Von da ging ich in die öffentlichen schönen Spazier- gänge
Les Thuilleries. -- Gleich an der Seite vom Pont Royal und dem Louvre geht diese in der That angenehme Parthie von Paris an. Man findet breite Gänge, kleine eingefaßte Gärtchen, grosse schöne Alleen, eine Menge herrlicher Statuen, aus den Antiquit. und der Mythologie; sie sind aus weissem Marmor, die Fuß- gestelle aber aus graulichten Alabaster; etliche Bassins etc. immer eine Menge Leute aller Art, in allen möglichen Kleidungen, in Karossen, in Pracht, wollüstigem Anzuge, Kinder in französische Moden gekleidet. Am Ende der eigentlichen Alleen liegt ein grosses Bass in mit Säulen eingefaßt, und dann
La Place de Louis XV. -- In Paris hab ich nichts schöners gesehen als dies. Ein grosses hohes Fuß- gestelle, oben Louis XV. zu Pferd, in Kriegs-Klei- dung; Pferd und Mann, alles ist prächtig. Sie steht seit 1763. freilich mit prahlerischen Inschriften. Vier Nebenstatüen, tragen sie. Alles ist mit einem eiser- nen Gitter eingefaßt. Vor dem König zur linken Hand ist Merkur auch auf einem hohen Pferde, und gegen ihm über Fama, ebenfalls zu Pferde, La Renommee, sagt man hier, mit der Posaune gegen die Stadt gekehrt. Linker Hand liegen die prächtigen Gardes des Meubles du Roi. Dies sind lange Häuser von weisen Quadern, an denen alles mit korinthischen Säulen, Bildhauerar- beit, Vasen, Laubwerk, Bildern, Schnitzwerk unbe- schreiblich, unendlich überladen ist. Rechter Hand oben weiter hinaus, das prächtige Hotel de Bourbon, und darzwischen die niedlichen Gärten. Dieser Platz ist be-
festigt,
Von da ging ich in die oͤffentlichen ſchoͤnen Spazier- gaͤnge
Les Thuilleries. — Gleich an der Seite vom Pont Royal und dem Louvre geht dieſe in der That angenehme Parthie von Paris an. Man findet breite Gaͤnge, kleine eingefaßte Gaͤrtchen, groſſe ſchoͤne Alleen, eine Menge herrlicher Statuen, aus den Antiquit. und der Mythologie; ſie ſind aus weiſſem Marmor, die Fuß- geſtelle aber aus graulichten Alabaſter; etliche Baſſins ꝛc. immer eine Menge Leute aller Art, in allen moͤglichen Kleidungen, in Karoſſen, in Pracht, wolluͤſtigem Anzuge, Kinder in franzoͤſiſche Moden gekleidet. Am Ende der eigentlichen Alleen liegt ein groſſes Baſſ in mit Saͤulen eingefaßt, und dann
La Place de Louis XV. — In Paris hab ich nichts ſchoͤners geſehen als dies. Ein groſſes hohes Fuß- geſtelle, oben Louis XV. zu Pferd, in Kriegs-Klei- dung; Pferd und Mann, alles iſt praͤchtig. Sie ſteht ſeit 1763. freilich mit prahleriſchen Inſchriften. Vier Nebenſtatuͤen, tragen ſie. Alles iſt mit einem eiſer- nen Gitter eingefaßt. Vor dem Koͤnig zur linken Hand iſt Merkur auch auf einem hohen Pferde, und gegen ihm uͤber Fama, ebenfalls zu Pferde, La Renommée, ſagt man hier, mit der Poſaune gegen die Stadt gekehrt. Linker Hand liegen die praͤchtigen Gardes des Meubles du Roi. Dies ſind lange Haͤuſer von weiſen Quadern, an denen alles mit korinthiſchen Saͤulen, Bildhauerar- beit, Vaſen, Laubwerk, Bildern, Schnitzwerk unbe- ſchreiblich, unendlich uͤberladen iſt. Rechter Hand oben weiter hinaus, das praͤchtige Hotel de Bourbon, und darzwiſchen die niedlichen Gaͤrten. Dieſer Platz iſt be-
feſtigt,
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Von da ging ich in die oͤffentlichen ſchoͤnen Spazier-
gaͤnge
Les Thuilleries. — Gleich an der Seite vom
Pont Royal und dem Louvre geht dieſe in der That
angenehme Parthie von Paris an. Man findet breite
Gaͤnge, kleine eingefaßte Gaͤrtchen, groſſe ſchoͤne Alleen,
eine Menge herrlicher Statuen, aus den Antiquit. und
der Mythologie; ſie ſind aus weiſſem Marmor, die Fuß-
geſtelle aber aus graulichten Alabaſter; etliche Baſſins ꝛc.
immer eine Menge Leute aller Art, in allen moͤglichen
Kleidungen, in Karoſſen, in Pracht, wolluͤſtigem Anzuge,
Kinder in franzoͤſiſche Moden gekleidet. Am Ende der
eigentlichen Alleen liegt ein groſſes Baſſ in mit Saͤulen
eingefaßt, und dann
La Place de Louis XV. — In Paris hab ich
nichts ſchoͤners geſehen als dies. Ein groſſes hohes Fuß-
geſtelle, oben Louis XV. zu Pferd, in Kriegs-Klei-
dung; Pferd und Mann, alles iſt praͤchtig. Sie ſteht
ſeit 1763. freilich mit prahleriſchen Inſchriften. Vier
Nebenſtatuͤen, tragen ſie. Alles iſt mit einem eiſer-
nen Gitter eingefaßt. Vor dem Koͤnig zur linken Hand
iſt Merkur auch auf einem hohen Pferde, und gegen ihm
uͤber Fama, ebenfalls zu Pferde, La Renommée,
ſagt man hier, mit der Poſaune gegen die Stadt gekehrt.
Linker Hand liegen die praͤchtigen Gardes des Meubles
du Roi. Dies ſind lange Haͤuſer von weiſen Quadern,
an denen alles mit korinthiſchen Saͤulen, Bildhauerar-
beit, Vaſen, Laubwerk, Bildern, Schnitzwerk unbe-
ſchreiblich, unendlich uͤberladen iſt. Rechter Hand oben
weiter hinaus, das praͤchtige Hotel de Bourbon, und
darzwiſchen die niedlichen Gaͤrten. Dieſer Platz iſt be-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/126>, abgerufen am 22.11.2024.
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