Von dem leuchtenden Punkte c wird ein Bild in c' erzeugt, ähnlich von b in b' und von a in a', wovon man sich nach den vorigen Darlegungen überzeugen kann. Es entsteht also von einem außerhalb
[Abbildung]
Fig. 487.
Das Zustandekommen des Bildes bei der bikonvexen Linse.
des Brennpunktes liegenden Gegenstande ein umgekehrtes, reelles Bild, das um so kleiner wird, je weiter der Gegenstand von der Linse ent- fernt ist.
Von einem innerhalb der Brennweite liegenden leuchtenden Punkte entsteht überhaupt kein reelles Bild mehr, da die nach der Brechung auseinander gehenden Strahlen nur noch einen virtuellen Vereinigungs- punkt besitzen.
Zerstreuungslinsen können niemals reelle, sondern stets nur virtuelle oder geometrische Bilder erzeugen, die sämtlich innerhalb der Brenn- weite liegen und aufrecht sein werden. Durch eine Zerstreuungslinse betrachtet, erscheinen folglich alle Gegenstände aufrecht, verkleinert und näher gerückt.
Es sei hier wenigstens mit einigen Worten der außerordentlich interessanten Industrie gedacht, welche sich mit der Spiegel- und Linsen- schleiferei beschäftigt. Die rohen Glasblöcke, welche namentlich zu großen Linsen verarbeitet werden sollen, müssen absolut klar, durch- sichtig und blasenfrei sein; genügen sie den zu stellenden Anforderungen, so werden sie nochmals bis zur Zähflüssigkeit erwärmt und in die ge- wünschte Form gebracht, um nach dem Erkalten auf einer Schleif- oder Poliermaschine der letzten, aber schwierigsten Behandlung unterzogen zu werden. Hier wird das Glasstück in gleichmäßig drehende Bewe- gung gesetzt und dem Druck einer sehr genau gearbeiteten Form unter Anwendung von feinem und immer feinerem Schmirgel ausgesetzt, bis die verlangten Krümmungen erreicht sind. Kleine Mängel werden schließlich durch Polieren aus freier Hand beseitigt. Die zu Spiegeln bestimmten Glaskörper werden dann noch in eine geeignete Ver- silberungsflüssigkeit getaucht und der feine Überzug durch Polieren möglichst vollständig spiegelnd gemacht.
Von der Eigenschaft der Sammellinsen macht man einige sehr wichtige Anwendungen, die im folgenden beschrieben werden sollen. Wenn man in ein verdunkeltes Zimmer durch eine kleine
Das Buch der Erfindungen. 57
Die Brechung des Lichtes.
Von dem leuchtenden Punkte c wird ein Bild in c' erzeugt, ähnlich von b in b' und von a in a', wovon man ſich nach den vorigen Darlegungen überzeugen kann. Es entſteht alſo von einem außerhalb
[Abbildung]
Fig. 487.
Das Zuſtandekommen des Bildes bei der bikonvexen Linſe.
des Brennpunktes liegenden Gegenſtande ein umgekehrtes, reelles Bild, das um ſo kleiner wird, je weiter der Gegenſtand von der Linſe ent- fernt iſt.
Von einem innerhalb der Brennweite liegenden leuchtenden Punkte entſteht überhaupt kein reelles Bild mehr, da die nach der Brechung auseinander gehenden Strahlen nur noch einen virtuellen Vereinigungs- punkt beſitzen.
Zerſtreuungslinſen können niemals reelle, ſondern ſtets nur virtuelle oder geometriſche Bilder erzeugen, die ſämtlich innerhalb der Brenn- weite liegen und aufrecht ſein werden. Durch eine Zerſtreuungslinſe betrachtet, erſcheinen folglich alle Gegenſtände aufrecht, verkleinert und näher gerückt.
Es ſei hier wenigſtens mit einigen Worten der außerordentlich intereſſanten Induſtrie gedacht, welche ſich mit der Spiegel- und Linſen- ſchleiferei beſchäftigt. Die rohen Glasblöcke, welche namentlich zu großen Linſen verarbeitet werden ſollen, müſſen abſolut klar, durch- ſichtig und blaſenfrei ſein; genügen ſie den zu ſtellenden Anforderungen, ſo werden ſie nochmals bis zur Zähflüſſigkeit erwärmt und in die ge- wünſchte Form gebracht, um nach dem Erkalten auf einer Schleif- oder Poliermaſchine der letzten, aber ſchwierigſten Behandlung unterzogen zu werden. Hier wird das Glasſtück in gleichmäßig drehende Bewe- gung geſetzt und dem Druck einer ſehr genau gearbeiteten Form unter Anwendung von feinem und immer feinerem Schmirgel ausgeſetzt, bis die verlangten Krümmungen erreicht ſind. Kleine Mängel werden ſchließlich durch Polieren aus freier Hand beſeitigt. Die zu Spiegeln beſtimmten Glaskörper werden dann noch in eine geeignete Ver- ſilberungsflüſſigkeit getaucht und der feine Überzug durch Polieren möglichſt vollſtändig ſpiegelnd gemacht.
Von der Eigenſchaft der Sammellinſen macht man einige ſehr wichtige Anwendungen, die im folgenden beſchrieben werden ſollen. Wenn man in ein verdunkeltes Zimmer durch eine kleine
Das Buch der Erfindungen. 57
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0915"n="897"/><fwplace="top"type="header">Die Brechung des Lichtes.</fw><lb/>
Von dem leuchtenden Punkte <hirendition="#aq">c</hi> wird ein Bild in <hirendition="#aq">c'</hi> erzeugt, ähnlich<lb/>
von <hirendition="#aq">b</hi> in <hirendition="#aq">b'</hi> und von <hirendition="#aq">a</hi> in <hirendition="#aq">a'</hi>, wovon man ſich nach den vorigen<lb/>
Darlegungen überzeugen kann. Es entſteht alſo von einem außerhalb<lb/><figure><head>Fig. 487. </head><p>Das Zuſtandekommen des Bildes bei der bikonvexen Linſe.</p></figure><lb/>
des Brennpunktes liegenden Gegenſtande ein umgekehrtes, reelles Bild,<lb/>
das um ſo kleiner wird, je weiter der Gegenſtand von der Linſe ent-<lb/>
fernt iſt.</p><lb/><p>Von einem innerhalb der Brennweite liegenden leuchtenden Punkte<lb/>
entſteht überhaupt kein reelles Bild mehr, da die nach der Brechung<lb/>
auseinander gehenden Strahlen nur noch einen virtuellen Vereinigungs-<lb/>
punkt beſitzen.</p><lb/><p>Zerſtreuungslinſen können niemals reelle, ſondern ſtets nur virtuelle<lb/>
oder geometriſche Bilder erzeugen, die ſämtlich innerhalb der Brenn-<lb/>
weite liegen und aufrecht ſein werden. Durch eine Zerſtreuungslinſe<lb/>
betrachtet, erſcheinen folglich alle Gegenſtände aufrecht, verkleinert und<lb/>
näher gerückt.</p><lb/><p>Es ſei hier wenigſtens mit einigen Worten der außerordentlich<lb/>
intereſſanten Induſtrie gedacht, welche ſich mit der Spiegel- und Linſen-<lb/>ſchleiferei beſchäftigt. Die rohen Glasblöcke, welche namentlich zu<lb/>
großen Linſen verarbeitet werden ſollen, müſſen abſolut klar, durch-<lb/>ſichtig und blaſenfrei ſein; genügen ſie den zu ſtellenden Anforderungen,<lb/>ſo werden ſie nochmals bis zur Zähflüſſigkeit erwärmt und in die ge-<lb/>
wünſchte Form gebracht, um nach dem Erkalten auf einer Schleif- oder<lb/>
Poliermaſchine der letzten, aber ſchwierigſten Behandlung unterzogen<lb/>
zu werden. Hier wird das Glasſtück in gleichmäßig drehende Bewe-<lb/>
gung geſetzt und dem Druck einer ſehr genau gearbeiteten Form unter<lb/>
Anwendung von feinem und immer feinerem Schmirgel ausgeſetzt, bis<lb/>
die verlangten Krümmungen erreicht ſind. Kleine Mängel werden<lb/>ſchließlich durch Polieren aus freier Hand beſeitigt. Die zu Spiegeln<lb/>
beſtimmten Glaskörper werden dann noch in eine geeignete Ver-<lb/>ſilberungsflüſſigkeit getaucht und der feine Überzug durch Polieren<lb/>
möglichſt vollſtändig ſpiegelnd gemacht.</p><lb/><p>Von der Eigenſchaft der Sammellinſen macht man einige ſehr<lb/>
wichtige Anwendungen, die im folgenden beſchrieben werden<lb/>ſollen. Wenn man in ein verdunkeltes Zimmer durch eine kleine<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Das Buch der Erfindungen. 57</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[897/0915]
Die Brechung des Lichtes.
Von dem leuchtenden Punkte c wird ein Bild in c' erzeugt, ähnlich
von b in b' und von a in a', wovon man ſich nach den vorigen
Darlegungen überzeugen kann. Es entſteht alſo von einem außerhalb
[Abbildung Fig. 487. Das Zuſtandekommen des Bildes bei der bikonvexen Linſe.]
des Brennpunktes liegenden Gegenſtande ein umgekehrtes, reelles Bild,
das um ſo kleiner wird, je weiter der Gegenſtand von der Linſe ent-
fernt iſt.
Von einem innerhalb der Brennweite liegenden leuchtenden Punkte
entſteht überhaupt kein reelles Bild mehr, da die nach der Brechung
auseinander gehenden Strahlen nur noch einen virtuellen Vereinigungs-
punkt beſitzen.
Zerſtreuungslinſen können niemals reelle, ſondern ſtets nur virtuelle
oder geometriſche Bilder erzeugen, die ſämtlich innerhalb der Brenn-
weite liegen und aufrecht ſein werden. Durch eine Zerſtreuungslinſe
betrachtet, erſcheinen folglich alle Gegenſtände aufrecht, verkleinert und
näher gerückt.
Es ſei hier wenigſtens mit einigen Worten der außerordentlich
intereſſanten Induſtrie gedacht, welche ſich mit der Spiegel- und Linſen-
ſchleiferei beſchäftigt. Die rohen Glasblöcke, welche namentlich zu
großen Linſen verarbeitet werden ſollen, müſſen abſolut klar, durch-
ſichtig und blaſenfrei ſein; genügen ſie den zu ſtellenden Anforderungen,
ſo werden ſie nochmals bis zur Zähflüſſigkeit erwärmt und in die ge-
wünſchte Form gebracht, um nach dem Erkalten auf einer Schleif- oder
Poliermaſchine der letzten, aber ſchwierigſten Behandlung unterzogen
zu werden. Hier wird das Glasſtück in gleichmäßig drehende Bewe-
gung geſetzt und dem Druck einer ſehr genau gearbeiteten Form unter
Anwendung von feinem und immer feinerem Schmirgel ausgeſetzt, bis
die verlangten Krümmungen erreicht ſind. Kleine Mängel werden
ſchließlich durch Polieren aus freier Hand beſeitigt. Die zu Spiegeln
beſtimmten Glaskörper werden dann noch in eine geeignete Ver-
ſilberungsflüſſigkeit getaucht und der feine Überzug durch Polieren
möglichſt vollſtändig ſpiegelnd gemacht.
Von der Eigenſchaft der Sammellinſen macht man einige ſehr
wichtige Anwendungen, die im folgenden beſchrieben werden
ſollen. Wenn man in ein verdunkeltes Zimmer durch eine kleine
Das Buch der Erfindungen. 57
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 897. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/915>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.