Vögel vom Mississippi, den Kolibri, der völlig den langen spitzigen Schnabel hat, den ihm die Maler geben, übrigens aber keine besondre Schönheit, auch keinen Gold- glanz am Halse hatte; so wie denn auch Phal. Atlas, die ich da sah, zwar die Spiegelflecken hatte, aber nicht die hohen hellen Farben, womit sie Cramer vorgestellt hat. Von Schlangen sah ich hier grosse und kleine (zum Theil noch spezifisch unbestimmte Arten), in Wein- geist; schön und überaus fein war das Cranium vom Kopf des Coluber Berus, wo man die zwei Giftzähne von den übrigen deutlich unterscheiden konnte. Viele monströse Eier; die pergamentartigen aber doch kalkhal- tigen Eier der Schildkröte; etliche Vogel- und Insekten- Nester; besonders aber viele korallische Gewächse, Ma- drepor. Mill por. Sertular. Alcyon. Gorgon.; Viele grosse und kleine Spongiae, Gordius Medin. Taema Solium, und andre Arten vom Bandwurm; Aphrodit eine unzählbare Menge von Muscheln, die in Schubladen auf einem weissen Grunde nach den syste- matischen Geschlechtern lagen; ein vortreflich wohlausge- dehntes, unter einer eignen Glastafel hängendes Medu- senhaupt (Aster. Caput. Med. L), und viele andre grosse und kleine, gedörrte, in Schubladen liegende Meer- sterne; eine eigne Lage von Fluß- oder Süßwasserconchy- lien, worunter sich eine aus Asien abstammende Land- schnecke durch die bisher nicht bekannte Besonderheit, daß sie nemlich gegen den sonst gewöhnlichen Gang der Natur bei den Schnecken, die Spitze ihrer Windungen, und das Maul an einer und derselben Seite gleich neben einander hat, auszeichnete. Unter den thierischen Petri- sicaten waren Spongiae, Corn. Amm. zum Theil von ungeheurer Grösse, viele mit einem metallischen
Glanz,
Voͤgel vom Miſſiſſippi, den Kolibri, der voͤllig den langen ſpitzigen Schnabel hat, den ihm die Maler geben, uͤbrigens aber keine beſondre Schoͤnheit, auch keinen Gold- glanz am Halſe hatte; ſo wie denn auch Phal. Atlas, die ich da ſah, zwar die Spiegelflecken hatte, aber nicht die hohen hellen Farben, womit ſie Cramer vorgeſtellt hat. Von Schlangen ſah ich hier groſſe und kleine (zum Theil noch ſpezifiſch unbeſtimmte Arten), in Wein- geiſt; ſchoͤn und uͤberaus fein war das Cranium vom Kopf des Coluber Berus, wo man die zwei Giftzaͤhne von den uͤbrigen deutlich unterſcheiden konnte. Viele monſtroͤſe Eier; die pergamentartigen aber doch kalkhal- tigen Eier der Schildkroͤte; etliche Vogel- und Inſekten- Neſter; beſonders aber viele koralliſche Gewaͤchſe, Ma- drepor. Mill por. Sertular. Alcyon. Gorgon.; Viele groſſe und kleine Spongiae, Gordius Medin. Taema Solium, und andre Arten vom Bandwurm; Aphrodit eine unzaͤhlbare Menge von Muſcheln, die in Schubladen auf einem weiſſen Grunde nach den ſyſte- matiſchen Geſchlechtern lagen; ein vortreflich wohlausge- dehntes, unter einer eignen Glastafel haͤngendes Medu- ſenhaupt (Aſter. Caput. Med. L), und viele andre groſſe und kleine, gedoͤrrte, in Schubladen liegende Meer- ſterne; eine eigne Lage von Fluß- oder Suͤßwaſſerconchy- lien, worunter ſich eine aus Aſien abſtammende Land- ſchnecke durch die bisher nicht bekannte Beſonderheit, daß ſie nemlich gegen den ſonſt gewoͤhnlichen Gang der Natur bei den Schnecken, die Spitze ihrer Windungen, und das Maul an einer und derſelben Seite gleich neben einander hat, auszeichnete. Unter den thieriſchen Petri- ſicaten waren Spongiae, Corn. Amm. zum Theil von ungeheurer Groͤſſe, viele mit einem metalliſchen
Glanz,
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Voͤgel vom Miſſiſſippi, den Kolibri, der voͤllig den
langen ſpitzigen Schnabel hat, den ihm die Maler geben,
uͤbrigens aber keine beſondre Schoͤnheit, auch keinen Gold-
glanz am Halſe hatte; ſo wie denn auch Phal. Atlas,
die ich da ſah, zwar die Spiegelflecken hatte, aber nicht
die hohen hellen Farben, womit ſie Cramer vorgeſtellt
hat. Von Schlangen ſah ich hier groſſe und kleine
(zum Theil noch ſpezifiſch unbeſtimmte Arten), in Wein-
geiſt; ſchoͤn und uͤberaus fein war das Cranium vom
Kopf des Coluber Berus, wo man die zwei Giftzaͤhne
von den uͤbrigen deutlich unterſcheiden konnte. Viele
monſtroͤſe Eier; die pergamentartigen aber doch kalkhal-
tigen Eier der Schildkroͤte; etliche Vogel- und Inſekten-
Neſter; beſonders aber viele koralliſche Gewaͤchſe, Ma-
drepor. Mill por. Sertular. Alcyon. Gorgon.;
Viele groſſe und kleine Spongiae, Gordius Medin.
Taema Solium, und andre Arten vom Bandwurm;
Aphrodit eine unzaͤhlbare Menge von Muſcheln, die
in Schubladen auf einem weiſſen Grunde nach den ſyſte-
matiſchen Geſchlechtern lagen; ein vortreflich wohlausge-
dehntes, unter einer eignen Glastafel haͤngendes Medu-
ſenhaupt (Aſter. Caput. Med. L), und viele andre
groſſe und kleine, gedoͤrrte, in Schubladen liegende Meer-
ſterne; eine eigne Lage von Fluß- oder Suͤßwaſſerconchy-
lien, worunter ſich eine aus Aſien abſtammende Land-
ſchnecke durch die bisher nicht bekannte Beſonderheit,
daß ſie nemlich gegen den ſonſt gewoͤhnlichen Gang der
Natur bei den Schnecken, die Spitze ihrer Windungen,
und das Maul an einer und derſelben Seite gleich neben
einander hat, auszeichnete. Unter den thieriſchen Petri-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/30>, abgerufen am 21.11.2024.
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