der Masse, von denen die obere, "Plachmal" genannt, aus den Schwefelmetallen der Verunreinigungen besteht, während die untere, "König" genannt, Antimongold ist. Das Antimon verdampft man aus dem Antimongold durch Erhitzen der Legierung vor dem Gebläse oder unter der Muffel.
Eine andere Scheidung ist diejenige durch Cementation, wobei sog. Cementpulver, bestehend aus 4 Teilen Ziegelmehl, einem Teile Kochsalz und einem Teile geglühten Eisenvitriols mit feinen Granalien oder dünnen Blechen des Goldes in einem Tiegel geschichtet, mehrere Stunden lang erhitzt wird. Hierbei wird das Chlor des Kochsalzes entwickelt und bildet mit dem Silber Chlorsilber, welches das Ziegelmehl aufsaugt. Nach dem Erkalten der Masse wird das Gold aus derselben durch Auskochen mit Wasser gewonnen.
Eine durchaus falsche Bezeichnung trägt die sog. Scheidung in die Quart, welche durch Salpetersäure geschieht, weil man fälschlich annahm, daß sie nur dann ausführbar sei, wenn der Silbergehalt der betreffenden Legierung das dreifache des Goldgehaltes betrage. Es genügt aber schon die doppelte Menge von Silber in der Legierung, um es durch Kochen mit konzentrierter Salpetersäure aufzulösen. Bei Anwendung dieser Methode wird die betreffende Legierung mit der erforderlichen Menge Silber zusammengeschmelzt, granuliert und in einem Platinkessel mit vollkommen chlorfreier Salpetersäure übergossen. Diese löst das Silber auf, ohne das Gold anzugreifen, welches dann mit Borax und Salpeter umgeschmelzt wird. Das Silber wird aus der salpetersauren Lösung durch Zink oder Kupfer gefällt und so wieder gewonnen.
Die wichtigste unter allen Scheidungsmethoden ist die sog. "Affinierung", welche durch Schwefelsäure geschieht, denn dieselbe ist nicht nur die einfachste und billigste, sondern sie gestattet auch die Scheidung einer Legierung von ganz geringem Goldgehalte, vorausgesetzt, daß dieselbe nicht über 20 % Gold und 10 % Kupfer enthält. Beim Er- hitzen mit Schwefelsäure wird das Silber und das Kupfer vollständig gelöst, während das Gold nicht angegriffen wird. Dasselbe wird darauf mit Natriumkarbonat gekocht und mit Salpetersäure behandelt, wodurch es von dem beigemengten Eisenoxyd, Schwefelkupfer und Bleisulfat befreit wird. Aus der das Silber und Kupfer enthaltenden Lösung wird das Silber mittelst Kupferblechstreifen herausgefällt und das Kupfer auf Kupfersulfat verarbeitet. Auch die sich bei der zuerst stattfindenden Behandlung der Legierung mit Schwefelsäure entwickelnden Dämpfe von Schwefelsäure und schwefliger Säure werden nicht verloren ge- geben, sondern aufgefangen und auf Schwefelsäure oder deren Präparate weiter verarbeitet. Durch die Affinierung kann das Gold aus den betreffenden Legierungen noch gewonnen werden, wenn dieselben auch nur 1/12 % davon enthalten. Das so gewonnene Gold enthält nach M. v. Pettenkofer allerdings noch 2,8 % Silber und 0,2 % Platin,
Das Gold.
der Maſſe, von denen die obere, „Plachmal“ genannt, aus den Schwefelmetallen der Verunreinigungen beſteht, während die untere, „König“ genannt, Antimongold iſt. Das Antimon verdampft man aus dem Antimongold durch Erhitzen der Legierung vor dem Gebläſe oder unter der Muffel.
Eine andere Scheidung iſt diejenige durch Cementation, wobei ſog. Cementpulver, beſtehend aus 4 Teilen Ziegelmehl, einem Teile Kochſalz und einem Teile geglühten Eiſenvitriols mit feinen Granalien oder dünnen Blechen des Goldes in einem Tiegel geſchichtet, mehrere Stunden lang erhitzt wird. Hierbei wird das Chlor des Kochſalzes entwickelt und bildet mit dem Silber Chlorſilber, welches das Ziegelmehl aufſaugt. Nach dem Erkalten der Maſſe wird das Gold aus derſelben durch Auskochen mit Waſſer gewonnen.
Eine durchaus falſche Bezeichnung trägt die ſog. Scheidung in die Quart, welche durch Salpeterſäure geſchieht, weil man fälſchlich annahm, daß ſie nur dann ausführbar ſei, wenn der Silbergehalt der betreffenden Legierung das dreifache des Goldgehaltes betrage. Es genügt aber ſchon die doppelte Menge von Silber in der Legierung, um es durch Kochen mit konzentrierter Salpeterſäure aufzulöſen. Bei Anwendung dieſer Methode wird die betreffende Legierung mit der erforderlichen Menge Silber zuſammengeſchmelzt, granuliert und in einem Platinkeſſel mit vollkommen chlorfreier Salpeterſäure übergoſſen. Dieſe löſt das Silber auf, ohne das Gold anzugreifen, welches dann mit Borax und Salpeter umgeſchmelzt wird. Das Silber wird aus der ſalpeterſauren Löſung durch Zink oder Kupfer gefällt und ſo wieder gewonnen.
Die wichtigſte unter allen Scheidungsmethoden iſt die ſog. „Affinierung“, welche durch Schwefelſäure geſchieht, denn dieſelbe iſt nicht nur die einfachſte und billigſte, ſondern ſie geſtattet auch die Scheidung einer Legierung von ganz geringem Goldgehalte, vorausgeſetzt, daß dieſelbe nicht über 20 % Gold und 10 % Kupfer enthält. Beim Er- hitzen mit Schwefelſäure wird das Silber und das Kupfer vollſtändig gelöſt, während das Gold nicht angegriffen wird. Dasſelbe wird darauf mit Natriumkarbonat gekocht und mit Salpeterſäure behandelt, wodurch es von dem beigemengten Eiſenoxyd, Schwefelkupfer und Bleiſulfat befreit wird. Aus der das Silber und Kupfer enthaltenden Löſung wird das Silber mittelſt Kupferblechſtreifen herausgefällt und das Kupfer auf Kupferſulfat verarbeitet. Auch die ſich bei der zuerſt ſtattfindenden Behandlung der Legierung mit Schwefelſäure entwickelnden Dämpfe von Schwefelſäure und ſchwefliger Säure werden nicht verloren ge- geben, ſondern aufgefangen und auf Schwefelſäure oder deren Präparate weiter verarbeitet. Durch die Affinierung kann das Gold aus den betreffenden Legierungen noch gewonnen werden, wenn dieſelben auch nur 1/12 % davon enthalten. Das ſo gewonnene Gold enthält nach M. v. Pettenkofer allerdings noch 2,8 % Silber und 0,2 % Platin,
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Das Gold.
der Maſſe, von denen die obere, „Plachmal“ genannt, aus den
Schwefelmetallen der Verunreinigungen beſteht, während die untere,
„König“ genannt, Antimongold iſt. Das Antimon verdampft man
aus dem Antimongold durch Erhitzen der Legierung vor dem Gebläſe
oder unter der Muffel.
Eine andere Scheidung iſt diejenige durch Cementation, wobei ſog.
Cementpulver, beſtehend aus 4 Teilen Ziegelmehl, einem Teile Kochſalz
und einem Teile geglühten Eiſenvitriols mit feinen Granalien oder dünnen
Blechen des Goldes in einem Tiegel geſchichtet, mehrere Stunden lang
erhitzt wird. Hierbei wird das Chlor des Kochſalzes entwickelt und
bildet mit dem Silber Chlorſilber, welches das Ziegelmehl aufſaugt.
Nach dem Erkalten der Maſſe wird das Gold aus derſelben durch
Auskochen mit Waſſer gewonnen.
Eine durchaus falſche Bezeichnung trägt die ſog. Scheidung in
die Quart, welche durch Salpeterſäure geſchieht, weil man fälſchlich
annahm, daß ſie nur dann ausführbar ſei, wenn der Silbergehalt der
betreffenden Legierung das dreifache des Goldgehaltes betrage. Es
genügt aber ſchon die doppelte Menge von Silber in der Legierung,
um es durch Kochen mit konzentrierter Salpeterſäure aufzulöſen. Bei
Anwendung dieſer Methode wird die betreffende Legierung mit der
erforderlichen Menge Silber zuſammengeſchmelzt, granuliert und in
einem Platinkeſſel mit vollkommen chlorfreier Salpeterſäure übergoſſen.
Dieſe löſt das Silber auf, ohne das Gold anzugreifen, welches dann
mit Borax und Salpeter umgeſchmelzt wird. Das Silber wird aus
der ſalpeterſauren Löſung durch Zink oder Kupfer gefällt und ſo wieder
gewonnen.
Die wichtigſte unter allen Scheidungsmethoden iſt die ſog.
„Affinierung“, welche durch Schwefelſäure geſchieht, denn dieſelbe iſt
nicht nur die einfachſte und billigſte, ſondern ſie geſtattet auch die
Scheidung einer Legierung von ganz geringem Goldgehalte, vorausgeſetzt,
daß dieſelbe nicht über 20 % Gold und 10 % Kupfer enthält. Beim Er-
hitzen mit Schwefelſäure wird das Silber und das Kupfer vollſtändig gelöſt,
während das Gold nicht angegriffen wird. Dasſelbe wird darauf mit
Natriumkarbonat gekocht und mit Salpeterſäure behandelt, wodurch es
von dem beigemengten Eiſenoxyd, Schwefelkupfer und Bleiſulfat befreit
wird. Aus der das Silber und Kupfer enthaltenden Löſung wird das
Silber mittelſt Kupferblechſtreifen herausgefällt und das Kupfer auf
Kupferſulfat verarbeitet. Auch die ſich bei der zuerſt ſtattfindenden
Behandlung der Legierung mit Schwefelſäure entwickelnden Dämpfe
von Schwefelſäure und ſchwefliger Säure werden nicht verloren ge-
geben, ſondern aufgefangen und auf Schwefelſäure oder deren Präparate
weiter verarbeitet. Durch die Affinierung kann das Gold aus den
betreffenden Legierungen noch gewonnen werden, wenn dieſelben auch
nur 1/12 % davon enthalten. Das ſo gewonnene Gold enthält nach
M. v. Pettenkofer allerdings noch 2,8 % Silber und 0,2 % Platin,
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/647>, abgerufen am 22.11.2024.
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