ausgeliehen, wie man sagte; man gab mir aber den, der gleich im Katalog darauf folgt, und nicht viel jünger ist, nehmlich aus dem 11ten Jahrh. Es ist aber nur ein Stück vom L. 14. L. 24. auch auf Pergament, sehr leserlich, aber oft enger, oft weiter geschrieben. In eini- gen Blättern sind schadhafte Stellen, runde Löcher. Man muß über die Schwärze, die das Buch jetzt noch hat, billig erstaunen. IV)Malabarische und viele arabische Handschriften in blauen Papp-Kasten auf Baumblättern und Rinden. Von diesen viele schöne Korane, Cod. bombycini zum Theil etc.
L'Ouvrage des Tapisseries aux Gobelins. Um diese so vortrefliche Arbeit machen zu sehen, ging ich heute dahinaus, und sah in langen Stuben erst
a) Haute-lice machen. Es sind Männer und Weiber, welche arbeiten. Die ganze Sache hat viel Aehnliches mit dem Weberstuhl, und mit dem Klöppel- küssen der Frauenzimmer bei uns. Das Dessein wird ihnen nur auf Wachstuch gemahlt hingegeben, der Kerl sitzt zwischen 2. Maschinen; von deren vordern Balken gehen eine Menge wollne Fäden herab, die sind straff an- gespannt; und unten, so wie ein Stück gewürkt ist, rollt man's auf eine Welle auf. Diese Fäden sind gleichsam der Zeddel auf der äussern Seite, nicht da, wo der Arbei- ter sitzt, ist das Bild blos mit einer Kohle schlecht vorge- rissen. Nun sitzt er hinten und hat eine Menge hölzer- ner Spulen, auf denen Wolle oder Faden von Seide von allen möglichen Farben aufgewickelt sind, neben sich, knüpft von denen an, welche und so viel, als er braucht, und wirft sie nun eben so untereinander, wie das Klöppel- mädchen ihre kleine Klöppel am Klöppelküssen. Er zieht
den
ausgeliehen, wie man ſagte; man gab mir aber den, der gleich im Katalog darauf folgt, und nicht viel juͤnger iſt, nehmlich aus dem 11ten Jahrh. Es iſt aber nur ein Stuͤck vom L. 14. L. 24. auch auf Pergament, ſehr leſerlich, aber oft enger, oft weiter geſchrieben. In eini- gen Blaͤttern ſind ſchadhafte Stellen, runde Loͤcher. Man muß uͤber die Schwaͤrze, die das Buch jetzt noch hat, billig erſtaunen. IV)Malabariſche und viele arabiſche Handſchriften in blauen Papp-Kaſten auf Baumblaͤttern und Rinden. Von dieſen viele ſchoͤne Korane, Cod. bombycini zum Theil ꝛc.
L’Ouvrage des Tapiſſeries aux Gobelins. Um dieſe ſo vortrefliche Arbeit machen zu ſehen, ging ich heute dahinaus, und ſah in langen Stuben erſt
a) Haute-lice machen. Es ſind Maͤnner und Weiber, welche arbeiten. Die ganze Sache hat viel Aehnliches mit dem Weberſtuhl, und mit dem Kloͤppel- kuͤſſen der Frauenzimmer bei uns. Das Deſſein wird ihnen nur auf Wachstuch gemahlt hingegeben, der Kerl ſitzt zwiſchen 2. Maſchinen; von deren vordern Balken gehen eine Menge wollne Faͤden herab, die ſind ſtraff an- geſpannt; und unten, ſo wie ein Stuͤck gewuͤrkt iſt, rollt man’s auf eine Welle auf. Dieſe Faͤden ſind gleichſam der Zeddel auf der aͤuſſern Seite, nicht da, wo der Arbei- ter ſitzt, iſt das Bild blos mit einer Kohle ſchlecht vorge- riſſen. Nun ſitzt er hinten und hat eine Menge hoͤlzer- ner Spulen, auf denen Wolle oder Faden von Seide von allen moͤglichen Farben aufgewickelt ſind, neben ſich, knuͤpft von denen an, welche und ſo viel, als er braucht, und wirft ſie nun eben ſo untereinander, wie das Kloͤppel- maͤdchen ihre kleine Kloͤppel am Kloͤppelkuͤſſen. Er zieht
den
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ausgeliehen, wie man ſagte; man gab mir aber den, der
gleich im Katalog darauf folgt, und nicht viel juͤnger iſt,
nehmlich aus dem 11ten Jahrh. Es iſt aber nur ein
Stuͤck vom L. 14. L. 24. auch auf Pergament, ſehr
leſerlich, aber oft enger, oft weiter geſchrieben. In eini-
gen Blaͤttern ſind ſchadhafte Stellen, runde Loͤcher.
Man muß uͤber die Schwaͤrze, die das Buch jetzt noch
hat, billig erſtaunen. IV) Malabariſche und viele
arabiſche Handſchriften in blauen Papp-Kaſten auf
Baumblaͤttern und Rinden. Von dieſen viele ſchoͤne
Korane, Cod. bombycini zum Theil ꝛc.
L’Ouvrage des Tapiſſeries aux Gobelins.
Um dieſe ſo vortrefliche Arbeit machen zu ſehen, ging ich
heute dahinaus, und ſah in langen Stuben erſt
a) Haute-lice machen. Es ſind Maͤnner und
Weiber, welche arbeiten. Die ganze Sache hat viel
Aehnliches mit dem Weberſtuhl, und mit dem Kloͤppel-
kuͤſſen der Frauenzimmer bei uns. Das Deſſein wird
ihnen nur auf Wachstuch gemahlt hingegeben, der Kerl
ſitzt zwiſchen 2. Maſchinen; von deren vordern Balken
gehen eine Menge wollne Faͤden herab, die ſind ſtraff an-
geſpannt; und unten, ſo wie ein Stuͤck gewuͤrkt iſt, rollt
man’s auf eine Welle auf. Dieſe Faͤden ſind gleichſam
der Zeddel auf der aͤuſſern Seite, nicht da, wo der Arbei-
ter ſitzt, iſt das Bild blos mit einer Kohle ſchlecht vorge-
riſſen. Nun ſitzt er hinten und hat eine Menge hoͤlzer-
ner Spulen, auf denen Wolle oder Faden von Seide
von allen moͤglichen Farben aufgewickelt ſind, neben ſich,
knuͤpft von denen an, welche und ſo viel, als er braucht,
und wirft ſie nun eben ſo untereinander, wie das Kloͤppel-
maͤdchen ihre kleine Kloͤppel am Kloͤppelkuͤſſen. Er zieht
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/208>, abgerufen am 24.11.2024.
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