von Röhren abfließt, aus welchem sie durch eine Pumpe in die oberirdische Leitung wieder zurückgepumpt wird. Auch ist zur Entsilberung des Bleies die Elektrolyse von F. D. Bottome verwendet worden. Die Anoden (Eintrittsstelle des Stromes) werden aus dem zu ent- silbernden Blei angefertigt und in eine Lösung von Ammoniaksalzen getaucht, welche durch Einleiten von Kohlensäure mit dieser stets gesättigt gehalten wird. Durch den elektrischen Strom wird das Blei abgeschieden und fällt als kohlensaures Blei, während sich das Silber auf den Kathoden (Austrittsstelle des Stromes) absetzt.
Eigenschaften. Das Blei ist sehr weich und abfärbend, von bläulich-grauer Farbe, hat ein spezifisches Gewicht von 11,37, ist auf der noch nicht oxydierten Fläche stark glänzend, überzieht sich aber schnell, besonders in feuchter Luft, mit einer dünnen Oxydschicht, welche dann das darunter liegende Metall vor weiterer Oxydation schützt. Es ist hämmerbar, läßt sich zu dünnen Blättchen auswalzen und zu Draht ausziehen; es schmilzt bei 332°C. und verdampft in der Weiß- glühhitze. Beim Schmelzen bedeckt sich das Blei mit einer grauen Haut, Bleiasche genannt, welche aus Bleisuperoxyd besteht und allmählich in Bleioxyd übergeht. Hartes Wasser greift das Blei fast gar nicht an, dahingegen weiches Wasser und besonders destilliertes Wasser unter Bildung von Bleihydroxyd, welches giftig ist; zu Wasserleitungsröhren darf das Blei also nur für hartes Wasser verwendet werden. Verdünnte Salpetersäure und Essigsäure lösen das Blei leicht auf, Salzsäure und Schwefelsäure hingegen greifen es wenig an.
Geschichtliches. Das Blei ist schon seit den ältesten Zeiten bekannt.
Legierungen. Das Blei legiert sich mit fast allen Metallen. So besteht z. B. das Schnelllot aus gleichen Teilen Blei und Zinn; das Metall der Orgelpfeifen aus 96 % Blei und 4 % Zinn; das Zapfen- lagermetall aus 51/2 Teilen Blei, 4 Teilen Zinn und einem Teile Antimon; die Legierung zu den Schiffsnägeln aus 2 Teilen Blei, 3 Teilen Zinn und einem Teile Antimon; das Kalain der Chinesen, mit welchem die Theekisten ausgefüttert werden, besteht aus 126 Teilen Blei, 17,5 Teilen Zinn, 1,25 Teilen Kupfer und einer Spur Zink. Andere Legierungen des Bleies sind bei dem Kupfer und Antimon erwähnt, und sei hier noch eine ganz neue Legierung für Antifriktions- zwecke genannt, bestehend aus 36 Teilen Blei, 7 Teilen Antimon, 2,25 Teilen Zinn, 0,115 Teilen Wismut und 0,23 Teilen Graphit, welchen eventuell noch 0,115 Teile Silber und 0,115 Teile Aluminium hinzugefügt werden.
Das Zinn.
Vorkommen. Das Zinn, dessen chemische Formel Sn (von stannum abgeleitet) ist, findet sich in der Natur niemals gediegen und kommt entweder an Sauerstoff gebunden -- SnO2 -- als Zinnstein auch Stannit und Cassiterit genannt in England, Böhmen, Sachsen,
Die Rohgewinnung der Metalle.
von Röhren abfließt, aus welchem ſie durch eine Pumpe in die oberirdiſche Leitung wieder zurückgepumpt wird. Auch iſt zur Entſilberung des Bleies die Elektrolyſe von F. D. Bottome verwendet worden. Die Anoden (Eintrittsſtelle des Stromes) werden aus dem zu ent- ſilbernden Blei angefertigt und in eine Löſung von Ammoniakſalzen getaucht, welche durch Einleiten von Kohlenſäure mit dieſer ſtets geſättigt gehalten wird. Durch den elektriſchen Strom wird das Blei abgeſchieden und fällt als kohlenſaures Blei, während ſich das Silber auf den Kathoden (Austrittsſtelle des Stromes) abſetzt.
Eigenſchaften. Das Blei iſt ſehr weich und abfärbend, von bläulich-grauer Farbe, hat ein ſpezifiſches Gewicht von 11,37, iſt auf der noch nicht oxydierten Fläche ſtark glänzend, überzieht ſich aber ſchnell, beſonders in feuchter Luft, mit einer dünnen Oxydſchicht, welche dann das darunter liegende Metall vor weiterer Oxydation ſchützt. Es iſt hämmerbar, läßt ſich zu dünnen Blättchen auswalzen und zu Draht ausziehen; es ſchmilzt bei 332°C. und verdampft in der Weiß- glühhitze. Beim Schmelzen bedeckt ſich das Blei mit einer grauen Haut, Bleiaſche genannt, welche aus Bleiſuperoxyd beſteht und allmählich in Bleioxyd übergeht. Hartes Waſſer greift das Blei faſt gar nicht an, dahingegen weiches Waſſer und beſonders deſtilliertes Waſſer unter Bildung von Bleihydroxyd, welches giftig iſt; zu Waſſerleitungsröhren darf das Blei alſo nur für hartes Waſſer verwendet werden. Verdünnte Salpeterſäure und Eſſigſäure löſen das Blei leicht auf, Salzſäure und Schwefelſäure hingegen greifen es wenig an.
Geſchichtliches. Das Blei iſt ſchon ſeit den älteſten Zeiten bekannt.
Legierungen. Das Blei legiert ſich mit faſt allen Metallen. So beſteht z. B. das Schnelllot aus gleichen Teilen Blei und Zinn; das Metall der Orgelpfeifen aus 96 % Blei und 4 % Zinn; das Zapfen- lagermetall aus 5½ Teilen Blei, 4 Teilen Zinn und einem Teile Antimon; die Legierung zu den Schiffsnägeln aus 2 Teilen Blei, 3 Teilen Zinn und einem Teile Antimon; das Kalain der Chineſen, mit welchem die Theekiſten ausgefüttert werden, beſteht aus 126 Teilen Blei, 17,5 Teilen Zinn, 1,25 Teilen Kupfer und einer Spur Zink. Andere Legierungen des Bleies ſind bei dem Kupfer und Antimon erwähnt, und ſei hier noch eine ganz neue Legierung für Antifriktions- zwecke genannt, beſtehend aus 36 Teilen Blei, 7 Teilen Antimon, 2,25 Teilen Zinn, 0,115 Teilen Wismut und 0,23 Teilen Graphit, welchen eventuell noch 0,115 Teile Silber und 0,115 Teile Aluminium hinzugefügt werden.
Das Zinn.
Vorkommen. Das Zinn, deſſen chemiſche Formel Sn (von stannum abgeleitet) iſt, findet ſich in der Natur niemals gediegen und kommt entweder an Sauerſtoff gebunden — SnO2 — als Zinnſtein auch Stannit und Caſſiterit genannt in England, Böhmen, Sachſen,
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[594/0612]
Die Rohgewinnung der Metalle.
von Röhren abfließt, aus welchem ſie durch eine Pumpe in die
oberirdiſche Leitung wieder zurückgepumpt wird. Auch iſt zur Entſilberung
des Bleies die Elektrolyſe von F. D. Bottome verwendet worden.
Die Anoden (Eintrittsſtelle des Stromes) werden aus dem zu ent-
ſilbernden Blei angefertigt und in eine Löſung von Ammoniakſalzen
getaucht, welche durch Einleiten von Kohlenſäure mit dieſer ſtets
geſättigt gehalten wird. Durch den elektriſchen Strom wird das Blei
abgeſchieden und fällt als kohlenſaures Blei, während ſich das Silber
auf den Kathoden (Austrittsſtelle des Stromes) abſetzt.
Eigenſchaften. Das Blei iſt ſehr weich und abfärbend, von
bläulich-grauer Farbe, hat ein ſpezifiſches Gewicht von 11,37, iſt
auf der noch nicht oxydierten Fläche ſtark glänzend, überzieht ſich aber
ſchnell, beſonders in feuchter Luft, mit einer dünnen Oxydſchicht, welche
dann das darunter liegende Metall vor weiterer Oxydation ſchützt.
Es iſt hämmerbar, läßt ſich zu dünnen Blättchen auswalzen und zu
Draht ausziehen; es ſchmilzt bei 332°C. und verdampft in der Weiß-
glühhitze. Beim Schmelzen bedeckt ſich das Blei mit einer grauen
Haut, Bleiaſche genannt, welche aus Bleiſuperoxyd beſteht und allmählich
in Bleioxyd übergeht. Hartes Waſſer greift das Blei faſt gar nicht
an, dahingegen weiches Waſſer und beſonders deſtilliertes Waſſer unter
Bildung von Bleihydroxyd, welches giftig iſt; zu Waſſerleitungsröhren
darf das Blei alſo nur für hartes Waſſer verwendet werden. Verdünnte
Salpeterſäure und Eſſigſäure löſen das Blei leicht auf, Salzſäure und
Schwefelſäure hingegen greifen es wenig an.
Geſchichtliches. Das Blei iſt ſchon ſeit den älteſten Zeiten bekannt.
Legierungen. Das Blei legiert ſich mit faſt allen Metallen. So
beſteht z. B. das Schnelllot aus gleichen Teilen Blei und Zinn; das
Metall der Orgelpfeifen aus 96 % Blei und 4 % Zinn; das Zapfen-
lagermetall aus 5½ Teilen Blei, 4 Teilen Zinn und einem Teile
Antimon; die Legierung zu den Schiffsnägeln aus 2 Teilen Blei,
3 Teilen Zinn und einem Teile Antimon; das Kalain der Chineſen,
mit welchem die Theekiſten ausgefüttert werden, beſteht aus 126 Teilen
Blei, 17,5 Teilen Zinn, 1,25 Teilen Kupfer und einer Spur Zink.
Andere Legierungen des Bleies ſind bei dem Kupfer und Antimon
erwähnt, und ſei hier noch eine ganz neue Legierung für Antifriktions-
zwecke genannt, beſtehend aus 36 Teilen Blei, 7 Teilen Antimon,
2,25 Teilen Zinn, 0,115 Teilen Wismut und 0,23 Teilen Graphit,
welchen eventuell noch 0,115 Teile Silber und 0,115 Teile Aluminium
hinzugefügt werden.
Das Zinn.
Vorkommen. Das Zinn, deſſen chemiſche Formel Sn (von
stannum abgeleitet) iſt, findet ſich in der Natur niemals gediegen und
kommt entweder an Sauerſtoff gebunden — SnO2 — als Zinnſtein
auch Stannit und Caſſiterit genannt in England, Böhmen, Sachſen,
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/612>, abgerufen am 22.11.2024.
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