sing, an dem eine Menge Schnitzwerk prächtig gegossen ist, dick überzogen sind. Das Schiff der Kirche hat zu beiden Seiten Säulen, hinter denen Gänge und Kapel- len sind. Im Almanac wird sie 90. Schuh hoch und 335. Schuh lang, angegeben. Die grosse Orgel steht über dem Portal auf einem herrl. hohen Gewölbe. Die Fenster zu beiden Seiten sind nach der alten Kunst gemahlt und zwar nicht blos auf einzelnen Scheiben, son- dern es sind, wie mans nicht überall findet, ganze Heili- genbilder in herrlichem Blau und Roth auf den Fenstern. Um den hohen Altar herum, der nur von weiten seine Schätze und Edelsteine zeigt, ist eine hohe Grille de fer, die wieder ein Meisterstück ist. Die Pfaffen haben bei ihrem ausschweifenden Stolz die Sachen da nur an- gebracht, um das Volk abzuhalten, daß ja keiner vom untersten Stande an so einen heiligen Mann streiffe, und seine Heiligkeit anlaufen mache, wie das Glas vom An- hauchen trübe wird. Jetzt hängen sie noch das Gold daran, das sie gar nicht haben sollten; indessen hat dies Vorurtheil, der Klosterstolz, doch der Kunst dieser Na- tion besonders einen Schwung gegeben. Ueberall, und sonderlich auch in der Abtei St. Germain ist eine kostba- re Grille. Das im Feuer vergoldete Eisen sieht gar fei- erlich aus. An der Grille muste eine Menge Leute war- ten, bis die etliche 30. Pfaffen ihre Vepres gebrummt hatten. Das Brummen hat doch wenigstens den Nu- tzen, daß es ihnen nach einer fetten starken Mahlzeit den Wanst erschüttert und zu einem neuen Schmause Appe- tit macht. Dann drängte sich alles an der Seite inner- halb der Grille durch einige Treppen in ein Zimmer, wo 5. mit einer Barrierre eingefaßte Schränke von Holz, worin der Schatz ist, standen. Einer von den Mönchen
kam
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ſing, an dem eine Menge Schnitzwerk praͤchtig gegoſſen iſt, dick uͤberzogen ſind. Das Schiff der Kirche hat zu beiden Seiten Saͤulen, hinter denen Gaͤnge und Kapel- len ſind. Im Almanac wird ſie 90. Schuh hoch und 335. Schuh lang, angegeben. Die groſſe Orgel ſteht uͤber dem Portal auf einem herrl. hohen Gewoͤlbe. Die Fenſter zu beiden Seiten ſind nach der alten Kunſt gemahlt und zwar nicht blos auf einzelnen Scheiben, ſon- dern es ſind, wie mans nicht uͤberall findet, ganze Heili- genbilder in herrlichem Blau und Roth auf den Fenſtern. Um den hohen Altar herum, der nur von weiten ſeine Schaͤtze und Edelſteine zeigt, iſt eine hohe Grille de fer, die wieder ein Meiſterſtuͤck iſt. Die Pfaffen haben bei ihrem ausſchweifenden Stolz die Sachen da nur an- gebracht, um das Volk abzuhalten, daß ja keiner vom unterſten Stande an ſo einen heiligen Mann ſtreiffe, und ſeine Heiligkeit anlaufen mache, wie das Glas vom An- hauchen truͤbe wird. Jetzt haͤngen ſie noch das Gold daran, das ſie gar nicht haben ſollten; indeſſen hat dies Vorurtheil, der Kloſterſtolz, doch der Kunſt dieſer Na- tion beſonders einen Schwung gegeben. Ueberall, und ſonderlich auch in der Abtei St. Germain iſt eine koſtba- re Grille. Das im Feuer vergoldete Eiſen ſieht gar fei- erlich aus. An der Grille muſte eine Menge Leute war- ten, bis die etliche 30. Pfaffen ihre Vêpres gebrummt hatten. Das Brummen hat doch wenigſtens den Nu- tzen, daß es ihnen nach einer fetten ſtarken Mahlzeit den Wanſt erſchuͤttert und zu einem neuen Schmauſe Appe- tit macht. Dann draͤngte ſich alles an der Seite inner- halb der Grille durch einige Treppen in ein Zimmer, wo 5. mit einer Barrierre eingefaßte Schraͤnke von Holz, worin der Schatz iſt, ſtanden. Einer von den Moͤnchen
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ſing, an dem eine Menge Schnitzwerk praͤchtig gegoſſen
iſt, dick uͤberzogen ſind. Das Schiff der Kirche hat zu
beiden Seiten Saͤulen, hinter denen Gaͤnge und Kapel-
len ſind. Im Almanac wird ſie 90. Schuh hoch
und 335. Schuh lang, angegeben. Die groſſe Orgel
ſteht uͤber dem Portal auf einem herrl. hohen Gewoͤlbe.
Die Fenſter zu beiden Seiten ſind nach der alten Kunſt
gemahlt und zwar nicht blos auf einzelnen Scheiben, ſon-
dern es ſind, wie mans nicht uͤberall findet, ganze Heili-
genbilder in herrlichem Blau und Roth auf den Fenſtern.
Um den hohen Altar herum, der nur von weiten ſeine
Schaͤtze und Edelſteine zeigt, iſt eine hohe Grille de
fer, die wieder ein Meiſterſtuͤck iſt. Die Pfaffen haben
bei ihrem ausſchweifenden Stolz die Sachen da nur an-
gebracht, um das Volk abzuhalten, daß ja keiner vom
unterſten Stande an ſo einen heiligen Mann ſtreiffe, und
ſeine Heiligkeit anlaufen mache, wie das Glas vom An-
hauchen truͤbe wird. Jetzt haͤngen ſie noch das Gold
daran, das ſie gar nicht haben ſollten; indeſſen hat dies
Vorurtheil, der Kloſterſtolz, doch der Kunſt dieſer Na-
tion beſonders einen Schwung gegeben. Ueberall, und
ſonderlich auch in der Abtei St. Germain iſt eine koſtba-
re Grille. Das im Feuer vergoldete Eiſen ſieht gar fei-
erlich aus. An der Grille muſte eine Menge Leute war-
ten, bis die etliche 30. Pfaffen ihre Vêpres gebrummt
hatten. Das Brummen hat doch wenigſtens den Nu-
tzen, daß es ihnen nach einer fetten ſtarken Mahlzeit den
Wanſt erſchuͤttert und zu einem neuen Schmauſe Appe-
tit macht. Dann draͤngte ſich alles an der Seite inner-
halb der Grille durch einige Treppen in ein Zimmer, wo
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/249>, abgerufen am 21.11.2024.
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