mittelsten Gewölbes ein unendlichprächtiger, sehr vielecke- ter, schwarz und rother Stern mit einer weissen Einfas- sung. Auf den darf niemand gehen, nur der König kömmt des Jahrs einmahl, steigt bei der Thüre, diesem Stern gegen über, aus der Karosse; in den Stern wird dann ein sammtner Stuhl gesetzt, auf den setzt er sich, mit dem Gesicht gegen die Kirche gekehrt, und da wird Messe gelesen. Aber das ist nur der Fußboden. In den 4. Seitennavaten stehen rings herum Statüen aus Gyps, Apostel, Kirchenväter, Heilige, da traf ich bei Moni- ca, Marcelline &c. auch eine Ste. Satyre an, die ich sonst nicht die Ehre hatte zu kennen. Unter diesen Statuen zeichnet sich Paulus durch sein grosses, edles, aber unter den Schmerzen verfallenes Gesicht, so wie Augustinus durch seine grosse Bischofsmütze, aus. Ue- ber den Nischen, in denen diese Statuen aufgestellt sind, geht eine andre Parthie des Gewölbes an. Diese ist mit einer unbeschreiblichen Menge Verzierungen geschmückt. Alles ist Stukkaturarbeit, so fein, so prächtig, so delikat, daß man's auf Leitern Stück vor Stück betrachten sollte. Diese Verzierungen gehen so fort, bis oben, wo die Seg- mente, die bis ins Gewölbe hinauf laufen, anfangen. Denn jedes von diesen Gewölbern ist in 6. Abtheilungen getheilt; in jedem sind 6. Gemälde, und zwischen den Gemälden ist alles mit vergoldeten Zierathen ausgefüllt. Die Gemälde erheben sich auf dem prächtigen Grunde in der Höhe vortreflich; sie sind alle von dem berühmten Le Brun*) gemalt und stellen geistliche Sujets vor.
In
*) Der Kaiser war über sie ganz entzückt, und sprach mit dem Könige davon, der hatte sie aber noch nicht ge- sehen. -- So erzählte mir Mr. Delor.
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mittelſten Gewoͤlbes ein unendlichpraͤchtiger, ſehr vielecke- ter, ſchwarz und rother Stern mit einer weiſſen Einfaſ- ſung. Auf den darf niemand gehen, nur der Koͤnig koͤmmt des Jahrs einmahl, ſteigt bei der Thuͤre, dieſem Stern gegen uͤber, aus der Karoſſe; in den Stern wird dann ein ſammtner Stuhl geſetzt, auf den ſetzt er ſich, mit dem Geſicht gegen die Kirche gekehrt, und da wird Meſſe geleſen. Aber das iſt nur der Fußboden. In den 4. Seitennavaten ſtehen rings herum Statuͤen aus Gyps, Apoſtel, Kirchenvaͤter, Heilige, da traf ich bei Moni- ca, Marcelline &c. auch eine Ste. Satyre an, die ich ſonſt nicht die Ehre hatte zu kennen. Unter dieſen Statuen zeichnet ſich Paulus durch ſein groſſes, edles, aber unter den Schmerzen verfallenes Geſicht, ſo wie Auguſtinus durch ſeine groſſe Biſchofsmuͤtze, aus. Ue- ber den Niſchen, in denen dieſe Statuen aufgeſtellt ſind, geht eine andre Parthie des Gewoͤlbes an. Dieſe iſt mit einer unbeſchreiblichen Menge Verzierungen geſchmuͤckt. Alles iſt Stukkaturarbeit, ſo fein, ſo praͤchtig, ſo delikat, daß man’s auf Leitern Stuͤck vor Stuͤck betrachten ſollte. Dieſe Verzierungen gehen ſo fort, bis oben, wo die Seg- mente, die bis ins Gewoͤlbe hinauf laufen, anfangen. Denn jedes von dieſen Gewoͤlbern iſt in 6. Abtheilungen getheilt; in jedem ſind 6. Gemaͤlde, und zwiſchen den Gemaͤlden iſt alles mit vergoldeten Zierathen ausgefuͤllt. Die Gemaͤlde erheben ſich auf dem praͤchtigen Grunde in der Hoͤhe vortreflich; ſie ſind alle von dem beruͤhmten Le Brun*) gemalt und ſtellen geiſtliche Sujets vor.
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*) Der Kaiſer war uͤber ſie ganz entzuͤckt, und ſprach mit dem Koͤnige davon, der hatte ſie aber noch nicht ge- ſehen. — So erzaͤhlte mir Mr. Delor.
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mittelſten Gewoͤlbes ein unendlichpraͤchtiger, ſehr vielecke-
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koͤmmt des Jahrs einmahl, ſteigt bei der Thuͤre, dieſem
Stern gegen uͤber, aus der Karoſſe; in den Stern wird
dann ein ſammtner Stuhl geſetzt, auf den ſetzt er ſich, mit
dem Geſicht gegen die Kirche gekehrt, und da wird Meſſe
geleſen. Aber das iſt nur der Fußboden. In den 4.
Seitennavaten ſtehen rings herum Statuͤen aus Gyps,
Apoſtel, Kirchenvaͤter, Heilige, da traf ich bei Moni-
ca, Marcelline &c. auch eine Ste. Satyre an, die
ich ſonſt nicht die Ehre hatte zu kennen. Unter dieſen
Statuen zeichnet ſich Paulus durch ſein groſſes, edles,
aber unter den Schmerzen verfallenes Geſicht, ſo wie
Auguſtinus durch ſeine groſſe Biſchofsmuͤtze, aus. Ue-
ber den Niſchen, in denen dieſe Statuen aufgeſtellt ſind,
geht eine andre Parthie des Gewoͤlbes an. Dieſe iſt mit
einer unbeſchreiblichen Menge Verzierungen geſchmuͤckt.
Alles iſt Stukkaturarbeit, ſo fein, ſo praͤchtig, ſo delikat,
daß man’s auf Leitern Stuͤck vor Stuͤck betrachten ſollte.
Dieſe Verzierungen gehen ſo fort, bis oben, wo die Seg-
mente, die bis ins Gewoͤlbe hinauf laufen, anfangen.
Denn jedes von dieſen Gewoͤlbern iſt in 6. Abtheilungen
getheilt; in jedem ſind 6. Gemaͤlde, und zwiſchen den
Gemaͤlden iſt alles mit vergoldeten Zierathen ausgefuͤllt.
Die Gemaͤlde erheben ſich auf dem praͤchtigen Grunde in
der Hoͤhe vortreflich; ſie ſind alle von dem beruͤhmten Le
Brun *) gemalt und ſtellen geiſtliche Sujets vor.
In
*) Der Kaiſer war uͤber ſie ganz entzuͤckt, und ſprach mit
dem Koͤnige davon, der hatte ſie aber noch nicht ge-
ſehen. — So erzaͤhlte mir Mr. Delor.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/187>, abgerufen am 22.11.2024.
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