vorstehenden Teilchen niedergedrückt werden und ein Glätten ent- steht, das dem Gegenstande Glanz verleiht, man poliert ihn.
Eine sehr beliebte und viel in Anwendung gebrachte Art der Metallverschönerung und Schützung besteht in dem Überziehen eines minderwertigen Metalles mit einem wertvolleren, sei es des besseren Aussehens wegen oder um dem geringeren eine größere Widerstands- fähigkeit zu verleihen. Was stellt man nicht alles aus Eisen her, und doch wird Eisen von Feuchtigkeit nicht minder wie von allen atmo- sphärischen Einflüssen, von Säuren u. s. w. aufs leichteste angegriffen. Trotzdem ist Eisen eins der wichtigsten und häufigst benutzten Materialien, nur muß man es eben mit einer Schutzhülle versehen. Eisen überzieht man meist nach der direkten oder mechanischen Methode, d. h. man reinigt es sehr sauber und taucht es dann in ein Bad des geschmolzenen Metalles, das als Überzug dienen soll. So werden Eimer, Blech- löffel, Nägel, Schnallen, Draht, Koch- und Zinkgeschirre, Hohlmaße verzinnt. Auch Kupfer und Messing werden auf gleiche Weise durch Verzinnung geschützt. Bei dieser Methode bildet sich eine zwar dünne, aber äußerst dauerhafte Lage des flüssigen Metalles auf dem festen. Das Verzinnen kupferner Gefäße war schon im Altertum bekannt und wird bereits von Plinius erwähnt, das jetzt zu so großer Bedeutung gelangte Verzinnen von Eisen scheint aber erst im 16. Jahrhundert aufgekommen zu sein, angeblich in Böhmen. 1670 wurde ein Eng- länder Yarrenton nach Sachsen geschickt, um diese Kunst zu erlernen, wie dem Engländer dies gelungen, beweist die Thatsache, daß das englische Weißblech bis in die neueste Zeit den Weltmarkt beherrscht hat. Im allgemeinen hängt man das zu verzinnende Stück einfach in die geschmolzene Masse, aber auch das von Morewood und Rogers in England 1843 angegebene Verfahren, im Zinnkessel noch Walzen an- zubringen, zwischen welchen die Bleche bei ihrem Austritt durchgeführt werden, hat sich für die Abgleichung des Zinnüberzuges und die Ver- meidung von Tropfen gut bewährt.
Das Überziehen auf nassem Wege lieferte in seiner früheren An- wendungsform zu schwache und vor allen Dingen zu wenig haftende Überzüge, als daß es sich hätte dauernd halten können. Hierbei hängt man das Metall in die Lösung eines Salzes des zweiten Metalles, z. B. erhält Eisen in einer Kupfervitriollösung einen roten Überzug, (vergl. S. 132), Zink wird in einer Platinchloridlösung tiefschwarz von ausgeschiedenem Platin. Diese Methode des Überziehens auf nassem Wege gewann erst wirkliche Bedeutung, als man den galvanischen Strom benutzte, um die Metallsalze zu zerlegen und ein Metall auf dem anderen niederzuschlagen. Galvanische Uberzüge werden äußerst gleichmäßig, lassen sich in beliebiger Dicke herstellen und sind dauerhaft, worüber S. 131 ff nachgelesen werden kann.
Die dauerhaftesten Überzüge erreicht man aber durch das Amal- gamationsverfahren, das indessen nur beim Versilbern und Vergolden
Die Metallverarbeitung.
vorſtehenden Teilchen niedergedrückt werden und ein Glätten ent- ſteht, das dem Gegenſtande Glanz verleiht, man poliert ihn.
Eine ſehr beliebte und viel in Anwendung gebrachte Art der Metallverſchönerung und Schützung beſteht in dem Überziehen eines minderwertigen Metalles mit einem wertvolleren, ſei es des beſſeren Ausſehens wegen oder um dem geringeren eine größere Widerſtands- fähigkeit zu verleihen. Was ſtellt man nicht alles aus Eiſen her, und doch wird Eiſen von Feuchtigkeit nicht minder wie von allen atmo- ſphäriſchen Einflüſſen, von Säuren u. ſ. w. aufs leichteſte angegriffen. Trotzdem iſt Eiſen eins der wichtigſten und häufigſt benutzten Materialien, nur muß man es eben mit einer Schutzhülle verſehen. Eiſen überzieht man meiſt nach der direkten oder mechaniſchen Methode, d. h. man reinigt es ſehr ſauber und taucht es dann in ein Bad des geſchmolzenen Metalles, das als Überzug dienen ſoll. So werden Eimer, Blech- löffel, Nägel, Schnallen, Draht, Koch- und Zinkgeſchirre, Hohlmaße verzinnt. Auch Kupfer und Meſſing werden auf gleiche Weiſe durch Verzinnung geſchützt. Bei dieſer Methode bildet ſich eine zwar dünne, aber äußerſt dauerhafte Lage des flüſſigen Metalles auf dem feſten. Das Verzinnen kupferner Gefäße war ſchon im Altertum bekannt und wird bereits von Plinius erwähnt, das jetzt zu ſo großer Bedeutung gelangte Verzinnen von Eiſen ſcheint aber erſt im 16. Jahrhundert aufgekommen zu ſein, angeblich in Böhmen. 1670 wurde ein Eng- länder Yarrenton nach Sachſen geſchickt, um dieſe Kunſt zu erlernen, wie dem Engländer dies gelungen, beweiſt die Thatſache, daß das engliſche Weißblech bis in die neueſte Zeit den Weltmarkt beherrſcht hat. Im allgemeinen hängt man das zu verzinnende Stück einfach in die geſchmolzene Maſſe, aber auch das von Morewood und Rogers in England 1843 angegebene Verfahren, im Zinnkeſſel noch Walzen an- zubringen, zwiſchen welchen die Bleche bei ihrem Austritt durchgeführt werden, hat ſich für die Abgleichung des Zinnüberzuges und die Ver- meidung von Tropfen gut bewährt.
Das Überziehen auf naſſem Wege lieferte in ſeiner früheren An- wendungsform zu ſchwache und vor allen Dingen zu wenig haftende Überzüge, als daß es ſich hätte dauernd halten können. Hierbei hängt man das Metall in die Löſung eines Salzes des zweiten Metalles, z. B. erhält Eiſen in einer Kupfervitriollöſung einen roten Überzug, (vergl. S. 132), Zink wird in einer Platinchloridlöſung tiefſchwarz von ausgeſchiedenem Platin. Dieſe Methode des Überziehens auf naſſem Wege gewann erſt wirkliche Bedeutung, als man den galvaniſchen Strom benutzte, um die Metallſalze zu zerlegen und ein Metall auf dem anderen niederzuſchlagen. Galvaniſche Uberzüge werden äußerſt gleichmäßig, laſſen ſich in beliebiger Dicke herſtellen und ſind dauerhaft, worüber S. 131 ff nachgeleſen werden kann.
Die dauerhafteſten Überzüge erreicht man aber durch das Amal- gamationsverfahren, das indeſſen nur beim Verſilbern und Vergolden
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vorſtehenden Teilchen niedergedrückt werden und ein Glätten ent-
ſteht, das dem Gegenſtande Glanz verleiht, man poliert ihn.
Eine ſehr beliebte und viel in Anwendung gebrachte Art der
Metallverſchönerung und Schützung beſteht in dem Überziehen eines
minderwertigen Metalles mit einem wertvolleren, ſei es des beſſeren
Ausſehens wegen oder um dem geringeren eine größere Widerſtands-
fähigkeit zu verleihen. Was ſtellt man nicht alles aus Eiſen her, und
doch wird Eiſen von Feuchtigkeit nicht minder wie von allen atmo-
ſphäriſchen Einflüſſen, von Säuren u. ſ. w. aufs leichteſte angegriffen.
Trotzdem iſt Eiſen eins der wichtigſten und häufigſt benutzten Materialien,
nur muß man es eben mit einer Schutzhülle verſehen. Eiſen überzieht
man meiſt nach der direkten oder mechaniſchen Methode, d. h. man
reinigt es ſehr ſauber und taucht es dann in ein Bad des geſchmolzenen
Metalles, das als Überzug dienen ſoll. So werden Eimer, Blech-
löffel, Nägel, Schnallen, Draht, Koch- und Zinkgeſchirre, Hohlmaße
verzinnt. Auch Kupfer und Meſſing werden auf gleiche Weiſe durch
Verzinnung geſchützt. Bei dieſer Methode bildet ſich eine zwar dünne,
aber äußerſt dauerhafte Lage des flüſſigen Metalles auf dem feſten.
Das Verzinnen kupferner Gefäße war ſchon im Altertum bekannt und
wird bereits von Plinius erwähnt, das jetzt zu ſo großer Bedeutung
gelangte Verzinnen von Eiſen ſcheint aber erſt im 16. Jahrhundert
aufgekommen zu ſein, angeblich in Böhmen. 1670 wurde ein Eng-
länder Yarrenton nach Sachſen geſchickt, um dieſe Kunſt zu erlernen,
wie dem Engländer dies gelungen, beweiſt die Thatſache, daß das
engliſche Weißblech bis in die neueſte Zeit den Weltmarkt beherrſcht
hat. Im allgemeinen hängt man das zu verzinnende Stück einfach
in die geſchmolzene Maſſe, aber auch das von Morewood und Rogers in
England 1843 angegebene Verfahren, im Zinnkeſſel noch Walzen an-
zubringen, zwiſchen welchen die Bleche bei ihrem Austritt durchgeführt
werden, hat ſich für die Abgleichung des Zinnüberzuges und die Ver-
meidung von Tropfen gut bewährt.
Das Überziehen auf naſſem Wege lieferte in ſeiner früheren An-
wendungsform zu ſchwache und vor allen Dingen zu wenig haftende
Überzüge, als daß es ſich hätte dauernd halten können. Hierbei hängt
man das Metall in die Löſung eines Salzes des zweiten Metalles,
z. B. erhält Eiſen in einer Kupfervitriollöſung einen roten Überzug,
(vergl. S. 132), Zink wird in einer Platinchloridlöſung tiefſchwarz von
ausgeſchiedenem Platin. Dieſe Methode des Überziehens auf naſſem
Wege gewann erſt wirkliche Bedeutung, als man den galvaniſchen
Strom benutzte, um die Metallſalze zu zerlegen und ein Metall auf
dem anderen niederzuſchlagen. Galvaniſche Uberzüge werden äußerſt
gleichmäßig, laſſen ſich in beliebiger Dicke herſtellen und ſind dauerhaft,
worüber S. 131 ff nachgeleſen werden kann.
Die dauerhafteſten Überzüge erreicht man aber durch das Amal-
gamationsverfahren, das indeſſen nur beim Verſilbern und Vergolden
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 680. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/698>, abgerufen am 22.11.2024.
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