der Technik aufs beste ausgerüsteten Bergungsdampfern haben schon so manches aufgefahrene oder gesunkene Schiff wieder flott gemacht oder gehoben und in das Dock zur Wiederherstellung geschleppt. Daß hierbei die Thätigkeit der Taucher, sowohl für die Erkundung der Lage des Schiffes, als für die Verstopfung eines etwa vorhandeneu Lecks oder gar die Bergung der wertvollsten Teile der Ladung, unter Umständen ganz unentbehrlich und von höchstem Nutzen sein kann, liegt in der Natur der Sache.
Das Taucherwesen selbst ist sehr alt, und schon aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wird über Versuche mit einer Taucher- glocke berichtet. Wenn man ein Trinkglas mit der Öffnung nach unten in ein Gefäß mit Wasser stülpt, so wird die abgeschlossene Luft um so mehr zusammengedrängt, je stärker der aufgewendete Druck ist, je weiter man also das Glas hinabzudrücken versucht. Wird dieser Versuch in hinreichend großem Maßstabe angestellt, so kann ein Mensch innerhalb der abgeschlossenen Luftmenge so lange existieren, als der für die Lebensthätigkeit notwendige Sauerstoff noch nicht verzehrt ist. Um demnach ein längeres Verweilen in der Taucherglocke, die für die praktische Anwendung mit mehreren Sitzbänken im Innern versehen wurde, zu ermöglichen, muß also von außen stets frische Luft zugeführt und für ein regelmäßiges Entweichen der ausgeatmeten verdorbenen Luft Sorge getragen werden. Wegen des mit der Tiefe zunehmenden Luftverbrauchs ist die Anwendung der Taucherglocke, welche jetzt meist die Form einer abgestumpften Pyramide erhält, auf mäßige Tiefen, höchstens bis zu 50 m beschränkt; die Luft wird durch eine geeignet konstruierte Kom- pressionspumpe erneuert und die Luftzufuhr selbst dem in der Arbeits- tiefe herrschenden Wasserdruck entsprechend geregelt. Die außerordentlich komplizierten Apparate, welche ein Hinabsteigen in noch größere Tiefen, bis zu 250 m und darüber erlauben, können hier, wo lediglich die nautischen Zwecken dienenden Vorrichtungen besprochen werden sollen, keine Berücksichtigung finden; zu erwähnen sind nur noch die übrigens ziemlich allgemein bekannten Taucherapparate, die im wesentlichen aus einem wasserdichten Anzuge und einem fest mit demselben verbundenen Metallhelm bestehen und bei geregelter Luftzufuhr in nicht zu beträcht- lichen Tiefen ein mehrstündiges Arbeiten gestatten. Allerdings ist hier eine außerordentlich intensive Thätigkeit der Lungen und eine kräftige Körperbeschaffenheit Bedingung, um den kolossalen Wasserdruck einiger- maßen erträglich und für den menschlichen Organismus unschädlich zu machen. Der in Fig. 446 abgebildete Taucheranzug (oberer Teil) wird ohne besondere Erläuterung verständlich sein; schwere Bleigewichte auf Brust, Rücken und unter der Fußbekleidung sollen den Taucher am Boden festhalten und innerhalb des beträchtlichen Wasserdruckes seine Bewegungsfähigkeit herstellen helfen. Um übrigens den Taucher, der nach oben hin durch Signalleine, Sprachrohr oder Telephon sich ver- ständlich machen und Anordnungen erteilen kann, von dem regelrechten
Der Verkehr zu Waſſer.
der Technik aufs beſte ausgerüſteten Bergungsdampfern haben ſchon ſo manches aufgefahrene oder geſunkene Schiff wieder flott gemacht oder gehoben und in das Dock zur Wiederherſtellung geſchleppt. Daß hierbei die Thätigkeit der Taucher, ſowohl für die Erkundung der Lage des Schiffes, als für die Verſtopfung eines etwa vorhandeneu Lecks oder gar die Bergung der wertvollſten Teile der Ladung, unter Umſtänden ganz unentbehrlich und von höchſtem Nutzen ſein kann, liegt in der Natur der Sache.
Das Taucherweſen ſelbſt iſt ſehr alt, und ſchon aus der erſten Hälfte des 16. Jahrhunderts wird über Verſuche mit einer Taucher- glocke berichtet. Wenn man ein Trinkglas mit der Öffnung nach unten in ein Gefäß mit Waſſer ſtülpt, ſo wird die abgeſchloſſene Luft um ſo mehr zuſammengedrängt, je ſtärker der aufgewendete Druck iſt, je weiter man alſo das Glas hinabzudrücken verſucht. Wird dieſer Verſuch in hinreichend großem Maßſtabe angeſtellt, ſo kann ein Menſch innerhalb der abgeſchloſſenen Luftmenge ſo lange exiſtieren, als der für die Lebensthätigkeit notwendige Sauerſtoff noch nicht verzehrt iſt. Um demnach ein längeres Verweilen in der Taucherglocke, die für die praktiſche Anwendung mit mehreren Sitzbänken im Innern verſehen wurde, zu ermöglichen, muß alſo von außen ſtets friſche Luft zugeführt und für ein regelmäßiges Entweichen der ausgeatmeten verdorbenen Luft Sorge getragen werden. Wegen des mit der Tiefe zunehmenden Luftverbrauchs iſt die Anwendung der Taucherglocke, welche jetzt meiſt die Form einer abgeſtumpften Pyramide erhält, auf mäßige Tiefen, höchſtens bis zu 50 m beſchränkt; die Luft wird durch eine geeignet konſtruierte Kom- preſſionspumpe erneuert und die Luftzufuhr ſelbſt dem in der Arbeits- tiefe herrſchenden Waſſerdruck entſprechend geregelt. Die außerordentlich komplizierten Apparate, welche ein Hinabſteigen in noch größere Tiefen, bis zu 250 m und darüber erlauben, können hier, wo lediglich die nautiſchen Zwecken dienenden Vorrichtungen beſprochen werden ſollen, keine Berückſichtigung finden; zu erwähnen ſind nur noch die übrigens ziemlich allgemein bekannten Taucherapparate, die im weſentlichen aus einem waſſerdichten Anzuge und einem feſt mit demſelben verbundenen Metallhelm beſtehen und bei geregelter Luftzufuhr in nicht zu beträcht- lichen Tiefen ein mehrſtündiges Arbeiten geſtatten. Allerdings iſt hier eine außerordentlich intenſive Thätigkeit der Lungen und eine kräftige Körperbeſchaffenheit Bedingung, um den koloſſalen Waſſerdruck einiger- maßen erträglich und für den menſchlichen Organismus unſchädlich zu machen. Der in Fig. 446 abgebildete Taucheranzug (oberer Teil) wird ohne beſondere Erläuterung verſtändlich ſein; ſchwere Bleigewichte auf Bruſt, Rücken und unter der Fußbekleidung ſollen den Taucher am Boden feſthalten und innerhalb des beträchtlichen Waſſerdruckes ſeine Bewegungsfähigkeit herſtellen helfen. Um übrigens den Taucher, der nach oben hin durch Signalleine, Sprachrohr oder Telephon ſich ver- ſtändlich machen und Anordnungen erteilen kann, von dem regelrechten
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Der Verkehr zu Waſſer.
der Technik aufs beſte ausgerüſteten Bergungsdampfern haben ſchon
ſo manches aufgefahrene oder geſunkene Schiff wieder flott gemacht
oder gehoben und in das Dock zur Wiederherſtellung geſchleppt. Daß
hierbei die Thätigkeit der Taucher, ſowohl für die Erkundung der Lage
des Schiffes, als für die Verſtopfung eines etwa vorhandeneu Lecks oder
gar die Bergung der wertvollſten Teile der Ladung, unter Umſtänden
ganz unentbehrlich und von höchſtem Nutzen ſein kann, liegt in der
Natur der Sache.
Das Taucherweſen ſelbſt iſt ſehr alt, und ſchon aus der erſten
Hälfte des 16. Jahrhunderts wird über Verſuche mit einer Taucher-
glocke berichtet. Wenn man ein Trinkglas mit der Öffnung nach unten
in ein Gefäß mit Waſſer ſtülpt, ſo wird die abgeſchloſſene Luft um
ſo mehr zuſammengedrängt, je ſtärker der aufgewendete Druck iſt,
je weiter man alſo das Glas hinabzudrücken verſucht. Wird dieſer
Verſuch in hinreichend großem Maßſtabe angeſtellt, ſo kann ein Menſch
innerhalb der abgeſchloſſenen Luftmenge ſo lange exiſtieren, als der für
die Lebensthätigkeit notwendige Sauerſtoff noch nicht verzehrt iſt. Um
demnach ein längeres Verweilen in der Taucherglocke, die für die praktiſche
Anwendung mit mehreren Sitzbänken im Innern verſehen wurde, zu
ermöglichen, muß alſo von außen ſtets friſche Luft zugeführt und für
ein regelmäßiges Entweichen der ausgeatmeten verdorbenen Luft Sorge
getragen werden. Wegen des mit der Tiefe zunehmenden Luftverbrauchs
iſt die Anwendung der Taucherglocke, welche jetzt meiſt die Form einer
abgeſtumpften Pyramide erhält, auf mäßige Tiefen, höchſtens bis zu
50 m beſchränkt; die Luft wird durch eine geeignet konſtruierte Kom-
preſſionspumpe erneuert und die Luftzufuhr ſelbſt dem in der Arbeits-
tiefe herrſchenden Waſſerdruck entſprechend geregelt. Die außerordentlich
komplizierten Apparate, welche ein Hinabſteigen in noch größere Tiefen,
bis zu 250 m und darüber erlauben, können hier, wo lediglich die
nautiſchen Zwecken dienenden Vorrichtungen beſprochen werden ſollen,
keine Berückſichtigung finden; zu erwähnen ſind nur noch die übrigens
ziemlich allgemein bekannten Taucherapparate, die im weſentlichen aus
einem waſſerdichten Anzuge und einem feſt mit demſelben verbundenen
Metallhelm beſtehen und bei geregelter Luftzufuhr in nicht zu beträcht-
lichen Tiefen ein mehrſtündiges Arbeiten geſtatten. Allerdings iſt hier
eine außerordentlich intenſive Thätigkeit der Lungen und eine kräftige
Körperbeſchaffenheit Bedingung, um den koloſſalen Waſſerdruck einiger-
maßen erträglich und für den menſchlichen Organismus unſchädlich zu
machen. Der in Fig. 446 abgebildete Taucheranzug (oberer Teil) wird
ohne beſondere Erläuterung verſtändlich ſein; ſchwere Bleigewichte auf
Bruſt, Rücken und unter der Fußbekleidung ſollen den Taucher am
Boden feſthalten und innerhalb des beträchtlichen Waſſerdruckes ſeine
Bewegungsfähigkeit herſtellen helfen. Um übrigens den Taucher, der
nach oben hin durch Signalleine, Sprachrohr oder Telephon ſich ver-
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 818. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/836>, abgerufen am 24.11.2024.
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