Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.I) Seine Bibliothek. Der Bibliothekar war nicht da; er nahm daher die Schlüssel selbst. Wir fan- den alles beisammen in einem grossen Saal. Jeder Schrank hat Grillen und Schlösser. Ich sah da 1) An Handschriften; keine sonderlich alte, aber lauter schöne und wohlerhaltene; a) An Griechischen. 1) eine Sammlung Kon- stantinopolitanischer Liturgien, davon die älteste die Liturgie des Apostels Jacobi heist. Man weis aus der Kirchengeschichte, wie das zu verste- hen ist. 2) Pindar. Aristoxen. Polybius. 3) Nemesii Schriften, wo auch viel Physisches und Physiologisches vorkommt. 4) Griechische Grammaticken. 5) Einiges zur Kirchen-Dog- matischen- und Staatsgeschichte des Orients. b) An Hebräischen. Einen Codex, der den Pen- tateuchum enthält, mit dem Targum chal- daicum und andern Zusätzen. Grade so, wie unsrer von Reuchlin in Carlsruhe, aber dieser hier ist nicht so gut konservirt. c) Viele Arabische, Chinesische, Lateinische, Rab- binische etc. 2) An gedruckten Büchern. 1) Speculum salvationis humanae, das erste Buch, das gedruckt worden ist. Ueberall sieht man die Kindheit der Buchdruckerkunst. Die Typen sind von Holz. Man konnte damals nur erst auf der einen Seite drucken. Durchs ganze Buch sind die Mönche; zwischen 2. gedruckten Sei- ten sind wieder 2. leere; unten ist ein lateinischer Text,
I) Seine Bibliothek. Der Bibliothekar war nicht da; er nahm daher die Schluͤſſel ſelbſt. Wir fan- den alles beiſammen in einem groſſen Saal. Jeder Schrank hat Grillen und Schloͤſſer. Ich ſah da 1) An Handſchriften; keine ſonderlich alte, aber lauter ſchoͤne und wohlerhaltene; a) An Griechiſchen. 1) eine Sammlung Kon- ſtantinopolitaniſcher Liturgien, davon die aͤlteſte die Liturgie des Apoſtels Jacobi heiſt. Man weis aus der Kirchengeſchichte, wie das zu verſte- hen iſt. 2) Pindar. Ariſtoxen. Polybius. 3) Nemeſii Schriften, wo auch viel Phyſiſches und Phyſiologiſches vorkommt. 4) Griechiſche Grammaticken. 5) Einiges zur Kirchen-Dog- matiſchen- und Staatsgeſchichte des Orients. b) An Hebraͤiſchen. Einen Codex, der den Pen- tateuchum enthaͤlt, mit dem Targum chal- daicum und andern Zuſaͤtzen. Grade ſo, wie unſrer von Reuchlin in Carlsruhe, aber dieſer hier iſt nicht ſo gut konſervirt. c) Viele Arabiſche, Chineſiſche, Lateiniſche, Rab- biniſche ꝛc. 2) An gedruckten Buͤchern. 1) Speculum ſalvationis humanae, das erſte Buch, das gedruckt worden iſt. Ueberall ſieht man die Kindheit der Buchdruckerkunſt. Die Typen ſind von Holz. Man konnte damals nur erſt auf der einen Seite drucken. Durchs ganze Buch ſind die Moͤnche; zwiſchen 2. gedruckten Sei- ten ſind wieder 2. leere; unten iſt ein lateiniſcher Text,
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I) Seine Bibliothek. Der Bibliothekar war
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den alles beiſammen in einem groſſen Saal. Jeder
Schrank hat Grillen und Schloͤſſer. Ich ſah da
1) An Handſchriften; keine ſonderlich alte, aber
lauter ſchoͤne und wohlerhaltene;
a) An Griechiſchen. 1) eine Sammlung Kon-
ſtantinopolitaniſcher Liturgien, davon die aͤlteſte die
Liturgie des Apoſtels Jacobi heiſt. Man
weis aus der Kirchengeſchichte, wie das zu verſte-
hen iſt. 2) Pindar. Ariſtoxen. Polybius.
3) Nemeſii Schriften, wo auch viel Phyſiſches
und Phyſiologiſches vorkommt. 4) Griechiſche
Grammaticken. 5) Einiges zur Kirchen-Dog-
matiſchen- und Staatsgeſchichte des Orients.
b) An Hebraͤiſchen. Einen Codex, der den Pen-
tateuchum enthaͤlt, mit dem Targum chal-
daicum und andern Zuſaͤtzen. Grade ſo, wie
unſrer von Reuchlin in Carlsruhe, aber dieſer
hier iſt nicht ſo gut konſervirt.
c) Viele Arabiſche, Chineſiſche, Lateiniſche, Rab-
biniſche ꝛc.
2) An gedruckten Buͤchern.
1) Speculum ſalvationis humanae, das erſte
Buch, das gedruckt worden iſt. Ueberall ſieht
man die Kindheit der Buchdruckerkunſt. Die
Typen ſind von Holz. Man konnte damals nur
erſt auf der einen Seite drucken. Durchs ganze
Buch ſind die Moͤnche; zwiſchen 2. gedruckten Sei-
ten ſind wieder 2. leere; unten iſt ein lateiniſcher
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