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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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hinaufklettern, und als wir hinauf waren, nahm jemand
die Leiter weg. Ich weiß nicht, wars Armuth, oder
Furcht vor Ueberfall, oder ein Mittel, die Gäste zu be-
halten, bis sie bezahlt haben? Inwendig waren so
schmale Stühle, daß ich Mühe hatte, einen zu finden,
auf dem ich sitzen konnte.

Wiewohl er aber nur ein Schweizer, daß heist ein
Bedienter war, so sah man doch den Luxus der Fran-
zosen.
Seine Zimmer waren alle tapeziert, und seine
beiden Töchter, die aus der Messe kamen, gingen im blos-
sen Kopf mit Aufsätzen in den Haaren, und in seidenen
Kleidern. Sie waren kaum da, so fingen sie an tüchtig
zu frühstücken, -- es war um 10. Uhr, -- bei einer
ziemlichen Schüssel voll Brei und einem guten Stücke
Brot.

II) Charenton. Um nach diesem Schlosse zu kom-
men, muste ich mich von hier aus über die Seine setzen
lassen. Das alte Schlos hier heist Chateau d'Alfort,
und ist jetzt, glaub' ich, ganz der Ecole veterinairc
gewidmet, und eben dies war's, was mich hierher trieb.
Gleich unten beim Eingang findet man
1) La Salle de Dissection; wo viele Tische ste-
hen, an denen sich die Eleven -- deren jetzt über 80. wa-
ren -- in der Zootomie üben. An den Wänden hin-
gen an einer Tafel die gedruckten Namen und Klass isi-
kationen dieser Leute, an der andern die Königlichen Ge-
setze für dieses Institut, wo mir unter andern die löbliche
Verordnung in die Augen fiel, daß kein Eleve Hunde
oder andre Thiere halten soll, weil diese nur die Wohnung
verunreinigen etc. Auch ward ihnen das Studium der
Botanik sehr dringend empfohlen.
2) Der

hinaufklettern, und als wir hinauf waren, nahm jemand
die Leiter weg. Ich weiß nicht, wars Armuth, oder
Furcht vor Ueberfall, oder ein Mittel, die Gaͤſte zu be-
halten, bis ſie bezahlt haben? Inwendig waren ſo
ſchmale Stuͤhle, daß ich Muͤhe hatte, einen zu finden,
auf dem ich ſitzen konnte.

Wiewohl er aber nur ein Schweizer, daß heiſt ein
Bedienter war, ſo ſah man doch den Luxus der Fran-
zoſen.
Seine Zimmer waren alle tapeziert, und ſeine
beiden Toͤchter, die aus der Meſſe kamen, gingen im bloſ-
ſen Kopf mit Aufſaͤtzen in den Haaren, und in ſeidenen
Kleidern. Sie waren kaum da, ſo fingen ſie an tuͤchtig
zu fruͤhſtuͤcken, — es war um 10. Uhr, — bei einer
ziemlichen Schuͤſſel voll Brei und einem guten Stuͤcke
Brot.

II) Charenton. Um nach dieſem Schloſſe zu kom-
men, muſte ich mich von hier aus uͤber die Seine ſetzen
laſſen. Das alte Schlos hier heiſt Chateau d’Alfort,
und iſt jetzt, glaub’ ich, ganz der Ecole veterinairc
gewidmet, und eben dies war’s, was mich hierher trieb.
Gleich unten beim Eingang findet man
1) La Salle de Diſſection; wo viele Tiſche ſte-
hen, an denen ſich die Eleven — deren jetzt uͤber 80. wa-
ren — in der Zootomie uͤben. An den Waͤnden hin-
gen an einer Tafel die gedruckten Namen und Klaſſ iſi-
kationen dieſer Leute, an der andern die Koͤniglichen Ge-
ſetze fuͤr dieſes Inſtitut, wo mir unter andern die loͤbliche
Verordnung in die Augen fiel, daß kein Eleve Hunde
oder andre Thiere halten ſoll, weil dieſe nur die Wohnung
verunreinigen ꝛc. Auch ward ihnen das Studium der
Botanik ſehr dringend empfohlen.
2) Der
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[266/0290] hinaufklettern, und als wir hinauf waren, nahm jemand die Leiter weg. Ich weiß nicht, wars Armuth, oder Furcht vor Ueberfall, oder ein Mittel, die Gaͤſte zu be- halten, bis ſie bezahlt haben? Inwendig waren ſo ſchmale Stuͤhle, daß ich Muͤhe hatte, einen zu finden, auf dem ich ſitzen konnte. Wiewohl er aber nur ein Schweizer, daß heiſt ein Bedienter war, ſo ſah man doch den Luxus der Fran- zoſen. Seine Zimmer waren alle tapeziert, und ſeine beiden Toͤchter, die aus der Meſſe kamen, gingen im bloſ- ſen Kopf mit Aufſaͤtzen in den Haaren, und in ſeidenen Kleidern. Sie waren kaum da, ſo fingen ſie an tuͤchtig zu fruͤhſtuͤcken, — es war um 10. Uhr, — bei einer ziemlichen Schuͤſſel voll Brei und einem guten Stuͤcke Brot. II) Charenton. Um nach dieſem Schloſſe zu kom- men, muſte ich mich von hier aus uͤber die Seine ſetzen laſſen. Das alte Schlos hier heiſt Chateau d’Alfort, und iſt jetzt, glaub’ ich, ganz der Ecole veterinairc gewidmet, und eben dies war’s, was mich hierher trieb. Gleich unten beim Eingang findet man 1) La Salle de Diſſection; wo viele Tiſche ſte- hen, an denen ſich die Eleven — deren jetzt uͤber 80. wa- ren — in der Zootomie uͤben. An den Waͤnden hin- gen an einer Tafel die gedruckten Namen und Klaſſ iſi- kationen dieſer Leute, an der andern die Koͤniglichen Ge- ſetze fuͤr dieſes Inſtitut, wo mir unter andern die loͤbliche Verordnung in die Augen fiel, daß kein Eleve Hunde oder andre Thiere halten ſoll, weil dieſe nur die Wohnung verunreinigen ꝛc. Auch ward ihnen das Studium der Botanik ſehr dringend empfohlen. 2) Der

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/290>, abgerufen am 22.11.2024.