Trockenzeit, wenn nicht Risse infolge ungleicher Zusammenziehung der Thonmasse entstehen sollen. Erst nach einem halben Jahre darf man das Trocknen durch sehr schwaches Feuer unterstützen, bis man nach weiteren zwei Monaten die Hitze allmählich bis auf die Schmelz- temperatur des Glases steigert. Bedeutend schneller wird der Bau ge- fördert, wenn man aus dem Thonmaterial lufttrockene oder gebrannte Steine fertigt und diese verwendet. In diesem Falle ist jedoch als Bindematerial ein Mörtel von Thonbrei nötig, so daß, selbst bei lang- samem Trocknen, das Schwinden nicht ganz gleichmäßig erfolgt und die entstehenden Fugen und Risse sorgfältig nachgebessert werden müssen. Ein neuer Ofen erzielt trotz bester Feuerung in den ersten Wochen noch nicht die volle Schmelztemperatur, so daß man die Häfen zuerst nur mit Glasbrocken, später mit leichtflüssigem Satze und erst nach einiger Zeit mit Sätzen von beliebiger Zusammensetzung beschicken darf. Eine ähnliche Abschwächung der Wirkung zeigt sich gegen Ende der "Cam- pagne", wie der Glasmacher die Gesamtarbeitsdauer des Ofens nennt.
Das Feuerungsmaterial der gewöhnlichen Glasöfen ist entweder gut getrocknetes, lang gespaltenes Holz, welches früher ausschließlich gebraucht wurde, oder Torf oder endlich Steinkohle. Man trocknet (darrt) das Holz im Vorwärmofen bis zum Bräunlichwerden; nur dann ist man sicher, eine intensive Schmelzhitze zu erzielen. Der Torf muß wenig Asche geben und durchaus trocken sein. Die besonders in England und Frankreich angewendete Steinkohle darf nicht backend sein, um Verstopfungen der Roste zu vermeiden.
Sowie in anderen Zweigen der Technik, wo es auf Entwicklung bedeutender Hitzegrade ankommt, hat man auch im Glashüttenbetriebe die Generatorfeuerung eingeführt und mit derselben große Erfolge er- zielt. Hinsichtlich der speziellen Konstruktion dieser Gasfeuerungs- anlagen muß hier auf die in dem Abschnitt "Beleuchtung und Heizung" (S. 299) gegebene Beschreibung verwiesen werden. Bei der Generator- feuerung kann man aber wegen ihrer bedeutenden Wärmeentwicklung die Glashäfen durch eine einzige Wanne ersetzen. Bei dem Siemens- schen Wannenofen zerfällt die Wanne in drei Abteilungen; in der ersten wird der eingetragene Satz geschmolzen, in der zweiten geläutert, in der dritten zur Verarbeitung geschöpft. Der größte Vorteil der Gas- öfen liegt aber einmal in der Möglichkeit, allerhand schlechte Feuerungs- abfälle zur Gasproduktion zu verwenden, und dann in dem Umstande, daß Materialien, wie Feldspat, Granit und andere, die im gewöhn- lichen Ofenfeuer kaum flüssig werden, auf ordinäres Glas verschmelzt werden können.
a) Das Hohlglas.
Unter dieser Bezeichnung vereinigt man Glassorten von den ver- schiedensten Graden der Feinheit, deren Bearbeitungsart aber, insofern aus ihnen hohle Geräte aller Art, wie Gläser, Flaschen, Cylinder,
Allgemeines.
Trockenzeit, wenn nicht Riſſe infolge ungleicher Zuſammenziehung der Thonmaſſe entſtehen ſollen. Erſt nach einem halben Jahre darf man das Trocknen durch ſehr ſchwaches Feuer unterſtützen, bis man nach weiteren zwei Monaten die Hitze allmählich bis auf die Schmelz- temperatur des Glaſes ſteigert. Bedeutend ſchneller wird der Bau ge- fördert, wenn man aus dem Thonmaterial lufttrockene oder gebrannte Steine fertigt und dieſe verwendet. In dieſem Falle iſt jedoch als Bindematerial ein Mörtel von Thonbrei nötig, ſo daß, ſelbſt bei lang- ſamem Trocknen, das Schwinden nicht ganz gleichmäßig erfolgt und die entſtehenden Fugen und Riſſe ſorgfältig nachgebeſſert werden müſſen. Ein neuer Ofen erzielt trotz beſter Feuerung in den erſten Wochen noch nicht die volle Schmelztemperatur, ſo daß man die Häfen zuerſt nur mit Glasbrocken, ſpäter mit leichtflüſſigem Satze und erſt nach einiger Zeit mit Sätzen von beliebiger Zuſammenſetzung beſchicken darf. Eine ähnliche Abſchwächung der Wirkung zeigt ſich gegen Ende der „Cam- pagne“, wie der Glasmacher die Geſamtarbeitsdauer des Ofens nennt.
Das Feuerungsmaterial der gewöhnlichen Glasöfen iſt entweder gut getrocknetes, lang geſpaltenes Holz, welches früher ausſchließlich gebraucht wurde, oder Torf oder endlich Steinkohle. Man trocknet (darrt) das Holz im Vorwärmofen bis zum Bräunlichwerden; nur dann iſt man ſicher, eine intenſive Schmelzhitze zu erzielen. Der Torf muß wenig Aſche geben und durchaus trocken ſein. Die beſonders in England und Frankreich angewendete Steinkohle darf nicht backend ſein, um Verſtopfungen der Roſte zu vermeiden.
Sowie in anderen Zweigen der Technik, wo es auf Entwicklung bedeutender Hitzegrade ankommt, hat man auch im Glashüttenbetriebe die Generatorfeuerung eingeführt und mit derſelben große Erfolge er- zielt. Hinſichtlich der ſpeziellen Konſtruktion dieſer Gasfeuerungs- anlagen muß hier auf die in dem Abſchnitt „Beleuchtung und Heizung“ (S. 299) gegebene Beſchreibung verwieſen werden. Bei der Generator- feuerung kann man aber wegen ihrer bedeutenden Wärmeentwicklung die Glashäfen durch eine einzige Wanne erſetzen. Bei dem Siemens- ſchen Wannenofen zerfällt die Wanne in drei Abteilungen; in der erſten wird der eingetragene Satz geſchmolzen, in der zweiten geläutert, in der dritten zur Verarbeitung geſchöpft. Der größte Vorteil der Gas- öfen liegt aber einmal in der Möglichkeit, allerhand ſchlechte Feuerungs- abfälle zur Gasproduktion zu verwenden, und dann in dem Umſtande, daß Materialien, wie Feldſpat, Granit und andere, die im gewöhn- lichen Ofenfeuer kaum flüſſig werden, auf ordinäres Glas verſchmelzt werden können.
a) Das Hohlglas.
Unter dieſer Bezeichnung vereinigt man Glasſorten von den ver- ſchiedenſten Graden der Feinheit, deren Bearbeitungsart aber, inſofern aus ihnen hohle Geräte aller Art, wie Gläſer, Flaſchen, Cylinder,
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[853/0871]
Allgemeines.
Trockenzeit, wenn nicht Riſſe infolge ungleicher Zuſammenziehung der
Thonmaſſe entſtehen ſollen. Erſt nach einem halben Jahre darf man
das Trocknen durch ſehr ſchwaches Feuer unterſtützen, bis man nach
weiteren zwei Monaten die Hitze allmählich bis auf die Schmelz-
temperatur des Glaſes ſteigert. Bedeutend ſchneller wird der Bau ge-
fördert, wenn man aus dem Thonmaterial lufttrockene oder gebrannte
Steine fertigt und dieſe verwendet. In dieſem Falle iſt jedoch als
Bindematerial ein Mörtel von Thonbrei nötig, ſo daß, ſelbſt bei lang-
ſamem Trocknen, das Schwinden nicht ganz gleichmäßig erfolgt und
die entſtehenden Fugen und Riſſe ſorgfältig nachgebeſſert werden müſſen.
Ein neuer Ofen erzielt trotz beſter Feuerung in den erſten Wochen
noch nicht die volle Schmelztemperatur, ſo daß man die Häfen zuerſt nur
mit Glasbrocken, ſpäter mit leichtflüſſigem Satze und erſt nach einiger
Zeit mit Sätzen von beliebiger Zuſammenſetzung beſchicken darf. Eine
ähnliche Abſchwächung der Wirkung zeigt ſich gegen Ende der „Cam-
pagne“, wie der Glasmacher die Geſamtarbeitsdauer des Ofens nennt.
Das Feuerungsmaterial der gewöhnlichen Glasöfen iſt entweder
gut getrocknetes, lang geſpaltenes Holz, welches früher ausſchließlich
gebraucht wurde, oder Torf oder endlich Steinkohle. Man trocknet
(darrt) das Holz im Vorwärmofen bis zum Bräunlichwerden; nur
dann iſt man ſicher, eine intenſive Schmelzhitze zu erzielen. Der Torf
muß wenig Aſche geben und durchaus trocken ſein. Die beſonders in
England und Frankreich angewendete Steinkohle darf nicht backend
ſein, um Verſtopfungen der Roſte zu vermeiden.
Sowie in anderen Zweigen der Technik, wo es auf Entwicklung
bedeutender Hitzegrade ankommt, hat man auch im Glashüttenbetriebe
die Generatorfeuerung eingeführt und mit derſelben große Erfolge er-
zielt. Hinſichtlich der ſpeziellen Konſtruktion dieſer Gasfeuerungs-
anlagen muß hier auf die in dem Abſchnitt „Beleuchtung und Heizung“
(S. 299) gegebene Beſchreibung verwieſen werden. Bei der Generator-
feuerung kann man aber wegen ihrer bedeutenden Wärmeentwicklung
die Glashäfen durch eine einzige Wanne erſetzen. Bei dem Siemens-
ſchen Wannenofen zerfällt die Wanne in drei Abteilungen; in der erſten
wird der eingetragene Satz geſchmolzen, in der zweiten geläutert, in
der dritten zur Verarbeitung geſchöpft. Der größte Vorteil der Gas-
öfen liegt aber einmal in der Möglichkeit, allerhand ſchlechte Feuerungs-
abfälle zur Gasproduktion zu verwenden, und dann in dem Umſtande,
daß Materialien, wie Feldſpat, Granit und andere, die im gewöhn-
lichen Ofenfeuer kaum flüſſig werden, auf ordinäres Glas verſchmelzt
werden können.
a) Das Hohlglas.
Unter dieſer Bezeichnung vereinigt man Glasſorten von den ver-
ſchiedenſten Graden der Feinheit, deren Bearbeitungsart aber, inſofern
aus ihnen hohle Geräte aller Art, wie Gläſer, Flaſchen, Cylinder,
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 853. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/871>, abgerufen am 24.11.2024.
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