nehmen vermag; was immer des Künstlers Auge schaut, vermag seine Hand in Erz nachzubilden, ist es doch ein Stoff von einer Bildsamkeit wie fast kein anderer und doch wieder von einer Festigkeit, die ihn Jahrtausende überdauern läßt. Wir haben ihn nun im vorigen Ab- schnitt auf seinem Leidenswege verfolgt, den ihn der Mensch wandeln läßt, erst losgerissen von seiner Mutter Erde, dann zerpocht, geröstet etc., bis endlich ein Metallblock entstand, so rein, daß er zu weiterer Ver- arbeitung sich eignet; denn noch ist der Pfad nicht zu Ende und ehe aus dem Blocke ein Kunstwerk entsteht, das dem Menschen Bewunderung abzwingt, kostet es noch manchen Schweiß. Da wird gegossen, ge- hämmert, geschmiedet, die verschiedenen Metalle werden gemischt etc., unerschöpflich erscheint fast jetzt schon die Fülle der Methoden, nach denen Metalle verarbeitet werden, und noch jedes Jahr bringt neue Erfindungen hervor.
Das Gießen.
Unter Metallgießen versteht man die Kunst, dem Metall im ge- schmolzenen Zustande eine Form zu geben, die es nach dem Erstarren behält. Man füllt zu diesem Zwecke eine Höhlung, der man eine be- stimmte Gestalt gegeben hat, mit dem flüssigen Metalle aus und erhält dann ein Gußstück, das dieser Höhlung, der Gußform, vollkommen gleicht. Auf die Herstellung der Form muß daher die größte Sorgfalt verwendet werden, und so haben sich denn im Laufe der Zeit die ver- schiedensten Methoden herausgebildet, die Formen so zweckentsprechend wie möglich zu gestalten und dabei doch den geringsten Aufwand an Zeit und Arbeitskraft zu machen. Die Form ist eine Art Kunstwerk für sich, und entspricht sie nicht allen Anforderungen, so mißlingt der Guß, und Mühe und Fleiß sind vergeblich geopfert. Bildsam soll das Material der Form sein, damit es sich mit Leichtigkeit in bestimmte Formen drücken läßt; und doch fest dabei, damit es durch den Druck des Metalls nicht auseinander gepreßt werde; porös, damit die Gase, welche oft in großen Mengen vom Metall absorbiert sind, leicht ent- weichen können, und unschmelzbar in der Temperatur, bei welcher das Metall hineingegossen wird. Wenige solche Materialien giebt die Natur dem Menschen direkt an die Hand. In älteren Zeiten benutzte man hauptsächlich Lehm, wie ja auch Schiller in der Glocke erwähnt, aber da Lehm undurchlässig ist, so mischt man ihn mit Pferdedünger, der sich in der Hitze zersetzt und dann Hohlräume übrig läßt. Lehmformen werden vor dem Gebrauche getrocknet, nicht so die Formen aus Sand, die seit der Mitte des 18. Jahrhunderts vielfach in Aufnahme ge- kommen sind. Der Sand bekommt erst durch einen richtigen Feuchtig- keitsgrad die genügende Bildsamkeit, man nimmt ihn recht fein, aber scharfkantig und splittrig, damit Hohlräume bleiben, durch welche der Wasserdampf und die Gase entweichen können. Enthält der Sand viel Thonerde, so wird er fett genannt und heißt auch Masse. Die Masse
Die Metallverarbeitung.
nehmen vermag; was immer des Künſtlers Auge ſchaut, vermag ſeine Hand in Erz nachzubilden, iſt es doch ein Stoff von einer Bildſamkeit wie faſt kein anderer und doch wieder von einer Feſtigkeit, die ihn Jahrtauſende überdauern läßt. Wir haben ihn nun im vorigen Ab- ſchnitt auf ſeinem Leidenswege verfolgt, den ihn der Menſch wandeln läßt, erſt losgeriſſen von ſeiner Mutter Erde, dann zerpocht, geröſtet ꝛc., bis endlich ein Metallblock entſtand, ſo rein, daß er zu weiterer Ver- arbeitung ſich eignet; denn noch iſt der Pfad nicht zu Ende und ehe aus dem Blocke ein Kunſtwerk entſteht, das dem Menſchen Bewunderung abzwingt, koſtet es noch manchen Schweiß. Da wird gegoſſen, ge- hämmert, geſchmiedet, die verſchiedenen Metalle werden gemiſcht ꝛc., unerſchöpflich erſcheint faſt jetzt ſchon die Fülle der Methoden, nach denen Metalle verarbeitet werden, und noch jedes Jahr bringt neue Erfindungen hervor.
Das Gießen.
Unter Metallgießen verſteht man die Kunſt, dem Metall im ge- ſchmolzenen Zuſtande eine Form zu geben, die es nach dem Erſtarren behält. Man füllt zu dieſem Zwecke eine Höhlung, der man eine be- ſtimmte Geſtalt gegeben hat, mit dem flüſſigen Metalle aus und erhält dann ein Gußſtück, das dieſer Höhlung, der Gußform, vollkommen gleicht. Auf die Herſtellung der Form muß daher die größte Sorgfalt verwendet werden, und ſo haben ſich denn im Laufe der Zeit die ver- ſchiedenſten Methoden herausgebildet, die Formen ſo zweckentſprechend wie möglich zu geſtalten und dabei doch den geringſten Aufwand an Zeit und Arbeitskraft zu machen. Die Form iſt eine Art Kunſtwerk für ſich, und entſpricht ſie nicht allen Anforderungen, ſo mißlingt der Guß, und Mühe und Fleiß ſind vergeblich geopfert. Bildſam ſoll das Material der Form ſein, damit es ſich mit Leichtigkeit in beſtimmte Formen drücken läßt; und doch feſt dabei, damit es durch den Druck des Metalls nicht auseinander gepreßt werde; porös, damit die Gaſe, welche oft in großen Mengen vom Metall abſorbiert ſind, leicht ent- weichen können, und unſchmelzbar in der Temperatur, bei welcher das Metall hineingegoſſen wird. Wenige ſolche Materialien giebt die Natur dem Menſchen direkt an die Hand. In älteren Zeiten benutzte man hauptſächlich Lehm, wie ja auch Schiller in der Glocke erwähnt, aber da Lehm undurchläſſig iſt, ſo miſcht man ihn mit Pferdedünger, der ſich in der Hitze zerſetzt und dann Hohlräume übrig läßt. Lehmformen werden vor dem Gebrauche getrocknet, nicht ſo die Formen aus Sand, die ſeit der Mitte des 18. Jahrhunderts vielfach in Aufnahme ge- kommen ſind. Der Sand bekommt erſt durch einen richtigen Feuchtig- keitsgrad die genügende Bildſamkeit, man nimmt ihn recht fein, aber ſcharfkantig und ſplittrig, damit Hohlräume bleiben, durch welche der Waſſerdampf und die Gaſe entweichen können. Enthält der Sand viel Thonerde, ſo wird er fett genannt und heißt auch Maſſe. Die Maſſe
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Die Metallverarbeitung.
nehmen vermag; was immer des Künſtlers Auge ſchaut, vermag ſeine
Hand in Erz nachzubilden, iſt es doch ein Stoff von einer Bildſamkeit
wie faſt kein anderer und doch wieder von einer Feſtigkeit, die ihn
Jahrtauſende überdauern läßt. Wir haben ihn nun im vorigen Ab-
ſchnitt auf ſeinem Leidenswege verfolgt, den ihn der Menſch wandeln
läßt, erſt losgeriſſen von ſeiner Mutter Erde, dann zerpocht, geröſtet ꝛc.,
bis endlich ein Metallblock entſtand, ſo rein, daß er zu weiterer Ver-
arbeitung ſich eignet; denn noch iſt der Pfad nicht zu Ende und ehe
aus dem Blocke ein Kunſtwerk entſteht, das dem Menſchen Bewunderung
abzwingt, koſtet es noch manchen Schweiß. Da wird gegoſſen, ge-
hämmert, geſchmiedet, die verſchiedenen Metalle werden gemiſcht ꝛc.,
unerſchöpflich erſcheint faſt jetzt ſchon die Fülle der Methoden, nach
denen Metalle verarbeitet werden, und noch jedes Jahr bringt neue
Erfindungen hervor.
Das Gießen.
Unter Metallgießen verſteht man die Kunſt, dem Metall im ge-
ſchmolzenen Zuſtande eine Form zu geben, die es nach dem Erſtarren
behält. Man füllt zu dieſem Zwecke eine Höhlung, der man eine be-
ſtimmte Geſtalt gegeben hat, mit dem flüſſigen Metalle aus und erhält
dann ein Gußſtück, das dieſer Höhlung, der Gußform, vollkommen
gleicht. Auf die Herſtellung der Form muß daher die größte Sorgfalt
verwendet werden, und ſo haben ſich denn im Laufe der Zeit die ver-
ſchiedenſten Methoden herausgebildet, die Formen ſo zweckentſprechend
wie möglich zu geſtalten und dabei doch den geringſten Aufwand an
Zeit und Arbeitskraft zu machen. Die Form iſt eine Art Kunſtwerk
für ſich, und entſpricht ſie nicht allen Anforderungen, ſo mißlingt der
Guß, und Mühe und Fleiß ſind vergeblich geopfert. Bildſam ſoll das
Material der Form ſein, damit es ſich mit Leichtigkeit in beſtimmte
Formen drücken läßt; und doch feſt dabei, damit es durch den Druck
des Metalls nicht auseinander gepreßt werde; porös, damit die Gaſe,
welche oft in großen Mengen vom Metall abſorbiert ſind, leicht ent-
weichen können, und unſchmelzbar in der Temperatur, bei welcher das
Metall hineingegoſſen wird. Wenige ſolche Materialien giebt die Natur
dem Menſchen direkt an die Hand. In älteren Zeiten benutzte man
hauptſächlich Lehm, wie ja auch Schiller in der Glocke erwähnt, aber
da Lehm undurchläſſig iſt, ſo miſcht man ihn mit Pferdedünger, der
ſich in der Hitze zerſetzt und dann Hohlräume übrig läßt. Lehmformen
werden vor dem Gebrauche getrocknet, nicht ſo die Formen aus Sand,
die ſeit der Mitte des 18. Jahrhunderts vielfach in Aufnahme ge-
kommen ſind. Der Sand bekommt erſt durch einen richtigen Feuchtig-
keitsgrad die genügende Bildſamkeit, man nimmt ihn recht fein, aber
ſcharfkantig und ſplittrig, damit Hohlräume bleiben, durch welche der
Waſſerdampf und die Gaſe entweichen können. Enthält der Sand viel
Thonerde, ſo wird er fett genannt und heißt auch Maſſe. Die Maſſe
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 632. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/650>, abgerufen am 22.11.2024.
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