sungen wurde, und mit einer feierlich langsamschweben- den Kirchenmusik begleitet war, gab er den Hut weg, und nahm ihn nachher wieder. Es kam auch mehr als ein Aumonier, schwarz gekleidet, mit ihm. Nach der Messe drang die Menge des Volks -- alles in den schönsten Kleidern, (ich sah einen aus der Kirche wegfüh- ren, der keinen Degen hatte,) -- nach der grossen Galle- rie, wo der König durchkommen muste, und da ging er dann wieder von der Garde mit Gewehr umringt, sehr gnädig und freundlich durch die Menge hindurch. Was da für ein Gewühl in den Grands Appartemens ist, ist unbeschreiblich. Eine Menge Gerüche aus so vielen Flacons nehmen einem den Kopf ein. Alle Nationen findet man da, unten in Park hört man das Getümmel sogar, es ist wie die Messe in Strasburg, wie die Börse in Hamburg etc.
Les Appartements des Mesdames, der Tan- ten des Königs. Weil die Königin eine Anwandlung vom Fieber hatte, so war's nicht möglich, ihre Zimmer zu besehen: aber die Mesdames waren in Bellevue, und die Schweizer verdienen gern Geld von den Frem- den. Was man da sieht, ist Königlich, und in jedem Zimmer sieht man viel, und vielerlei. Die Umhänge und Betten waren überall unies, eben der geflamte herrliche Zeug, den ich in Choisy le Roi schon bewun- dert hatte.
Bei der Mdme.Sophie sah ich besonders 1) Por- zellän von Seve, das an Schönheit, Weisse und Ver- goldungen dem Meißner wahrhaftig nicht viel nachgibt. Nur, dünkt mir, ist es nicht so leicht wie jenes. 2) Ei- ne Platteen Mosaique von den Gegenden um Ver-
sailles.
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ſungen wurde, und mit einer feierlich langſamſchweben- den Kirchenmuſik begleitet war, gab er den Hut weg, und nahm ihn nachher wieder. Es kam auch mehr als ein Aumonier, ſchwarz gekleidet, mit ihm. Nach der Meſſe drang die Menge des Volks — alles in den ſchoͤnſten Kleidern, (ich ſah einen aus der Kirche wegfuͤh- ren, der keinen Degen hatte,) — nach der groſſen Galle- rie, wo der Koͤnig durchkommen muſte, und da ging er dann wieder von der Garde mit Gewehr umringt, ſehr gnaͤdig und freundlich durch die Menge hindurch. Was da fuͤr ein Gewuͤhl in den Grands Appartemens iſt, iſt unbeſchreiblich. Eine Menge Geruͤche aus ſo vielen Flacons nehmen einem den Kopf ein. Alle Nationen findet man da, unten in Park hoͤrt man das Getuͤmmel ſogar, es iſt wie die Meſſe in Strasburg, wie die Boͤrſe in Hamburg ꝛc.
Les Appartements des Mesdames, der Tan- ten des Koͤnigs. Weil die Koͤnigin eine Anwandlung vom Fieber hatte, ſo war’s nicht moͤglich, ihre Zimmer zu beſehen: aber die Mesdames waren in Bellevue, und die Schweizer verdienen gern Geld von den Frem- den. Was man da ſieht, iſt Koͤniglich, und in jedem Zimmer ſieht man viel, und vielerlei. Die Umhaͤnge und Betten waren uͤberall unies, eben der geflamte herrliche Zeug, den ich in Choiſy le Roi ſchon bewun- dert hatte.
Bei der Mdme.Sophie ſah ich beſonders 1) Por- zellaͤn von Seve, das an Schoͤnheit, Weiſſe und Ver- goldungen dem Meißner wahrhaftig nicht viel nachgibt. Nur, duͤnkt mir, iſt es nicht ſo leicht wie jenes. 2) Ei- ne Platteen Moſaique von den Gegenden um Ver-
ſailles.
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ſungen wurde, und mit einer feierlich langſamſchweben-
den Kirchenmuſik begleitet war, gab er den Hut weg,
und nahm ihn nachher wieder. Es kam auch mehr als
ein Aumonier, ſchwarz gekleidet, mit ihm. Nach der
Meſſe drang die Menge des Volks — alles in den
ſchoͤnſten Kleidern, (ich ſah einen aus der Kirche wegfuͤh-
ren, der keinen Degen hatte,) — nach der groſſen Galle-
rie, wo der Koͤnig durchkommen muſte, und da ging er
dann wieder von der Garde mit Gewehr umringt, ſehr
gnaͤdig und freundlich durch die Menge hindurch. Was
da fuͤr ein Gewuͤhl in den Grands Appartemens iſt,
iſt unbeſchreiblich. Eine Menge Geruͤche aus ſo vielen
Flacons nehmen einem den Kopf ein. Alle Nationen
findet man da, unten in Park hoͤrt man das Getuͤmmel
ſogar, es iſt wie die Meſſe in Strasburg, wie die
Boͤrſe in Hamburg ꝛc.
Les Appartements des Mesdames, der Tan-
ten des Koͤnigs. Weil die Koͤnigin eine Anwandlung
vom Fieber hatte, ſo war’s nicht moͤglich, ihre Zimmer
zu beſehen: aber die Mesdames waren in Bellevue,
und die Schweizer verdienen gern Geld von den Frem-
den. Was man da ſieht, iſt Koͤniglich, und in jedem
Zimmer ſieht man viel, und vielerlei. Die Umhaͤnge
und Betten waren uͤberall unies, eben der geflamte
herrliche Zeug, den ich in Choiſy le Roi ſchon bewun-
dert hatte.
Bei der Mdme. Sophie ſah ich beſonders 1) Por-
zellaͤn von Seve, das an Schoͤnheit, Weiſſe und Ver-
goldungen dem Meißner wahrhaftig nicht viel nachgibt.
Nur, duͤnkt mir, iſt es nicht ſo leicht wie jenes. 2) Ei-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/333>, abgerufen am 25.11.2024.
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