infolge dessen auch früher allgemein mit dem Namen "Montgolfiere" be- zeichnet wurde.
Stephan und Joseph Mongolfier gingen bei ihrem ersten Ballon von der irrtümlichen Annahme aus, daß der Auftrieb desselben durch den Rauch des Feuers bewirkt werde, und verwendeten daher als Brennstoff eine stark qualmende Mischung von Stroh und Wolle. Hiervon kam man jedoch alsbald ab, und als kurze Zeit darauf die Gebrüder Roberts und Professor Charles mit öffentlichen Mitteln einen zweiten Ballon konstruierten, da bedienten sie sich hierbei des von Cavendish im Jahre 1776 entdeckten Wasserstoffgases, welches sich bekanntlich durch sein sehr geringes spezifisches Gewicht auszeichnet und bis auf den heutigen Tag zur Füllung des Luftballons Verwendung findet. Nebenbei vervollkommneten aber auch die Gebrüder Mongolfier ihr System der Ballonfüllung mittels warmer Luft.
Nachdem man sich zuvor an lebendigen Tieren versichert hatte, daß der Aufstieg mit dem Ballon keine unmittelbaren nachteiligen Folgen äußerte, stiegen am 21. November 1783 Pilatre de Roziers und der Marquis d'Arlandes als die ersten Luftschiffer auf. De Roziers war später der erste derjenigen, welche nachher in so großer Anzahl im Dienste der Luftschiffahrt ihren Tod fanden.
Die ersten schweren Unglücksfälle führten auf die Erfindung des Fallschirms, eines nach Art eines Regenschirms konstruierten Apparates, welcher beim Niederfallen sich selbstthätig durch den Widerstand der Luft aufsperrt und so die Schnelligkeit des Absturzes mildert.
Nachdem man den Luftballon bereits in der Schlacht bei Fleurus sowie bei der Belagerung von Valenciennes mit Erfolg zum Zwecke der militärischen Rekognoszierung verwendet hatte, kam Napoleon I. infolge der außerordentlichen Schwerfälligkeit des erforderlichen Apparates von dieser Art der Benutzung des Luftballons völlig wieder ab; er löste die der Armee beigegebene Luftschifferabteilung auf, weil sie den Bewegungen nicht zu folgen vermochte. Gerade aber die militärische Verwendbarkeit des Luftballons ist diejenige Eigenschaft desselben, welche denselben gegenwärtig der weiteren Vervollkommnung würdig macht, und aus welcher heraus in erster Linie die neuesten Fortschritte entsprungen sind. Wir lassen daher die verschiedenen bislang frucht- los verlaufenen Versuche der Konstruktion eines lenkbaren Luftschiffes bei Seite und wenden uns der Besprechung eines militärischen Luft- schiffahrtsdetachements zu. Ein derartiger moderner Luftschifferpark besteht im wesentlichen aus drei Spezialwagen: deren einer den Luft- ballon, deren zweiter den zur Erzeugung des Wasserstoffgases dienenden Apparat, deren dritter die Dampfwinde trägt, welche den Ballon an einem Seile festhält und nach Beendigung der Beobachtung wieder zur Erde hinabzieht.
Zur Darstellung des Wasserstoffgases bedient man sich meist der Zersetzung von Wasser durch Eisen und verdünnte Schwefelsäure.
Die Luftſchiffahrt.
infolge deſſen auch früher allgemein mit dem Namen „Montgolfière“ be- zeichnet wurde.
Stephan und Joſeph Mongolfier gingen bei ihrem erſten Ballon von der irrtümlichen Annahme aus, daß der Auftrieb desſelben durch den Rauch des Feuers bewirkt werde, und verwendeten daher als Brennſtoff eine ſtark qualmende Miſchung von Stroh und Wolle. Hiervon kam man jedoch alsbald ab, und als kurze Zeit darauf die Gebrüder Roberts und Profeſſor Charles mit öffentlichen Mitteln einen zweiten Ballon konſtruierten, da bedienten ſie ſich hierbei des von Cavendiſh im Jahre 1776 entdeckten Waſſerſtoffgaſes, welches ſich bekanntlich durch ſein ſehr geringes ſpezifiſches Gewicht auszeichnet und bis auf den heutigen Tag zur Füllung des Luftballons Verwendung findet. Nebenbei vervollkommneten aber auch die Gebrüder Mongolfier ihr Syſtem der Ballonfüllung mittels warmer Luft.
Nachdem man ſich zuvor an lebendigen Tieren verſichert hatte, daß der Aufſtieg mit dem Ballon keine unmittelbaren nachteiligen Folgen äußerte, ſtiegen am 21. November 1783 Pilâtre de Roziers und der Marquis d’Arlandes als die erſten Luftſchiffer auf. De Roziers war ſpäter der erſte derjenigen, welche nachher in ſo großer Anzahl im Dienſte der Luftſchiffahrt ihren Tod fanden.
Die erſten ſchweren Unglücksfälle führten auf die Erfindung des Fallſchirms, eines nach Art eines Regenſchirms konſtruierten Apparates, welcher beim Niederfallen ſich ſelbſtthätig durch den Widerſtand der Luft aufſperrt und ſo die Schnelligkeit des Abſturzes mildert.
Nachdem man den Luftballon bereits in der Schlacht bei Fleurus ſowie bei der Belagerung von Valenciennes mit Erfolg zum Zwecke der militäriſchen Rekognoszierung verwendet hatte, kam Napoleon I. infolge der außerordentlichen Schwerfälligkeit des erforderlichen Apparates von dieſer Art der Benutzung des Luftballons völlig wieder ab; er löſte die der Armee beigegebene Luftſchifferabteilung auf, weil ſie den Bewegungen nicht zu folgen vermochte. Gerade aber die militäriſche Verwendbarkeit des Luftballons iſt diejenige Eigenſchaft desſelben, welche denſelben gegenwärtig der weiteren Vervollkommnung würdig macht, und aus welcher heraus in erſter Linie die neueſten Fortſchritte entſprungen ſind. Wir laſſen daher die verſchiedenen bislang frucht- los verlaufenen Verſuche der Konſtruktion eines lenkbaren Luftſchiffes bei Seite und wenden uns der Beſprechung eines militäriſchen Luft- ſchiffahrtsdetachements zu. Ein derartiger moderner Luftſchifferpark beſteht im weſentlichen aus drei Spezialwagen: deren einer den Luft- ballon, deren zweiter den zur Erzeugung des Waſſerſtoffgaſes dienenden Apparat, deren dritter die Dampfwinde trägt, welche den Ballon an einem Seile feſthält und nach Beendigung der Beobachtung wieder zur Erde hinabzieht.
Zur Darſtellung des Waſſerſtoffgaſes bedient man ſich meiſt der Zerſetzung von Waſſer durch Eiſen und verdünnte Schwefelſäure.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0839"n="821"/><fwplace="top"type="header">Die Luftſchiffahrt.</fw><lb/>
infolge deſſen auch früher allgemein mit dem Namen „Montgolfi<hirendition="#aq">è</hi>re“ be-<lb/>
zeichnet wurde.</p><lb/><p>Stephan und Joſeph Mongolfier gingen bei ihrem erſten Ballon<lb/>
von der irrtümlichen Annahme aus, daß der Auftrieb desſelben durch<lb/>
den Rauch des Feuers bewirkt werde, und verwendeten daher als<lb/>
Brennſtoff eine ſtark qualmende Miſchung von Stroh und Wolle.<lb/>
Hiervon kam man jedoch alsbald ab, und als kurze Zeit darauf die<lb/>
Gebrüder Roberts und Profeſſor Charles mit öffentlichen Mitteln einen<lb/>
zweiten Ballon konſtruierten, da bedienten ſie ſich hierbei des von<lb/>
Cavendiſh im Jahre 1776 entdeckten Waſſerſtoffgaſes, welches ſich<lb/>
bekanntlich durch ſein ſehr geringes ſpezifiſches Gewicht auszeichnet und<lb/>
bis auf den heutigen Tag zur Füllung des Luftballons Verwendung<lb/>
findet. Nebenbei vervollkommneten aber auch die Gebrüder Mongolfier<lb/>
ihr Syſtem der Ballonfüllung mittels warmer Luft.</p><lb/><p>Nachdem man ſich zuvor an lebendigen Tieren verſichert hatte,<lb/>
daß der Aufſtieg mit dem Ballon keine unmittelbaren nachteiligen Folgen<lb/>
äußerte, ſtiegen am 21. November 1783 Pil<hirendition="#aq">â</hi>tre de Roziers und der<lb/>
Marquis d’Arlandes als die erſten Luftſchiffer auf. De Roziers war<lb/>ſpäter der erſte derjenigen, welche nachher in ſo großer Anzahl im<lb/>
Dienſte der Luftſchiffahrt ihren Tod fanden.</p><lb/><p>Die erſten ſchweren Unglücksfälle führten auf die Erfindung des<lb/>
Fallſchirms, eines nach Art eines Regenſchirms konſtruierten Apparates,<lb/>
welcher beim Niederfallen ſich ſelbſtthätig durch den Widerſtand der<lb/>
Luft aufſperrt und ſo die Schnelligkeit des Abſturzes mildert.</p><lb/><p>Nachdem man den Luftballon bereits in der Schlacht bei Fleurus<lb/>ſowie bei der Belagerung von Valenciennes mit Erfolg zum Zwecke<lb/>
der militäriſchen Rekognoszierung verwendet hatte, kam Napoleon <hirendition="#aq">I.</hi><lb/>
infolge der außerordentlichen Schwerfälligkeit des erforderlichen Apparates<lb/>
von dieſer Art der Benutzung des Luftballons völlig wieder ab; er<lb/>
löſte die der Armee beigegebene Luftſchifferabteilung auf, weil ſie den<lb/>
Bewegungen nicht zu folgen vermochte. Gerade aber die militäriſche<lb/>
Verwendbarkeit des Luftballons iſt diejenige Eigenſchaft desſelben,<lb/>
welche denſelben gegenwärtig der weiteren Vervollkommnung würdig<lb/>
macht, und aus welcher heraus in erſter Linie die neueſten Fortſchritte<lb/>
entſprungen ſind. Wir laſſen daher die verſchiedenen bislang frucht-<lb/>
los verlaufenen Verſuche der Konſtruktion eines lenkbaren Luftſchiffes<lb/>
bei Seite und wenden uns der Beſprechung eines militäriſchen Luft-<lb/>ſchiffahrtsdetachements zu. Ein derartiger moderner Luftſchifferpark<lb/>
beſteht im weſentlichen aus drei Spezialwagen: deren einer den Luft-<lb/>
ballon, deren zweiter den zur Erzeugung des Waſſerſtoffgaſes dienenden<lb/>
Apparat, deren dritter die Dampfwinde trägt, welche den Ballon<lb/>
an einem Seile feſthält und nach Beendigung der Beobachtung wieder<lb/>
zur Erde hinabzieht.</p><lb/><p>Zur Darſtellung des Waſſerſtoffgaſes bedient man ſich meiſt der<lb/>
Zerſetzung von Waſſer durch Eiſen und verdünnte Schwefelſäure.<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[821/0839]
Die Luftſchiffahrt.
infolge deſſen auch früher allgemein mit dem Namen „Montgolfière“ be-
zeichnet wurde.
Stephan und Joſeph Mongolfier gingen bei ihrem erſten Ballon
von der irrtümlichen Annahme aus, daß der Auftrieb desſelben durch
den Rauch des Feuers bewirkt werde, und verwendeten daher als
Brennſtoff eine ſtark qualmende Miſchung von Stroh und Wolle.
Hiervon kam man jedoch alsbald ab, und als kurze Zeit darauf die
Gebrüder Roberts und Profeſſor Charles mit öffentlichen Mitteln einen
zweiten Ballon konſtruierten, da bedienten ſie ſich hierbei des von
Cavendiſh im Jahre 1776 entdeckten Waſſerſtoffgaſes, welches ſich
bekanntlich durch ſein ſehr geringes ſpezifiſches Gewicht auszeichnet und
bis auf den heutigen Tag zur Füllung des Luftballons Verwendung
findet. Nebenbei vervollkommneten aber auch die Gebrüder Mongolfier
ihr Syſtem der Ballonfüllung mittels warmer Luft.
Nachdem man ſich zuvor an lebendigen Tieren verſichert hatte,
daß der Aufſtieg mit dem Ballon keine unmittelbaren nachteiligen Folgen
äußerte, ſtiegen am 21. November 1783 Pilâtre de Roziers und der
Marquis d’Arlandes als die erſten Luftſchiffer auf. De Roziers war
ſpäter der erſte derjenigen, welche nachher in ſo großer Anzahl im
Dienſte der Luftſchiffahrt ihren Tod fanden.
Die erſten ſchweren Unglücksfälle führten auf die Erfindung des
Fallſchirms, eines nach Art eines Regenſchirms konſtruierten Apparates,
welcher beim Niederfallen ſich ſelbſtthätig durch den Widerſtand der
Luft aufſperrt und ſo die Schnelligkeit des Abſturzes mildert.
Nachdem man den Luftballon bereits in der Schlacht bei Fleurus
ſowie bei der Belagerung von Valenciennes mit Erfolg zum Zwecke
der militäriſchen Rekognoszierung verwendet hatte, kam Napoleon I.
infolge der außerordentlichen Schwerfälligkeit des erforderlichen Apparates
von dieſer Art der Benutzung des Luftballons völlig wieder ab; er
löſte die der Armee beigegebene Luftſchifferabteilung auf, weil ſie den
Bewegungen nicht zu folgen vermochte. Gerade aber die militäriſche
Verwendbarkeit des Luftballons iſt diejenige Eigenſchaft desſelben,
welche denſelben gegenwärtig der weiteren Vervollkommnung würdig
macht, und aus welcher heraus in erſter Linie die neueſten Fortſchritte
entſprungen ſind. Wir laſſen daher die verſchiedenen bislang frucht-
los verlaufenen Verſuche der Konſtruktion eines lenkbaren Luftſchiffes
bei Seite und wenden uns der Beſprechung eines militäriſchen Luft-
ſchiffahrtsdetachements zu. Ein derartiger moderner Luftſchifferpark
beſteht im weſentlichen aus drei Spezialwagen: deren einer den Luft-
ballon, deren zweiter den zur Erzeugung des Waſſerſtoffgaſes dienenden
Apparat, deren dritter die Dampfwinde trägt, welche den Ballon
an einem Seile feſthält und nach Beendigung der Beobachtung wieder
zur Erde hinabzieht.
Zur Darſtellung des Waſſerſtoffgaſes bedient man ſich meiſt der
Zerſetzung von Waſſer durch Eiſen und verdünnte Schwefelſäure.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 821. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/839>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.