kreutzen einander, werden alle eben gemacht, und dazu sind eigene Regimenter, z. B. das Corps de Pion- niers, errichtet, wovon jeder Kerl täglich 12. Sous und sein Essen und Bette da, wo sie arbeiten, in einer Art von Zelt bekömmt. Die Stadt soll grösser seyn, als Stras- burg, ich glaube nicht, daß sie nur eben so gros ist. Die meisten Thore sind blosse Barrieren, oder Grilles de fer. Man unterscheidet das alte und das neue Ver- sailles. Ueberall um die Stadt herum sind die ange- nehmsten Ebenen, Fruchtfelder, Wälder, Berge -- kurz, die Situationen und die Gegenden sind vortreflich. Die Strassen haben ihre Namen von den Avenuen, von Paris, von Trianon, von Marly, St. Cloud etc. Hier hört was das wilde Geschrei von Paris nicht. Man trägt das Wasser auch in die Häuser, aber man darfs hier so wenig, als andre Sachen ausschreien. Da ruhen die Ohren, die in Paris Tag und Nacht gepei- nigt werden, wieder aus. Man meint, man sei in ei- ner kleinen Stadt in Deutschland, und ist doch an der Seite des Königs von Frankreich. Das, was ich heute noch sah, war:
Le Chateau Royal. -- Man hat viele Almana- che, Kupfer und Beschreibungen davon, ich sage also nur, wie ichs angesehen habe. So gros, so prächtig, so künstlich, so reich es ist, so macht's doch auf die Fremden gar wenig Eindruck, wenn man's von aussen ansieht. Man sieht nichts, als eine Assemblage von vielen schwar- zen, düster aussehenden Thürmen, Säulen, Fenstern und Statüen. Ewig Schade, daß dieses Meisterstück der Baukunst und der Bildhauerei, aus den gelblichweis- sen Steinen, wie Paris und Versailles, gebaut ist, die
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kreutzen einander, werden alle eben gemacht, und dazu ſind eigene Regimenter, z. B. das Corps de Pion- niers, errichtet, wovon jeder Kerl taͤglich 12. Sous und ſein Eſſen und Bette da, wo ſie arbeiten, in einer Art von Zelt bekoͤmmt. Die Stadt ſoll groͤſſer ſeyn, als Stras- burg, ich glaube nicht, daß ſie nur eben ſo gros iſt. Die meiſten Thore ſind bloſſe Barrieren, oder Grilles de fer. Man unterſcheidet das alte und das neue Ver- ſailles. Ueberall um die Stadt herum ſind die ange- nehmſten Ebenen, Fruchtfelder, Waͤlder, Berge — kurz, die Situationen und die Gegenden ſind vortreflich. Die Straſſen haben ihre Namen von den Avenuen, von Paris, von Trianon, von Marly, St. Cloud ꝛc. Hier hoͤrt was das wilde Geſchrei von Paris nicht. Man traͤgt das Waſſer auch in die Haͤuſer, aber man darfs hier ſo wenig, als andre Sachen ausſchreien. Da ruhen die Ohren, die in Paris Tag und Nacht gepei- nigt werden, wieder aus. Man meint, man ſei in ei- ner kleinen Stadt in Deutſchland, und iſt doch an der Seite des Koͤnigs von Frankreich. Das, was ich heute noch ſah, war:
Le Chateau Royal. — Man hat viele Almana- che, Kupfer und Beſchreibungen davon, ich ſage alſo nur, wie ichs angeſehen habe. So gros, ſo praͤchtig, ſo kuͤnſtlich, ſo reich es iſt, ſo macht’s doch auf die Fremden gar wenig Eindruck, wenn man’s von auſſen anſieht. Man ſieht nichts, als eine Aſſemblage von vielen ſchwar- zen, duͤſter ausſehenden Thuͤrmen, Saͤulen, Fenſtern und Statuͤen. Ewig Schade, daß dieſes Meiſterſtuͤck der Baukunſt und der Bildhauerei, aus den gelblichweiſ- ſen Steinen, wie Paris und Verſailles, gebaut iſt, die
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kreutzen einander, werden alle eben gemacht, und dazu
ſind eigene Regimenter, z. B. das Corps de Pion-
niers, errichtet, wovon jeder Kerl taͤglich 12. Sous und
ſein Eſſen und Bette da, wo ſie arbeiten, in einer Art von
Zelt bekoͤmmt. Die Stadt ſoll groͤſſer ſeyn, als Stras-
burg, ich glaube nicht, daß ſie nur eben ſo gros iſt. Die
meiſten Thore ſind bloſſe Barrieren, oder Grilles de
fer. Man unterſcheidet das alte und das neue Ver-
ſailles. Ueberall um die Stadt herum ſind die ange-
nehmſten Ebenen, Fruchtfelder, Waͤlder, Berge —
kurz, die Situationen und die Gegenden ſind vortreflich.
Die Straſſen haben ihre Namen von den Avenuen, von
Paris, von Trianon, von Marly, St. Cloud ꝛc.
Hier hoͤrt was das wilde Geſchrei von Paris nicht.
Man traͤgt das Waſſer auch in die Haͤuſer, aber man
darfs hier ſo wenig, als andre Sachen ausſchreien. Da
ruhen die Ohren, die in Paris Tag und Nacht gepei-
nigt werden, wieder aus. Man meint, man ſei in ei-
ner kleinen Stadt in Deutſchland, und iſt doch an der
Seite des Koͤnigs von Frankreich. Das, was ich
heute noch ſah, war:
Le Chateau Royal. — Man hat viele Almana-
che, Kupfer und Beſchreibungen davon, ich ſage alſo
nur, wie ichs angeſehen habe. So gros, ſo praͤchtig, ſo
kuͤnſtlich, ſo reich es iſt, ſo macht’s doch auf die Fremden
gar wenig Eindruck, wenn man’s von auſſen anſieht.
Man ſieht nichts, als eine Aſſemblage von vielen ſchwar-
zen, duͤſter ausſehenden Thuͤrmen, Saͤulen, Fenſtern
und Statuͤen. Ewig Schade, daß dieſes Meiſterſtuͤck
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/315>, abgerufen am 25.11.2024.
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