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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Der Verkehr zu Wasser.
Navarrette u. a. in der "Revista general de Marina" zusammengestellt
hat und dessen Abhandlung in den "Mitteilungen aus dem Gebiete
des Seewesens" wiedergegeben wurde. Hiernach hat eine direkte
[Abbildung] Fig. 436.

Admiralschiff des Kolumbus.

Überlieferung einer Be-
schreibung der Schiffe des
Kolumbus nicht stattge-
funden.

Allerdings sind uns
mancherlei Kenntnisse über
die Formen und die Eigen-
schaften der zu jener Zeit
gebräuchlichen Schiffsgat-
tungen erhalten geblieben;
es fehlten jedoch die An-
haltspunkte, um die Fahr-
zeuge des Kolumbus in eine
der damals vorhandenen
Gattungen einzureihen. Es
ist nun historisch festgestellt,
daß die drei Schiffe, mit
welchen Kolumbus am
3. August 1492 den Anker-
platz bei Huelva verließ,
die "Santa Maria", die
"Nina" und die "Pinta" so-
genannte Caravellen waren,
eine Bezeichnung, welche
uns über deren Eigen-
schaften keinerlei Anhalt
bietet.

Die erste auf uns ge-
kommene Erwähnung der
Caravelle stammt aus dem
Jahre 1444, als Heinrich
der Seefahrer ein derartig benanntes Fahrzeug unter dem Befehle
des Vincente de Lago, der einen venetianischen Edelmann Namens
Luigi de Cadamosto in seiner Begleitung hatte, auf Länderentdeckung
in See gehen ließ.

Auf dieser Reise, wo man die Kanarien, Madeira, Porto Santo
besuchte und in den Gambiafluß einlief, soll das Fahrzeug nach den
Chroniken einmal eine Strecke von 600 italienischen Meilen in einem
Zeitraum von 36 Stunden durchlaufen haben, was einer mittleren
Geschwindigkeit von 12,5 Knoten*) gleichkommt. Aber auch die Cara-

*) Ein Knoten = 1852 m.

Der Verkehr zu Waſſer.
Navarrette u. a. in der „Revista general de Marina“ zuſammengeſtellt
hat und deſſen Abhandlung in den „Mitteilungen aus dem Gebiete
des Seeweſens“ wiedergegeben wurde. Hiernach hat eine direkte
[Abbildung] Fig. 436.

Admiralſchiff des Kolumbus.

Überlieferung einer Be-
ſchreibung der Schiffe des
Kolumbus nicht ſtattge-
funden.

Allerdings ſind uns
mancherlei Kenntniſſe über
die Formen und die Eigen-
ſchaften der zu jener Zeit
gebräuchlichen Schiffsgat-
tungen erhalten geblieben;
es fehlten jedoch die An-
haltspunkte, um die Fahr-
zeuge des Kolumbus in eine
der damals vorhandenen
Gattungen einzureihen. Es
iſt nun hiſtoriſch feſtgeſtellt,
daß die drei Schiffe, mit
welchen Kolumbus am
3. Auguſt 1492 den Anker-
platz bei Huelva verließ,
die „Santa Maria“, die
„Nina“ und die „Pinta“ ſo-
genannte Caravellen waren,
eine Bezeichnung, welche
uns über deren Eigen-
ſchaften keinerlei Anhalt
bietet.

Die erſte auf uns ge-
kommene Erwähnung der
Caravelle ſtammt aus dem
Jahre 1444, als Heinrich
der Seefahrer ein derartig benanntes Fahrzeug unter dem Befehle
des Vincente de Lago, der einen venetianiſchen Edelmann Namens
Luigi de Cadamoſto in ſeiner Begleitung hatte, auf Länderentdeckung
in See gehen ließ.

Auf dieſer Reiſe, wo man die Kanarien, Madeira, Porto Santo
beſuchte und in den Gambiafluß einlief, ſoll das Fahrzeug nach den
Chroniken einmal eine Strecke von 600 italieniſchen Meilen in einem
Zeitraum von 36 Stunden durchlaufen haben, was einer mittleren
Geſchwindigkeit von 12,5 Knoten*) gleichkommt. Aber auch die Cara-

*) Ein Knoten = 1852 m.
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[784/0802] Der Verkehr zu Waſſer. Navarrette u. a. in der „Revista general de Marina“ zuſammengeſtellt hat und deſſen Abhandlung in den „Mitteilungen aus dem Gebiete des Seeweſens“ wiedergegeben wurde. Hiernach hat eine direkte [Abbildung Fig. 436. Admiralſchiff des Kolumbus.] Überlieferung einer Be- ſchreibung der Schiffe des Kolumbus nicht ſtattge- funden. Allerdings ſind uns mancherlei Kenntniſſe über die Formen und die Eigen- ſchaften der zu jener Zeit gebräuchlichen Schiffsgat- tungen erhalten geblieben; es fehlten jedoch die An- haltspunkte, um die Fahr- zeuge des Kolumbus in eine der damals vorhandenen Gattungen einzureihen. Es iſt nun hiſtoriſch feſtgeſtellt, daß die drei Schiffe, mit welchen Kolumbus am 3. Auguſt 1492 den Anker- platz bei Huelva verließ, die „Santa Maria“, die „Nina“ und die „Pinta“ ſo- genannte Caravellen waren, eine Bezeichnung, welche uns über deren Eigen- ſchaften keinerlei Anhalt bietet. Die erſte auf uns ge- kommene Erwähnung der Caravelle ſtammt aus dem Jahre 1444, als Heinrich der Seefahrer ein derartig benanntes Fahrzeug unter dem Befehle des Vincente de Lago, der einen venetianiſchen Edelmann Namens Luigi de Cadamoſto in ſeiner Begleitung hatte, auf Länderentdeckung in See gehen ließ. Auf dieſer Reiſe, wo man die Kanarien, Madeira, Porto Santo beſuchte und in den Gambiafluß einlief, ſoll das Fahrzeug nach den Chroniken einmal eine Strecke von 600 italieniſchen Meilen in einem Zeitraum von 36 Stunden durchlaufen haben, was einer mittleren Geſchwindigkeit von 12,5 Knoten *) gleichkommt. Aber auch die Cara- *) Ein Knoten = 1852 m.

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 784. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/802>, abgerufen am 23.11.2024.