wonnene Roh- oder Gußeisen läßt man in langen Formsandkanälen oder in flachen eisernen Vertiefungen erkalten. Das Roh- oder Guß- eisen enthält außer dem Kohlenstoff noch geringe Mengen von Kiesel, Schwefel und Phosphor, selten auch Stickstoff.
Eigenschaften. Die Art, wie es den Kohlenstoff enthält, ist ent- scheidend für seine Eigenschaften, und danach unterscheidet man drei Arten von Roheisen. In dem weißen Roheisen ist der Kohlenstoff chemisch gebunden, es ist hart, spröde und von starkem weißen Glanz, dessen beste Sorte "Spiegeleisen" genannt wird, und hauptsächlich zur Gewinnung von Stabeisen und Rohstahl dient. Das graue Roheisen enthält den Kohlenstoff nur mechanisch als Graphit beigemengt, ist nicht so hart als das vorige und hat eine hellgraue bis schwarzgraue Farbe; es wird besonders zu Gußwaren verwendet. Drittens endlich, das halbierte Roheisen, ist ein Gemenge der beiden vorher genannten. Alle drei Arten sind schmelzbar, aber nicht schweiß- oder schmiedbar, spröde und nicht elastisch.
Aus dem weißen Roheisen wird das Schmiedeeisen, auch Stab- oder Frischeisen genannt, gewonnen, und zwar, indem man demselben den Kohlenstoff bis auf wenigstens 0,5 % entzieht. Dieses Austreiben des Kohlenstoffes geschieht in hoher Temperatur durch den Sauerstoff der atmosphärischen Luft, indem dieselbe den vorhandenen Kohlenstoff zu Kohlensäure oder Kohlenoxydgas oxydiert, welche entweichen. Gleich- zeitig wird aber auch ein Teil des Eisens zu Eisenoxydul oxydiert, und dieses bildet mit dem ebenfalls zu Kieselsäure oxydierten Kiesel kiesel- saures Eisenoxydul, welches als Schlacke entfernt wird. Diese Her- stellung des Schmiedeeisens kann nach zwei Methoden bewerkstelligt werden, und zwar entweder auf Herden im sog. "Frischprozeß" oder in Flammenöfen im sog. "Puddlingsprozeß".
Der Frischherd (Fig. 339) bildet bei a einen tiefen, mit eisernen Platten ausgelegten Herd, in welchen die Düse eines Gebläses c führt.
[Abbildung]
Fig. 339.
Frischherd.
Dieser Düse gegenüber- liegend, befindet sich ein höher liegender Herd b, in welchen das Roheisen gebracht wird, und von dem es geschmolzen, lang- sam nach dem tiefer liegen- den Herd a abtropft. Beim Fallen der einzelnen Tropfen durch die Luft gehen die vorher beschriebenen Oxydationen vor sich, und auch hier schützt die Schlacke durch Bedecken des flüssigen Eisens im Herde a dasselbe vor weiterer Oxydation. Diese Schlacke wird nach beendetem Prozeß abge- zogen und "Garschlacke" genannt, sie enthält ziemlich viel Eisenoxydul und wird als Zusatz bei der nächsten Operation benutzt. Der letzte
Die Rohgewinnung der Metalle.
wonnene Roh- oder Gußeiſen läßt man in langen Formſandkanälen oder in flachen eiſernen Vertiefungen erkalten. Das Roh- oder Guß- eiſen enthält außer dem Kohlenſtoff noch geringe Mengen von Kieſel, Schwefel und Phosphor, ſelten auch Stickſtoff.
Eigenſchaften. Die Art, wie es den Kohlenſtoff enthält, iſt ent- ſcheidend für ſeine Eigenſchaften, und danach unterſcheidet man drei Arten von Roheiſen. In dem weißen Roheiſen iſt der Kohlenſtoff chemiſch gebunden, es iſt hart, ſpröde und von ſtarkem weißen Glanz, deſſen beſte Sorte „Spiegeleiſen“ genannt wird, und hauptſächlich zur Gewinnung von Stabeiſen und Rohſtahl dient. Das graue Roheiſen enthält den Kohlenſtoff nur mechaniſch als Graphit beigemengt, iſt nicht ſo hart als das vorige und hat eine hellgraue bis ſchwarzgraue Farbe; es wird beſonders zu Gußwaren verwendet. Drittens endlich, das halbierte Roheiſen, iſt ein Gemenge der beiden vorher genannten. Alle drei Arten ſind ſchmelzbar, aber nicht ſchweiß- oder ſchmiedbar, ſpröde und nicht elaſtiſch.
Aus dem weißen Roheiſen wird das Schmiedeeiſen, auch Stab- oder Friſcheiſen genannt, gewonnen, und zwar, indem man demſelben den Kohlenſtoff bis auf wenigſtens 0,5 % entzieht. Dieſes Austreiben des Kohlenſtoffes geſchieht in hoher Temperatur durch den Sauerſtoff der atmoſphäriſchen Luft, indem dieſelbe den vorhandenen Kohlenſtoff zu Kohlenſäure oder Kohlenoxydgas oxydiert, welche entweichen. Gleich- zeitig wird aber auch ein Teil des Eiſens zu Eiſenoxydul oxydiert, und dieſes bildet mit dem ebenfalls zu Kieſelſäure oxydierten Kieſel kieſel- ſaures Eiſenoxydul, welches als Schlacke entfernt wird. Dieſe Her- ſtellung des Schmiedeeiſens kann nach zwei Methoden bewerkſtelligt werden, und zwar entweder auf Herden im ſog. „Friſchprozeß“ oder in Flammenöfen im ſog. „Puddlingsprozeß“.
Der Friſchherd (Fig. 339) bildet bei a einen tiefen, mit eiſernen Platten ausgelegten Herd, in welchen die Düſe eines Gebläſes c führt.
[Abbildung]
Fig. 339.
Friſchherd.
Dieſer Düſe gegenüber- liegend, befindet ſich ein höher liegender Herd b, in welchen das Roheiſen gebracht wird, und von dem es geſchmolzen, lang- ſam nach dem tiefer liegen- den Herd a abtropft. Beim Fallen der einzelnen Tropfen durch die Luft gehen die vorher beſchriebenen Oxydationen vor ſich, und auch hier ſchützt die Schlacke durch Bedecken des flüſſigen Eiſens im Herde a dasſelbe vor weiterer Oxydation. Dieſe Schlacke wird nach beendetem Prozeß abge- zogen und „Garſchlacke“ genannt, ſie enthält ziemlich viel Eiſenoxydul und wird als Zuſatz bei der nächſten Operation benutzt. Der letzte
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Die Rohgewinnung der Metalle.
wonnene Roh- oder Gußeiſen läßt man in langen Formſandkanälen
oder in flachen eiſernen Vertiefungen erkalten. Das Roh- oder Guß-
eiſen enthält außer dem Kohlenſtoff noch geringe Mengen von Kieſel,
Schwefel und Phosphor, ſelten auch Stickſtoff.
Eigenſchaften. Die Art, wie es den Kohlenſtoff enthält, iſt ent-
ſcheidend für ſeine Eigenſchaften, und danach unterſcheidet man drei
Arten von Roheiſen. In dem weißen Roheiſen iſt der Kohlenſtoff
chemiſch gebunden, es iſt hart, ſpröde und von ſtarkem weißen Glanz,
deſſen beſte Sorte „Spiegeleiſen“ genannt wird, und hauptſächlich zur
Gewinnung von Stabeiſen und Rohſtahl dient. Das graue Roheiſen
enthält den Kohlenſtoff nur mechaniſch als Graphit beigemengt, iſt
nicht ſo hart als das vorige und hat eine hellgraue bis ſchwarzgraue
Farbe; es wird beſonders zu Gußwaren verwendet. Drittens endlich,
das halbierte Roheiſen, iſt ein Gemenge der beiden vorher genannten.
Alle drei Arten ſind ſchmelzbar, aber nicht ſchweiß- oder ſchmiedbar,
ſpröde und nicht elaſtiſch.
Aus dem weißen Roheiſen wird das Schmiedeeiſen, auch Stab-
oder Friſcheiſen genannt, gewonnen, und zwar, indem man demſelben
den Kohlenſtoff bis auf wenigſtens 0,5 % entzieht. Dieſes Austreiben
des Kohlenſtoffes geſchieht in hoher Temperatur durch den Sauerſtoff
der atmoſphäriſchen Luft, indem dieſelbe den vorhandenen Kohlenſtoff
zu Kohlenſäure oder Kohlenoxydgas oxydiert, welche entweichen. Gleich-
zeitig wird aber auch ein Teil des Eiſens zu Eiſenoxydul oxydiert, und
dieſes bildet mit dem ebenfalls zu Kieſelſäure oxydierten Kieſel kieſel-
ſaures Eiſenoxydul, welches als Schlacke entfernt wird. Dieſe Her-
ſtellung des Schmiedeeiſens kann nach zwei Methoden bewerkſtelligt
werden, und zwar entweder auf Herden im ſog. „Friſchprozeß“ oder
in Flammenöfen im ſog. „Puddlingsprozeß“.
Der Friſchherd (Fig. 339) bildet bei a einen tiefen, mit eiſernen
Platten ausgelegten Herd, in welchen die Düſe eines Gebläſes c führt.
[Abbildung Fig. 339. Friſchherd.]
Dieſer Düſe gegenüber-
liegend, befindet ſich ein
höher liegender Herd b,
in welchen das Roheiſen
gebracht wird, und von
dem es geſchmolzen, lang-
ſam nach dem tiefer liegen-
den Herd a abtropft. Beim
Fallen der einzelnen
Tropfen durch die Luft
gehen die vorher beſchriebenen Oxydationen vor ſich, und auch hier ſchützt
die Schlacke durch Bedecken des flüſſigen Eiſens im Herde a dasſelbe vor
weiterer Oxydation. Dieſe Schlacke wird nach beendetem Prozeß abge-
zogen und „Garſchlacke“ genannt, ſie enthält ziemlich viel Eiſenoxydul
und wird als Zuſatz bei der nächſten Operation benutzt. Der letzte
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/594>, abgerufen am 26.11.2024.
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