eines großen Sprachrohrs und erreicht dadurch die Möglichkeit einer direkten Verständigung. Doch gehört diese Art der Mitteilung zu den Seltenheiten und wird fast allgemein durch ein international ver- abredetes System von Flaggensignalen ersetzt. Verschiedene diesem Zwecke dienende Systeme haben dem jetzt allgemein giltigen, auf die Initiative von Frankreich und England zurückzuführenden Signalsystem weichen müssen, bei dem die sämtlichen Konsonanten von B bis W ein- schließlich durch 18 Flaggen oder Wimpel von verschiedener Form dargestellt werden, die in geeigneter Kombination die Farben Weiß, Gelb, Rot und Blau führen. Mehr als 4 Flaggen kommen niemals gleichzeitig zur Anwendung, meist nur eine oder zwei, und doch stehen auf diese Weise mehr als 78600 verschiedene Flaggensignale zur Ver- fügung, welche für die Verständigung ausreichen, und deren Bedeutung der Sicherheit halber in einem Signalcodex zusammengestellt ist.
Bei Nacht werden die Signalwimpel durch Signallaternen ersetzt, die in Verbindung mit akustischen Signalen, wie solche durch Läuten von Glocken oder mit den Dampfnebelhörnern resp. Dampfpfeifen gegeben werden, der Gefahr eines Zusammenstoßes zweier sich begegnenden Schiffe vorbeugen sollen.
Um aber auch bei Nacht oder bei nebligem Wetter, wo die Flaggen- signale nicht erkannt werden können, eine Verständigung zu ermöglichen, hat man, ganz nach Art des Morsealphabets (vergl. S. 247), durch Zu- sammenstellung verschiedenfarbiger Lampen, für welche meist nur Weiß, Rot und Grün in Betracht kommen, ein geeignetes Signalsystem festzu- stellen gesucht. Die vielen Hunderte von Versuchen in dieser Richtung haben sich aber noch keiner internationalen Einführung zu erfreuen gehabt, trotz- dem manche von ihnen unter Umständen recht gute Leistungen versprechen.
Bei einem der neuesten Nacht-Signalisierungs-Apparate können drei in Abständen von 1,5 m durch Drahtseil mit einander verbundene elektrische Glühlampen, die zur Hälfte weißes, zur Hälfte rotes Licht geben, durch eine kleine Dynamo-Maschine in Thätigkeit gesetzt werden. Je nachdem man den Strom in die eine oder andere Hälfte leitet und so rotes oder weißes Licht erzeugt, und je nach der Kombination, in welcher man die drei Lampen verwendet, können die für die Ver- ständigung am Tage wichtigsten Flaggensignale vollständig wieder- gegeben werden. Um den Betrieb dieses Apparates nach Möglichkeit zu sichern und jedes Vergreifen zu verhüten, sitzt der denselben be- dienende Mann auf Deck vor einer von unten durch eine kleine Glüh- lampe erleuchteten Glasplatte, auf welcher die verschiedenen Kombi- nationen aufgetragen sind, sodaß nur ein als Umschalter dienender Hebel auf das momentan gewünschte Signal gedreht zu werden braucht, um dieses erscheinen zu lassen.
Die bisher erwähnten Vorkehrungen -- der jüngst von ver- schiedenen Seiten angebahnten internationalen Kursvereinbarung, der Vorschriften über das Ausweichen einander begegnender Schiffe, die es
Das Signalweſen.
eines großen Sprachrohrs und erreicht dadurch die Möglichkeit einer direkten Verſtändigung. Doch gehört dieſe Art der Mitteilung zu den Seltenheiten und wird faſt allgemein durch ein international ver- abredetes Syſtem von Flaggenſignalen erſetzt. Verſchiedene dieſem Zwecke dienende Syſteme haben dem jetzt allgemein giltigen, auf die Initiative von Frankreich und England zurückzuführenden Signalſyſtem weichen müſſen, bei dem die ſämtlichen Konſonanten von B bis W ein- ſchließlich durch 18 Flaggen oder Wimpel von verſchiedener Form dargeſtellt werden, die in geeigneter Kombination die Farben Weiß, Gelb, Rot und Blau führen. Mehr als 4 Flaggen kommen niemals gleichzeitig zur Anwendung, meiſt nur eine oder zwei, und doch ſtehen auf dieſe Weiſe mehr als 78600 verſchiedene Flaggenſignale zur Ver- fügung, welche für die Verſtändigung ausreichen, und deren Bedeutung der Sicherheit halber in einem Signalcodex zuſammengeſtellt iſt.
Bei Nacht werden die Signalwimpel durch Signallaternen erſetzt, die in Verbindung mit akuſtiſchen Signalen, wie ſolche durch Läuten von Glocken oder mit den Dampfnebelhörnern reſp. Dampfpfeifen gegeben werden, der Gefahr eines Zuſammenſtoßes zweier ſich begegnenden Schiffe vorbeugen ſollen.
Um aber auch bei Nacht oder bei nebligem Wetter, wo die Flaggen- ſignale nicht erkannt werden können, eine Verſtändigung zu ermöglichen, hat man, ganz nach Art des Morſealphabets (vergl. S. 247), durch Zu- ſammenſtellung verſchiedenfarbiger Lampen, für welche meiſt nur Weiß, Rot und Grün in Betracht kommen, ein geeignetes Signalſyſtem feſtzu- ſtellen geſucht. Die vielen Hunderte von Verſuchen in dieſer Richtung haben ſich aber noch keiner internationalen Einführung zu erfreuen gehabt, trotz- dem manche von ihnen unter Umſtänden recht gute Leiſtungen verſprechen.
Bei einem der neueſten Nacht-Signaliſierungs-Apparate können drei in Abſtänden von 1,5 m durch Drahtſeil mit einander verbundene elektriſche Glühlampen, die zur Hälfte weißes, zur Hälfte rotes Licht geben, durch eine kleine Dynamo-Maſchine in Thätigkeit geſetzt werden. Je nachdem man den Strom in die eine oder andere Hälfte leitet und ſo rotes oder weißes Licht erzeugt, und je nach der Kombination, in welcher man die drei Lampen verwendet, können die für die Ver- ſtändigung am Tage wichtigſten Flaggenſignale vollſtändig wieder- gegeben werden. Um den Betrieb dieſes Apparates nach Möglichkeit zu ſichern und jedes Vergreifen zu verhüten, ſitzt der denſelben be- dienende Mann auf Deck vor einer von unten durch eine kleine Glüh- lampe erleuchteten Glasplatte, auf welcher die verſchiedenen Kombi- nationen aufgetragen ſind, ſodaß nur ein als Umſchalter dienender Hebel auf das momentan gewünſchte Signal gedreht zu werden braucht, um dieſes erſcheinen zu laſſen.
Die bisher erwähnten Vorkehrungen — der jüngſt von ver- ſchiedenen Seiten angebahnten internationalen Kursvereinbarung, der Vorſchriften über das Ausweichen einander begegnender Schiffe, die es
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0827"n="809"/><fwplace="top"type="header">Das Signalweſen.</fw><lb/>
eines großen Sprachrohrs und erreicht dadurch die Möglichkeit einer<lb/>
direkten Verſtändigung. Doch gehört dieſe Art der Mitteilung zu den<lb/>
Seltenheiten und wird faſt allgemein durch ein international ver-<lb/>
abredetes Syſtem von Flaggenſignalen erſetzt. Verſchiedene dieſem<lb/>
Zwecke dienende Syſteme haben dem jetzt allgemein giltigen, auf die<lb/>
Initiative von Frankreich und England zurückzuführenden Signalſyſtem<lb/>
weichen müſſen, bei dem die ſämtlichen Konſonanten von <hirendition="#aq">B</hi> bis <hirendition="#aq">W</hi> ein-<lb/>ſchließlich durch 18 Flaggen oder Wimpel von verſchiedener Form<lb/>
dargeſtellt werden, die in geeigneter Kombination die Farben Weiß,<lb/>
Gelb, Rot und Blau führen. Mehr als 4 Flaggen kommen niemals<lb/>
gleichzeitig zur Anwendung, meiſt nur eine oder zwei, und doch ſtehen<lb/>
auf dieſe Weiſe mehr als 78600 verſchiedene Flaggenſignale zur Ver-<lb/>
fügung, welche für die Verſtändigung ausreichen, und deren Bedeutung<lb/>
der Sicherheit halber in einem Signalcodex zuſammengeſtellt iſt.</p><lb/><p>Bei Nacht werden die Signalwimpel durch Signallaternen erſetzt,<lb/>
die in Verbindung mit akuſtiſchen Signalen, wie ſolche durch Läuten von<lb/>
Glocken oder mit den Dampfnebelhörnern reſp. Dampfpfeifen gegeben<lb/>
werden, der Gefahr eines Zuſammenſtoßes zweier ſich begegnenden<lb/>
Schiffe vorbeugen ſollen.</p><lb/><p>Um aber auch bei Nacht oder bei nebligem Wetter, wo die Flaggen-<lb/>ſignale nicht erkannt werden können, eine Verſtändigung zu ermöglichen,<lb/>
hat man, ganz nach Art des Morſealphabets (vergl. S. 247), durch Zu-<lb/>ſammenſtellung verſchiedenfarbiger Lampen, für welche meiſt nur Weiß,<lb/>
Rot und Grün in Betracht kommen, ein geeignetes Signalſyſtem feſtzu-<lb/>ſtellen geſucht. Die vielen Hunderte von Verſuchen in dieſer Richtung haben<lb/>ſich aber noch keiner internationalen Einführung zu erfreuen gehabt, trotz-<lb/>
dem manche von ihnen unter Umſtänden recht gute Leiſtungen verſprechen.</p><lb/><p>Bei einem der neueſten Nacht-Signaliſierungs-Apparate können<lb/>
drei in Abſtänden von 1,5 <hirendition="#aq">m</hi> durch Drahtſeil mit einander verbundene<lb/>
elektriſche Glühlampen, die zur Hälfte weißes, zur Hälfte rotes Licht<lb/>
geben, durch eine kleine Dynamo-Maſchine in Thätigkeit geſetzt werden.<lb/>
Je nachdem man den Strom in die eine oder andere Hälfte leitet<lb/>
und ſo rotes oder weißes Licht erzeugt, und je nach der Kombination,<lb/>
in welcher man die drei Lampen verwendet, können die für die Ver-<lb/>ſtändigung am Tage wichtigſten Flaggenſignale vollſtändig wieder-<lb/>
gegeben werden. Um den Betrieb dieſes Apparates nach Möglichkeit<lb/>
zu ſichern und jedes Vergreifen zu verhüten, ſitzt der denſelben be-<lb/>
dienende Mann auf Deck vor einer von unten durch eine kleine Glüh-<lb/>
lampe erleuchteten Glasplatte, auf welcher die verſchiedenen Kombi-<lb/>
nationen aufgetragen ſind, ſodaß nur ein als Umſchalter dienender Hebel<lb/>
auf das momentan gewünſchte Signal gedreht zu werden braucht, um<lb/>
dieſes erſcheinen zu laſſen.</p><lb/><p>Die bisher erwähnten Vorkehrungen — der jüngſt von ver-<lb/>ſchiedenen Seiten angebahnten internationalen Kursvereinbarung, der<lb/>
Vorſchriften über das Ausweichen einander begegnender Schiffe, die es<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[809/0827]
Das Signalweſen.
eines großen Sprachrohrs und erreicht dadurch die Möglichkeit einer
direkten Verſtändigung. Doch gehört dieſe Art der Mitteilung zu den
Seltenheiten und wird faſt allgemein durch ein international ver-
abredetes Syſtem von Flaggenſignalen erſetzt. Verſchiedene dieſem
Zwecke dienende Syſteme haben dem jetzt allgemein giltigen, auf die
Initiative von Frankreich und England zurückzuführenden Signalſyſtem
weichen müſſen, bei dem die ſämtlichen Konſonanten von B bis W ein-
ſchließlich durch 18 Flaggen oder Wimpel von verſchiedener Form
dargeſtellt werden, die in geeigneter Kombination die Farben Weiß,
Gelb, Rot und Blau führen. Mehr als 4 Flaggen kommen niemals
gleichzeitig zur Anwendung, meiſt nur eine oder zwei, und doch ſtehen
auf dieſe Weiſe mehr als 78600 verſchiedene Flaggenſignale zur Ver-
fügung, welche für die Verſtändigung ausreichen, und deren Bedeutung
der Sicherheit halber in einem Signalcodex zuſammengeſtellt iſt.
Bei Nacht werden die Signalwimpel durch Signallaternen erſetzt,
die in Verbindung mit akuſtiſchen Signalen, wie ſolche durch Läuten von
Glocken oder mit den Dampfnebelhörnern reſp. Dampfpfeifen gegeben
werden, der Gefahr eines Zuſammenſtoßes zweier ſich begegnenden
Schiffe vorbeugen ſollen.
Um aber auch bei Nacht oder bei nebligem Wetter, wo die Flaggen-
ſignale nicht erkannt werden können, eine Verſtändigung zu ermöglichen,
hat man, ganz nach Art des Morſealphabets (vergl. S. 247), durch Zu-
ſammenſtellung verſchiedenfarbiger Lampen, für welche meiſt nur Weiß,
Rot und Grün in Betracht kommen, ein geeignetes Signalſyſtem feſtzu-
ſtellen geſucht. Die vielen Hunderte von Verſuchen in dieſer Richtung haben
ſich aber noch keiner internationalen Einführung zu erfreuen gehabt, trotz-
dem manche von ihnen unter Umſtänden recht gute Leiſtungen verſprechen.
Bei einem der neueſten Nacht-Signaliſierungs-Apparate können
drei in Abſtänden von 1,5 m durch Drahtſeil mit einander verbundene
elektriſche Glühlampen, die zur Hälfte weißes, zur Hälfte rotes Licht
geben, durch eine kleine Dynamo-Maſchine in Thätigkeit geſetzt werden.
Je nachdem man den Strom in die eine oder andere Hälfte leitet
und ſo rotes oder weißes Licht erzeugt, und je nach der Kombination,
in welcher man die drei Lampen verwendet, können die für die Ver-
ſtändigung am Tage wichtigſten Flaggenſignale vollſtändig wieder-
gegeben werden. Um den Betrieb dieſes Apparates nach Möglichkeit
zu ſichern und jedes Vergreifen zu verhüten, ſitzt der denſelben be-
dienende Mann auf Deck vor einer von unten durch eine kleine Glüh-
lampe erleuchteten Glasplatte, auf welcher die verſchiedenen Kombi-
nationen aufgetragen ſind, ſodaß nur ein als Umſchalter dienender Hebel
auf das momentan gewünſchte Signal gedreht zu werden braucht, um
dieſes erſcheinen zu laſſen.
Die bisher erwähnten Vorkehrungen — der jüngſt von ver-
ſchiedenen Seiten angebahnten internationalen Kursvereinbarung, der
Vorſchriften über das Ausweichen einander begegnender Schiffe, die es
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 809. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/827>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.