der unvermeidlich starken Erhitzung des dicken Glaskörpers Um- lagerungen innerhalb des Glases, welche Trübungen oder gar ein Springen hervorrufen, kaum vermieden werden könnten. Aus diesem Grunde wendet man nach Fresnels Vorgange nur noch eine verhältnis- mäßig kleine und dünne Linse an, um welche konzentrisch Prismen in geeigneter Stellung angeordnet sind, welche gleichsam die einzelnen Zonen einer großen Linse ersetzen sollen. Ähnliche Einrichtungen trifft man auch bei Schiffslaternen und den weiterhin noch zu besprechenden Scheinwerfern an. -- Die gewaltigsten Lichtmengen für die Zwecke der Leuchtfeuer bietet natürlich eine elektrische Lichtquelle; doch sind auch sehr bedeutende Feuer mit Petroleumlicht in Betrieb, während Gas seltener zur Anwendung kommt.
Als Lichtquelle benutzte man bis in das Mittelalter hinein aus- schließlich Holzfeuer. Später ging man zum Steinkohlenfeuer und zu Talgkerzen über. So wurde der berühmte Eddystone-Leuchtturm bei Plymouth im Kanal la Manche bei seinem in Jahre 1756 erfolgten Neubau durch 24 Talgkerzen erhellt. Erst in der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts geschah eine wesentliche Verbesserung der Lichtquelle und zwar durch Verwendung der parabolischen Reflektoren. Ein er- heblicher Fortschritt vollzog sich weiter durch die Erfindung der Argand- Lampen mit doppeltem Luftzug. Besonders hervorzuheben sind die Fresnelschen Glasapparate. Bei diesen ist eine einzige große mit sieben konzentrischen Dochten versehene Lichtquelle vorhanden, diese wird von geschliffenen, den Brenngläsern ähnlichen Gläsern umgeben, die das Licht zusammenfassen und in die Ferne werfen. In neuerer Zeit ist auch für die Beleuchtung der Leuchttürme das elektrische Licht zur An- wendung gebracht, doch leidet dasselbe an dem großen Mangel, daß es den Nebel schwerer durchdringt als das Öllicht. Es hat dieses seinen Grund in folgendem: Das elektrische Licht enthält viel weniger rote Strahlen als das Öllicht, es liegt vielmehr dem Blau näher. Nun läßt aber der Nebel, wovon man sich leicht überzeugen kann, nur die roten Strahlen hindurch, hält dagegen die blauen Strahlen zurück, so daß die Mehrzahl der dem elektrischen Lichte innewohnenden Strahlen durch den Nebel nicht hindurchdringt. Trotzdem ist die all- gemeine Einführung des elektrischen Lichtes bei den Leuchttürmen nur noch eine Frage der Zeit.
Um die einzelnen Leuchtfeuer, namentlich da, wo sie zahlreich sind, von einander unterscheiden zu können, hat man die verschiedensten Hilfsmittel ersonnen. Die Anwendung roter Gläer ist nur ausnahms- weise üblich, weil dieselben zu viel Licht verschlucken; wo es nötig schien, sich rotgefärbten Lichtes zu bedienen, hat man mit Erfolg ganz dünne Flüssigkeitszellen mit roter Füllung vor der Lichtquelle ange- bracht. Gebräuchlicher ist indessen die zeitweilige Verdunkelung oder das Verfahren, bei dem man in bestimmten Intervallen das Licht an Intensität ab- und zunehmen oder auch ganz momentan auf wenige
Das Signalweſen.
der unvermeidlich ſtarken Erhitzung des dicken Glaskörpers Um- lagerungen innerhalb des Glaſes, welche Trübungen oder gar ein Springen hervorrufen, kaum vermieden werden könnten. Aus dieſem Grunde wendet man nach Fresnels Vorgange nur noch eine verhältnis- mäßig kleine und dünne Linſe an, um welche konzentriſch Prismen in geeigneter Stellung angeordnet ſind, welche gleichſam die einzelnen Zonen einer großen Linſe erſetzen ſollen. Ähnliche Einrichtungen trifft man auch bei Schiffslaternen und den weiterhin noch zu beſprechenden Scheinwerfern an. — Die gewaltigſten Lichtmengen für die Zwecke der Leuchtfeuer bietet natürlich eine elektriſche Lichtquelle; doch ſind auch ſehr bedeutende Feuer mit Petroleumlicht in Betrieb, während Gas ſeltener zur Anwendung kommt.
Als Lichtquelle benutzte man bis in das Mittelalter hinein aus- ſchließlich Holzfeuer. Später ging man zum Steinkohlenfeuer und zu Talgkerzen über. So wurde der berühmte Eddyſtone-Leuchtturm bei Plymouth im Kanal la Manche bei ſeinem in Jahre 1756 erfolgten Neubau durch 24 Talgkerzen erhellt. Erſt in der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts geſchah eine weſentliche Verbeſſerung der Lichtquelle und zwar durch Verwendung der paraboliſchen Reflektoren. Ein er- heblicher Fortſchritt vollzog ſich weiter durch die Erfindung der Argand- Lampen mit doppeltem Luftzug. Beſonders hervorzuheben ſind die Fresnelſchen Glasapparate. Bei dieſen iſt eine einzige große mit ſieben konzentriſchen Dochten verſehene Lichtquelle vorhanden, dieſe wird von geſchliffenen, den Brenngläſern ähnlichen Gläſern umgeben, die das Licht zuſammenfaſſen und in die Ferne werfen. In neuerer Zeit iſt auch für die Beleuchtung der Leuchttürme das elektriſche Licht zur An- wendung gebracht, doch leidet dasſelbe an dem großen Mangel, daß es den Nebel ſchwerer durchdringt als das Öllicht. Es hat dieſes ſeinen Grund in folgendem: Das elektriſche Licht enthält viel weniger rote Strahlen als das Öllicht, es liegt vielmehr dem Blau näher. Nun läßt aber der Nebel, wovon man ſich leicht überzeugen kann, nur die roten Strahlen hindurch, hält dagegen die blauen Strahlen zurück, ſo daß die Mehrzahl der dem elektriſchen Lichte innewohnenden Strahlen durch den Nebel nicht hindurchdringt. Trotzdem iſt die all- gemeine Einführung des elektriſchen Lichtes bei den Leuchttürmen nur noch eine Frage der Zeit.
Um die einzelnen Leuchtfeuer, namentlich da, wo ſie zahlreich ſind, von einander unterſcheiden zu können, hat man die verſchiedenſten Hilfsmittel erſonnen. Die Anwendung roter Gläer iſt nur ausnahms- weiſe üblich, weil dieſelben zu viel Licht verſchlucken; wo es nötig ſchien, ſich rotgefärbten Lichtes zu bedienen, hat man mit Erfolg ganz dünne Flüſſigkeitszellen mit roter Füllung vor der Lichtquelle ange- bracht. Gebräuchlicher iſt indeſſen die zeitweilige Verdunkelung oder das Verfahren, bei dem man in beſtimmten Intervallen das Licht an Intenſität ab- und zunehmen oder auch ganz momentan auf wenige
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Das Signalweſen.
der unvermeidlich ſtarken Erhitzung des dicken Glaskörpers Um-
lagerungen innerhalb des Glaſes, welche Trübungen oder gar ein
Springen hervorrufen, kaum vermieden werden könnten. Aus dieſem
Grunde wendet man nach Fresnels Vorgange nur noch eine verhältnis-
mäßig kleine und dünne Linſe an, um welche konzentriſch Prismen
in geeigneter Stellung angeordnet ſind, welche gleichſam die einzelnen
Zonen einer großen Linſe erſetzen ſollen. Ähnliche Einrichtungen trifft
man auch bei Schiffslaternen und den weiterhin noch zu beſprechenden
Scheinwerfern an. — Die gewaltigſten Lichtmengen für die Zwecke der
Leuchtfeuer bietet natürlich eine elektriſche Lichtquelle; doch ſind auch
ſehr bedeutende Feuer mit Petroleumlicht in Betrieb, während Gas
ſeltener zur Anwendung kommt.
Als Lichtquelle benutzte man bis in das Mittelalter hinein aus-
ſchließlich Holzfeuer. Später ging man zum Steinkohlenfeuer und
zu Talgkerzen über. So wurde der berühmte Eddyſtone-Leuchtturm bei
Plymouth im Kanal la Manche bei ſeinem in Jahre 1756 erfolgten
Neubau durch 24 Talgkerzen erhellt. Erſt in der letzten Hälfte des
18. Jahrhunderts geſchah eine weſentliche Verbeſſerung der Lichtquelle
und zwar durch Verwendung der paraboliſchen Reflektoren. Ein er-
heblicher Fortſchritt vollzog ſich weiter durch die Erfindung der Argand-
Lampen mit doppeltem Luftzug. Beſonders hervorzuheben ſind die
Fresnelſchen Glasapparate. Bei dieſen iſt eine einzige große mit
ſieben konzentriſchen Dochten verſehene Lichtquelle vorhanden, dieſe wird
von geſchliffenen, den Brenngläſern ähnlichen Gläſern umgeben, die das
Licht zuſammenfaſſen und in die Ferne werfen. In neuerer Zeit iſt
auch für die Beleuchtung der Leuchttürme das elektriſche Licht zur An-
wendung gebracht, doch leidet dasſelbe an dem großen Mangel, daß
es den Nebel ſchwerer durchdringt als das Öllicht. Es hat dieſes
ſeinen Grund in folgendem: Das elektriſche Licht enthält viel weniger
rote Strahlen als das Öllicht, es liegt vielmehr dem Blau näher.
Nun läßt aber der Nebel, wovon man ſich leicht überzeugen kann,
nur die roten Strahlen hindurch, hält dagegen die blauen Strahlen
zurück, ſo daß die Mehrzahl der dem elektriſchen Lichte innewohnenden
Strahlen durch den Nebel nicht hindurchdringt. Trotzdem iſt die all-
gemeine Einführung des elektriſchen Lichtes bei den Leuchttürmen nur
noch eine Frage der Zeit.
Um die einzelnen Leuchtfeuer, namentlich da, wo ſie zahlreich ſind,
von einander unterſcheiden zu können, hat man die verſchiedenſten
Hilfsmittel erſonnen. Die Anwendung roter Gläer iſt nur ausnahms-
weiſe üblich, weil dieſelben zu viel Licht verſchlucken; wo es nötig
ſchien, ſich rotgefärbten Lichtes zu bedienen, hat man mit Erfolg ganz
dünne Flüſſigkeitszellen mit roter Füllung vor der Lichtquelle ange-
bracht. Gebräuchlicher iſt indeſſen die zeitweilige Verdunkelung oder
das Verfahren, bei dem man in beſtimmten Intervallen das Licht an
Intenſität ab- und zunehmen oder auch ganz momentan auf wenige
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 815. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/833>, abgerufen am 24.11.2024.
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