irgend ein Ort in Frankreich ausserordentlich wohl, so ist es hier. In einer Viertelstunde ist man in der Stadt, am brillantesten Hof, und wieder in einer Viertel- stunde, so genießt man alle Annehmlichkeiten des Land- lebens. Kan man sich eine bessere Lage wünschen? 2) Le petit Trianon, einen Büchsenschuß davon, in ge- rader Linie mit jenen durch den Garten verbunden. Es ist ein einziges viereckigtes Gebäude 3. Stock hoch, wird sehr oft von der Königin besucht, und hat einen chinesi- schen Garten, -- aber en migniature, -- darneben.
Indem ich von Trianon heraufging, fuhren der Comte und die Comt. d'Artois und der Comte de Provence dahin spatzieren. Da sah ich dann die Pracht und die Menge der Vorreuter und Begleiter. -- Gott im Himmel! wenn Abraham, der 10. Könige klopfte, und einen andern im Zelt bewirthete, wieder käme, -- oder wenn Vater Homer das sähe, was würde der sagen!
Den 1ten Jul.
Heute war mein erster Gang,
Les Ecuries de la Reine zu besehen. Sie liegen Rue de la Pompe. Da standen wenigstens 350. Pfer- de. Das Auge muste man an manchen weiden. Be- sonders waren viele Gespanne von Schimmeln und Grau- schimmeln hier. Die grauen und weissen hatte man durch alle Nüancen durch. Zu 4. Pferden gehört alle- mahl ein Stallknecht, daher stehen allemahl über dem 4ten Pferde 2. Zettel; auf dem untern steht der Name des Kerls, und auf dem obern der Name des Pferdes.
Ich
irgend ein Ort in Frankreich auſſerordentlich wohl, ſo iſt es hier. In einer Viertelſtunde iſt man in der Stadt, am brillanteſten Hof, und wieder in einer Viertel- ſtunde, ſo genießt man alle Annehmlichkeiten des Land- lebens. Kan man ſich eine beſſere Lage wuͤnſchen? 2) Le petit Trianon, einen Buͤchſenſchuß davon, in ge- rader Linie mit jenen durch den Garten verbunden. Es iſt ein einziges viereckigtes Gebaͤude 3. Stock hoch, wird ſehr oft von der Koͤnigin beſucht, und hat einen chineſi- ſchen Garten, — aber en migniature, — darneben.
Indem ich von Trianon heraufging, fuhren der Comte und die Comt. d’Artois und der Comte de Provence dahin ſpatzieren. Da ſah ich dann die Pracht und die Menge der Vorreuter und Begleiter. — Gott im Himmel! wenn Abraham, der 10. Koͤnige klopfte, und einen andern im Zelt bewirthete, wieder kaͤme, — oder wenn Vater Homer das ſaͤhe, was wuͤrde der ſagen!
Den 1ten Jul.
Heute war mein erſter Gang,
Les Ecuries de la Reine zu beſehen. Sie liegen Rue de la Pompe. Da ſtanden wenigſtens 350. Pfer- de. Das Auge muſte man an manchen weiden. Be- ſonders waren viele Geſpanne von Schimmeln und Grau- ſchimmeln hier. Die grauen und weiſſen hatte man durch alle Nuͤancen durch. Zu 4. Pferden gehoͤrt alle- mahl ein Stallknecht, daher ſtehen allemahl uͤber dem 4ten Pferde 2. Zettel; auf dem untern ſteht der Name des Kerls, und auf dem obern der Name des Pferdes.
Ich
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irgend ein Ort in Frankreich auſſerordentlich wohl, ſo
iſt es hier. In einer Viertelſtunde iſt man in der
Stadt, am brillanteſten Hof, und wieder in einer Viertel-
ſtunde, ſo genießt man alle Annehmlichkeiten des Land-
lebens. Kan man ſich eine beſſere Lage wuͤnſchen? 2)
Le petit Trianon, einen Buͤchſenſchuß davon, in ge-
rader Linie mit jenen durch den Garten verbunden. Es
iſt ein einziges viereckigtes Gebaͤude 3. Stock hoch, wird
ſehr oft von der Koͤnigin beſucht, und hat einen chineſi-
ſchen Garten, — aber en migniature, — darneben.
Indem ich von Trianon heraufging, fuhren der
Comte und die Comt. d’Artois und der Comte de
Provence dahin ſpatzieren. Da ſah ich dann die Pracht
und die Menge der Vorreuter und Begleiter. — Gott
im Himmel! wenn Abraham, der 10. Koͤnige klopfte,
und einen andern im Zelt bewirthete, wieder kaͤme, —
oder wenn Vater Homer das ſaͤhe, was wuͤrde der
ſagen!
Den 1ten Jul.
Heute war mein erſter Gang,
Les Ecuries de la Reine zu beſehen. Sie liegen
Rue de la Pompe. Da ſtanden wenigſtens 350. Pfer-
de. Das Auge muſte man an manchen weiden. Be-
ſonders waren viele Geſpanne von Schimmeln und Grau-
ſchimmeln hier. Die grauen und weiſſen hatte man
durch alle Nuͤancen durch. Zu 4. Pferden gehoͤrt alle-
mahl ein Stallknecht, daher ſtehen allemahl uͤber dem
4ten Pferde 2. Zettel; auf dem untern ſteht der Name
des Kerls, und auf dem obern der Name des Pferdes.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/341>, abgerufen am 21.11.2024.
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