zufangen. Dieser kleinere Tiegel c ist mit heißem Sande oder heißer Asche umgeben. Rationeller wird das Brennmaterial in einem, in Fig. 364 im Vertikalschnitt dargestellten, vollständig ummauerten Ofen ausgenutzt. Hierbei werden die größeren Tiegel, welche mit dem Erze beschickt sind, auf dem Herde eines Flammenofens von der Flamme vollständig bestrichen, während die unteren kleineren Tiegel, mit den Böden der oberen durch Thonröhren ver- bunden, außerhalb des Feuers in der Außenwand des Ofens stehen. Am rationellsten aber geschieht die Aussaigerung direkt auf dem Herde eines Flammenofens (Fig. 365), von dessen tiefstem Punkte eine Ab- flußröhre e nach dem außerhalb des Ofens stehenden Gefäße f führt,
[Abbildung]
Fig. 365.
Flammenofen.
durch welche nach beendetem Schmelzen das flüssige Schwefelantimon abfließen kann.
Aus dem so gewonnenen Schwefelantimon, welches auch direkt unter dem Namen "Antimonicum crudum" in den Handel kommt, wird das metallische Antimon gewonnen, indem man es röstet und mit Kohle oder Soda reduziert. Nach A. J. Shannon werden die Erze mit Brennstoff gemischt und in einem mit feuerfestem Thon gefütterten Schachtofen mit stark wirkendem Gebläse erhitzt. Das hierbei gebildete Oxyd wird in Zügen oder Kondensatoren gesammelt, mit einem reduzierend wirkenden Agens gemischt und in einem Flammen- ofen geschmelzt. Sehr einfach ist auch das Verfahren, den Schwefel durch Eisen zu entfernen, wobei sich Schwefeleisen bildet:
[Formel 1]
Nach H. Borchers kann das Antimon auch auf elektrolytischem Wege gewonnen werden. Es wird hierbei Schwefelnatrium von ganz bestimmtem Gehalt als Lösungsmittel verwendet, für welches das Grauspießglanzerz das geeignetste Antimonerz ist. Die aus Eisen bestehenden Zersetzungszellen werden gleichzeitig als Kathode benutzt und können zur Vergrößerung der Kathodenfläche noch eiserne Platten eingehängt werden. Als Anoden dienen isoliert eingestellte Bleipatten. Das Antimon wird hierbei je nach der Stromstärke pulverförmig oder schuppenförmig erhalten und dann zusammengeschmelzt.
Eigenschaften. Das Antimon ist ein großblätteriges Metall von glänzend bläulich-weißer Farbe, dessen krystallinische Struktur man auf den im Handel vorkommenden Broten als farnkrautähnliche Figuren sehen kann. Es hat ein spezifisches Gewicht von 6,7, ist sehr spröde und läßt sich leicht pulvern. Es schmilzt bei 450°C., oxydiert sich bei gewöhnlicher Temperatur nicht, bildet aber, an der Luft erhitzt, einen
Das Antimon.
zufangen. Dieſer kleinere Tiegel c iſt mit heißem Sande oder heißer Aſche umgeben. Rationeller wird das Brennmaterial in einem, in Fig. 364 im Vertikalſchnitt dargeſtellten, vollſtändig ummauerten Ofen ausgenutzt. Hierbei werden die größeren Tiegel, welche mit dem Erze beſchickt ſind, auf dem Herde eines Flammenofens von der Flamme vollſtändig beſtrichen, während die unteren kleineren Tiegel, mit den Böden der oberen durch Thonröhren ver- bunden, außerhalb des Feuers in der Außenwand des Ofens ſtehen. Am rationellſten aber geſchieht die Ausſaigerung direkt auf dem Herde eines Flammenofens (Fig. 365), von deſſen tiefſtem Punkte eine Ab- flußröhre e nach dem außerhalb des Ofens ſtehenden Gefäße f führt,
[Abbildung]
Fig. 365.
Flammenofen.
durch welche nach beendetem Schmelzen das flüſſige Schwefelantimon abfließen kann.
Aus dem ſo gewonnenen Schwefelantimon, welches auch direkt unter dem Namen „Antimonicum crudum“ in den Handel kommt, wird das metalliſche Antimon gewonnen, indem man es röſtet und mit Kohle oder Soda reduziert. Nach A. J. Shannon werden die Erze mit Brennſtoff gemiſcht und in einem mit feuerfeſtem Thon gefütterten Schachtofen mit ſtark wirkendem Gebläſe erhitzt. Das hierbei gebildete Oxyd wird in Zügen oder Kondenſatoren geſammelt, mit einem reduzierend wirkenden Agens gemiſcht und in einem Flammen- ofen geſchmelzt. Sehr einfach iſt auch das Verfahren, den Schwefel durch Eiſen zu entfernen, wobei ſich Schwefeleiſen bildet:
[Formel 1]
Nach H. Borchers kann das Antimon auch auf elektrolytiſchem Wege gewonnen werden. Es wird hierbei Schwefelnatrium von ganz beſtimmtem Gehalt als Löſungsmittel verwendet, für welches das Grauſpießglanzerz das geeignetſte Antimonerz iſt. Die aus Eiſen beſtehenden Zerſetzungszellen werden gleichzeitig als Kathode benutzt und können zur Vergrößerung der Kathodenfläche noch eiſerne Platten eingehängt werden. Als Anoden dienen iſoliert eingeſtellte Bleipatten. Das Antimon wird hierbei je nach der Stromſtärke pulverförmig oder ſchuppenförmig erhalten und dann zuſammengeſchmelzt.
Eigenſchaften. Das Antimon iſt ein großblätteriges Metall von glänzend bläulich-weißer Farbe, deſſen kryſtalliniſche Struktur man auf den im Handel vorkommenden Broten als farnkrautähnliche Figuren ſehen kann. Es hat ein ſpezifiſches Gewicht von 6,7, iſt ſehr ſpröde und läßt ſich leicht pulvern. Es ſchmilzt bei 450°C., oxydiert ſich bei gewöhnlicher Temperatur nicht, bildet aber, an der Luft erhitzt, einen
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Das Antimon.
zufangen. Dieſer kleinere Tiegel c iſt mit heißem Sande oder heißer Aſche
umgeben. Rationeller wird das Brennmaterial in einem, in Fig. 364
im Vertikalſchnitt dargeſtellten, vollſtändig ummauerten Ofen ausgenutzt.
Hierbei werden die größeren Tiegel, welche mit dem Erze beſchickt ſind,
auf dem Herde eines Flammenofens von der Flamme vollſtändig
beſtrichen, während die unteren
kleineren Tiegel, mit den Böden
der oberen durch Thonröhren ver-
bunden, außerhalb des Feuers in
der Außenwand des Ofens ſtehen.
Am rationellſten aber geſchieht die
Ausſaigerung direkt auf dem Herde
eines Flammenofens (Fig. 365),
von deſſen tiefſtem Punkte eine Ab-
flußröhre e nach dem außerhalb
des Ofens ſtehenden Gefäße f führt,
[Abbildung Fig. 365. Flammenofen.]
durch welche nach beendetem Schmelzen das flüſſige Schwefelantimon
abfließen kann.
Aus dem ſo gewonnenen Schwefelantimon, welches auch direkt
unter dem Namen „Antimonicum crudum“ in den Handel kommt,
wird das metalliſche Antimon gewonnen, indem man es röſtet und
mit Kohle oder Soda reduziert. Nach A. J. Shannon werden die
Erze mit Brennſtoff gemiſcht und in einem mit feuerfeſtem Thon
gefütterten Schachtofen mit ſtark wirkendem Gebläſe erhitzt. Das
hierbei gebildete Oxyd wird in Zügen oder Kondenſatoren geſammelt,
mit einem reduzierend wirkenden Agens gemiſcht und in einem Flammen-
ofen geſchmelzt. Sehr einfach iſt auch das Verfahren, den Schwefel
durch Eiſen zu entfernen, wobei ſich Schwefeleiſen bildet:
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Nach H. Borchers kann das Antimon auch auf elektrolytiſchem
Wege gewonnen werden. Es wird hierbei Schwefelnatrium von ganz
beſtimmtem Gehalt als Löſungsmittel verwendet, für welches das
Grauſpießglanzerz das geeignetſte Antimonerz iſt. Die aus Eiſen
beſtehenden Zerſetzungszellen werden gleichzeitig als Kathode benutzt
und können zur Vergrößerung der Kathodenfläche noch eiſerne Platten
eingehängt werden. Als Anoden dienen iſoliert eingeſtellte Bleipatten.
Das Antimon wird hierbei je nach der Stromſtärke pulverförmig oder
ſchuppenförmig erhalten und dann zuſammengeſchmelzt.
Eigenſchaften. Das Antimon iſt ein großblätteriges Metall
von glänzend bläulich-weißer Farbe, deſſen kryſtalliniſche Struktur man
auf den im Handel vorkommenden Broten als farnkrautähnliche Figuren
ſehen kann. Es hat ein ſpezifiſches Gewicht von 6,7, iſt ſehr ſpröde
und läßt ſich leicht pulvern. Es ſchmilzt bei 450°C., oxydiert ſich
bei gewöhnlicher Temperatur nicht, bildet aber, an der Luft erhitzt, einen
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/623>, abgerufen am 22.11.2024.
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