Kupfer verarbeitet wurden, wobei ihr Silbergehalt unberücksichtigt blieb. F. Claudet hat ein Verfahren entdeckt, auch diese geringen Mengen Silber zu gewinnen und zwar, indem er das in den Laugen in Form von Chlorsilber-Chlornatrium befindliche Silber vor der Fällung des Kupfers vermittelst Jodkalium als Silberjodid abscheidet. Der Nieder- schlag enthält außer dem Silberjodid noch Kupferchlorür und Kupfer- oxychlorid, weshalb er mit Salzsäure behandelt wird, um die Kupfer- verbindungen zu lösen. Beim Erhitzen des nun noch restierenden Niederschlages mit Wasser und metallischem Zink, wird unter Bildung von löslichem Jodzink metallisches Silber ausgeschieden; das Jodzink dient dann weiter zum Fällen neuer Silbermengen.
Um eine wie vorher beschriebene weiter zu behandelnde Chlor- verbindung des Silbers (auch Goldes) in den Erzen ohne Rösten zu erhalten, empfiehlt F. Manhes, die feingemahlenen Erze mit pulveri- siertem Salmiak zu mischen. Dieses Gemisch wird dann bei niedriger Temperatur solange erhitzt, bis keine Ammoniakdämpfe mehr auftreten, und nun sind die genannten Edelmetalle in ihre Chlorverbindungen übergeführt. Nach G. Thomson wird das feingemahlene Erz geröstet, mit Schwefelsäure erhitzt und dann mit einer Kochsalzlösung solange behandelt, bis alles Silbersulfat in Silberchlorid übergeführt ist. Aus der Silberchlorid-Lösung wird dann, wie vorher beschrieben, das Silber gewonnen. H. Hassenot empfiehlt die Fällung des metallischen Silbers aus seinen Salzen durch Einstellen eines Kupferbleches in die ammo- niakalische Lösung derselben. Silbersalze, welche in Ammoniak nicht löslich sind, werden mit konzentrierter Schwefelsäure zum Sieden erhitzt, mit überschüssigem Ammoniak versetzt und hierauf der Einwirkung des Kupfers ausgesetzt. R. Pearce stellt das weiter zu verarbeitende Silber- sulfat aus den feingepulverten Erzen dar, indem er sie, mit 2 bis 5 % Natrium- oder Kaliumsulfat gemischt, röstet und das Röstgut mit heißem Wasser auslaugt. S. W. Cragg behandelt die Erzmassen mit trockenem Chlorgas bei einer Temperatur von 100 bis 150° C., ohne daß das Chlorgas oder die zu chlorierenden Erze mit dem Erwärmungsmittel in Berührung kommen. Es bildet sich hierbei Chlorsilber, welches in hölzernen Gefäßen, die einen Asphaltüberzug haben, ausgelaugt wird. Nach Mac Arthur endlich werden die Erze mit Kali oder Kalk bis zur Neutralität behandelt, und dann wird das Silber (auch Gold) mittels Chlorid- lösungen ausgezogen. Die Lösung wird filtriert und über fein ver- teiltes Zink geleitet, durch welches das Silber (bez. Gold) gefällt wird. Durch Destillation wird dann das Zink von den Metallen getrennt.
Bei der Gewinnung des Silbers auf trockenem Wege wird erst silberhaltiges Blei, sog. Werkblei, dargestellt und dann aus diesem nach verschiedenen Methoden das Blei entfernt. Der erste Teil dieses Ver- fahrens beruht auf der Eigenschaft des Bleies, Schwefelsilber beim Schmelzen unter Bildung von Schwefelblei und silberhaltigem Blei zu zersetzen. Letzteres ist sehr leichtflüssig und bildet sich auch beim Zu-
Die Rohgewinnung der Metalle.
Kupfer verarbeitet wurden, wobei ihr Silbergehalt unberückſichtigt blieb. F. Claudet hat ein Verfahren entdeckt, auch dieſe geringen Mengen Silber zu gewinnen und zwar, indem er das in den Laugen in Form von Chlorſilber-Chlornatrium befindliche Silber vor der Fällung des Kupfers vermittelſt Jodkalium als Silberjodid abſcheidet. Der Nieder- ſchlag enthält außer dem Silberjodid noch Kupferchlorür und Kupfer- oxychlorid, weshalb er mit Salzſäure behandelt wird, um die Kupfer- verbindungen zu löſen. Beim Erhitzen des nun noch reſtierenden Niederſchlages mit Waſſer und metalliſchem Zink, wird unter Bildung von löslichem Jodzink metalliſches Silber ausgeſchieden; das Jodzink dient dann weiter zum Fällen neuer Silbermengen.
Um eine wie vorher beſchriebene weiter zu behandelnde Chlor- verbindung des Silbers (auch Goldes) in den Erzen ohne Röſten zu erhalten, empfiehlt F. Manhès, die feingemahlenen Erze mit pulveri- ſiertem Salmiak zu miſchen. Dieſes Gemiſch wird dann bei niedriger Temperatur ſolange erhitzt, bis keine Ammoniakdämpfe mehr auftreten, und nun ſind die genannten Edelmetalle in ihre Chlorverbindungen übergeführt. Nach G. Thomſon wird das feingemahlene Erz geröſtet, mit Schwefelſäure erhitzt und dann mit einer Kochſalzlöſung ſolange behandelt, bis alles Silberſulfat in Silberchlorid übergeführt iſt. Aus der Silberchlorid-Löſung wird dann, wie vorher beſchrieben, das Silber gewonnen. H. Haſſenot empfiehlt die Fällung des metalliſchen Silbers aus ſeinen Salzen durch Einſtellen eines Kupferbleches in die ammo- niakaliſche Löſung derſelben. Silberſalze, welche in Ammoniak nicht löslich ſind, werden mit konzentrierter Schwefelſäure zum Sieden erhitzt, mit überſchüſſigem Ammoniak verſetzt und hierauf der Einwirkung des Kupfers ausgeſetzt. R. Pearce ſtellt das weiter zu verarbeitende Silber- ſulfat aus den feingepulverten Erzen dar, indem er ſie, mit 2 bis 5 % Natrium- oder Kaliumſulfat gemiſcht, röſtet und das Röſtgut mit heißem Waſſer auslaugt. S. W. Cragg behandelt die Erzmaſſen mit trockenem Chlorgas bei einer Temperatur von 100 bis 150° C., ohne daß das Chlorgas oder die zu chlorierenden Erze mit dem Erwärmungsmittel in Berührung kommen. Es bildet ſich hierbei Chlorſilber, welches in hölzernen Gefäßen, die einen Asphaltüberzug haben, ausgelaugt wird. Nach Mac Arthur endlich werden die Erze mit Kali oder Kalk bis zur Neutralität behandelt, und dann wird das Silber (auch Gold) mittels Chlorid- löſungen ausgezogen. Die Löſung wird filtriert und über fein ver- teiltes Zink geleitet, durch welches das Silber (bez. Gold) gefällt wird. Durch Deſtillation wird dann das Zink von den Metallen getrennt.
Bei der Gewinnung des Silbers auf trockenem Wege wird erſt ſilberhaltiges Blei, ſog. Werkblei, dargeſtellt und dann aus dieſem nach verſchiedenen Methoden das Blei entfernt. Der erſte Teil dieſes Ver- fahrens beruht auf der Eigenſchaft des Bleies, Schwefelſilber beim Schmelzen unter Bildung von Schwefelblei und ſilberhaltigem Blei zu zerſetzen. Letzteres iſt ſehr leichtflüſſig und bildet ſich auch beim Zu-
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Die Rohgewinnung der Metalle.
Kupfer verarbeitet wurden, wobei ihr Silbergehalt unberückſichtigt blieb.
F. Claudet hat ein Verfahren entdeckt, auch dieſe geringen Mengen
Silber zu gewinnen und zwar, indem er das in den Laugen in Form
von Chlorſilber-Chlornatrium befindliche Silber vor der Fällung des
Kupfers vermittelſt Jodkalium als Silberjodid abſcheidet. Der Nieder-
ſchlag enthält außer dem Silberjodid noch Kupferchlorür und Kupfer-
oxychlorid, weshalb er mit Salzſäure behandelt wird, um die Kupfer-
verbindungen zu löſen. Beim Erhitzen des nun noch reſtierenden
Niederſchlages mit Waſſer und metalliſchem Zink, wird unter Bildung
von löslichem Jodzink metalliſches Silber ausgeſchieden; das Jodzink
dient dann weiter zum Fällen neuer Silbermengen.
Um eine wie vorher beſchriebene weiter zu behandelnde Chlor-
verbindung des Silbers (auch Goldes) in den Erzen ohne Röſten zu
erhalten, empfiehlt F. Manhès, die feingemahlenen Erze mit pulveri-
ſiertem Salmiak zu miſchen. Dieſes Gemiſch wird dann bei niedriger
Temperatur ſolange erhitzt, bis keine Ammoniakdämpfe mehr auftreten,
und nun ſind die genannten Edelmetalle in ihre Chlorverbindungen
übergeführt. Nach G. Thomſon wird das feingemahlene Erz geröſtet,
mit Schwefelſäure erhitzt und dann mit einer Kochſalzlöſung ſolange
behandelt, bis alles Silberſulfat in Silberchlorid übergeführt iſt. Aus
der Silberchlorid-Löſung wird dann, wie vorher beſchrieben, das Silber
gewonnen. H. Haſſenot empfiehlt die Fällung des metalliſchen Silbers
aus ſeinen Salzen durch Einſtellen eines Kupferbleches in die ammo-
niakaliſche Löſung derſelben. Silberſalze, welche in Ammoniak nicht
löslich ſind, werden mit konzentrierter Schwefelſäure zum Sieden erhitzt,
mit überſchüſſigem Ammoniak verſetzt und hierauf der Einwirkung des
Kupfers ausgeſetzt. R. Pearce ſtellt das weiter zu verarbeitende Silber-
ſulfat aus den feingepulverten Erzen dar, indem er ſie, mit 2 bis 5 %
Natrium- oder Kaliumſulfat gemiſcht, röſtet und das Röſtgut mit heißem
Waſſer auslaugt. S. W. Cragg behandelt die Erzmaſſen mit trockenem
Chlorgas bei einer Temperatur von 100 bis 150° C., ohne daß das
Chlorgas oder die zu chlorierenden Erze mit dem Erwärmungsmittel
in Berührung kommen. Es bildet ſich hierbei Chlorſilber, welches in
hölzernen Gefäßen, die einen Asphaltüberzug haben, ausgelaugt wird.
Nach Mac Arthur endlich werden die Erze mit Kali oder Kalk bis zur
Neutralität behandelt, und dann wird das Silber (auch Gold) mittels Chlorid-
löſungen ausgezogen. Die Löſung wird filtriert und über fein ver-
teiltes Zink geleitet, durch welches das Silber (bez. Gold) gefällt wird.
Durch Deſtillation wird dann das Zink von den Metallen getrennt.
Bei der Gewinnung des Silbers auf trockenem Wege wird erſt
ſilberhaltiges Blei, ſog. Werkblei, dargeſtellt und dann aus dieſem nach
verſchiedenen Methoden das Blei entfernt. Der erſte Teil dieſes Ver-
fahrens beruht auf der Eigenſchaft des Bleies, Schwefelſilber beim
Schmelzen unter Bildung von Schwefelblei und ſilberhaltigem Blei zu
zerſetzen. Letzteres iſt ſehr leichtflüſſig und bildet ſich auch beim Zu-
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 622. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/640>, abgerufen am 22.11.2024.
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