Wege, den die Gewichte zurückzulegen haben, sehr viel an Platz gespart wird. Man tauscht dagegen gewisse andere Unannehmlichkeiten ein und wir können in der Einführung der Feder eine Verbesserung nicht erblicken. Wir haben sie erwähnt, weil die Taschenuhren, welche auf diese Raum- ersparnis angewiesen sind, auch den Gebrauch der Triebfeder verlangen. Wir wenden uns der Erfindung dieser zu.
Die Taschenuhren.
Die tragbaren Uhren waren sicher schon in der Mitte des 14. Jahr- hunderts bekannt, wenn sie auch noch selten und sehr teuer waren. Man weiß nicht, wo und von wem sie erfunden wurden. Aber es heißt, daß eine in Deutschland gebaute, welche kaum die Größe einer Walnuß hatte, im Jahre 1380 dem Könige Karl V. von Frankreich zum Geschenk gemacht wurde. Allgemein wurde der Gebrauch dieser Uhren erst im Laufe des 16. Jahrhunderts. Man nannte sie da- mals häufig Nürnberger Eier, wegen ihrer Form und wegen des Ortes, wo sie zuerst allgemeiner verfertigt wurden. Als ihr Erfinder galt -- wahrscheinlich mit Unrecht -- der Nürnberger Peter Henlein (Hele), der um 1500 lebte. Bald wußte man sie so ausgezeichnet klein zu machen, daß der Vicentiner Capobianco eine solche in den Ring des Großtürken zu fassen wußte, und eine andere ebenso kleine dem Herzog von Urbino zum Geschenke machte. Diese letztere zeigte sogar die zwölf Zeichen des Tierkreises und eine Figur, die den Lauf der Zeiten angab.
Die Taschenuhren müssen die Zeit anzeigen sowohl wenn die Uhr senkrecht gehalten wird, wie wenn sie in mehr oder weniger geneigter, ja selbst wenn sie in wagerechter Stellung sich befindet. Hieraus folgt schon, daß das Gewicht und das Pendel, die besten Mittel, um fest aufgestellte Uhren in Gang zu halten, für die Taschenuhren völlig ungeeignet sind. Sie erhalten ihre Bewegung durch die Elastizität der Triebfeder. Diese setzt, wie oben beschrieben wurde, einen Cylinder in Umdrehung, und wie sich diese auf die übrigen Teile der Uhren und schließlich auch auf die Zeiger überträgt, das ersehen wir nun aus der Figur 32.
Erſindung der Zeitmeßapparate.
[Abbildung]
Fig. 31.
Spirale mit Schnecke.
Wege, den die Gewichte zurückzulegen haben, ſehr viel an Platz geſpart wird. Man tauſcht dagegen gewiſſe andere Unannehmlichkeiten ein und wir können in der Einführung der Feder eine Verbeſſerung nicht erblicken. Wir haben ſie erwähnt, weil die Taſchenuhren, welche auf dieſe Raum- erſparnis angewieſen ſind, auch den Gebrauch der Triebfeder verlangen. Wir wenden uns der Erfindung dieſer zu.
Die Taſchenuhren.
Die tragbaren Uhren waren ſicher ſchon in der Mitte des 14. Jahr- hunderts bekannt, wenn ſie auch noch ſelten und ſehr teuer waren. Man weiß nicht, wo und von wem ſie erfunden wurden. Aber es heißt, daß eine in Deutſchland gebaute, welche kaum die Größe einer Walnuß hatte, im Jahre 1380 dem Könige Karl V. von Frankreich zum Geſchenk gemacht wurde. Allgemein wurde der Gebrauch dieſer Uhren erſt im Laufe des 16. Jahrhunderts. Man nannte ſie da- mals häufig Nürnberger Eier, wegen ihrer Form und wegen des Ortes, wo ſie zuerſt allgemeiner verfertigt wurden. Als ihr Erfinder galt — wahrſcheinlich mit Unrecht — der Nürnberger Peter Henlein (Hele), der um 1500 lebte. Bald wußte man ſie ſo ausgezeichnet klein zu machen, daß der Vicentiner Capobianco eine ſolche in den Ring des Großtürken zu faſſen wußte, und eine andere ebenſo kleine dem Herzog von Urbino zum Geſchenke machte. Dieſe letztere zeigte ſogar die zwölf Zeichen des Tierkreiſes und eine Figur, die den Lauf der Zeiten angab.
Die Taſchenuhren müſſen die Zeit anzeigen ſowohl wenn die Uhr ſenkrecht gehalten wird, wie wenn ſie in mehr oder weniger geneigter, ja ſelbſt wenn ſie in wagerechter Stellung ſich befindet. Hieraus folgt ſchon, daß das Gewicht und das Pendel, die beſten Mittel, um feſt aufgeſtellte Uhren in Gang zu halten, für die Taſchenuhren völlig ungeeignet ſind. Sie erhalten ihre Bewegung durch die Elaſtizität der Triebfeder. Dieſe ſetzt, wie oben beſchrieben wurde, einen Cylinder in Umdrehung, und wie ſich dieſe auf die übrigen Teile der Uhren und ſchließlich auch auf die Zeiger überträgt, das erſehen wir nun aus der Figur 32.
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Erſindung der Zeitmeßapparate.
[Abbildung Fig. 31. Spirale mit Schnecke.]
Wege, den die Gewichte zurückzulegen haben, ſehr viel an Platz geſpart
wird. Man tauſcht dagegen gewiſſe andere Unannehmlichkeiten ein und
wir können in der Einführung der Feder eine Verbeſſerung nicht erblicken.
Wir haben ſie erwähnt, weil die Taſchenuhren, welche auf dieſe Raum-
erſparnis angewieſen ſind, auch den Gebrauch der Triebfeder verlangen.
Wir wenden uns der Erfindung dieſer zu.
Die Taſchenuhren.
Die tragbaren Uhren waren ſicher ſchon in der Mitte des 14. Jahr-
hunderts bekannt, wenn ſie auch noch ſelten und ſehr teuer waren.
Man weiß nicht, wo und von wem ſie erfunden wurden. Aber es
heißt, daß eine in Deutſchland gebaute, welche kaum die Größe einer
Walnuß hatte, im Jahre 1380 dem Könige Karl V. von Frankreich
zum Geſchenk gemacht wurde. Allgemein wurde der Gebrauch dieſer
Uhren erſt im Laufe des 16. Jahrhunderts. Man nannte ſie da-
mals häufig Nürnberger Eier, wegen ihrer Form und wegen des
Ortes, wo ſie zuerſt allgemeiner verfertigt wurden. Als ihr Erfinder
galt — wahrſcheinlich mit Unrecht — der Nürnberger Peter Henlein
(Hele), der um 1500 lebte. Bald wußte man ſie ſo ausgezeichnet
klein zu machen, daß der Vicentiner Capobianco eine ſolche in den
Ring des Großtürken zu faſſen wußte, und eine andere ebenſo kleine
dem Herzog von Urbino zum Geſchenke machte. Dieſe letztere zeigte
ſogar die zwölf Zeichen des Tierkreiſes und eine Figur, die den Lauf
der Zeiten angab.
Die Taſchenuhren müſſen die Zeit anzeigen ſowohl wenn die Uhr
ſenkrecht gehalten wird, wie wenn ſie in mehr oder weniger geneigter,
ja ſelbſt wenn ſie in wagerechter Stellung ſich befindet. Hieraus
folgt ſchon, daß das Gewicht und das Pendel, die beſten Mittel, um
feſt aufgeſtellte Uhren in Gang zu halten, für die Taſchenuhren völlig
ungeeignet ſind. Sie erhalten ihre Bewegung durch die Elaſtizität der
Triebfeder. Dieſe ſetzt, wie oben beſchrieben wurde, einen Cylinder in
Umdrehung, und wie ſich dieſe auf die übrigen Teile der Uhren und
ſchließlich auch auf die Zeiger überträgt, das erſehen wir nun aus der
Figur 32.
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/60>, abgerufen am 22.11.2024.
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