net, wo er wieder einiges Neue rangirte. Wir sprachen wenig, er sagte mir mehr als einmahl mit der redlichsten Mine: "Je suis bien aise, d'avoir fait votre con- "noissance. Vous reviendrez encore une fois "chez nous" -- und ich wiederholte ihm immer meine Danksagungen. Zuletzt druckte er mir noch die Hand, und sagte: "Ah, vous reviendrez encore "une fois a Paris" -- und damit warf ich noch ei- nen Blick aufs Kabinet und Garten, und ging traurig von dem schönsten Theil der Stadt in das seelenlose, gräß- liche Gewühl zurück, wo nur Frivolität, Lügen, Be- trug, Unzucht, Grosthun, Fluchen und Schwören den Fremden umringt. Wohl dem Manne, der sein Leben den schönsten Beschäftigungen widmet, und gerne jedem durstigen Jüngling den Weg zeigt, den er auch gegangen ist. Segen und Glück, Leben und Gesundheit sei über ihm, dem Kenner, Beförderer und Liebhaber der Thier- geschichte, die den Verstand aufschließt, und kein Men- schenherz kalt läßt!
Nachmittags nahm ich Abschied von Hr. Bär, den ich nie antraf, von Hr. Nicolson, von Hr. Guettard; ich fand aber keinen von allen zu Hause. Hr. Tollius, Prof. in Harderwyck, bekam noch Abends um 8. Uhr einen Besuch von mir. Er war hier, und machte auf der Bibliothek von St. Germain Excerpte aus alten Noten über die alten Schriftsteller.
Bemerkungen.
Ein Confiturier Faciot, Rue St. Denys vis a vis le grand Cerf wohnhaft, verkaufte anjetzo ein Pou- dre a la Limonade seche. Alle Schiffe nehmen
davon
net, wo er wieder einiges Neue rangirte. Wir ſprachen wenig, er ſagte mir mehr als einmahl mit der redlichſten Mine: „Je ſuis bien aiſe, d’avoir fait vôtre con- „noiſſance. Vous reviendrez encore une fois „chez nous“ — und ich wiederholte ihm immer meine Dankſagungen. Zuletzt druckte er mir noch die Hand, und ſagte: „Ah, vous reviendrez encore „une fois à Paris“ — und damit warf ich noch ei- nen Blick aufs Kabinet und Garten, und ging traurig von dem ſchoͤnſten Theil der Stadt in das ſeelenloſe, graͤß- liche Gewuͤhl zuruͤck, wo nur Frivolitaͤt, Luͤgen, Be- trug, Unzucht, Grosthun, Fluchen und Schwoͤren den Fremden umringt. Wohl dem Manne, der ſein Leben den ſchoͤnſten Beſchaͤftigungen widmet, und gerne jedem durſtigen Juͤngling den Weg zeigt, den er auch gegangen iſt. Segen und Gluͤck, Leben und Geſundheit ſei uͤber ihm, dem Kenner, Befoͤrderer und Liebhaber der Thier- geſchichte, die den Verſtand aufſchließt, und kein Men- ſchenherz kalt laͤßt!
Nachmittags nahm ich Abſchied von Hr. Baͤr, den ich nie antraf, von Hr. Nicolſon, von Hr. Guettard; ich fand aber keinen von allen zu Hauſe. Hr. Tollius, Prof. in Harderwyck, bekam noch Abends um 8. Uhr einen Beſuch von mir. Er war hier, und machte auf der Bibliothek von St. Germain Excerpte aus alten Noten uͤber die alten Schriftſteller.
Bemerkungen.
Ein Confiturier Faciot, Rue St. Denys vis à vis le grand Cerf wohnhaft, verkaufte anjetzo ein Pou- dre à la Limonade ſéche. Alle Schiffe nehmen
davon
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net, wo er wieder einiges Neue rangirte. Wir ſprachen
wenig, er ſagte mir mehr als einmahl mit der redlichſten
Mine: „Je ſuis bien aiſe, d’avoir fait vôtre con-
„noiſſance. Vous reviendrez encore une fois
„chez nous“ — und ich wiederholte ihm immer
meine Dankſagungen. Zuletzt druckte er mir noch die
Hand, und ſagte: „Ah, vous reviendrez encore
„une fois à Paris“ — und damit warf ich noch ei-
nen Blick aufs Kabinet und Garten, und ging traurig
von dem ſchoͤnſten Theil der Stadt in das ſeelenloſe, graͤß-
liche Gewuͤhl zuruͤck, wo nur Frivolitaͤt, Luͤgen, Be-
trug, Unzucht, Grosthun, Fluchen und Schwoͤren den
Fremden umringt. Wohl dem Manne, der ſein Leben
den ſchoͤnſten Beſchaͤftigungen widmet, und gerne jedem
durſtigen Juͤngling den Weg zeigt, den er auch gegangen
iſt. Segen und Gluͤck, Leben und Geſundheit ſei uͤber
ihm, dem Kenner, Befoͤrderer und Liebhaber der Thier-
geſchichte, die den Verſtand aufſchließt, und kein Men-
ſchenherz kalt laͤßt!
Nachmittags nahm ich Abſchied von Hr. Baͤr, den
ich nie antraf, von Hr. Nicolſon, von Hr. Guettard;
ich fand aber keinen von allen zu Hauſe. Hr. Tollius,
Prof. in Harderwyck, bekam noch Abends um 8. Uhr
einen Beſuch von mir. Er war hier, und machte auf
der Bibliothek von St. Germain Excerpte aus alten
Noten uͤber die alten Schriftſteller.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/359>, abgerufen am 23.11.2024.
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