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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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b) Vas olei pro infirmis, aus der ältesten Kirche,
Marci K. 6, v. 13. Jacobi K. 5, v. 14. c) Hetru-
rische Gefässe.
Einen Herkules. Einen Kanopus,
ein hübscher rother Thon. Freilich konnt' ich sie nicht
mit Heyne's Augen betrachten. Die Malerei schien
etwas mit dem Chinesischen Geschmack gemein zu haben.
d) Egyptische Alterthümer. Isis, Osiris. Apis,
schien kein rechter Ochs zu seyn, war hinten mehr Löwen-
mässig, klein, mit einem ehrwürdigen Schimmel überzo-
gen. Ibis, man konnte nicht dechifriren, was es etwa
für ein Vogel wäre. Die Egyptischen Figuren sind alle
steif, geschmacklos, haben nicht einen Zug von der Grie-
chischen Feinheit, und Nachahmung der Natur. Gan-
ze Mumien,
hart, wie Felssteine, wie Klötze. Ein
merkwürdiger Fuß von einer Mumie, der im ersten
Theil der Ac. des Inscript. beschrieben ist. e) Grie-
chische Gottheiten,
ein Kupido, der mir eben nicht
so gefährlich vorkam, nichts zärtliches, schalkhaftes etc.
in der Mine hatte. f) Lateinische Gottheiten. Da
war ein Opferpriester, auf einer kleinen Tafel, en Mo-
saique,
ein kostbares Stück. Deus vagitans, eine
Büste von einem Gott aus weissem Alabaster, der das
Maul aufsperrt und verzerrt, wie ein weinendes Kind.
Viel Natur und Kunst ist daran, aber ein abscheulicher
Auswuchs des Menschenverstandes; Gott zur Tiefe der
schwächsten Menschheit herabzusetzen! Etliche Ampho-
rae,
etliche geräumige Stücke, so wie sie Vater Horaz
gern hatte mit Wein von Chios. In der Mitte ein
Tisch, eine Nachahmung der alten Mosaik, eine Kom-
position von einem Benediktiner, der ihn der Duch.
d'Orleans
schenkte, von der er wieder hieher kam. Der

Name
J 4

b) Vas olei pro infirmis, aus der aͤlteſten Kirche,
Marci K. 6, v. 13. Jacobi K. 5, v. 14. c) Hetru-
riſche Gefaͤſſe.
Einen Herkules. Einen Kanopus,
ein huͤbſcher rother Thon. Freilich konnt’ ich ſie nicht
mit Heyne’s Augen betrachten. Die Malerei ſchien
etwas mit dem Chineſiſchen Geſchmack gemein zu haben.
d) Egyptiſche Alterthuͤmer. Iſis, Oſiris. Apis,
ſchien kein rechter Ochs zu ſeyn, war hinten mehr Loͤwen-
maͤſſig, klein, mit einem ehrwuͤrdigen Schimmel uͤberzo-
gen. Ibis, man konnte nicht dechifriren, was es etwa
fuͤr ein Vogel waͤre. Die Egyptiſchen Figuren ſind alle
ſteif, geſchmacklos, haben nicht einen Zug von der Grie-
chiſchen Feinheit, und Nachahmung der Natur. Gan-
ze Mumien,
hart, wie Felsſteine, wie Kloͤtze. Ein
merkwuͤrdiger Fuß von einer Mumie, der im erſten
Theil der Ac. des Inſcript. beſchrieben iſt. e) Grie-
chiſche Gottheiten,
ein Kupido, der mir eben nicht
ſo gefaͤhrlich vorkam, nichts zaͤrtliches, ſchalkhaftes ꝛc.
in der Mine hatte. f) Lateiniſche Gottheiten. Da
war ein Opferprieſter, auf einer kleinen Tafel, en Mo-
ſaique,
ein koſtbares Stuͤck. Deus vagitans, eine
Buͤſte von einem Gott aus weiſſem Alabaſter, der das
Maul aufſperrt und verzerrt, wie ein weinendes Kind.
Viel Natur und Kunſt iſt daran, aber ein abſcheulicher
Auswuchs des Menſchenverſtandes; Gott zur Tiefe der
ſchwaͤchſten Menſchheit herabzuſetzen! Etliche Ampho-
rae,
etliche geraͤumige Stuͤcke, ſo wie ſie Vater Horaz
gern hatte mit Wein von Chios. In der Mitte ein
Tiſch, eine Nachahmung der alten Moſaik, eine Kom-
poſition von einem Benediktiner, der ihn der Duch.
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ſchenkte, von der er wieder hieher kam. Der

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[135/0159] b) Vas olei pro infirmis, aus der aͤlteſten Kirche, Marci K. 6, v. 13. Jacobi K. 5, v. 14. c) Hetru- riſche Gefaͤſſe. Einen Herkules. Einen Kanopus, ein huͤbſcher rother Thon. Freilich konnt’ ich ſie nicht mit Heyne’s Augen betrachten. Die Malerei ſchien etwas mit dem Chineſiſchen Geſchmack gemein zu haben. d) Egyptiſche Alterthuͤmer. Iſis, Oſiris. Apis, ſchien kein rechter Ochs zu ſeyn, war hinten mehr Loͤwen- maͤſſig, klein, mit einem ehrwuͤrdigen Schimmel uͤberzo- gen. Ibis, man konnte nicht dechifriren, was es etwa fuͤr ein Vogel waͤre. Die Egyptiſchen Figuren ſind alle ſteif, geſchmacklos, haben nicht einen Zug von der Grie- chiſchen Feinheit, und Nachahmung der Natur. Gan- ze Mumien, hart, wie Felsſteine, wie Kloͤtze. Ein merkwuͤrdiger Fuß von einer Mumie, der im erſten Theil der Ac. des Inſcript. beſchrieben iſt. e) Grie- chiſche Gottheiten, ein Kupido, der mir eben nicht ſo gefaͤhrlich vorkam, nichts zaͤrtliches, ſchalkhaftes ꝛc. in der Mine hatte. f) Lateiniſche Gottheiten. Da war ein Opferprieſter, auf einer kleinen Tafel, en Mo- ſaique, ein koſtbares Stuͤck. Deus vagitans, eine Buͤſte von einem Gott aus weiſſem Alabaſter, der das Maul aufſperrt und verzerrt, wie ein weinendes Kind. Viel Natur und Kunſt iſt daran, aber ein abſcheulicher Auswuchs des Menſchenverſtandes; Gott zur Tiefe der ſchwaͤchſten Menſchheit herabzuſetzen! Etliche Ampho- rae, etliche geraͤumige Stuͤcke, ſo wie ſie Vater Horaz gern hatte mit Wein von Chios. In der Mitte ein Tiſch, eine Nachahmung der alten Moſaik, eine Kom- poſition von einem Benediktiner, der ihn der Duch. d’Orleans ſchenkte, von der er wieder hieher kam. Der Name J 4

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/159>, abgerufen am 25.11.2024.