därme, Leber, Nieren, Milz, Ruthen etc. alles herr- lich eingesprützt und erhalten, mit Nummern an je- dem Stücke. d) Auf Pferdeskeleten sassen Men- schen. -- Kleine Knabenskelete mit blauen seidnen Zügeln in den Kinnladen der Pferde, und mit Peit- schen in der Hand. -- Sieht man nicht den spielen- den Geist der Nation auch da, wo sie wirklich so was Grosses und Edles unternimmt, daß das spielerische, das tändelnde Wesen doch unterbleiben solte?
Bemerkung.
Da ich heute auf dem Felde wieder reinere, freiere Luft geathmet hatte, als ich sonst in der Stadt bekomme, und daher mich auch gern zweimahl beregnen lies; so wars mir nachher desto empfindlicher, als ich wieder in die Stadt kam. In der Stadt, -- selbst in der Rue St. Antoine, -- kam mir gleich so ein häslichstinken- der, saurer Geruch entgegen, daß ich mich ordentlich ent- schliessen muste, meine Nase wieder daran zu gewöhnen.
Ich ging in eben dieser Strasse an einem Hause vor- bei, wo mich die Aufschrift: Hotel de M. Turgot, aufmerksam machte. Da, dacht ich, ruht der grosse verkannte Mann, sua virtute involutus!
Den 23ten Jun.
Auch an diesem Tage war ein beständiges häßliches Regenwetter, so daß ich nun die Hofnung aufgab, jemals den Königlichen Garten ganz durchgehen zu können. In- dessen lief ich mit krankem Magen und Kopf, schon um 7 Uhr, auf
La
daͤrme, Leber, Nieren, Milz, Ruthen ꝛc. alles herr- lich eingeſpruͤtzt und erhalten, mit Nummern an je- dem Stuͤcke. d) Auf Pferdeſkeleten ſaſſen Men- ſchen. — Kleine Knabenſkelete mit blauen ſeidnen Zuͤgeln in den Kinnladen der Pferde, und mit Peit- ſchen in der Hand. — Sieht man nicht den ſpielen- den Geiſt der Nation auch da, wo ſie wirklich ſo was Groſſes und Edles unternimmt, daß das ſpieleriſche, das taͤndelnde Weſen doch unterbleiben ſolte?
Bemerkung.
Da ich heute auf dem Felde wieder reinere, freiere Luft geathmet hatte, als ich ſonſt in der Stadt bekomme, und daher mich auch gern zweimahl beregnen lies; ſo wars mir nachher deſto empfindlicher, als ich wieder in die Stadt kam. In der Stadt, — ſelbſt in der Rue St. Antoine, — kam mir gleich ſo ein haͤslichſtinken- der, ſaurer Geruch entgegen, daß ich mich ordentlich ent- ſchlieſſen muſte, meine Naſe wieder daran zu gewoͤhnen.
Ich ging in eben dieſer Straſſe an einem Hauſe vor- bei, wo mich die Aufſchrift: Hôtel de M. Turgot, aufmerkſam machte. Da, dacht ich, ruht der groſſe verkannte Mann, ſua virtute involutus!
Den 23ten Jun.
Auch an dieſem Tage war ein beſtaͤndiges haͤßliches Regenwetter, ſo daß ich nun die Hofnung aufgab, jemals den Koͤniglichen Garten ganz durchgehen zu koͤnnen. In- deſſen lief ich mit krankem Magen und Kopf, ſchon um 7 Uhr, auf
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daͤrme, Leber, Nieren, Milz, Ruthen ꝛc. alles herr-
lich eingeſpruͤtzt und erhalten, mit Nummern an je-
dem Stuͤcke. d) Auf Pferdeſkeleten ſaſſen Men-
ſchen. — Kleine Knabenſkelete mit blauen ſeidnen
Zuͤgeln in den Kinnladen der Pferde, und mit Peit-
ſchen in der Hand. — Sieht man nicht den ſpielen-
den Geiſt der Nation auch da, wo ſie wirklich ſo was
Groſſes und Edles unternimmt, daß das ſpieleriſche,
das taͤndelnde Weſen doch unterbleiben ſolte?
Bemerkung.
Da ich heute auf dem Felde wieder reinere, freiere
Luft geathmet hatte, als ich ſonſt in der Stadt bekomme,
und daher mich auch gern zweimahl beregnen lies; ſo
wars mir nachher deſto empfindlicher, als ich wieder in
die Stadt kam. In der Stadt, — ſelbſt in der Rue
St. Antoine, — kam mir gleich ſo ein haͤslichſtinken-
der, ſaurer Geruch entgegen, daß ich mich ordentlich ent-
ſchlieſſen muſte, meine Naſe wieder daran zu gewoͤhnen.
Ich ging in eben dieſer Straſſe an einem Hauſe vor-
bei, wo mich die Aufſchrift: Hôtel de M. Turgot,
aufmerkſam machte. Da, dacht ich, ruht der groſſe
verkannte Mann, ſua virtute involutus!
Den 23ten Jun.
Auch an dieſem Tage war ein beſtaͤndiges haͤßliches
Regenwetter, ſo daß ich nun die Hofnung aufgab, jemals
den Koͤniglichen Garten ganz durchgehen zu koͤnnen. In-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/292>, abgerufen am 22.11.2024.
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