beschrieben werden soll, wird nun das Blei nebst den anderen Metallen entfernt. Das so dargestellte Platin ist aber noch nicht ganz rein, denn es enthält noch eine geringe Menge von Blei, Osmium, Iridium und Rhodium und muß auch noch von diesen Beimengungen befreit werden. Das geschieht, indem das Platin in einem kleinen Kalkofen im Knallgasgebläse so lange geschmelzt wird, bis sich keine Dämpfe von Blei und anderen Metallen -- letztere erkennt man an dem eigentümlichen Geruch der Osmiumdämpfe -- aus der geschmolzenen Masse mehr entwickeln.
Eigenschaften. Das Platin ist von weißer, etwas ins stahl- graue gehender Farbe, von hohem Glanze, sehr hämmerbar und läßt sich zu sehr feinen Drähten ausziehen. Es ist so weich wie das Kupfer und in der Weißglühhitze schweißbar. Sein Schmelzpunkt aber liegt sehr hoch, und es konnte früher nur im Knallgebläse geschmelzt werden, wodurch das Gießen von größeren Platinblöcken sehr erschwert, wenn nicht unmöglich war. Jetzt sind von Deville, Debray, Schlösing u. a. Öfen konstruiert, in welchen das Platin in größeren Massen geschmelzt werden kann, und zwar durch eine Leuchtgas- oder Wasserstoffflamme, welche von Sauerstoff oder auch nur von atmosphärischer Luft an- geblasen wird. Die Schmelztiegel in diesen Öfen bestehen aus Kalk oder Magnesia. An der Luft bleibt das Platin ganz unverändert und wird auch von Wasser oder von Säuren -- mit Ausnahme von Königswasser, welches es auflöst -- nicht angegriffen; wohl aber greifen es die Alkalien in der Glühhitze an. Sein spezifisches Gewicht ist 21,2.
In fein verteiltem Zustande, wie das Platin bei der Darstellung auf nassem Wege gewonnen wird, nennt man es Platinschwamm. Dieses hat die Eigenschaft, Gase und besonders Sauerstoff in sehr großer Menge in die Poren aufzunehmen und zu verdichten. Der Sauerstoff der atmosphärischen Luft wird im Platinschwamm so ver- dichtet, daß er von einem Wasserstoffstrom getroffen, mit diesem Wasser bildet und durch die dabei erzeugte hohe Temperatur den Wasserstoff entzündet. Auf dieser Eigenschaft des Platinschwammes beruht das Döbereinersche Feuerzeug. Das Platinmohr besitzt die Eigenschaft, Sauerstoff zu absorbieren, in noch höherem Grade als der Platin- schwamm und ist wie dieses höchst fein verteiltes Platin, aber von vollständig schwarzer Farbe. Es wird gewonnen, indem man schwefel- saures Platinoxyd mit kohlensaurem Natron und Zucker kocht, wodurch das Platinmohr als schwarzes Pulver zu Boden fällt, oder indem man Zink mit Platin zusammen schmelzt und diese Legierung mit verdünnter Schwefelsäure behandelt. Diese löst das das Platin voll- ständig durchsetzende Zink auf und läßt das Platin selbst in dem oben beschriebenen, fein verteilten Zustande zurück.
Geschichtliches. Das Platin wurde von Anton d'Ulloa, einem Mathematiker, in dem goldführenden Sande des Flusses Pinto in Südamerika entdeckt, aber von ihm für Silber gehalten, bis 1752
Das Platin.
beſchrieben werden ſoll, wird nun das Blei nebſt den anderen Metallen entfernt. Das ſo dargeſtellte Platin iſt aber noch nicht ganz rein, denn es enthält noch eine geringe Menge von Blei, Osmium, Iridium und Rhodium und muß auch noch von dieſen Beimengungen befreit werden. Das geſchieht, indem das Platin in einem kleinen Kalkofen im Knallgasgebläſe ſo lange geſchmelzt wird, bis ſich keine Dämpfe von Blei und anderen Metallen — letztere erkennt man an dem eigentümlichen Geruch der Osmiumdämpfe — aus der geſchmolzenen Maſſe mehr entwickeln.
Eigenſchaften. Das Platin iſt von weißer, etwas ins ſtahl- graue gehender Farbe, von hohem Glanze, ſehr hämmerbar und läßt ſich zu ſehr feinen Drähten ausziehen. Es iſt ſo weich wie das Kupfer und in der Weißglühhitze ſchweißbar. Sein Schmelzpunkt aber liegt ſehr hoch, und es konnte früher nur im Knallgebläſe geſchmelzt werden, wodurch das Gießen von größeren Platinblöcken ſehr erſchwert, wenn nicht unmöglich war. Jetzt ſind von Deville, Debray, Schlöſing u. a. Öfen konſtruiert, in welchen das Platin in größeren Maſſen geſchmelzt werden kann, und zwar durch eine Leuchtgas- oder Waſſerſtoffflamme, welche von Sauerſtoff oder auch nur von atmoſphäriſcher Luft an- geblaſen wird. Die Schmelztiegel in dieſen Öfen beſtehen aus Kalk oder Magneſia. An der Luft bleibt das Platin ganz unverändert und wird auch von Waſſer oder von Säuren — mit Ausnahme von Königswaſſer, welches es auflöſt — nicht angegriffen; wohl aber greifen es die Alkalien in der Glühhitze an. Sein ſpezifiſches Gewicht iſt 21,2.
In fein verteiltem Zuſtande, wie das Platin bei der Darſtellung auf naſſem Wege gewonnen wird, nennt man es Platinſchwamm. Dieſes hat die Eigenſchaft, Gaſe und beſonders Sauerſtoff in ſehr großer Menge in die Poren aufzunehmen und zu verdichten. Der Sauerſtoff der atmoſphäriſchen Luft wird im Platinſchwamm ſo ver- dichtet, daß er von einem Waſſerſtoffſtrom getroffen, mit dieſem Waſſer bildet und durch die dabei erzeugte hohe Temperatur den Waſſerſtoff entzündet. Auf dieſer Eigenſchaft des Platinſchwammes beruht das Döbereinerſche Feuerzeug. Das Platinmohr beſitzt die Eigenſchaft, Sauerſtoff zu abſorbieren, in noch höherem Grade als der Platin- ſchwamm und iſt wie dieſes höchſt fein verteiltes Platin, aber von vollſtändig ſchwarzer Farbe. Es wird gewonnen, indem man ſchwefel- ſaures Platinoxyd mit kohlenſaurem Natron und Zucker kocht, wodurch das Platinmohr als ſchwarzes Pulver zu Boden fällt, oder indem man Zink mit Platin zuſammen ſchmelzt und dieſe Legierung mit verdünnter Schwefelſäure behandelt. Dieſe löſt das das Platin voll- ſtändig durchſetzende Zink auf und läßt das Platin ſelbſt in dem oben beſchriebenen, fein verteilten Zuſtande zurück.
Geſchichtliches. Das Platin wurde von Anton d’Ulloa, einem Mathematiker, in dem goldführenden Sande des Fluſſes Pinto in Südamerika entdeckt, aber von ihm für Silber gehalten, bis 1752
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Das Platin.
beſchrieben werden ſoll, wird nun das Blei nebſt den anderen Metallen
entfernt. Das ſo dargeſtellte Platin iſt aber noch nicht ganz rein,
denn es enthält noch eine geringe Menge von Blei, Osmium, Iridium
und Rhodium und muß auch noch von dieſen Beimengungen befreit
werden. Das geſchieht, indem das Platin in einem kleinen Kalkofen
im Knallgasgebläſe ſo lange geſchmelzt wird, bis ſich keine Dämpfe
von Blei und anderen Metallen — letztere erkennt man an dem
eigentümlichen Geruch der Osmiumdämpfe — aus der geſchmolzenen
Maſſe mehr entwickeln.
Eigenſchaften. Das Platin iſt von weißer, etwas ins ſtahl-
graue gehender Farbe, von hohem Glanze, ſehr hämmerbar und läßt
ſich zu ſehr feinen Drähten ausziehen. Es iſt ſo weich wie das
Kupfer und in der Weißglühhitze ſchweißbar. Sein Schmelzpunkt aber
liegt ſehr hoch, und es konnte früher nur im Knallgebläſe geſchmelzt
werden, wodurch das Gießen von größeren Platinblöcken ſehr erſchwert,
wenn nicht unmöglich war. Jetzt ſind von Deville, Debray, Schlöſing u. a.
Öfen konſtruiert, in welchen das Platin in größeren Maſſen geſchmelzt
werden kann, und zwar durch eine Leuchtgas- oder Waſſerſtoffflamme,
welche von Sauerſtoff oder auch nur von atmoſphäriſcher Luft an-
geblaſen wird. Die Schmelztiegel in dieſen Öfen beſtehen aus Kalk
oder Magneſia. An der Luft bleibt das Platin ganz unverändert
und wird auch von Waſſer oder von Säuren — mit Ausnahme von
Königswaſſer, welches es auflöſt — nicht angegriffen; wohl aber greifen
es die Alkalien in der Glühhitze an. Sein ſpezifiſches Gewicht iſt 21,2.
In fein verteiltem Zuſtande, wie das Platin bei der Darſtellung
auf naſſem Wege gewonnen wird, nennt man es Platinſchwamm.
Dieſes hat die Eigenſchaft, Gaſe und beſonders Sauerſtoff in ſehr
großer Menge in die Poren aufzunehmen und zu verdichten. Der
Sauerſtoff der atmoſphäriſchen Luft wird im Platinſchwamm ſo ver-
dichtet, daß er von einem Waſſerſtoffſtrom getroffen, mit dieſem Waſſer
bildet und durch die dabei erzeugte hohe Temperatur den Waſſerſtoff
entzündet. Auf dieſer Eigenſchaft des Platinſchwammes beruht das
Döbereinerſche Feuerzeug. Das Platinmohr beſitzt die Eigenſchaft,
Sauerſtoff zu abſorbieren, in noch höherem Grade als der Platin-
ſchwamm und iſt wie dieſes höchſt fein verteiltes Platin, aber von
vollſtändig ſchwarzer Farbe. Es wird gewonnen, indem man ſchwefel-
ſaures Platinoxyd mit kohlenſaurem Natron und Zucker kocht, wodurch
das Platinmohr als ſchwarzes Pulver zu Boden fällt, oder indem
man Zink mit Platin zuſammen ſchmelzt und dieſe Legierung mit
verdünnter Schwefelſäure behandelt. Dieſe löſt das das Platin voll-
ſtändig durchſetzende Zink auf und läßt das Platin ſelbſt in dem oben
beſchriebenen, fein verteilten Zuſtande zurück.
Geſchichtliches. Das Platin wurde von Anton d’Ulloa, einem
Mathematiker, in dem goldführenden Sande des Fluſſes Pinto in
Südamerika entdeckt, aber von ihm für Silber gehalten, bis 1752
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/635>, abgerufen am 22.11.2024.
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