liche 20. Folianten, Lateinisch, auch Französisch, mit herrlichen Charten. Es ist auch viel Astronomie und Naturgeschichte des Meers darin. Ueberhaupt hat man in der Geographie hier einen herrlichen Vorrath. 8) Kupferstiche nach Rubens etc.
Ich bat mir D'Argenville's Conchyliologische Schrif- ten, und Remmelini*)Theatr. Microcosm. von Herr Müller aus, und er hatte sogleich die Gefälligkeit, sie mir in mein Hotel nachtragen zu lassen.
Le Cabinet d'Anatomie artificielle besah ich hierauf. Hier mus man anbeten. Es liegt Rue d'E- strapade, pres la Ste. Genevieve. Madem. Bi- heron, ein Frauenzimmer, die ihres gleichen sucht, hat es angefangen. Sie hatte von Jugend auf einen unüber- windlichen Hang zur Anatomie des Menschen, fand aber, als die Tochter eines gemeinen Bürgers in Paris, dazu keine Gelegenheit. Aber sie las, sie sah, was sie bekom- men konnte, und fing, ohne Kollegia und Unterricht, selber an zu anatomiren. Ihre Eltern und Freunde wider- setzten sich, -- wie Dummheit immer dem Guten; -- sie lies Kadaver durch Soldaten stehlen, wo sie sie be- kommen konnte, versteckte sie, -- wo unsre modischen Schö- nen den Crebillon, die Pucelle etc. -- unters Bett, wenn sie gleich schon halb faul waren, und studierte daran Zer-
gliede-
*) Ein Doctor in Ulm, der den Wundärzten gern die Anatomie recht wohlfeil in die Hände geben wollte. Er ließ daher das nöthigste in Kupfer stechen, so daß die einzelnen klein ausgeschnittenen Blattstücke über einander lagen, wie die Theile im Leibe einander de- cken.
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liche 20. Folianten, Lateiniſch, auch Franzoͤſiſch, mit herrlichen Charten. Es iſt auch viel Aſtronomie und Naturgeſchichte des Meers darin. Ueberhaupt hat man in der Geographie hier einen herrlichen Vorrath. 8) Kupferſtiche nach Rubens ꝛc.
Ich bat mir D’Argenville’s Conchyliologiſche Schrif- ten, und Remmelini*)Theatr. Microcoſm. von Herr Muͤller aus, und er hatte ſogleich die Gefaͤlligkeit, ſie mir in mein Hotel nachtragen zu laſſen.
Le Cabinet d’Anatomie artificielle beſah ich hierauf. Hier mus man anbeten. Es liegt Rue d’E- ſtrapade, près la Ste. Genevieve. Madem. Bi- heron, ein Frauenzimmer, die ihres gleichen ſucht, hat es angefangen. Sie hatte von Jugend auf einen unuͤber- windlichen Hang zur Anatomie des Menſchen, fand aber, als die Tochter eines gemeinen Buͤrgers in Paris, dazu keine Gelegenheit. Aber ſie las, ſie ſah, was ſie bekom- men konnte, und fing, ohne Kollegia und Unterricht, ſelber an zu anatomiren. Ihre Eltern und Freunde wider- ſetzten ſich, — wie Dummheit immer dem Guten; — ſie lies Kadaver durch Soldaten ſtehlen, wo ſie ſie be- kommen konnte, verſteckte ſie, — wo unſre modiſchen Schoͤ- nen den Crebillon, die Pucelle ꝛc. — unters Bett, wenn ſie gleich ſchon halb faul waren, und ſtudierte daran Zer-
gliede-
*) Ein Doctor in Ulm, der den Wundaͤrzten gern die Anatomie recht wohlfeil in die Haͤnde geben wollte. Er ließ daher das noͤthigſte in Kupfer ſtechen, ſo daß die einzelnen klein ausgeſchnittenen Blattſtuͤcke uͤber einander lagen, wie die Theile im Leibe einander de- cken.
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liche 20. Folianten, Lateiniſch, auch Franzoͤſiſch, mit
herrlichen Charten. Es iſt auch viel Aſtronomie und
Naturgeſchichte des Meers darin. Ueberhaupt hat man
in der Geographie hier einen herrlichen Vorrath. 8)
Kupferſtiche nach Rubens ꝛc.
Ich bat mir D’Argenville’s Conchyliologiſche Schrif-
ten, und Remmelini *) Theatr. Microcoſm. von
Herr Muͤller aus, und er hatte ſogleich die Gefaͤlligkeit,
ſie mir in mein Hotel nachtragen zu laſſen.
Le Cabinet d’Anatomie artificielle beſah ich
hierauf. Hier mus man anbeten. Es liegt Rue d’E-
ſtrapade, près la Ste. Genevieve. Madem. Bi-
heron, ein Frauenzimmer, die ihres gleichen ſucht, hat
es angefangen. Sie hatte von Jugend auf einen unuͤber-
windlichen Hang zur Anatomie des Menſchen, fand aber,
als die Tochter eines gemeinen Buͤrgers in Paris, dazu
keine Gelegenheit. Aber ſie las, ſie ſah, was ſie bekom-
men konnte, und fing, ohne Kollegia und Unterricht, ſelber
an zu anatomiren. Ihre Eltern und Freunde wider-
ſetzten ſich, — wie Dummheit immer dem Guten; —
ſie lies Kadaver durch Soldaten ſtehlen, wo ſie ſie be-
kommen konnte, verſteckte ſie, — wo unſre modiſchen Schoͤ-
nen den Crebillon, die Pucelle ꝛc. — unters Bett, wenn
ſie gleich ſchon halb faul waren, und ſtudierte daran Zer-
gliede-
*) Ein Doctor in Ulm, der den Wundaͤrzten gern die
Anatomie recht wohlfeil in die Haͤnde geben wollte.
Er ließ daher das noͤthigſte in Kupfer ſtechen, ſo daß
die einzelnen klein ausgeſchnittenen Blattſtuͤcke uͤber
einander lagen, wie die Theile im Leibe einander de-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/113>, abgerufen am 22.11.2024.
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