erklärt sich auch das häufig gezeigte Künststück einer frei im Raum schwe- benden Person, welche die verwickeltsten Bewegungen scheinbar mühelos ausführt, bald aufrecht schwebt, bald wieder mit dem Kopfe nach unten gleichsam in das Meer hinabzutauchen im Begriffe steht. Auf der voll- kommen verdunkelten Bühne ist eine große Glastafel geneigt aufgestellt, welche dem Zuschauer scheinbar einen ungehinderten Blick auf die that- sächlich durch Spiegelung sichtbar werdenden Dekorationen gestattet, im übrigen aber durch geeignete Draperieen abgegrenzt ist. Von einer mehr oder weniger wagerecht liegenden Person, welche die genau vorgeschriebenen Bewegungen ausführt, vielleicht gar auf einer drehbaren, im übrigen unsichtbaren Scheibe ruht und nun durch eine intensive Lichtquelle be- leuchtet wird, erblickt der Zuschauer ein senkrechtes Spiegelbild, ohne von der Täuschung selbst eine Ahnung zu haben, da er die spiegelnde Scheibe nicht zu erkennen vermag. Für die Geistererscheinungen hat man meist etwas kompliziertere Einrichtungen ersonnen, um das Zu- sammenwirken der Geistererscheinung mit den auf der Bühne beschäf- tigten Schauspielern, die von jener selbst nichts wahrnehmen, zu er- möglichen.
Wie durch ebene Spiegel, so können auch durch regelmäßig gekrümmte Flächen Bilder von leuchtenden Gegenständen erzeugt werden; natürlich bleiben die früher bereits ermittelten Gesetze für die Spiegelung in Geltung und finden ohne weiteres und ohne irgend- welche Einschränkung auch hier Anwendung. Gleichwohl werden wir uns auf die Betrachtung solcher spiegelnden Flächen beschränken, welche einen Teil einer Kugelfläche ausmachen, weil diese die einfachsten Verhältnisse darbieten und für die Praxis fast ausschließlich von Wichtigkeit sind. Denken wir uns die Innenseite eines Teils einer Kugel poliert und spiegelnd gemacht, so haben wir einen Hohl- oder Konkavspiegel; ist die erhabene Seite spiegelnd, so nennen wir den Spiegel konvex. Da die letztere Art für optische Anwendungen aber nicht in Betracht kommt, so werden wir nur die Hohlspiegel in der erforderlichen Ausführlichkeit zu behandeln haben.
Stellt A B in der Fig. 478 den Durchschnitt eines Hohlspiegels, C den Kugel- oder Krümmungsmittelpunkt und D den Mittelpunkt der Spiegelfläche dar, so nennt man C D die Axe des Spiegels und den Halbierungspunkt F dieser Strecke den Brennpunkt. Ein zur Axe paralleler Strahl E G wird im Punkte G vom Spiegel reflektiert. Um die Richtung des reflektierten Strahles zu erhalten, denke man sich die Linie C G, welche in diesem Falle das Einfallslot darstellt, gezogen und trage den Ein- fallswinkel E G C nach der anderen Seite an C G an. Es läßt sich nun
[Abbildung]
Fig. 478.
Der Hohlspiegel als Brennspiegel.
Die Spiegelung des Lichtes.
erklärt ſich auch das häufig gezeigte Künſtſtück einer frei im Raum ſchwe- benden Perſon, welche die verwickeltſten Bewegungen ſcheinbar mühelos ausführt, bald aufrecht ſchwebt, bald wieder mit dem Kopfe nach unten gleichſam in das Meer hinabzutauchen im Begriffe ſteht. Auf der voll- kommen verdunkelten Bühne iſt eine große Glastafel geneigt aufgeſtellt, welche dem Zuſchauer ſcheinbar einen ungehinderten Blick auf die that- ſächlich durch Spiegelung ſichtbar werdenden Dekorationen geſtattet, im übrigen aber durch geeignete Draperieen abgegrenzt iſt. Von einer mehr oder weniger wagerecht liegenden Perſon, welche die genau vorgeſchriebenen Bewegungen ausführt, vielleicht gar auf einer drehbaren, im übrigen unſichtbaren Scheibe ruht und nun durch eine intenſive Lichtquelle be- leuchtet wird, erblickt der Zuſchauer ein ſenkrechtes Spiegelbild, ohne von der Täuſchung ſelbſt eine Ahnung zu haben, da er die ſpiegelnde Scheibe nicht zu erkennen vermag. Für die Geiſtererſcheinungen hat man meiſt etwas kompliziertere Einrichtungen erſonnen, um das Zu- ſammenwirken der Geiſtererſcheinung mit den auf der Bühne beſchäf- tigten Schauſpielern, die von jener ſelbſt nichts wahrnehmen, zu er- möglichen.
Wie durch ebene Spiegel, ſo können auch durch regelmäßig gekrümmte Flächen Bilder von leuchtenden Gegenſtänden erzeugt werden; natürlich bleiben die früher bereits ermittelten Geſetze für die Spiegelung in Geltung und finden ohne weiteres und ohne irgend- welche Einſchränkung auch hier Anwendung. Gleichwohl werden wir uns auf die Betrachtung ſolcher ſpiegelnden Flächen beſchränken, welche einen Teil einer Kugelfläche ausmachen, weil dieſe die einfachſten Verhältniſſe darbieten und für die Praxis faſt ausſchließlich von Wichtigkeit ſind. Denken wir uns die Innenſeite eines Teils einer Kugel poliert und ſpiegelnd gemacht, ſo haben wir einen Hohl- oder Konkavſpiegel; iſt die erhabene Seite ſpiegelnd, ſo nennen wir den Spiegel konvex. Da die letztere Art für optiſche Anwendungen aber nicht in Betracht kommt, ſo werden wir nur die Hohlſpiegel in der erforderlichen Ausführlichkeit zu behandeln haben.
Stellt A B in der Fig. 478 den Durchſchnitt eines Hohlſpiegels, C den Kugel- oder Krümmungsmittelpunkt und D den Mittelpunkt der Spiegelfläche dar, ſo nennt man C D die Axe des Spiegels und den Halbierungspunkt F dieſer Strecke den Brennpunkt. Ein zur Axe paralleler Strahl E G wird im Punkte G vom Spiegel reflektiert. Um die Richtung des reflektierten Strahles zu erhalten, denke man ſich die Linie C G, welche in dieſem Falle das Einfallslot darſtellt, gezogen und trage den Ein- fallswinkel E G C nach der anderen Seite an C G an. Es läßt ſich nun
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Fig. 478.
Der Hohlſpiegel als Brennſpiegel.
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Die Spiegelung des Lichtes.
erklärt ſich auch das häufig gezeigte Künſtſtück einer frei im Raum ſchwe-
benden Perſon, welche die verwickeltſten Bewegungen ſcheinbar mühelos
ausführt, bald aufrecht ſchwebt, bald wieder mit dem Kopfe nach unten
gleichſam in das Meer hinabzutauchen im Begriffe ſteht. Auf der voll-
kommen verdunkelten Bühne iſt eine große Glastafel geneigt aufgeſtellt,
welche dem Zuſchauer ſcheinbar einen ungehinderten Blick auf die that-
ſächlich durch Spiegelung ſichtbar werdenden Dekorationen geſtattet, im
übrigen aber durch geeignete Draperieen abgegrenzt iſt. Von einer mehr
oder weniger wagerecht liegenden Perſon, welche die genau vorgeſchriebenen
Bewegungen ausführt, vielleicht gar auf einer drehbaren, im übrigen
unſichtbaren Scheibe ruht und nun durch eine intenſive Lichtquelle be-
leuchtet wird, erblickt der Zuſchauer ein ſenkrechtes Spiegelbild, ohne
von der Täuſchung ſelbſt eine Ahnung zu haben, da er die ſpiegelnde
Scheibe nicht zu erkennen vermag. Für die Geiſtererſcheinungen hat
man meiſt etwas kompliziertere Einrichtungen erſonnen, um das Zu-
ſammenwirken der Geiſtererſcheinung mit den auf der Bühne beſchäf-
tigten Schauſpielern, die von jener ſelbſt nichts wahrnehmen, zu er-
möglichen.
Wie durch ebene Spiegel, ſo können auch durch regelmäßig
gekrümmte Flächen Bilder von leuchtenden Gegenſtänden erzeugt
werden; natürlich bleiben die früher bereits ermittelten Geſetze für die
Spiegelung in Geltung und finden ohne weiteres und ohne irgend-
welche Einſchränkung auch hier Anwendung. Gleichwohl werden wir
uns auf die Betrachtung ſolcher ſpiegelnden Flächen beſchränken, welche
einen Teil einer Kugelfläche ausmachen, weil dieſe die einfachſten
Verhältniſſe darbieten und für die Praxis faſt ausſchließlich von
Wichtigkeit ſind. Denken wir uns die Innenſeite eines Teils einer
Kugel poliert und ſpiegelnd gemacht, ſo haben wir einen Hohl- oder
Konkavſpiegel; iſt die erhabene Seite ſpiegelnd, ſo nennen wir den
Spiegel konvex. Da die letztere Art für optiſche Anwendungen aber
nicht in Betracht kommt, ſo werden wir nur die Hohlſpiegel in der
erforderlichen Ausführlichkeit zu behandeln haben.
Stellt A B in der Fig. 478 den Durchſchnitt eines Hohlſpiegels,
C den Kugel- oder Krümmungsmittelpunkt und D den Mittelpunkt
der Spiegelfläche dar, ſo nennt man C D die Axe des Spiegels und den
Halbierungspunkt F dieſer Strecke den
Brennpunkt. Ein zur Axe paralleler
Strahl E G wird im Punkte G vom
Spiegel reflektiert. Um die Richtung
des reflektierten Strahles zu erhalten,
denke man ſich die Linie C G, welche
in dieſem Falle das Einfallslot
darſtellt, gezogen und trage den Ein-
fallswinkel E G C nach der anderen
Seite an C G an. Es läßt ſich nun
[Abbildung Fig. 478.
Der Hohlſpiegel als Brennſpiegel.]
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 889. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/907>, abgerufen am 24.11.2024.
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