Tiegel hält meist nur 3 Schmelzen aus und der Ofen wird durch die kolossale Hitze bereits nach viermaligem Gebrauch reparatur- bedürftig. Aus den Tiegeln kommt das Metall in ein vorgewärmtes Sammelgefäß, und aus diesem erst läuft es in die Gußformen. Der Tiegelguß ist überall da in Anwendung, wo das Metall rein und un- verändert bleiben muß oder wo gleichzeitig wegen der Kostbarkeit des Materials ein Entweichen von Metalldämpfen möglichst verhindert werden soll, wie z. B. in den Münzwerkstätten.
Wegen der Umständlichkeit des Tiegelgusses hat man Öfen kon- struiert, in denen das Metall frei geschmelzt wird, direkt den Einwir- kungen einer offenen Flamme ausgesetzt, und man ist so zu den tiegel- losen Herdflammöfen und den Schacht- oder Kupolöfen gekommen. Bei ersteren liegt das Metall frei auf einem geneigten Tische, neben demselben, (in der Fig. 377 links) vom Metall durch eine nicht allzu
[Abbildung]
Fig. 377.
Herdflammofen.
hohe Wand, die Feuerbrücke, getrennt, befindet sich auf einer Roste das Brennmaterial. Der Zug des Ofens geht so, daß die Flammen über die Brücke schlagen und das Metall überspielen. An der tiefsten Stelle sammelt sich das Metall vor einer mit Lehm verschmierten Öffnung, dem Einstich, Stichloch, Abstichloch. Über dem Stichloch befindet sich ein Schauloch. Bei Steinkohlen und ähnlichen Feuerungen wird dieselbe vorn durch eine Thür eingeworfen, bei Holzfeuerung von oben her durch einen Schacht. Diese Flammöfen werden besonders beim Eisen- und Bronzeguß verwendet. Soll das Metall ausfließen, so wird der Lehmpfropf mit einer Eisenstange durchgestoßen, wie Schiller in der Glocke sagt: Stoßt den Zapfen aus. Das Metall rinnt dann durch Kanäle in die, in die Dammgrube eingebaute Form in mehreren Ver- zweigungen hinein.
Mehr den Hochöfen nähert sich die letzte Gattung der Schmelz- öfen, die Schacht- oder Kupolöfen. Der Schmelzraum des Ofens be- steht aus einem senkrecht stehenden Schachte, der oben eine Offnung, die Gicht, hat. Wie beim Hochofen füllt man Brennmaterial und Schmelzmaterial in abwechselnden Schichten in den Ofen. Unten brennt der Ofen und schmilzt das Metall; die Gase, die sich beim Verbrennen
Das Schmelzen.
Tiegel hält meiſt nur 3 Schmelzen aus und der Ofen wird durch die koloſſale Hitze bereits nach viermaligem Gebrauch reparatur- bedürftig. Aus den Tiegeln kommt das Metall in ein vorgewärmtes Sammelgefäß, und aus dieſem erſt läuft es in die Gußformen. Der Tiegelguß iſt überall da in Anwendung, wo das Metall rein und un- verändert bleiben muß oder wo gleichzeitig wegen der Koſtbarkeit des Materials ein Entweichen von Metalldämpfen möglichſt verhindert werden ſoll, wie z. B. in den Münzwerkſtätten.
Wegen der Umſtändlichkeit des Tiegelguſſes hat man Öfen kon- ſtruiert, in denen das Metall frei geſchmelzt wird, direkt den Einwir- kungen einer offenen Flamme ausgeſetzt, und man iſt ſo zu den tiegel- loſen Herdflammöfen und den Schacht- oder Kupolöfen gekommen. Bei erſteren liegt das Metall frei auf einem geneigten Tiſche, neben demſelben, (in der Fig. 377 links) vom Metall durch eine nicht allzu
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Fig. 377.
Herdflammofen.
hohe Wand, die Feuerbrücke, getrennt, befindet ſich auf einer Roſte das Brennmaterial. Der Zug des Ofens geht ſo, daß die Flammen über die Brücke ſchlagen und das Metall überſpielen. An der tiefſten Stelle ſammelt ſich das Metall vor einer mit Lehm verſchmierten Öffnung, dem Einſtich, Stichloch, Abſtichloch. Über dem Stichloch befindet ſich ein Schauloch. Bei Steinkohlen und ähnlichen Feuerungen wird dieſelbe vorn durch eine Thür eingeworfen, bei Holzfeuerung von oben her durch einen Schacht. Dieſe Flammöfen werden beſonders beim Eiſen- und Bronzeguß verwendet. Soll das Metall ausfließen, ſo wird der Lehmpfropf mit einer Eiſenſtange durchgeſtoßen, wie Schiller in der Glocke ſagt: Stoßt den Zapfen aus. Das Metall rinnt dann durch Kanäle in die, in die Dammgrube eingebaute Form in mehreren Ver- zweigungen hinein.
Mehr den Hochöfen nähert ſich die letzte Gattung der Schmelz- öfen, die Schacht- oder Kupolöfen. Der Schmelzraum des Ofens be- ſteht aus einem ſenkrecht ſtehenden Schachte, der oben eine Offnung, die Gicht, hat. Wie beim Hochofen füllt man Brennmaterial und Schmelzmaterial in abwechſelnden Schichten in den Ofen. Unten brennt der Ofen und ſchmilzt das Metall; die Gaſe, die ſich beim Verbrennen
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Das Schmelzen.
Tiegel hält meiſt nur 3 Schmelzen aus und der Ofen wird durch
die koloſſale Hitze bereits nach viermaligem Gebrauch reparatur-
bedürftig. Aus den Tiegeln kommt das Metall in ein vorgewärmtes
Sammelgefäß, und aus dieſem erſt läuft es in die Gußformen. Der
Tiegelguß iſt überall da in Anwendung, wo das Metall rein und un-
verändert bleiben muß oder wo gleichzeitig wegen der Koſtbarkeit des
Materials ein Entweichen von Metalldämpfen möglichſt verhindert
werden ſoll, wie z. B. in den Münzwerkſtätten.
Wegen der Umſtändlichkeit des Tiegelguſſes hat man Öfen kon-
ſtruiert, in denen das Metall frei geſchmelzt wird, direkt den Einwir-
kungen einer offenen Flamme ausgeſetzt, und man iſt ſo zu den tiegel-
loſen Herdflammöfen und den Schacht- oder Kupolöfen gekommen.
Bei erſteren liegt das Metall frei auf einem geneigten Tiſche, neben
demſelben, (in der Fig. 377 links) vom Metall durch eine nicht allzu
[Abbildung Fig. 377. Herdflammofen.]
hohe Wand, die Feuerbrücke, getrennt, befindet ſich auf einer Roſte das
Brennmaterial. Der Zug des Ofens geht ſo, daß die Flammen über
die Brücke ſchlagen und das Metall überſpielen. An der tiefſten Stelle
ſammelt ſich das Metall vor einer mit Lehm verſchmierten Öffnung,
dem Einſtich, Stichloch, Abſtichloch. Über dem Stichloch befindet ſich
ein Schauloch. Bei Steinkohlen und ähnlichen Feuerungen wird dieſelbe
vorn durch eine Thür eingeworfen, bei Holzfeuerung von oben her
durch einen Schacht. Dieſe Flammöfen werden beſonders beim Eiſen-
und Bronzeguß verwendet. Soll das Metall ausfließen, ſo wird der
Lehmpfropf mit einer Eiſenſtange durchgeſtoßen, wie Schiller in der
Glocke ſagt: Stoßt den Zapfen aus. Das Metall rinnt dann durch
Kanäle in die, in die Dammgrube eingebaute Form in mehreren Ver-
zweigungen hinein.
Mehr den Hochöfen nähert ſich die letzte Gattung der Schmelz-
öfen, die Schacht- oder Kupolöfen. Der Schmelzraum des Ofens be-
ſteht aus einem ſenkrecht ſtehenden Schachte, der oben eine Offnung,
die Gicht, hat. Wie beim Hochofen füllt man Brennmaterial und
Schmelzmaterial in abwechſelnden Schichten in den Ofen. Unten brennt
der Ofen und ſchmilzt das Metall; die Gaſe, die ſich beim Verbrennen
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 645. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/663>, abgerufen am 22.11.2024.
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