Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.Das Papier und die vervielfältigenden Künste. bareres Papier lieferte; indessen sind die Vorteile des Holländers sogroße, daß er bald allgemein eingeführt wurde. Die meisten Papier- sorten durchlaufen nun eine ganze Reihe von Holländern, in denen sie zu Halb- und Ganzzeug verarbeitet, gebleicht, gefärbt und geleimt werden. Man unterscheidet vor allem den Halbzeug- und Ganzzeugholländer, die aber nur in dem Grade der Zerkleinerung der Hadern von ein- ander abweichen. Will man z. B. Packpapier verfertigen, so genügt es, nach den bisherigen Operationen die Hadern sofort der Einwirkung des Ganzzeugholländers auszusetzen, in dem die Zerkleinerung der Lumpen gleich, soweit als es überhaupt nötig ist, erfolgt. Für Her- stellung feineren Papiers passiert aber das Material vorher den Halb- zeugholländer, in dem es zum Halbzeug umgewandelt wird, d. h. zu einer Masse, in der sich keine Gewebereste, sondern nur noch Fasern und Fäden von etwa 3 Centimeter Länge befinden. Im wesentlichen besteht der Holländer aus einer mit radial stehenden Messern versehenen rasch rotierenden Walze, welche andern feststehenden Messern, dem Grundwerk, mehr oder weniger genähert werden kann, wodurch der größere oder geringere Grad der Zerkleinerung der Lumpen bewirkt wird. Fig. 499 [Abbildung]
Fig. 499. stellt den Längendurchschnitt eines Holländers vor. T ist die WalzeHolländer. oder Messertrommel, G das erwähnte Grundwerk, K der sogenannte Kropf, eine eigentümlich geformte Ausbuchtung des Bodens, die einerseits die Stellung des Grundwerks erhöhen und andererseits eine bessere Cirkulation der Lumpenmasse veranlassen soll. In dem sanft ansteigenden Teil des Kropfes ist der durch ein Sieb gedeckte Sandfang oder Sandkasten S angebracht, in dem sich Sand und ähnliche Unreinlichkeiten absondern sollen. Es erfolgt nämlich gleich- zeitig mit dem Zerkleinern im Holländer auch ein Waschen. Darum ist auch ein Holzkasten H über die Walze gesetzt, der das Umherspritzen des mit Wasser vermischten Hadernzeuges verhindert. In diesen Kasten ist die Waschscheibe w eingesetzt, gegen welche bei der Umdrehung der Trommel Wasser und Zeug gespritzt werden. Das Zeug wird durch die Wasch- oder Siebscheibe zurückgehalten, während das Wasser durch dieselbe hindurchfließt. Will man mit dem Waschen aufhören, so setzt Das Papier und die vervielfältigenden Künſte. bareres Papier lieferte; indeſſen ſind die Vorteile des Holländers ſogroße, daß er bald allgemein eingeführt wurde. Die meiſten Papier- ſorten durchlaufen nun eine ganze Reihe von Holländern, in denen ſie zu Halb- und Ganzzeug verarbeitet, gebleicht, gefärbt und geleimt werden. Man unterſcheidet vor allem den Halbzeug- und Ganzzeugholländer, die aber nur in dem Grade der Zerkleinerung der Hadern von ein- ander abweichen. Will man z. B. Packpapier verfertigen, ſo genügt es, nach den bisherigen Operationen die Hadern ſofort der Einwirkung des Ganzzeugholländers auszuſetzen, in dem die Zerkleinerung der Lumpen gleich, ſoweit als es überhaupt nötig iſt, erfolgt. Für Her- ſtellung feineren Papiers paſſiert aber das Material vorher den Halb- zeugholländer, in dem es zum Halbzeug umgewandelt wird, d. h. zu einer Maſſe, in der ſich keine Gewebereſte, ſondern nur noch Faſern und Fäden von etwa 3 Centimeter Länge befinden. Im weſentlichen beſteht der Holländer aus einer mit radial ſtehenden Meſſern verſehenen raſch rotierenden Walze, welche andern feſtſtehenden Meſſern, dem Grundwerk, mehr oder weniger genähert werden kann, wodurch der größere oder geringere Grad der Zerkleinerung der Lumpen bewirkt wird. Fig. 499 [Abbildung]
Fig. 499. ſtellt den Längendurchſchnitt eines Holländers vor. T iſt die WalzeHolländer. oder Meſſertrommel, G das erwähnte Grundwerk, K der ſogenannte Kropf, eine eigentümlich geformte Ausbuchtung des Bodens, die einerſeits die Stellung des Grundwerks erhöhen und andererſeits eine beſſere Cirkulation der Lumpenmaſſe veranlaſſen ſoll. In dem ſanft anſteigenden Teil des Kropfes iſt der durch ein Sieb gedeckte Sandfang oder Sandkaſten S angebracht, in dem ſich Sand und ähnliche Unreinlichkeiten abſondern ſollen. Es erfolgt nämlich gleich- zeitig mit dem Zerkleinern im Holländer auch ein Waſchen. Darum iſt auch ein Holzkaſten H über die Walze geſetzt, der das Umherſpritzen des mit Waſſer vermiſchten Hadernzeuges verhindert. In dieſen Kaſten iſt die Waſchſcheibe w eingeſetzt, gegen welche bei der Umdrehung der Trommel Waſſer und Zeug geſpritzt werden. Das Zeug wird durch die Waſch- oder Siebſcheibe zurückgehalten, während das Waſſer durch dieſelbe hindurchfließt. Will man mit dem Waſchen aufhören, ſo ſetzt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0944" n="926"/><fw place="top" type="header">Das Papier und die vervielfältigenden Künſte.</fw><lb/> bareres Papier lieferte; indeſſen ſind die Vorteile des Holländers ſo<lb/> große, daß er bald allgemein eingeführt wurde. Die meiſten Papier-<lb/> ſorten durchlaufen nun eine ganze Reihe von Holländern, in denen ſie<lb/> zu Halb- und Ganzzeug verarbeitet, gebleicht, gefärbt und geleimt werden.<lb/> Man unterſcheidet vor allem den Halbzeug- und Ganzzeugholländer,<lb/> die aber nur in dem Grade der Zerkleinerung der Hadern von ein-<lb/> ander abweichen. Will man z. B. Packpapier verfertigen, ſo genügt<lb/> es, nach den bisherigen Operationen die Hadern ſofort der Einwirkung<lb/> des Ganzzeugholländers auszuſetzen, in dem die Zerkleinerung der<lb/> Lumpen gleich, ſoweit als es überhaupt nötig iſt, erfolgt. Für Her-<lb/> ſtellung feineren Papiers paſſiert aber das Material vorher den Halb-<lb/> zeugholländer, in dem es zum Halbzeug umgewandelt wird, d. h. zu<lb/> einer Maſſe, in der ſich keine Gewebereſte, ſondern nur noch Faſern und<lb/> Fäden von etwa 3 Centimeter Länge befinden. Im weſentlichen beſteht der<lb/> Holländer aus einer mit radial ſtehenden Meſſern verſehenen raſch<lb/> rotierenden Walze, welche andern feſtſtehenden Meſſern, dem Grundwerk,<lb/> mehr oder weniger genähert werden kann, wodurch der größere oder<lb/> geringere Grad der Zerkleinerung der Lumpen bewirkt wird. Fig. 499<lb/><figure><head>Fig. 499. </head><p>Holländer.</p></figure><lb/> ſtellt den Längendurchſchnitt eines Holländers vor. <hi rendition="#aq">T</hi> iſt die Walze<lb/> oder Meſſertrommel, <hi rendition="#aq">G</hi> das erwähnte Grundwerk, <hi rendition="#aq">K</hi> der ſogenannte<lb/> Kropf, eine eigentümlich geformte Ausbuchtung des Bodens, die<lb/> einerſeits die Stellung des Grundwerks erhöhen und andererſeits<lb/> eine beſſere Cirkulation der Lumpenmaſſe veranlaſſen ſoll. In dem<lb/> ſanft anſteigenden Teil des Kropfes iſt der durch ein Sieb gedeckte<lb/> Sandfang oder Sandkaſten <hi rendition="#aq">S</hi> angebracht, in dem ſich Sand und<lb/> ähnliche Unreinlichkeiten abſondern ſollen. Es erfolgt nämlich gleich-<lb/> zeitig mit dem Zerkleinern im Holländer auch ein Waſchen. Darum<lb/> iſt auch ein Holzkaſten <hi rendition="#aq">H</hi> über die Walze geſetzt, der das Umherſpritzen<lb/> des mit Waſſer vermiſchten Hadernzeuges verhindert. In dieſen Kaſten<lb/> iſt die Waſchſcheibe <hi rendition="#aq">w</hi> eingeſetzt, gegen welche bei der Umdrehung der<lb/> Trommel Waſſer und Zeug geſpritzt werden. Das Zeug wird durch die<lb/> Waſch- oder Siebſcheibe zurückgehalten, während das Waſſer durch<lb/> dieſelbe hindurchfließt. Will man mit dem Waſchen aufhören, ſo ſetzt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [926/0944]
Das Papier und die vervielfältigenden Künſte.
bareres Papier lieferte; indeſſen ſind die Vorteile des Holländers ſo
große, daß er bald allgemein eingeführt wurde. Die meiſten Papier-
ſorten durchlaufen nun eine ganze Reihe von Holländern, in denen ſie
zu Halb- und Ganzzeug verarbeitet, gebleicht, gefärbt und geleimt werden.
Man unterſcheidet vor allem den Halbzeug- und Ganzzeugholländer,
die aber nur in dem Grade der Zerkleinerung der Hadern von ein-
ander abweichen. Will man z. B. Packpapier verfertigen, ſo genügt
es, nach den bisherigen Operationen die Hadern ſofort der Einwirkung
des Ganzzeugholländers auszuſetzen, in dem die Zerkleinerung der
Lumpen gleich, ſoweit als es überhaupt nötig iſt, erfolgt. Für Her-
ſtellung feineren Papiers paſſiert aber das Material vorher den Halb-
zeugholländer, in dem es zum Halbzeug umgewandelt wird, d. h. zu
einer Maſſe, in der ſich keine Gewebereſte, ſondern nur noch Faſern und
Fäden von etwa 3 Centimeter Länge befinden. Im weſentlichen beſteht der
Holländer aus einer mit radial ſtehenden Meſſern verſehenen raſch
rotierenden Walze, welche andern feſtſtehenden Meſſern, dem Grundwerk,
mehr oder weniger genähert werden kann, wodurch der größere oder
geringere Grad der Zerkleinerung der Lumpen bewirkt wird. Fig. 499
[Abbildung Fig. 499. Holländer.]
ſtellt den Längendurchſchnitt eines Holländers vor. T iſt die Walze
oder Meſſertrommel, G das erwähnte Grundwerk, K der ſogenannte
Kropf, eine eigentümlich geformte Ausbuchtung des Bodens, die
einerſeits die Stellung des Grundwerks erhöhen und andererſeits
eine beſſere Cirkulation der Lumpenmaſſe veranlaſſen ſoll. In dem
ſanft anſteigenden Teil des Kropfes iſt der durch ein Sieb gedeckte
Sandfang oder Sandkaſten S angebracht, in dem ſich Sand und
ähnliche Unreinlichkeiten abſondern ſollen. Es erfolgt nämlich gleich-
zeitig mit dem Zerkleinern im Holländer auch ein Waſchen. Darum
iſt auch ein Holzkaſten H über die Walze geſetzt, der das Umherſpritzen
des mit Waſſer vermiſchten Hadernzeuges verhindert. In dieſen Kaſten
iſt die Waſchſcheibe w eingeſetzt, gegen welche bei der Umdrehung der
Trommel Waſſer und Zeug geſpritzt werden. Das Zeug wird durch die
Waſch- oder Siebſcheibe zurückgehalten, während das Waſſer durch
dieſelbe hindurchfließt. Will man mit dem Waſchen aufhören, ſo ſetzt
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