großen Verkehr mit den Ägyptern entweder von diesen das Lautsystem übernahmen und dann ihrer Sprache anpaßten oder mindestens durch die Kenntnisnahme dieser ägyptischen Erfindung bei der Durchführung des Lautsystems in ihrer Sprache stark beinflußt wurden. Die ältesten historischen Denkmäler eines vollkommenen Alphabets, des phönizischen, moabitischen und althebräischen reichen nur bis ins 9. Jahrhundert vor Chr. Geb. zurück; doch ist anzunehmen, daß der thatsächliche Ursprung derselben in viel ältere Zeiten zu verlegen ist. Die Benennung der Buchstaben des Alphabets ist offenbar auf die alte Bilderschrift zurück- zuführen. So erinnerte z. B. das Zeichen
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an einen Stierkopf, den es in der ursprünglichen Bilderschrift direkt darstellte, während es später in der Lautschrift zum ersten Buchstaben des Alphabets aleph, anfangs ein Hauchlaut, wurde, weil der Stier aleph hieß, und dieses Wort mit demselben Hauchlaute anfing.
Daß die Lautschrift, einmal erfunden, schnell ihren Siegeslauf von Volk zu Volk nahm, war natürlich und wurde besonders begünstigt durch die außerordentlich lebhaften Handelsverbindungen, die gerade das Volk, welches diese Schriftart zur vollkommenen Ausbildung brachte, -- die die Phönizier mit einem großen Teile der gebildeten Welt im Altertume unterhielten. Von den Phöniziern erhielten die Griechen das Alphabet, das sie freilich mit manchen Schwierigkeiten für ihre eigene Sprache umwandeln mußten, da in den semitischen Sprachen fast gar keine Vokale vorhanden waren, an deren Stelle Hauchlaute standen. Von den Griechen erhielten die Römer durch Vermittelung der griechischen Kolonieen in Unteritalien das Alphabet und über- mittelten es ihrerseits wieder vor allem den keltischen und germanischen Völkerschaften, mit denen sie schon im letzten Jahrhundert vor Chr. Geb. in vielfache, wenn auch meist unliebsame Berührung kamen. So ent- stand bei unseren Vorfahren die Runenschrift, die als Geheimnis von Herrschern und Priestern gewahrt und gehütet wurde. Aus der Runen- schrift entstand das gotische Alphabet, das der Bischof Ulfilas in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts aufstellte, wobei er von dem Be- streben geleitet wurde, die Runenschrift, die bis dahin mit spitzen Werk- zeugen eingeritzt oder eingegraben wurde, so umzuformen, daß man die neue Schrift bequem mit Rohrfeder und Tinte auf Papier malen oder zeichnen konnte. Die Entwickelung der mannigfachen Schriftarten in den verschiedenen Ländern besteht nur in allmählichen Vervollkommnungen und Veränderungen, denen das Merkmal einer Erfindung, der wirklich originelle, neue Gedanke, abgeht. Die Erfindung der gewöhnlichen Schreibkunst hat in dem phönizischen Lautalphabet und dessen Übertragung auf andere Sprachen ihren Abschluß gefunden.
Von Interesse für uns sind nun noch einige besondere Schrift- gattungen, die speziellen Bedürfnissen ihre Erfindung verdanken. Es
Das Papier und die vervielfältigenden Künſte.
großen Verkehr mit den Ägyptern entweder von dieſen das Lautſyſtem übernahmen und dann ihrer Sprache anpaßten oder mindeſtens durch die Kenntnisnahme dieſer ägyptiſchen Erfindung bei der Durchführung des Lautſyſtems in ihrer Sprache ſtark beinflußt wurden. Die älteſten hiſtoriſchen Denkmäler eines vollkommenen Alphabets, des phöniziſchen, moabitiſchen und althebräiſchen reichen nur bis ins 9. Jahrhundert vor Chr. Geb. zurück; doch iſt anzunehmen, daß der thatſächliche Urſprung derſelben in viel ältere Zeiten zu verlegen iſt. Die Benennung der Buchſtaben des Alphabets iſt offenbar auf die alte Bilderſchrift zurück- zuführen. So erinnerte z. B. das Zeichen
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an einen Stierkopf, den es in der urſprünglichen Bilderſchrift direkt darſtellte, während es ſpäter in der Lautſchrift zum erſten Buchſtaben des Alphabets aleph, anfangs ein Hauchlaut, wurde, weil der Stier aleph hieß, und dieſes Wort mit demſelben Hauchlaute anfing.
Daß die Lautſchrift, einmal erfunden, ſchnell ihren Siegeslauf von Volk zu Volk nahm, war natürlich und wurde beſonders begünſtigt durch die außerordentlich lebhaften Handelsverbindungen, die gerade das Volk, welches dieſe Schriftart zur vollkommenen Ausbildung brachte, — die die Phönizier mit einem großen Teile der gebildeten Welt im Altertume unterhielten. Von den Phöniziern erhielten die Griechen das Alphabet, das ſie freilich mit manchen Schwierigkeiten für ihre eigene Sprache umwandeln mußten, da in den ſemitiſchen Sprachen faſt gar keine Vokale vorhanden waren, an deren Stelle Hauchlaute ſtanden. Von den Griechen erhielten die Römer durch Vermittelung der griechiſchen Kolonieen in Unteritalien das Alphabet und über- mittelten es ihrerſeits wieder vor allem den keltiſchen und germaniſchen Völkerſchaften, mit denen ſie ſchon im letzten Jahrhundert vor Chr. Geb. in vielfache, wenn auch meiſt unliebſame Berührung kamen. So ent- ſtand bei unſeren Vorfahren die Runenſchrift, die als Geheimnis von Herrſchern und Prieſtern gewahrt und gehütet wurde. Aus der Runen- ſchrift entſtand das gotiſche Alphabet, das der Biſchof Ulfilas in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts aufſtellte, wobei er von dem Be- ſtreben geleitet wurde, die Runenſchrift, die bis dahin mit ſpitzen Werk- zeugen eingeritzt oder eingegraben wurde, ſo umzuformen, daß man die neue Schrift bequem mit Rohrfeder und Tinte auf Papier malen oder zeichnen konnte. Die Entwickelung der mannigfachen Schriftarten in den verſchiedenen Ländern beſteht nur in allmählichen Vervollkommnungen und Veränderungen, denen das Merkmal einer Erfindung, der wirklich originelle, neue Gedanke, abgeht. Die Erfindung der gewöhnlichen Schreibkunſt hat in dem phöniziſchen Lautalphabet und deſſen Übertragung auf andere Sprachen ihren Abſchluß gefunden.
Von Intereſſe für uns ſind nun noch einige beſondere Schrift- gattungen, die ſpeziellen Bedürfniſſen ihre Erfindung verdanken. Es
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Das Papier und die vervielfältigenden Künſte.
großen Verkehr mit den Ägyptern entweder von dieſen das Lautſyſtem
übernahmen und dann ihrer Sprache anpaßten oder mindeſtens durch
die Kenntnisnahme dieſer ägyptiſchen Erfindung bei der Durchführung
des Lautſyſtems in ihrer Sprache ſtark beinflußt wurden. Die älteſten
hiſtoriſchen Denkmäler eines vollkommenen Alphabets, des phöniziſchen,
moabitiſchen und althebräiſchen reichen nur bis ins 9. Jahrhundert vor
Chr. Geb. zurück; doch iſt anzunehmen, daß der thatſächliche Urſprung
derſelben in viel ältere Zeiten zu verlegen iſt. Die Benennung der
Buchſtaben des Alphabets iſt offenbar auf die alte Bilderſchrift zurück-
zuführen. So erinnerte z. B. das Zeichen
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an einen Stierkopf,
den es in der urſprünglichen Bilderſchrift direkt darſtellte, während es
ſpäter in der Lautſchrift zum erſten Buchſtaben des Alphabets aleph,
anfangs ein Hauchlaut, wurde, weil der Stier aleph hieß, und dieſes
Wort mit demſelben Hauchlaute anfing.
Daß die Lautſchrift, einmal erfunden, ſchnell ihren Siegeslauf von
Volk zu Volk nahm, war natürlich und wurde beſonders begünſtigt
durch die außerordentlich lebhaften Handelsverbindungen, die gerade
das Volk, welches dieſe Schriftart zur vollkommenen Ausbildung
brachte, — die die Phönizier mit einem großen Teile der gebildeten Welt
im Altertume unterhielten. Von den Phöniziern erhielten die Griechen
das Alphabet, das ſie freilich mit manchen Schwierigkeiten für ihre
eigene Sprache umwandeln mußten, da in den ſemitiſchen Sprachen
faſt gar keine Vokale vorhanden waren, an deren Stelle Hauchlaute
ſtanden. Von den Griechen erhielten die Römer durch Vermittelung
der griechiſchen Kolonieen in Unteritalien das Alphabet und über-
mittelten es ihrerſeits wieder vor allem den keltiſchen und germaniſchen
Völkerſchaften, mit denen ſie ſchon im letzten Jahrhundert vor Chr. Geb.
in vielfache, wenn auch meiſt unliebſame Berührung kamen. So ent-
ſtand bei unſeren Vorfahren die Runenſchrift, die als Geheimnis von
Herrſchern und Prieſtern gewahrt und gehütet wurde. Aus der Runen-
ſchrift entſtand das gotiſche Alphabet, das der Biſchof Ulfilas in der
zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts aufſtellte, wobei er von dem Be-
ſtreben geleitet wurde, die Runenſchrift, die bis dahin mit ſpitzen Werk-
zeugen eingeritzt oder eingegraben wurde, ſo umzuformen, daß man
die neue Schrift bequem mit Rohrfeder und Tinte auf Papier
malen oder zeichnen konnte. Die Entwickelung der mannigfachen
Schriftarten in den verſchiedenen Ländern beſteht nur in allmählichen
Vervollkommnungen und Veränderungen, denen das Merkmal einer
Erfindung, der wirklich originelle, neue Gedanke, abgeht. Die Erfindung
der gewöhnlichen Schreibkunſt hat in dem phöniziſchen Lautalphabet
und deſſen Übertragung auf andere Sprachen ihren Abſchluß gefunden.
Von Intereſſe für uns ſind nun noch einige beſondere Schrift-
gattungen, die ſpeziellen Bedürfniſſen ihre Erfindung verdanken. Es
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 938. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/956>, abgerufen am 22.11.2024.
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