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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Das Schießpulver.
[Abbildung] Fig. 395.

Pulverkörnmaschine.

ist nämlich leicht einzusehen, daß ein Pulver von bestimmter Kornform
desto schneller abbrennen wird, je kleiner die Körner sind, vorausge-
setzt, daß eine gewisse Kleinheit nicht überschritten wird, weil in diesem
Falle wieder ähnliche Umstände, wie beim Mehlpulver, das Brennen
verlangsamen und -- was am schlimmsten -- die Leistung vermindern
würden. Vergrößert man daher das Korn, so kann man beliebig lang-
same Abbrennzeiten erreichen. Das Resultat dieser Überlegung ist das
von dem Amerikaner Rodman erfundene prismatische Pulver, welches
man durch Pressen des Pulverkuchens in eine sechseckige prismatische
Form von 1,5 bis 2,5 cm Durchmesser und etwa 2,5 cm Höhe er-
hält. Um einen gleichmäßigeren Brand zu bewirken, enthält das Korn
noch sieben Längskanäle. Bei den neuesten Monstregeschützen ist man
mit den Dimensionen des Pulverkorns noch über die angegebenen ge-
gangen, während man bei den leichten Feldgeschützen geringere Größen
gebraucht. Besonders günstige Resultate hat man durch das braune
prismatische Pulver erhalten, welches einen geringeren Gehalt an
Schwefel und einen höheren an Kohle hat, als der gewöhnliche Pulver-
satz. Die Kohle zu diesem Pulver gewinnt man durch sehr unvoll-
kommene Verkohlung von Stroh; hieraus erklärt sich auch die bräun-
lich schwarze Farbe des Pulvers und sein langsames Abbrennen.

Das gekörnte Pulver färbt ab und bedarf noch einer besonderen
Behandlung, um ihm diese unangenehme Eigenschaft zu nehmen. Die
ganz grobkörnigen Sorten werden zwar so vorsichtig behandelt und
verpackt, daß sie weniger leiden, die feinkörnigen aber bedürfen des
Glättens oder Polierens. Das gekörnte Pulver, welches womöglich

Das Schießpulver.
[Abbildung] Fig. 395.

Pulverkörnmaſchine.

iſt nämlich leicht einzuſehen, daß ein Pulver von beſtimmter Kornform
deſto ſchneller abbrennen wird, je kleiner die Körner ſind, vorausge-
ſetzt, daß eine gewiſſe Kleinheit nicht überſchritten wird, weil in dieſem
Falle wieder ähnliche Umſtände, wie beim Mehlpulver, das Brennen
verlangſamen und — was am ſchlimmſten — die Leiſtung vermindern
würden. Vergrößert man daher das Korn, ſo kann man beliebig lang-
ſame Abbrennzeiten erreichen. Das Reſultat dieſer Überlegung iſt das
von dem Amerikaner Rodman erfundene prismatiſche Pulver, welches
man durch Preſſen des Pulverkuchens in eine ſechseckige prismatiſche
Form von 1,5 bis 2,5 cm Durchmeſſer und etwa 2,5 cm Höhe er-
hält. Um einen gleichmäßigeren Brand zu bewirken, enthält das Korn
noch ſieben Längskanäle. Bei den neueſten Monſtregeſchützen iſt man
mit den Dimenſionen des Pulverkorns noch über die angegebenen ge-
gangen, während man bei den leichten Feldgeſchützen geringere Größen
gebraucht. Beſonders günſtige Reſultate hat man durch das braune
prismatiſche Pulver erhalten, welches einen geringeren Gehalt an
Schwefel und einen höheren an Kohle hat, als der gewöhnliche Pulver-
ſatz. Die Kohle zu dieſem Pulver gewinnt man durch ſehr unvoll-
kommene Verkohlung von Stroh; hieraus erklärt ſich auch die bräun-
lich ſchwarze Farbe des Pulvers und ſein langſames Abbrennen.

Das gekörnte Pulver färbt ab und bedarf noch einer beſonderen
Behandlung, um ihm dieſe unangenehme Eigenſchaft zu nehmen. Die
ganz grobkörnigen Sorten werden zwar ſo vorſichtig behandelt und
verpackt, daß ſie weniger leiden, die feinkörnigen aber bedürfen des
Glättens oder Polierens. Das gekörnte Pulver, welches womöglich

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[697/0715] Das Schießpulver. [Abbildung Fig. 395. Pulverkörnmaſchine.] iſt nämlich leicht einzuſehen, daß ein Pulver von beſtimmter Kornform deſto ſchneller abbrennen wird, je kleiner die Körner ſind, vorausge- ſetzt, daß eine gewiſſe Kleinheit nicht überſchritten wird, weil in dieſem Falle wieder ähnliche Umſtände, wie beim Mehlpulver, das Brennen verlangſamen und — was am ſchlimmſten — die Leiſtung vermindern würden. Vergrößert man daher das Korn, ſo kann man beliebig lang- ſame Abbrennzeiten erreichen. Das Reſultat dieſer Überlegung iſt das von dem Amerikaner Rodman erfundene prismatiſche Pulver, welches man durch Preſſen des Pulverkuchens in eine ſechseckige prismatiſche Form von 1,5 bis 2,5 cm Durchmeſſer und etwa 2,5 cm Höhe er- hält. Um einen gleichmäßigeren Brand zu bewirken, enthält das Korn noch ſieben Längskanäle. Bei den neueſten Monſtregeſchützen iſt man mit den Dimenſionen des Pulverkorns noch über die angegebenen ge- gangen, während man bei den leichten Feldgeſchützen geringere Größen gebraucht. Beſonders günſtige Reſultate hat man durch das braune prismatiſche Pulver erhalten, welches einen geringeren Gehalt an Schwefel und einen höheren an Kohle hat, als der gewöhnliche Pulver- ſatz. Die Kohle zu dieſem Pulver gewinnt man durch ſehr unvoll- kommene Verkohlung von Stroh; hieraus erklärt ſich auch die bräun- lich ſchwarze Farbe des Pulvers und ſein langſames Abbrennen. Das gekörnte Pulver färbt ab und bedarf noch einer beſonderen Behandlung, um ihm dieſe unangenehme Eigenſchaft zu nehmen. Die ganz grobkörnigen Sorten werden zwar ſo vorſichtig behandelt und verpackt, daß ſie weniger leiden, die feinkörnigen aber bedürfen des Glättens oder Polierens. Das gekörnte Pulver, welches womöglich

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 697. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/715>, abgerufen am 22.11.2024.