nämlich ein Spiegel, auf welchen ein Lichtstrahl fällt, um einen ge- wissen Winkel gedreht, während der einfallende Strahl seine Richtung unverändert beibehält, so dreht sich der reflektierte Strahl um den doppelten Betrag. Dies wird vornehmlich zur Messung sehr kleiner Schwankungen oder Winkelbewegungen in der submarinen Telegraphie benutzt, wo man mit außerordentlich schwachen elektrischen Strömen zu arbeiten gezwungen ist. Die große Zahl der ähnlichen Anwendungen des Spiegels, die alle auf diesem einfachen Prinzip beruhen, kann hier unmöglich eingehender behandelt werden; es sei nur darauf hingewiesen, daß die Genauigkeit dieser Methode beliebig weit getrieben werden kann, da man es in der Hand hat, den Lichtzeiger dem gewünschten Zwecke entsprechend hinreichend groß zu machen.
Eine besonders interessante Anwendung hat die erwähnte Eigen- schaft der Spiegel zur Bestimmung des Winkels zwischen zwei Objekten gefunden. Das diesem Zwecke dienende Instrument, der Spiegelsextant, welches sowohl für die praktischen Zwecke der Astronomie, als für die Nautik von höchster Wichtigkeit geworden ist, bedarf hier nur der Er- wähnung, da es auf S. 805 ff. bereits eingehende Berücksichtigung ge- funden hat.
Zwei unter einem bestimmten Winkel gegeneinander geneigte Spiegel geben von einem zwischen ihnen befindlichen Objekte mehrfache Bilder, deren Anzahl gleich dem Bruchteil ist, welchen der gegenseitige Neigungswinkel von 360° oder dem ganzen Kreisumfang ausmacht. Auf dieser Eigenschaft der Winkelspiegel beruht ein sinnreiches wohl- bekanntes Spielzeug, das Kaleidoskop, das im wesentlichen aus drei unter einem Winkel von 60° zusammenstoßenden Spiegeln besteht, die in eine Pappröhre eingeschlossen werden und ihre spiegelnden Flächen einander zukehren. In die durch Glas abgeschlossene Röhre bringt man, natürlich zwischen die Spiegel, bunte Glasstückchen u. dergl. und betrachtet von der anderen, ebenfalls durch Glas verschlossenen Seite der Röhre aus die entstehenden Spiegelbilder, die sich zu den mannig- fachsten Formen und Gestaltungen in fast unerschöpflicher Fülle und wunderbarer Regelmäßigkeit zusammenfügen, welche die Phantasie selbst des geschicktesten Musterzeichners zu übertreffen imstande sind. Nach mehrfach vorangegangenen ähnlichen Versuchen, deren u. a. Porta schon um die Mitte des 17. Jahrhunderts gedenkt, wurde das Instrument im Jahre 1817 durch Brewster von Paris aus in den Handel ge- bracht und hat sich als beliebtes Spielzeug bis in die neuste Zeit be- haupten können. Auf demselben Prinzip beruht das Debuskop, dessen Konstruktion 1860 von Debus angegeben wurde, das aber eigentlich weiter nichts als ein gewöhnlicher Winkelspiegel, aus zwei Spiegeln bestehend, ist und deshalb auf eine eigene Bezeichnung keinen Anspruch erheben darf.
Das Reflexionsgoniometer, ein von Wollaston zur Bestimmung der Winkel zwischen Krystallflächen erfundenes Instrument, benutzt die
Die Spiegelung des Lichtes.
nämlich ein Spiegel, auf welchen ein Lichtſtrahl fällt, um einen ge- wiſſen Winkel gedreht, während der einfallende Strahl ſeine Richtung unverändert beibehält, ſo dreht ſich der reflektierte Strahl um den doppelten Betrag. Dies wird vornehmlich zur Meſſung ſehr kleiner Schwankungen oder Winkelbewegungen in der ſubmarinen Telegraphie benutzt, wo man mit außerordentlich ſchwachen elektriſchen Strömen zu arbeiten gezwungen iſt. Die große Zahl der ähnlichen Anwendungen des Spiegels, die alle auf dieſem einfachen Prinzip beruhen, kann hier unmöglich eingehender behandelt werden; es ſei nur darauf hingewieſen, daß die Genauigkeit dieſer Methode beliebig weit getrieben werden kann, da man es in der Hand hat, den Lichtzeiger dem gewünſchten Zwecke entſprechend hinreichend groß zu machen.
Eine beſonders intereſſante Anwendung hat die erwähnte Eigen- ſchaft der Spiegel zur Beſtimmung des Winkels zwiſchen zwei Objekten gefunden. Das dieſem Zwecke dienende Inſtrument, der Spiegelſextant, welches ſowohl für die praktiſchen Zwecke der Aſtronomie, als für die Nautik von höchſter Wichtigkeit geworden iſt, bedarf hier nur der Er- wähnung, da es auf S. 805 ff. bereits eingehende Berückſichtigung ge- funden hat.
Zwei unter einem beſtimmten Winkel gegeneinander geneigte Spiegel geben von einem zwiſchen ihnen befindlichen Objekte mehrfache Bilder, deren Anzahl gleich dem Bruchteil iſt, welchen der gegenſeitige Neigungswinkel von 360° oder dem ganzen Kreisumfang ausmacht. Auf dieſer Eigenſchaft der Winkelſpiegel beruht ein ſinnreiches wohl- bekanntes Spielzeug, das Kaleidoſkop, das im weſentlichen aus drei unter einem Winkel von 60° zuſammenſtoßenden Spiegeln beſteht, die in eine Pappröhre eingeſchloſſen werden und ihre ſpiegelnden Flächen einander zukehren. In die durch Glas abgeſchloſſene Röhre bringt man, natürlich zwiſchen die Spiegel, bunte Glasſtückchen u. dergl. und betrachtet von der anderen, ebenfalls durch Glas verſchloſſenen Seite der Röhre aus die entſtehenden Spiegelbilder, die ſich zu den mannig- fachſten Formen und Geſtaltungen in faſt unerſchöpflicher Fülle und wunderbarer Regelmäßigkeit zuſammenfügen, welche die Phantaſie ſelbſt des geſchickteſten Muſterzeichners zu übertreffen imſtande ſind. Nach mehrfach vorangegangenen ähnlichen Verſuchen, deren u. a. Porta ſchon um die Mitte des 17. Jahrhunderts gedenkt, wurde das Inſtrument im Jahre 1817 durch Brewſter von Paris aus in den Handel ge- bracht und hat ſich als beliebtes Spielzeug bis in die neuſte Zeit be- haupten können. Auf demſelben Prinzip beruht das Debuſkop, deſſen Konſtruktion 1860 von Debus angegeben wurde, das aber eigentlich weiter nichts als ein gewöhnlicher Winkelſpiegel, aus zwei Spiegeln beſtehend, iſt und deshalb auf eine eigene Bezeichnung keinen Anſpruch erheben darf.
Das Reflexionsgoniometer, ein von Wollaſton zur Beſtimmung der Winkel zwiſchen Kryſtallflächen erfundenes Inſtrument, benutzt die
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[887/0905]
Die Spiegelung des Lichtes.
nämlich ein Spiegel, auf welchen ein Lichtſtrahl fällt, um einen ge-
wiſſen Winkel gedreht, während der einfallende Strahl ſeine Richtung
unverändert beibehält, ſo dreht ſich der reflektierte Strahl um den
doppelten Betrag. Dies wird vornehmlich zur Meſſung ſehr kleiner
Schwankungen oder Winkelbewegungen in der ſubmarinen Telegraphie
benutzt, wo man mit außerordentlich ſchwachen elektriſchen Strömen
zu arbeiten gezwungen iſt. Die große Zahl der ähnlichen Anwendungen
des Spiegels, die alle auf dieſem einfachen Prinzip beruhen, kann hier
unmöglich eingehender behandelt werden; es ſei nur darauf hingewieſen,
daß die Genauigkeit dieſer Methode beliebig weit getrieben werden kann,
da man es in der Hand hat, den Lichtzeiger dem gewünſchten Zwecke
entſprechend hinreichend groß zu machen.
Eine beſonders intereſſante Anwendung hat die erwähnte Eigen-
ſchaft der Spiegel zur Beſtimmung des Winkels zwiſchen zwei Objekten
gefunden. Das dieſem Zwecke dienende Inſtrument, der Spiegelſextant,
welches ſowohl für die praktiſchen Zwecke der Aſtronomie, als für die
Nautik von höchſter Wichtigkeit geworden iſt, bedarf hier nur der Er-
wähnung, da es auf S. 805 ff. bereits eingehende Berückſichtigung ge-
funden hat.
Zwei unter einem beſtimmten Winkel gegeneinander geneigte
Spiegel geben von einem zwiſchen ihnen befindlichen Objekte mehrfache
Bilder, deren Anzahl gleich dem Bruchteil iſt, welchen der gegenſeitige
Neigungswinkel von 360° oder dem ganzen Kreisumfang ausmacht.
Auf dieſer Eigenſchaft der Winkelſpiegel beruht ein ſinnreiches wohl-
bekanntes Spielzeug, das Kaleidoſkop, das im weſentlichen aus drei
unter einem Winkel von 60° zuſammenſtoßenden Spiegeln beſteht, die
in eine Pappröhre eingeſchloſſen werden und ihre ſpiegelnden Flächen
einander zukehren. In die durch Glas abgeſchloſſene Röhre bringt
man, natürlich zwiſchen die Spiegel, bunte Glasſtückchen u. dergl. und
betrachtet von der anderen, ebenfalls durch Glas verſchloſſenen Seite
der Röhre aus die entſtehenden Spiegelbilder, die ſich zu den mannig-
fachſten Formen und Geſtaltungen in faſt unerſchöpflicher Fülle und
wunderbarer Regelmäßigkeit zuſammenfügen, welche die Phantaſie ſelbſt
des geſchickteſten Muſterzeichners zu übertreffen imſtande ſind. Nach
mehrfach vorangegangenen ähnlichen Verſuchen, deren u. a. Porta ſchon
um die Mitte des 17. Jahrhunderts gedenkt, wurde das Inſtrument
im Jahre 1817 durch Brewſter von Paris aus in den Handel ge-
bracht und hat ſich als beliebtes Spielzeug bis in die neuſte Zeit be-
haupten können. Auf demſelben Prinzip beruht das Debuſkop, deſſen
Konſtruktion 1860 von Debus angegeben wurde, das aber eigentlich
weiter nichts als ein gewöhnlicher Winkelſpiegel, aus zwei Spiegeln
beſtehend, iſt und deshalb auf eine eigene Bezeichnung keinen Anſpruch
erheben darf.
Das Reflexionsgoniometer, ein von Wollaſton zur Beſtimmung
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 887. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/905>, abgerufen am 24.11.2024.
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