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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Der Verkehr zu Lande.
und große Räder besitzen, welche während eines jeden Kolbenhubes eine
große Weglänge zurücklegen. Die in Fig. 423 dargestellte amerika-
nische Lokomotive ist noch dadurch bemerkenswert, daß dieselbe vorn
ein sogenanntes Drehgestell, Truck, aufweist. Es hat dieses den Zweck,
die Lokomotive zu befähigen, die Krümmungen der Bahn thunlichst
leicht zu passieren; auch der Tender ist mit zwei derartigen Dreh-
schemeln ausgestattet. Das große gitterartige, über den Schienen an-
geordnete Gestell dient dazu, Hindernisse, insbesondere auf das Geleise
geratenes Vieh -- daher auch cow-catcher genannt -- zur Seite zu
schleudern. Die mächtige Glocke dient dazu, Passanten auf das Heran-
nahen des Zuges aufmerksam zu machen, eine Maßnahme, welche in
Amerika, wo Bahnwärter nur vereinzelt vorhanden sind, dringend er-
forderlich ist.

Bei der deutschen Lokomotive ist noch zu bemerken, daß bei der-
selben unmittelbar am Führerhause eine Luftpumpe zu sehen ist; diese
dient dazu, die erforderliche Menge an Preßluft für die später noch zu
beschreibende Luftdruckbremse zu beschaffen.

In der neuesten Zeit hat man das bei den Dampfmaschinen des
näheren besprochene Compound- oder Verbundsystem auch auf Lokomo-
tiven übertragen. Ein wesentliches Verdienst hierfür gebührt dem
Königlichen Eisenbahn-Bauinspektor von Borries in Hannover, sowie
dem Engländer Webb und dem Franzosen Mallet. Die gebräuch-
lichste Art dieser Verbundlokomotiven arbeitet mit zwei ungleich großen
Dampfcylindern; hat der Dampf in dem kleinen Cylinder, dem Hoch-
druckcylinder seine Arbeit verrichtet, so tritt er in den größeren, den Nieder-
druckcylinder über, um hier des weiteren noch ausgenutzt zu werden. Die
hierdurch erzielte Kohlenersparnis stellt sich auf 10 bis 20 %.

Was die Wagen der Eisenbahnen betrifft, so sind sie im wesentlichen
den auf den Landwegen gebräuchlichen Fahrzeugen nachgebildet, unter
scheiden sich jedoch, abgesehen von der Größe und der festen Bauart,
besonders dadurch von jenen, daß die Räder sich nicht auf ihren Achsen
drehen, sondern mit diesen fest verbunden sind. Es ist dieses um deswillen
geschehen, damit eine sichere Führung der Räder in den Gleisen mög-
lich ist. Außerdem sind die Räder an ihrem Umfange nicht glatt,
sondern besitzen einen umlaufenden Ansatz, den sogenannten Radflansch,
welcher sich gegen die Schienen legt und das Rad in den Gleisen
sicher leitet. In der neuen Zeit geht man nach amerikanischem Muster
dazu über, auch bei den Wagen sogenannte Drehgestelle oder Trucks zu
verwenden, da hierdurch ein sehr ruhiger Gang der Wagen erzielt wird.

Je nach der Anordnung der Plätze werden unterschieden: Coupe-
wagen, Durchgangswagen und Wagen mit innerer Verbindung. Jede
Art bietet Vorteile in der einen und Nachteile in der anderen Be-
ziehung, so daß man nicht behaupten kann, daß die eine unbedingt
den Vorzug vor der anderen verdient. Es sind hier besonders fol-
gende Punkte hervorzuheben:

Der Verkehr zu Lande.
und große Räder beſitzen, welche während eines jeden Kolbenhubes eine
große Weglänge zurücklegen. Die in Fig. 423 dargeſtellte amerika-
niſche Lokomotive iſt noch dadurch bemerkenswert, daß dieſelbe vorn
ein ſogenanntes Drehgeſtell, Truck, aufweiſt. Es hat dieſes den Zweck,
die Lokomotive zu befähigen, die Krümmungen der Bahn thunlichſt
leicht zu paſſieren; auch der Tender iſt mit zwei derartigen Dreh-
ſchemeln ausgeſtattet. Das große gitterartige, über den Schienen an-
geordnete Geſtell dient dazu, Hinderniſſe, insbeſondere auf das Geleiſe
geratenes Vieh — daher auch cow-catcher genannt — zur Seite zu
ſchleudern. Die mächtige Glocke dient dazu, Paſſanten auf das Heran-
nahen des Zuges aufmerkſam zu machen, eine Maßnahme, welche in
Amerika, wo Bahnwärter nur vereinzelt vorhanden ſind, dringend er-
forderlich iſt.

Bei der deutſchen Lokomotive iſt noch zu bemerken, daß bei der-
ſelben unmittelbar am Führerhauſe eine Luftpumpe zu ſehen iſt; dieſe
dient dazu, die erforderliche Menge an Preßluft für die ſpäter noch zu
beſchreibende Luftdruckbremſe zu beſchaffen.

In der neueſten Zeit hat man das bei den Dampfmaſchinen des
näheren beſprochene Compound- oder Verbundſyſtem auch auf Lokomo-
tiven übertragen. Ein weſentliches Verdienſt hierfür gebührt dem
Königlichen Eiſenbahn-Bauinſpektor von Borries in Hannover, ſowie
dem Engländer Webb und dem Franzoſen Mallet. Die gebräuch-
lichſte Art dieſer Verbundlokomotiven arbeitet mit zwei ungleich großen
Dampfcylindern; hat der Dampf in dem kleinen Cylinder, dem Hoch-
druckcylinder ſeine Arbeit verrichtet, ſo tritt er in den größeren, den Nieder-
druckcylinder über, um hier des weiteren noch ausgenutzt zu werden. Die
hierdurch erzielte Kohlenerſparnis ſtellt ſich auf 10 bis 20 %.

Was die Wagen der Eiſenbahnen betrifft, ſo ſind ſie im weſentlichen
den auf den Landwegen gebräuchlichen Fahrzeugen nachgebildet, unter
ſcheiden ſich jedoch, abgeſehen von der Größe und der feſten Bauart,
beſonders dadurch von jenen, daß die Räder ſich nicht auf ihren Achſen
drehen, ſondern mit dieſen feſt verbunden ſind. Es iſt dieſes um deswillen
geſchehen, damit eine ſichere Führung der Räder in den Gleiſen mög-
lich iſt. Außerdem ſind die Räder an ihrem Umfange nicht glatt,
ſondern beſitzen einen umlaufenden Anſatz, den ſogenannten Radflanſch,
welcher ſich gegen die Schienen legt und das Rad in den Gleiſen
ſicher leitet. In der neuen Zeit geht man nach amerikaniſchem Muſter
dazu über, auch bei den Wagen ſogenannte Drehgeſtelle oder Trucks zu
verwenden, da hierdurch ein ſehr ruhiger Gang der Wagen erzielt wird.

Je nach der Anordnung der Plätze werden unterſchieden: Coupé-
wagen, Durchgangswagen und Wagen mit innerer Verbindung. Jede
Art bietet Vorteile in der einen und Nachteile in der anderen Be-
ziehung, ſo daß man nicht behaupten kann, daß die eine unbedingt
den Vorzug vor der anderen verdient. Es ſind hier beſonders fol-
gende Punkte hervorzuheben:

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[762/0780] Der Verkehr zu Lande. und große Räder beſitzen, welche während eines jeden Kolbenhubes eine große Weglänge zurücklegen. Die in Fig. 423 dargeſtellte amerika- niſche Lokomotive iſt noch dadurch bemerkenswert, daß dieſelbe vorn ein ſogenanntes Drehgeſtell, Truck, aufweiſt. Es hat dieſes den Zweck, die Lokomotive zu befähigen, die Krümmungen der Bahn thunlichſt leicht zu paſſieren; auch der Tender iſt mit zwei derartigen Dreh- ſchemeln ausgeſtattet. Das große gitterartige, über den Schienen an- geordnete Geſtell dient dazu, Hinderniſſe, insbeſondere auf das Geleiſe geratenes Vieh — daher auch cow-catcher genannt — zur Seite zu ſchleudern. Die mächtige Glocke dient dazu, Paſſanten auf das Heran- nahen des Zuges aufmerkſam zu machen, eine Maßnahme, welche in Amerika, wo Bahnwärter nur vereinzelt vorhanden ſind, dringend er- forderlich iſt. Bei der deutſchen Lokomotive iſt noch zu bemerken, daß bei der- ſelben unmittelbar am Führerhauſe eine Luftpumpe zu ſehen iſt; dieſe dient dazu, die erforderliche Menge an Preßluft für die ſpäter noch zu beſchreibende Luftdruckbremſe zu beſchaffen. In der neueſten Zeit hat man das bei den Dampfmaſchinen des näheren beſprochene Compound- oder Verbundſyſtem auch auf Lokomo- tiven übertragen. Ein weſentliches Verdienſt hierfür gebührt dem Königlichen Eiſenbahn-Bauinſpektor von Borries in Hannover, ſowie dem Engländer Webb und dem Franzoſen Mallet. Die gebräuch- lichſte Art dieſer Verbundlokomotiven arbeitet mit zwei ungleich großen Dampfcylindern; hat der Dampf in dem kleinen Cylinder, dem Hoch- druckcylinder ſeine Arbeit verrichtet, ſo tritt er in den größeren, den Nieder- druckcylinder über, um hier des weiteren noch ausgenutzt zu werden. Die hierdurch erzielte Kohlenerſparnis ſtellt ſich auf 10 bis 20 %. Was die Wagen der Eiſenbahnen betrifft, ſo ſind ſie im weſentlichen den auf den Landwegen gebräuchlichen Fahrzeugen nachgebildet, unter ſcheiden ſich jedoch, abgeſehen von der Größe und der feſten Bauart, beſonders dadurch von jenen, daß die Räder ſich nicht auf ihren Achſen drehen, ſondern mit dieſen feſt verbunden ſind. Es iſt dieſes um deswillen geſchehen, damit eine ſichere Führung der Räder in den Gleiſen mög- lich iſt. Außerdem ſind die Räder an ihrem Umfange nicht glatt, ſondern beſitzen einen umlaufenden Anſatz, den ſogenannten Radflanſch, welcher ſich gegen die Schienen legt und das Rad in den Gleiſen ſicher leitet. In der neuen Zeit geht man nach amerikaniſchem Muſter dazu über, auch bei den Wagen ſogenannte Drehgeſtelle oder Trucks zu verwenden, da hierdurch ein ſehr ruhiger Gang der Wagen erzielt wird. Je nach der Anordnung der Plätze werden unterſchieden: Coupé- wagen, Durchgangswagen und Wagen mit innerer Verbindung. Jede Art bietet Vorteile in der einen und Nachteile in der anderen Be- ziehung, ſo daß man nicht behaupten kann, daß die eine unbedingt den Vorzug vor der anderen verdient. Es ſind hier beſonders fol- gende Punkte hervorzuheben:

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 762. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/780>, abgerufen am 22.11.2024.