Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Kupfer.
[Abbildung] Fig. 350.

Garherd.

[Abbildung] Fig. 351.

Spleißofen.

Ein wesentlich verbesserter Ofen zur Röstung der Kupfererze ist
der Kupfererz-Doppelofen. Vom Rost aus streicht die Flamme über den
unteren Herd, geht in einem vertikalen Kanal nach einem darüber-
liegenden Herd und von hieraus zur Esse. Die Erze werden
durch die Decke des oberen Herdes eingeschüttet und durch eine
Krählvorrichtung, welche ihren Antrieb unter dem Herde hat, ge-
wendet. Bei einem ähnlich konstruierten Ofen ist die Krählvorrichtung
hohl und dient dazu, Wasserdampf einströmen zu lassen. Dieser Wasser-
dampf zersetzt sich in Wasserstoff und Sauerstoff, welche mit dem Arsen
und Antimon flüchtige Verbindungen bilden, wodurch das Kupfer von
diesen beiden Metallen gereinigt wird. Zugleich wirkt der Dampf
mechanisch, indem er das geschmolzene Metall in Wallung erhält und
so alle Teile desselben leichter oxydierbar macht.

H. Schliephacke empfiehlt zur Darstellung von Kupfer aus Schwefel-
kupfer, in das schmelzende Schwefelkupfer überhitzten Wasserdampf zu
leiten. Hierbei wird dasselbe unter Bildung von schwefliger Säure in
metallisches Kupfer übergeführt, welches noch einen Rest Kupferoxydul
enthält. Durch Rühren des geschmolzenen Kupfers mit Birkenholz
wird auch dieser Rest Kupferoxydul zu metallischem Kupfer reduziert.
Die Beendigung des Prozesses ist am Verschwinden der charakteristischen
Wasserstoffflamme erkennbar, da die Zersetzung des Wasserdampfes
aufhört, wenn alles Schwefelkupfer in metallisches Kupfer verwandelt ist.
Nach W. Gentles wird das Arsen aus dem Kupfer entfernt, indem
man zu dem geschmolzenen Metall ein Gemisch von Manganoxyd und
einem Alkali oder einem Alkalisalz fügt. Als ein solches Gemisch
werden gleiche Teile Mangandioxyd und Natriumkarbonat empfohlen.
Nach F. Garnier soll zum Raffinieren von Kupfer dasselbe in einem
basisch gefütterten Ofen mit Kohle und einer basischen Schlacke, bestehend
aus 70 % Base und 30 % Kieselsäure, sowie Flußspat geschmelzt werden.

Die Gewinnung des Kupfers auf nassem Wege wird hauptsächlich
dort angewendet, wo wegen Kupferarmut der Erze der trockene Weg
nicht lohnend erscheint. Die Cementation, welche das sog. Cement-
kupfer liefert, besteht darin, daß das Kupfer aus seinen Lösungen durch

Das Kupfer.
[Abbildung] Fig. 350.

Garherd.

[Abbildung] Fig. 351.

Spleißofen.

Ein weſentlich verbeſſerter Ofen zur Röſtung der Kupfererze iſt
der Kupfererz-Doppelofen. Vom Roſt aus ſtreicht die Flamme über den
unteren Herd, geht in einem vertikalen Kanal nach einem darüber-
liegenden Herd und von hieraus zur Eſſe. Die Erze werden
durch die Decke des oberen Herdes eingeſchüttet und durch eine
Krählvorrichtung, welche ihren Antrieb unter dem Herde hat, ge-
wendet. Bei einem ähnlich konſtruierten Ofen iſt die Krählvorrichtung
hohl und dient dazu, Waſſerdampf einſtrömen zu laſſen. Dieſer Waſſer-
dampf zerſetzt ſich in Waſſerſtoff und Sauerſtoff, welche mit dem Arſen
und Antimon flüchtige Verbindungen bilden, wodurch das Kupfer von
dieſen beiden Metallen gereinigt wird. Zugleich wirkt der Dampf
mechaniſch, indem er das geſchmolzene Metall in Wallung erhält und
ſo alle Teile desſelben leichter oxydierbar macht.

H. Schliephacke empfiehlt zur Darſtellung von Kupfer aus Schwefel-
kupfer, in das ſchmelzende Schwefelkupfer überhitzten Waſſerdampf zu
leiten. Hierbei wird dasſelbe unter Bildung von ſchwefliger Säure in
metalliſches Kupfer übergeführt, welches noch einen Reſt Kupferoxydul
enthält. Durch Rühren des geſchmolzenen Kupfers mit Birkenholz
wird auch dieſer Reſt Kupferoxydul zu metalliſchem Kupfer reduziert.
Die Beendigung des Prozeſſes iſt am Verſchwinden der charakteriſtiſchen
Waſſerſtoffflamme erkennbar, da die Zerſetzung des Waſſerdampfes
aufhört, wenn alles Schwefelkupfer in metalliſches Kupfer verwandelt iſt.
Nach W. Gentles wird das Arſen aus dem Kupfer entfernt, indem
man zu dem geſchmolzenen Metall ein Gemiſch von Manganoxyd und
einem Alkali oder einem Alkaliſalz fügt. Als ein ſolches Gemiſch
werden gleiche Teile Mangandioxyd und Natriumkarbonat empfohlen.
Nach F. Garnier ſoll zum Raffinieren von Kupfer dasſelbe in einem
baſiſch gefütterten Ofen mit Kohle und einer baſiſchen Schlacke, beſtehend
aus 70 % Baſe und 30 % Kieſelſäure, ſowie Flußſpat geſchmelzt werden.

Die Gewinnung des Kupfers auf naſſem Wege wird hauptſächlich
dort angewendet, wo wegen Kupferarmut der Erze der trockene Weg
nicht lohnend erſcheint. Die Cementation, welche das ſog. Cement-
kupfer liefert, beſteht darin, daß das Kupfer aus ſeinen Löſungen durch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0607" n="589"/>
              <fw place="top" type="header">Das Kupfer.</fw><lb/>
              <figure>
                <head>Fig. 350. </head>
                <p>Garherd.</p>
              </figure><lb/>
              <figure>
                <head>Fig. 351. </head>
                <p>Spleißofen.</p>
              </figure><lb/>
              <p>Ein we&#x017F;entlich verbe&#x017F;&#x017F;erter Ofen zur Rö&#x017F;tung der Kupfererze i&#x017F;t<lb/>
der Kupfererz-Doppelofen. Vom Ro&#x017F;t aus &#x017F;treicht die Flamme über den<lb/>
unteren Herd, geht in einem vertikalen Kanal nach einem darüber-<lb/>
liegenden Herd und von hieraus zur E&#x017F;&#x017F;e. Die Erze werden<lb/>
durch die Decke des oberen Herdes einge&#x017F;chüttet und durch eine<lb/>
Krählvorrichtung, welche ihren Antrieb unter dem Herde hat, ge-<lb/>
wendet. Bei einem ähnlich kon&#x017F;truierten Ofen i&#x017F;t die Krählvorrichtung<lb/>
hohl und dient dazu, Wa&#x017F;&#x017F;erdampf ein&#x017F;trömen zu la&#x017F;&#x017F;en. Die&#x017F;er Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
dampf zer&#x017F;etzt &#x017F;ich in Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toff und Sauer&#x017F;toff, welche mit dem Ar&#x017F;en<lb/>
und Antimon flüchtige Verbindungen bilden, wodurch das Kupfer von<lb/>
die&#x017F;en beiden Metallen gereinigt wird. Zugleich wirkt der Dampf<lb/>
mechani&#x017F;ch, indem er das ge&#x017F;chmolzene Metall in Wallung erhält und<lb/>
&#x017F;o alle Teile des&#x017F;elben leichter oxydierbar macht.</p><lb/>
              <p>H. Schliephacke empfiehlt zur Dar&#x017F;tellung von Kupfer aus Schwefel-<lb/>
kupfer, in das &#x017F;chmelzende Schwefelkupfer überhitzten Wa&#x017F;&#x017F;erdampf zu<lb/>
leiten. Hierbei wird das&#x017F;elbe unter Bildung von &#x017F;chwefliger Säure in<lb/>
metalli&#x017F;ches Kupfer übergeführt, welches noch einen Re&#x017F;t Kupferoxydul<lb/>
enthält. Durch Rühren des ge&#x017F;chmolzenen Kupfers mit Birkenholz<lb/>
wird auch die&#x017F;er Re&#x017F;t Kupferoxydul zu metalli&#x017F;chem Kupfer reduziert.<lb/>
Die Beendigung des Proze&#x017F;&#x017F;es i&#x017F;t am Ver&#x017F;chwinden der charakteri&#x017F;ti&#x017F;chen<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toffflamme erkennbar, da die Zer&#x017F;etzung des Wa&#x017F;&#x017F;erdampfes<lb/>
aufhört, wenn alles Schwefelkupfer in metalli&#x017F;ches Kupfer verwandelt i&#x017F;t.<lb/>
Nach W. Gentles wird das Ar&#x017F;en aus dem Kupfer entfernt, indem<lb/>
man zu dem ge&#x017F;chmolzenen Metall ein Gemi&#x017F;ch von Manganoxyd und<lb/>
einem Alkali oder einem Alkali&#x017F;alz fügt. Als ein &#x017F;olches Gemi&#x017F;ch<lb/>
werden gleiche Teile Mangandioxyd und Natriumkarbonat empfohlen.<lb/>
Nach F. Garnier &#x017F;oll zum Raffinieren von Kupfer das&#x017F;elbe in einem<lb/>
ba&#x017F;i&#x017F;ch gefütterten Ofen mit Kohle und einer ba&#x017F;i&#x017F;chen Schlacke, be&#x017F;tehend<lb/>
aus 70 % Ba&#x017F;e und 30 % Kie&#x017F;el&#x017F;äure, &#x017F;owie Fluß&#x017F;pat ge&#x017F;chmelzt werden.</p><lb/>
              <p>Die Gewinnung des Kupfers auf na&#x017F;&#x017F;em Wege wird haupt&#x017F;ächlich<lb/>
dort angewendet, wo wegen Kupferarmut der Erze der trockene Weg<lb/>
nicht lohnend er&#x017F;cheint. Die Cementation, welche das &#x017F;og. Cement-<lb/>
kupfer liefert, be&#x017F;teht darin, daß das Kupfer aus &#x017F;einen Lö&#x017F;ungen durch<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[589/0607] Das Kupfer. [Abbildung Fig. 350. Garherd.] [Abbildung Fig. 351. Spleißofen.] Ein weſentlich verbeſſerter Ofen zur Röſtung der Kupfererze iſt der Kupfererz-Doppelofen. Vom Roſt aus ſtreicht die Flamme über den unteren Herd, geht in einem vertikalen Kanal nach einem darüber- liegenden Herd und von hieraus zur Eſſe. Die Erze werden durch die Decke des oberen Herdes eingeſchüttet und durch eine Krählvorrichtung, welche ihren Antrieb unter dem Herde hat, ge- wendet. Bei einem ähnlich konſtruierten Ofen iſt die Krählvorrichtung hohl und dient dazu, Waſſerdampf einſtrömen zu laſſen. Dieſer Waſſer- dampf zerſetzt ſich in Waſſerſtoff und Sauerſtoff, welche mit dem Arſen und Antimon flüchtige Verbindungen bilden, wodurch das Kupfer von dieſen beiden Metallen gereinigt wird. Zugleich wirkt der Dampf mechaniſch, indem er das geſchmolzene Metall in Wallung erhält und ſo alle Teile desſelben leichter oxydierbar macht. H. Schliephacke empfiehlt zur Darſtellung von Kupfer aus Schwefel- kupfer, in das ſchmelzende Schwefelkupfer überhitzten Waſſerdampf zu leiten. Hierbei wird dasſelbe unter Bildung von ſchwefliger Säure in metalliſches Kupfer übergeführt, welches noch einen Reſt Kupferoxydul enthält. Durch Rühren des geſchmolzenen Kupfers mit Birkenholz wird auch dieſer Reſt Kupferoxydul zu metalliſchem Kupfer reduziert. Die Beendigung des Prozeſſes iſt am Verſchwinden der charakteriſtiſchen Waſſerſtoffflamme erkennbar, da die Zerſetzung des Waſſerdampfes aufhört, wenn alles Schwefelkupfer in metalliſches Kupfer verwandelt iſt. Nach W. Gentles wird das Arſen aus dem Kupfer entfernt, indem man zu dem geſchmolzenen Metall ein Gemiſch von Manganoxyd und einem Alkali oder einem Alkaliſalz fügt. Als ein ſolches Gemiſch werden gleiche Teile Mangandioxyd und Natriumkarbonat empfohlen. Nach F. Garnier ſoll zum Raffinieren von Kupfer dasſelbe in einem baſiſch gefütterten Ofen mit Kohle und einer baſiſchen Schlacke, beſtehend aus 70 % Baſe und 30 % Kieſelſäure, ſowie Flußſpat geſchmelzt werden. Die Gewinnung des Kupfers auf naſſem Wege wird hauptſächlich dort angewendet, wo wegen Kupferarmut der Erze der trockene Weg nicht lohnend erſcheint. Die Cementation, welche das ſog. Cement- kupfer liefert, beſteht darin, daß das Kupfer aus ſeinen Löſungen durch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/607
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/607>, abgerufen am 22.11.2024.