gekühlt. Dann leitet man sie in die Solvayschen Cylinderapparate, 12 bis 18 m hohe, ziemlich weite Cylinder von Eisen, welche eine große Anzahl übereinander liegender, siebartig durchlöcherter, nach unten zu konkav gestalteter, metallener Querwände enthalten. Die ammoniakalische Salz- sole wird durch das Zuströmungsrohr etwa der Mitte des Cylinders zugeführt. Hierauf läßt man durch ein Rohr von unten her Kohlen- säure in den untersten Teil des Cylinders einströmen. Das Gas, welches einen Druck von 1,5--2 Atmosphären hat, dringt in sehr feinen Bläschen durch die Siebböden in die Höhe und wird lebhaft von der Flüssigkeit absorbiert. Es bildet sich aus Ammoniak und einem Über- schuß von Kohlensäure doppelt kohlensaures Ammonium, welches sofort mit dem Kochsalz (Chlornatrium) sich in doppelt kohlensaures Natrium und Salmiak (Chlorammonium) umsetzt. Das letztere Salz ist leicht löslich und bleibt daher unverändert in Lösung; das viel schwerer lösliche doppelt kohlensaure Natrium dagegen scheidet sich als weißes Pulver aus. Zieht man nach Beendigung der Einwirkung den Inhalt des Cylinders ab und leitet ihn auf Vakuumfilter, d. h. Filter, deren Wirkung durch einen luftverdünnten Raum unter ihnen erheblich be- schleunigt wird, so bleibt das doppelt kohlensaure Natrium zurück, während die Salmiaklösung durchläuft. Das weiße Pulver wird ein- mal gewaschen, dann entweder auf Darren oder in besonders kon- struierten Kesseln getrocknet und endlich in eisernen Behältern stärker erhitzt. Bei dieser letzteren Operation verliert das Salz Wasser und Kohlensäure, und es bleibt einfach kohlensaures Natrium, d. h. Soda, zurück.
Der außerordentlich große Vorteil des Ammoniakverfahrens liegt einesteils in der Reinheit des erhaltenen Produktes, andererseits in dem Umstande, daß sämtliche Nebenprodukte direkt wieder ausgenutzt werden können. Die für den ersten Teil des Verfahrens nötige Kohlen- säure wird zum größten Teil durch das Glühen des erhaltenen doppelt kohlensauren Natriums geliefert; ebenso erhält man das erforderliche Ammoniak aus der ablaufenden Salmiaklösung, indem diese eingedampft und mit Kalk erhitzt wird. Wird man erst imstande sein, das bei diesem letzten Prozeß sich bildende Chlorcalcium in genügend gewinn- bringender Weise, besonders zur Darstellung von Chlor, zu verwerten, so wird damit der vollständige Sieg des Verfahrens über das Leblancsche entschieden sein.
Außer den beiden genannten Methoden, Soda darzustellen, existieren eine Menge anderer Vorschläge für den gleichen Zweck. Einzig er- wähnenswert von diesen ist eine Methode, deren Rohprodukt der in ge- waltigen Lagern verbreitete Kryolith, eine Doppelverbindung von Fluor- natrium und Fluoraluminium, ist. Durch Glühen dieses Minerals mit Kreide im Flammofen und Auslaugen der Schmelze mit Wasser erhält man eine Lösung, aus welcher durch Einleiten von Kohlensäure Thonerde- hydrat gefällt wird, während Soda gelöst bleibt. In ähnlicher Weise
Die Sodafabrikation.
gekühlt. Dann leitet man ſie in die Solvayſchen Cylinderapparate, 12 bis 18 m hohe, ziemlich weite Cylinder von Eiſen, welche eine große Anzahl übereinander liegender, ſiebartig durchlöcherter, nach unten zu konkav geſtalteter, metallener Querwände enthalten. Die ammoniakaliſche Salz- ſole wird durch das Zuſtrömungsrohr etwa der Mitte des Cylinders zugeführt. Hierauf läßt man durch ein Rohr von unten her Kohlen- ſäure in den unterſten Teil des Cylinders einſtrömen. Das Gas, welches einen Druck von 1,5—2 Atmoſphären hat, dringt in ſehr feinen Bläschen durch die Siebböden in die Höhe und wird lebhaft von der Flüſſigkeit abſorbiert. Es bildet ſich aus Ammoniak und einem Über- ſchuß von Kohlenſäure doppelt kohlenſaures Ammonium, welches ſofort mit dem Kochſalz (Chlornatrium) ſich in doppelt kohlenſaures Natrium und Salmiak (Chlorammonium) umſetzt. Das letztere Salz iſt leicht löslich und bleibt daher unverändert in Löſung; das viel ſchwerer lösliche doppelt kohlenſaure Natrium dagegen ſcheidet ſich als weißes Pulver aus. Zieht man nach Beendigung der Einwirkung den Inhalt des Cylinders ab und leitet ihn auf Vakuumfilter, d. h. Filter, deren Wirkung durch einen luftverdünnten Raum unter ihnen erheblich be- ſchleunigt wird, ſo bleibt das doppelt kohlenſaure Natrium zurück, während die Salmiaklöſung durchläuft. Das weiße Pulver wird ein- mal gewaſchen, dann entweder auf Darren oder in beſonders kon- ſtruierten Keſſeln getrocknet und endlich in eiſernen Behältern ſtärker erhitzt. Bei dieſer letzteren Operation verliert das Salz Waſſer und Kohlenſäure, und es bleibt einfach kohlenſaures Natrium, d. h. Soda, zurück.
Der außerordentlich große Vorteil des Ammoniakverfahrens liegt einesteils in der Reinheit des erhaltenen Produktes, andererſeits in dem Umſtande, daß ſämtliche Nebenprodukte direkt wieder ausgenutzt werden können. Die für den erſten Teil des Verfahrens nötige Kohlen- ſäure wird zum größten Teil durch das Glühen des erhaltenen doppelt kohlenſauren Natriums geliefert; ebenſo erhält man das erforderliche Ammoniak aus der ablaufenden Salmiaklöſung, indem dieſe eingedampft und mit Kalk erhitzt wird. Wird man erſt imſtande ſein, das bei dieſem letzten Prozeß ſich bildende Chlorcalcium in genügend gewinn- bringender Weiſe, beſonders zur Darſtellung von Chlor, zu verwerten, ſo wird damit der vollſtändige Sieg des Verfahrens über das Leblancſche entſchieden ſein.
Außer den beiden genannten Methoden, Soda darzuſtellen, exiſtieren eine Menge anderer Vorſchläge für den gleichen Zweck. Einzig er- wähnenswert von dieſen iſt eine Methode, deren Rohprodukt der in ge- waltigen Lagern verbreitete Kryolith, eine Doppelverbindung von Fluor- natrium und Fluoraluminium, iſt. Durch Glühen dieſes Minerals mit Kreide im Flammofen und Auslaugen der Schmelze mit Waſſer erhält man eine Löſung, aus welcher durch Einleiten von Kohlenſäure Thonerde- hydrat gefällt wird, während Soda gelöſt bleibt. In ähnlicher Weiſe
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Die Sodafabrikation.
gekühlt. Dann leitet man ſie in die Solvayſchen Cylinderapparate, 12 bis
18 m hohe, ziemlich weite Cylinder von Eiſen, welche eine große Anzahl
übereinander liegender, ſiebartig durchlöcherter, nach unten zu konkav
geſtalteter, metallener Querwände enthalten. Die ammoniakaliſche Salz-
ſole wird durch das Zuſtrömungsrohr etwa der Mitte des Cylinders
zugeführt. Hierauf läßt man durch ein Rohr von unten her Kohlen-
ſäure in den unterſten Teil des Cylinders einſtrömen. Das Gas,
welches einen Druck von 1,5—2 Atmoſphären hat, dringt in ſehr feinen
Bläschen durch die Siebböden in die Höhe und wird lebhaft von der
Flüſſigkeit abſorbiert. Es bildet ſich aus Ammoniak und einem Über-
ſchuß von Kohlenſäure doppelt kohlenſaures Ammonium, welches ſofort
mit dem Kochſalz (Chlornatrium) ſich in doppelt kohlenſaures Natrium
und Salmiak (Chlorammonium) umſetzt. Das letztere Salz iſt leicht
löslich und bleibt daher unverändert in Löſung; das viel ſchwerer
lösliche doppelt kohlenſaure Natrium dagegen ſcheidet ſich als weißes
Pulver aus. Zieht man nach Beendigung der Einwirkung den Inhalt
des Cylinders ab und leitet ihn auf Vakuumfilter, d. h. Filter, deren
Wirkung durch einen luftverdünnten Raum unter ihnen erheblich be-
ſchleunigt wird, ſo bleibt das doppelt kohlenſaure Natrium zurück,
während die Salmiaklöſung durchläuft. Das weiße Pulver wird ein-
mal gewaſchen, dann entweder auf Darren oder in beſonders kon-
ſtruierten Keſſeln getrocknet und endlich in eiſernen Behältern ſtärker
erhitzt. Bei dieſer letzteren Operation verliert das Salz Waſſer und
Kohlenſäure, und es bleibt einfach kohlenſaures Natrium, d. h. Soda,
zurück.
Der außerordentlich große Vorteil des Ammoniakverfahrens liegt
einesteils in der Reinheit des erhaltenen Produktes, andererſeits in
dem Umſtande, daß ſämtliche Nebenprodukte direkt wieder ausgenutzt
werden können. Die für den erſten Teil des Verfahrens nötige Kohlen-
ſäure wird zum größten Teil durch das Glühen des erhaltenen doppelt
kohlenſauren Natriums geliefert; ebenſo erhält man das erforderliche
Ammoniak aus der ablaufenden Salmiaklöſung, indem dieſe eingedampft
und mit Kalk erhitzt wird. Wird man erſt imſtande ſein, das bei
dieſem letzten Prozeß ſich bildende Chlorcalcium in genügend gewinn-
bringender Weiſe, beſonders zur Darſtellung von Chlor, zu verwerten,
ſo wird damit der vollſtändige Sieg des Verfahrens über das Leblancſche
entſchieden ſein.
Außer den beiden genannten Methoden, Soda darzuſtellen, exiſtieren
eine Menge anderer Vorſchläge für den gleichen Zweck. Einzig er-
wähnenswert von dieſen iſt eine Methode, deren Rohprodukt der in ge-
waltigen Lagern verbreitete Kryolith, eine Doppelverbindung von Fluor-
natrium und Fluoraluminium, iſt. Durch Glühen dieſes Minerals mit
Kreide im Flammofen und Auslaugen der Schmelze mit Waſſer erhält
man eine Löſung, aus welcher durch Einleiten von Kohlenſäure Thonerde-
hydrat gefällt wird, während Soda gelöſt bleibt. In ähnlicher Weiſe
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 839. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/857>, abgerufen am 23.11.2024.
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