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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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I) Choisy le Roi, 2. Stunden von Paris gele-
gen. Der Weg dahin ist, wie alle Strassen, in einer
Distanz von 40. Stunden um Paris herum, gerade, in
der Mitte gepflastert, sehr breit, und zu beiden Seiten
mit Bäumen besetzt. Man geht zwischen Feldern, die
im Jun. mit Wicken, Gersten etc. besäet waren, hin,
hat rechter Hand Bicetre, und die Pariser Steingru-
ben neben sich, und passirt Vitry, ein artiges Dorf, das
einen prächtigen Garten eines reichen Partikuliers hat.
Man trift Schaafe an, die klein sind, aber zweimahl
im Jahr geschoren werden. Choisy le Roi selbst ist
nur ein Dorf, das freilich viel schöner ist, als die andern
Dörfer in den Provinzen. Es steht eine unter Louis
XV
.
erbaute Kirche darin, die nach der Inschrift auf
einer Tafel, vom Erzbischof in Paris und vielen andern
Erz- und Bischöffen eingeweiht ward. Sie hat aber
nichts merkwürdiges, als den Hochaltar, der Stufen von
Marmor, zu beiden Seiten prächtige Gemälde, und ne-
ben dem Kreuz von Silber, 2. grosse Engel, wie gewöhn-
lich mit Flügeln von Gyps, hat, die au dernier gout
gearbeitet sind.

Das Wichtigste ist das Königl. Schlos, das um
die Herbstzeit von der Königl. Familie besucht wird, weil
in der Gegend viel Weinberge sind. Die Gebäude sind
Theils neu, Theils alt, aber alle nur ein Stock hoch mit
Mansarden. Das Schlos ist mit Gärten umgeben,
die grosse breite Alleen haben, die nicht besonders wären,
wenn nicht auf der einen Seite die Seine flösse, die frei-
lich die angenehmste Aussicht darbietet. Am Ufer sind
grosse mit kostbaren Grillen eingefaßte Terrassen. Auf
der Wasserseite ist das Schlos am schönsten. Eine der

artigsten
I) Choiſy le Roi, 2. Stunden von Paris gele-
gen. Der Weg dahin iſt, wie alle Straſſen, in einer
Diſtanz von 40. Stunden um Paris herum, gerade, in
der Mitte gepflaſtert, ſehr breit, und zu beiden Seiten
mit Baͤumen beſetzt. Man geht zwiſchen Feldern, die
im Jun. mit Wicken, Gerſten ꝛc. beſaͤet waren, hin,
hat rechter Hand Bicetre, und die Pariſer Steingru-
ben neben ſich, und paſſirt Vitry, ein artiges Dorf, das
einen praͤchtigen Garten eines reichen Partikuliers hat.
Man trift Schaafe an, die klein ſind, aber zweimahl
im Jahr geſchoren werden. Choiſy le Roi ſelbſt iſt
nur ein Dorf, das freilich viel ſchoͤner iſt, als die andern
Doͤrfer in den Provinzen. Es ſteht eine unter Louis
XV
.
erbaute Kirche darin, die nach der Inſchrift auf
einer Tafel, vom Erzbiſchof in Paris und vielen andern
Erz- und Biſchoͤffen eingeweiht ward. Sie hat aber
nichts merkwuͤrdiges, als den Hochaltar, der Stufen von
Marmor, zu beiden Seiten praͤchtige Gemaͤlde, und ne-
ben dem Kreuz von Silber, 2. groſſe Engel, wie gewoͤhn-
lich mit Fluͤgeln von Gyps, hat, die au dernier gout
gearbeitet ſind.

Das Wichtigſte iſt das Koͤnigl. Schlos, das um
die Herbſtzeit von der Koͤnigl. Familie beſucht wird, weil
in der Gegend viel Weinberge ſind. Die Gebaͤude ſind
Theils neu, Theils alt, aber alle nur ein Stock hoch mit
Manſarden. Das Schlos iſt mit Gaͤrten umgeben,
die groſſe breite Alleen haben, die nicht beſonders waͤren,
wenn nicht auf der einen Seite die Seine floͤſſe, die frei-
lich die angenehmſte Ausſicht darbietet. Am Ufer ſind
groſſe mit koſtbaren Grillen eingefaßte Terraſſen. Auf
der Waſſerſeite iſt das Schlos am ſchoͤnſten. Eine der

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[262/0286] I) Choiſy le Roi, 2. Stunden von Paris gele- gen. Der Weg dahin iſt, wie alle Straſſen, in einer Diſtanz von 40. Stunden um Paris herum, gerade, in der Mitte gepflaſtert, ſehr breit, und zu beiden Seiten mit Baͤumen beſetzt. Man geht zwiſchen Feldern, die im Jun. mit Wicken, Gerſten ꝛc. beſaͤet waren, hin, hat rechter Hand Bicetre, und die Pariſer Steingru- ben neben ſich, und paſſirt Vitry, ein artiges Dorf, das einen praͤchtigen Garten eines reichen Partikuliers hat. Man trift Schaafe an, die klein ſind, aber zweimahl im Jahr geſchoren werden. Choiſy le Roi ſelbſt iſt nur ein Dorf, das freilich viel ſchoͤner iſt, als die andern Doͤrfer in den Provinzen. Es ſteht eine unter Louis XV. erbaute Kirche darin, die nach der Inſchrift auf einer Tafel, vom Erzbiſchof in Paris und vielen andern Erz- und Biſchoͤffen eingeweiht ward. Sie hat aber nichts merkwuͤrdiges, als den Hochaltar, der Stufen von Marmor, zu beiden Seiten praͤchtige Gemaͤlde, und ne- ben dem Kreuz von Silber, 2. groſſe Engel, wie gewoͤhn- lich mit Fluͤgeln von Gyps, hat, die au dernier gout gearbeitet ſind. Das Wichtigſte iſt das Koͤnigl. Schlos, das um die Herbſtzeit von der Koͤnigl. Familie beſucht wird, weil in der Gegend viel Weinberge ſind. Die Gebaͤude ſind Theils neu, Theils alt, aber alle nur ein Stock hoch mit Manſarden. Das Schlos iſt mit Gaͤrten umgeben, die groſſe breite Alleen haben, die nicht beſonders waͤren, wenn nicht auf der einen Seite die Seine floͤſſe, die frei- lich die angenehmſte Ausſicht darbietet. Am Ufer ſind groſſe mit koſtbaren Grillen eingefaßte Terraſſen. Auf der Waſſerſeite iſt das Schlos am ſchoͤnſten. Eine der artigſten

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/286>, abgerufen am 22.11.2024.