benutzt wird. Die Feuervergoldung, wie man es auch nennt, ist zu- gleich die älteste unter allen Metallüberziehungen und wird schon von Plinius erwähnt. Man benutzt dazu möglichst reines Gold, wenn eine gelbe Vergoldung hervorgebracht werden soll; eine Legierung von Gold und Silber giebt eine grüne, eine Kupferlegierung eine mehr rötliche Färbung. Zum Gebrauche wird das Gold in kleine Stäbchen geschnitten, in einem Tiegel bis zur Rotglut erhitzt, dann das acht- fache Gewicht reinen Quecksilbers hinzugethan und unter Umrühren noch einige Minuten erwärmt. Das so entstandene Amalgam gießt man in kaltes Wasser, damit eine schnelle Abkühlung und keine Krystalli- sation erfolge. Das überschüssige Quecksilber wird entfernt durch Drücken und Kneten, das so lange fortgesetzt wird, bis das kalte Amalgam eine teigartige Konsistenz erlangt hat. Da das Amalgam auf einer matten Oberfläche besser haftet als auf einer glatten, so wird der zu vergoldende Gegenstand erst erhitzt, dann gebeizt und abgetrocknet und dann erst das Amalgam mit einer Messingbürste aufgetragen, die vorher in Quickwasser getaucht wurde, d. h. in eine verdünnte Auf- lösung von salpetersaurem Quecksilber. Dann wird die Säure ab- gespült, der Gegenstand getrocknet und über Holzkohlenfeuer soweit erhitzt, daß das Quecksilber sich verflüchtigt, er wird abgeraucht. Dieses Verfahren wird mehrfach wiederholt, wenn die Vergoldung stärker ausfallen soll. Soll der Gegenstand glänzend werden, so wird er mit Blutstein poliert, oder aber er wird mattiert, mit einem Gemisch von Salpeter, Kochsalz, Alaun und etwas Wasser in Breiform über- zogen und abermals erhitzt.
Diejenigen Stellen, welche blank bleiben sollen, werden mit einem Überzuge von einem Brei aus Kreide, Zucker, Gummi und Wasser be- deckt, die Stücke wieder getrocknet und bis zum Braunwerden des Überzuges erhitzt, man nennt dies das Aussparen. Ist beim Erhitzen die salzige Kruste völlig geschmolzen, so taucht man denselben schnell in die mit kaltem Wasser gefüllte Mattiertonne, worin sowohl die Salz- lösung als auch die Aussparung sich ablösen. Beim Feuervergolden geht eine ganze Menge des edlen Metalles verloren; in der Asche des Abrauchofens und des Mattierofens, im Kehricht von den Arbeits- tischen und auf dem Fußboden der Werkstätte, in der Flüssigkeit und dem Bodensatze der Mattiertonne, in den Kratzbürsten und im Schornstein- ruß, überall sind Goldspuren vorhanden, so daß nur 74 Teile von dem in das Amalgam hineingelegten Golde auch auf dem Werkstück sich wieder vorfinden. Aber man gewinnt das Gold aus den Abfällen wieder und nur 4 Prozent gehen wirklich und unwiederbringlich ver- loren
Ähnlich wie das Vergolden wird auch das Versilbern und Ver- platinieren gemacht.
Es ist fast selbstverständlich, daß auch auf dem Gebiete des Über- ziehens der Metalle mit anderen Metallen das Mädchen für alles in
Die Verſchönerungs- und Erhaltungsarbeiten.
benutzt wird. Die Feuervergoldung, wie man es auch nennt, iſt zu- gleich die älteſte unter allen Metallüberziehungen und wird ſchon von Plinius erwähnt. Man benutzt dazu möglichſt reines Gold, wenn eine gelbe Vergoldung hervorgebracht werden ſoll; eine Legierung von Gold und Silber giebt eine grüne, eine Kupferlegierung eine mehr rötliche Färbung. Zum Gebrauche wird das Gold in kleine Stäbchen geſchnitten, in einem Tiegel bis zur Rotglut erhitzt, dann das acht- fache Gewicht reinen Queckſilbers hinzugethan und unter Umrühren noch einige Minuten erwärmt. Das ſo entſtandene Amalgam gießt man in kaltes Waſſer, damit eine ſchnelle Abkühlung und keine Kryſtalli- ſation erfolge. Das überſchüſſige Queckſilber wird entfernt durch Drücken und Kneten, das ſo lange fortgeſetzt wird, bis das kalte Amalgam eine teigartige Konſiſtenz erlangt hat. Da das Amalgam auf einer matten Oberfläche beſſer haftet als auf einer glatten, ſo wird der zu vergoldende Gegenſtand erſt erhitzt, dann gebeizt und abgetrocknet und dann erſt das Amalgam mit einer Meſſingbürſte aufgetragen, die vorher in Quickwaſſer getaucht wurde, d. h. in eine verdünnte Auf- löſung von ſalpeterſaurem Queckſilber. Dann wird die Säure ab- geſpült, der Gegenſtand getrocknet und über Holzkohlenfeuer ſoweit erhitzt, daß das Queckſilber ſich verflüchtigt, er wird abgeraucht. Dieſes Verfahren wird mehrfach wiederholt, wenn die Vergoldung ſtärker ausfallen ſoll. Soll der Gegenſtand glänzend werden, ſo wird er mit Blutſtein poliert, oder aber er wird mattiert, mit einem Gemiſch von Salpeter, Kochſalz, Alaun und etwas Waſſer in Breiform über- zogen und abermals erhitzt.
Diejenigen Stellen, welche blank bleiben ſollen, werden mit einem Überzuge von einem Brei aus Kreide, Zucker, Gummi und Waſſer be- deckt, die Stücke wieder getrocknet und bis zum Braunwerden des Überzuges erhitzt, man nennt dies das Ausſparen. Iſt beim Erhitzen die ſalzige Kruſte völlig geſchmolzen, ſo taucht man denſelben ſchnell in die mit kaltem Waſſer gefüllte Mattiertonne, worin ſowohl die Salz- löſung als auch die Ausſparung ſich ablöſen. Beim Feuervergolden geht eine ganze Menge des edlen Metalles verloren; in der Aſche des Abrauchofens und des Mattierofens, im Kehricht von den Arbeits- tiſchen und auf dem Fußboden der Werkſtätte, in der Flüſſigkeit und dem Bodenſatze der Mattiertonne, in den Kratzbürſten und im Schornſtein- ruß, überall ſind Goldſpuren vorhanden, ſo daß nur 74 Teile von dem in das Amalgam hineingelegten Golde auch auf dem Werkſtück ſich wieder vorfinden. Aber man gewinnt das Gold aus den Abfällen wieder und nur 4 Prozent gehen wirklich und unwiederbringlich ver- loren
Ähnlich wie das Vergolden wird auch das Verſilbern und Ver- platinieren gemacht.
Es iſt faſt ſelbſtverſtändlich, daß auch auf dem Gebiete des Über- ziehens der Metalle mit anderen Metallen das Mädchen für alles in
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Die Verſchönerungs- und Erhaltungsarbeiten.
benutzt wird. Die Feuervergoldung, wie man es auch nennt, iſt zu-
gleich die älteſte unter allen Metallüberziehungen und wird ſchon von
Plinius erwähnt. Man benutzt dazu möglichſt reines Gold, wenn eine
gelbe Vergoldung hervorgebracht werden ſoll; eine Legierung von
Gold und Silber giebt eine grüne, eine Kupferlegierung eine mehr
rötliche Färbung. Zum Gebrauche wird das Gold in kleine Stäbchen
geſchnitten, in einem Tiegel bis zur Rotglut erhitzt, dann das acht-
fache Gewicht reinen Queckſilbers hinzugethan und unter Umrühren
noch einige Minuten erwärmt. Das ſo entſtandene Amalgam gießt
man in kaltes Waſſer, damit eine ſchnelle Abkühlung und keine Kryſtalli-
ſation erfolge. Das überſchüſſige Queckſilber wird entfernt durch
Drücken und Kneten, das ſo lange fortgeſetzt wird, bis das kalte
Amalgam eine teigartige Konſiſtenz erlangt hat. Da das Amalgam
auf einer matten Oberfläche beſſer haftet als auf einer glatten, ſo wird
der zu vergoldende Gegenſtand erſt erhitzt, dann gebeizt und abgetrocknet
und dann erſt das Amalgam mit einer Meſſingbürſte aufgetragen, die
vorher in Quickwaſſer getaucht wurde, d. h. in eine verdünnte Auf-
löſung von ſalpeterſaurem Queckſilber. Dann wird die Säure ab-
geſpült, der Gegenſtand getrocknet und über Holzkohlenfeuer ſoweit
erhitzt, daß das Queckſilber ſich verflüchtigt, er wird abgeraucht. Dieſes
Verfahren wird mehrfach wiederholt, wenn die Vergoldung ſtärker
ausfallen ſoll. Soll der Gegenſtand glänzend werden, ſo wird er
mit Blutſtein poliert, oder aber er wird mattiert, mit einem Gemiſch
von Salpeter, Kochſalz, Alaun und etwas Waſſer in Breiform über-
zogen und abermals erhitzt.
Diejenigen Stellen, welche blank bleiben ſollen, werden mit einem
Überzuge von einem Brei aus Kreide, Zucker, Gummi und Waſſer be-
deckt, die Stücke wieder getrocknet und bis zum Braunwerden des
Überzuges erhitzt, man nennt dies das Ausſparen. Iſt beim Erhitzen die
ſalzige Kruſte völlig geſchmolzen, ſo taucht man denſelben ſchnell in
die mit kaltem Waſſer gefüllte Mattiertonne, worin ſowohl die Salz-
löſung als auch die Ausſparung ſich ablöſen. Beim Feuervergolden
geht eine ganze Menge des edlen Metalles verloren; in der Aſche des
Abrauchofens und des Mattierofens, im Kehricht von den Arbeits-
tiſchen und auf dem Fußboden der Werkſtätte, in der Flüſſigkeit und dem
Bodenſatze der Mattiertonne, in den Kratzbürſten und im Schornſtein-
ruß, überall ſind Goldſpuren vorhanden, ſo daß nur 74 Teile von dem
in das Amalgam hineingelegten Golde auch auf dem Werkſtück ſich
wieder vorfinden. Aber man gewinnt das Gold aus den Abfällen
wieder und nur 4 Prozent gehen wirklich und unwiederbringlich ver-
loren
Ähnlich wie das Vergolden wird auch das Verſilbern und Ver-
platinieren gemacht.
Es iſt faſt ſelbſtverſtändlich, daß auch auf dem Gebiete des Über-
ziehens der Metalle mit anderen Metallen das Mädchen für alles in
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 681. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/699>, abgerufen am 22.11.2024.
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