtlich gemachten Baͤumen mit Laub. Doch ſind — vielleicht um der Schoͤnheit willen — einige in un- natuͤrlichen Stellungen aufgeſtellt, z. B. mit aufgeſperr- tem Schnabel, oder mit auseinandergebreiteten Fluͤgeln. Er braucht auch keine Gifte gegen die Inſekten, weil er ſo raiſonnirt: die Inſekten, die ſich durch einen Saͤug- ruͤſſel naͤhren, koͤnne man vielleicht durch toͤdtliche Fluͤſſig- keiten vergiften, aber nicht die, ſo ſich durch Kinnladen ernaͤhren, denn dieſer ihre Werkzeuge ſind fein und ſubtil genug, um die ihnen ſchaͤdlichen Theilchen von den guten zu unterſcheiden, aber eben dieſe ſind die Feinde der Voͤ- gelkabinette. Die Namen der Voͤgel waren franzoͤſiſch, ſo wie im Koͤnigl. Kabinet, nicht ſyſtematiſch. Er kennt Briſſon, Edward, Catesby, Albinus, aber nicht Linne’, Klein ꝛc. Ich fand bemerkenswuͤrdig 1) Le Pigeon couronné de Banda. Dieſer Vogel hat wohl die groͤſte und hoͤchſte Hubel, die irgend einer hat. Man bringt ihn von Banda, einer der Molukken, aber er iſt in Neuguinea zu Hauſe. 2) Le Canard de Nankin, den Bomare in ſeinem Di- ctionaire beſchrieben hat. Das Maͤnnchen hat auf den beiden Fluͤgeln eine ſonderbare Erhoͤhung, welche dem Weibchen fehlet. 3) Le Mangeur de Ris; Cates- by hat ihn beſchrieben. Die Spitzen der Schwanzfe- dern ſind Pikenfoͤrmig. 4) Le Canard de Louiſia- ne; Y

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/361>, abgerufen am 27.11.2024.